Unsere Chance
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Unsere Chance

Mut, Handeln und Visionen in der Krise

  1. 160 Seiten
  2. German
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Unsere Chance

Mut, Handeln und Visionen in der Krise

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Inhaltsverzeichnis
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Über dieses Buch

Warum die Krise eine große Chance für uns istDie Zeiten sind bedrohlich wie selten zuvor: Ebola, die Ukraine-Krise, der Flüchtlingsstrom, der nächste drohende Finanzcrash, Abhörskandal, Nahrungsmittelknappheit, Klimawandel – mal unterschwellig, mal laut, überall machen sich Angst, Perspektivlosigkeit und das Gefühl der Ohnmacht breit. Die vorherrschende Einfach-immer-weiter-so-Taktik von Gesellschaft und Politik ist längst keine tragfähige Strategie mehr. Aufrüttelnd, so politisch klug wie persönlich bewegend, zeigt Beate Winkler, dass genau in dieser Zeit unsere große Chance liegt. Unsere Chance zu Veränderung, zu einem nicht nur gesellschaftlichen, sondern auch persönlichen Sprung in ein anderes, echteres Leben.

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Information

Jahr
2015
ISBN
9783944305707

UNSERE CHANCE: VERÄNDERUNG GEMEINSAM GESTALTEN

Im Chinesischen besteht das Wort Krise aus zwei Zeichen: Das eine heißt Gefahr, das andere Gelegenheit. Zeit, sich der zweiten Bedeutung zuzuwenden: Gelegenheit. Aber um welche Gelegenheiten oder Chancen könnte es sich handeln bei diesen riesigen Themenfeldern? Klima, Migration, Einwanderung, Finanzwirtschaft, Wirtschaft, Soziales, um nur einige zu nennen? Sicherlich wären angesichts des gegenwärtigen Ausmaßes der Krise alle Bereiche zu beleuchten, wenn es um Gelegenheiten für den Wandel geht. Doch ich werde mich in erster Linie nur auf jene Bereiche konzentrieren – und das auch unvollständig –, bei denen möglichst viele Bürgerinnen und Bürger mitwirken können.

Chancen für ein neues Wertebewusstsein: Umdenken und Umfühlen

Gefragt sind als Erstes unsere Werte – sie bestimmen das Denken und das Verhalten eines jeden von uns.

Be-Sinnung auf Werte

Bevor ich auf die Wertediskussion eingehe, die nach den terroristischen Ereignissen von Paris im Januar 2015 aufgeflammt ist, betrachte ich die Situation aus einem davon losgelösten Blickwinkel, denn die Notwendigkeit der Neuorientierung ist unabhängig davon. Suche ich nach Werten, werde ich schnell fündig: Setze ich meine »juristische Brille« auf und lese die UN-Menschenrechtserklärung, die Grundrechtscharta der Europäischen Union mit ihren erstaunlich einfach gehaltenen Formulierungen oder das deutsche Grundgesetz, kann ich feststellen: Fast alles ist gesagt oder geschrieben, was wir als Grundlage für ein neues Wertebewusstsein brauchen. Beispiele: Die Würde jedes einzelnen Menschen ist unantastbar, unser Recht auf Freiheit und Selbstentfaltung ist zu achten, das Recht auf Unterschiedlichkeit ist zugesichert – ich darf wegen meines Geschlechts, meines Glaubens, meines Alters oder meiner ethnischen Zughörigkeit nicht diskriminiert werden. Nicht zuletzt leben wir in einem Rechtssystem, vor dem wir alle gleich sind und das unabhängig ist – bei allen Schwächen, die Systeme immer haben.
Setze ich meine »religionsinteressierte Brille« auf und blicke in die Bibel, dann denke ich daran, dass die großen Religionen der Welt im Wesentlichen ähnliche Antworten auf die Grundfragen unseres Lebens gegeben haben, wie z. B: Woher komme ich und wohin gehe ich?
All dies sind immense Ressourcen, die uns zur Verfügung stehen, wenn wir über einen Wertewandel und eine Erneuerung unserer Gesellschaft reden. All dies sind Selbstverständlichkeiten, die wir leider oft nicht mehr wahrnehmen. Diese Ressourcen können, wenn sie denn wieder stärker wahrgenommen werden, unserer Gesellschaft einen größeren Zusammenhalt und positive Zukunftsperspektiven geben. Es geht um ein erneuertes Bewusstsein für unsere grundsätzlichen Werte – und es geht um ihre aktive Vermittlung. Wir brauchen »Be-Sinnung« auf unsere Grundverfassungen und auf Menschenrechte, um einen Kurswechsel zu erreichen. Für diese aktive Vermittlung von Werten und Rechten gibt es auch Institutionen, die zu Verbündeten werden können: Schulen und Weiterbildungsstätten, kulturelle Einrichtungen in Städten und Gemeinden, NGOs und Stiftungen, Religionsgemeinschaften und nicht zu vergessen die Medien. Sie alle sind mit Fragen der Wertevermittlung befasst.

Aufflammen einer neuen Wertediskussion

Ganz unerwartet ist eine neue Wertediskussion entbrannt und voll im Gange – ausgelöst durch die terroristischen Attentate in Paris im Januar 2015. Im öffentlichen Diskurs standen die Themen Meinungs- und Pressefreiheit, unser Zusammenleben mit ethnischen, religiösen, kulturellen Minderheiten und unsere Sicherheit sofort an oberster Stelle. Kontroverse und heftige Diskussionen bewegen seitdem Europa und seine Bürgerinnen und Bürger. Für mich ist klar: Es darf keine Einschränkungen unserer Freiheitsrechte geben. Wir dürfen den Terroristen nicht zum Erfolg verhelfen, indem wir die Substanz unserer Gesellschaft aufgeben. Doch wenn dem so ist, müssen wir die Diskussion breiter führen – sie muss alle Grundwerte unserer Gesellschaft erfassen. Mehr denn je ist eine offene, selbstbewusste Gesellschaft gefragt, die die Rechte der anderen anerkennt: »Freiheit, Gleichheit, Geschwisterlichkeit« und »Menschenwürde, Solidarität, Respekt«, um nur einige zu nennen. Bei diesem Diskurs müssen wir uns viele Fragen stellen, wie z. B.: Welche Freiheit meinen wir, wenn wir von Freiheit sprechen, und welche Grundsätze haben wir? Nicht zuletzt stellt sich die Frage an meine Generation: Welche Welt wollen wir hinterlassen? Es geht um eine tief greifende Auseinandersetzung mit Ideen und Ideologien, Werten und Werthaltungen.
Diese Diskussion lässt uns aber auch die Frage nach unserer Verantwortung stellen und nach der Balance für unser Handeln. Wir müssen uns fragen – und fragen lassen –, ob nicht auch provoziert wird, nur um uns in unserer Meinungsfreiheit zu bestätigen, auf Kosten von anderen, die sich durch Provokation gedemütigt fühlen. Zur Freiheit gehört Verantwortung und – Gelassenheit. Gelassenheit auch, um nicht der Angst oder Hysterie zu erliegen. Überstürzte und wenig ausbalancierte Handlungen gilt es zu vermeiden. Überhitzte Reaktionen verhelfen den Dschihadisten zum Erfolg. Ein Ziel haben sie schon erreicht: Sie haben uns das Fürchten beigebracht.

Wahrnehmung von Bedürfnissen und Gefühlen

Damit sind wir schon bei den Emotionen und weg von aktuellen Anlässen. Es geht um mehr als um die klassischen Grundwerte: Es geht um Umdenken und »Umfühlen«. Die Bedeutung unserer Gefühle und Bedürfnisse steht jetzt im Mittelpunkt, vor allem das Bedürfnis nach Zugehörigkeit und Anerkennung. Dies betrachte ich vor dem Hintergrund beunruhigender Entwicklungen: etwa der Faszination, die der Islamische Staat (IS), Dschihadisten und Extremisten auf manche Jugendliche ausüben. In diesen Gruppen finden Jugendliche das, was ihnen oft am meisten fehlt, wonach sie sich aber am stärksten sehnen: das Gefühl von Zugehörigkeit, Anerkennung und Lebenssinn – so inakzeptabel das für uns auch sein mag. In fast allen Berichten, die ich in meiner früheren Funktion als Direktorin der EU-Agentur zu verantworten hatte, standen diese Phänomene im Kern der Analysen, wenn es darum ging, worunter Jugendliche mit Migrationshintergrund am meisten leiden. Es war das Gefühl, nicht dazuzugehören, nicht anerkannt zu sein und kaum Zukunftsperspektiven zu haben. Unter diesem mangelnden Zugehörigkeitsgefühl leiden auch andere Menschen in unserer fragmentierten Gesellschaft, etwa jene, die in ihrer Arbeit weder Sinn noch Zugehörigkeit oder Anerkennung erfahren, oder auch Arbeitslose, die am Arbeitsleben nicht teilhaben können. Unserer Gesellschaft, die auf der Grundidee des Humanismus basiert, ist es nicht gelungen, die Bedeutung von Gefühlen und Bedürfnissen wie Zugehörigkeit und Anerkennung umfassend zu vermitteln.

Umfangreiches Wissen und Erfahrungen nutzen

Doch auch bei der Frage des Umgangs mit Bedürfnissen und Gefühlen können wir auf Bestehendes zurückgreifen und es weitervermitteln. Es gibt ein umfangreiches Wissen in Psychologie und Psychoanalyse, das wir vor allem der Forschung im letzten Jahrhundert zu verdanken haben. Dieses Wissen, welches immer noch in erster Linie in therapeutischen Zusammenhängen gesehen wird, gilt es viel stärker in die klassischen Bildungseinrichtungen wie Kindergarten und Schule zu integrieren. Aber auch hier haben Pioniere wie etwa die Reformpädagogin Maria Montessori Visionäres geleistet, indem sie Kinder und Jugendliche ganzheitlich – also Geist, Seele und Körper – betrachteten. Es gibt neue Ansätze in der Bildungsforschung, etwa am Max-Planck-Institut in Berlin, bei denen beispielsweise folgenden Fragen nachgegangen wird: Wie hängen Gefühl und Bildung zusammen? Wie veränderlich sind Gefühle sozial und historisch? Es gibt zahlreiche Zeitschriften wie z. B. Psychologie Heute, die Wissen an ihre Leser und Leserinnen seit Jahrzehnten weitervermitteln, zahllose Seminare, die ihre Teilnehmerinnen und Teilnehmer informieren und inspirieren. Es existieren große und kleinere Kompetenzzentren wie etwa das Forum Lebensqualität in Österreich, das Erfahrungen im Umgang mit Gefühlen wie Empathie an Bildungseinrichtungen weitergibt und gleichzeitig Wissen vermittelt, wie Jugendliche mit ihrer Lust am Risiko umgehen können. Das Tanzprojekt mit Jugendlichen von Simon Rattle, das 2004 durch den Kinofilm Rhythm Is It weltweit Beachtung fand, hat neue Formen des Lernens ermöglicht und mittlerweile viele Nachahmer bis hin nach Palästina gefunden. Die gemeinsame Erfahrung von Tanz und Musik lassen bei Jugendlichen Offenheit, Teamgeist und Vertrauen wachsen – auch das Vertrauen zu sich selbst. Diese Liste ließe sich endlos fortsetzen. Es gibt also ausreichend Wissen und Erfahrungen, die uns helfen können, unsere Gefühle und Bedürfnisse besser wahrzunehmen. Auf diesen Reichtum können wir aufbauen, um ihn zu bündeln, weiterzuentwickeln und zu strukturieren und ihn zu festen Bestandteilen von Lern- und Erfahrungsorten zu machen.

Zuversicht in mich selbst: Meine Veränderungsbereitschaft

Ein Erfahrungs- und Lernort bin ich selbst. Das ist jeder Mensch. Auch hier sind die meisten gut ausgestattet, wie ich aus eigener Erfahrung weiß. Entgegen allen Unkenrufen, dass Veränderungen bei Menschen nur sehr begrenzt möglich sind, habe ich vor einigen Jahren mein Leben auf den Prüfstand gestellt – und mich verändert. Von einer gejagten und sich selbst jagenden europäischen, politischen Menschenrechtsexpertin, die nach dem Motto »Hier bin ich, wo ist die Aufgabe?« agierte, habe ich mich zur »Co-Pilotin für Chancenvielfalt« – und Malerin entwickelt. Anlass für diesen Prozess waren äußere Ereignisse, die auf innere Entwicklungen trafen. Von einem Tag zum anderen waren im Jahr 2008 bei mir grundlegende Sicherheiten weggebrochen – oder schienen fort zu sein: berufliche Perspektiven mitten im Finanzcrash. Entgegen meinem bisher üblichen Verhaltensmuster machte ich halt und fragte mich: Aufgabe weg. Wer bin ich? Will ich mehr vom Gleichen oder will ich vielleicht noch etwas ganz anderes in meinem Leben entwickeln und erfahren? Etwas, das noch gar nicht fassbar ist, das mein Leben mehr in Einklang mit meinen Bedürfnissen und Gefühlen bringt? Schwierige und grundlegende Fragen, auf die nicht im Schnellverfahren Antworten zu finden sind. Diesen Fragen, dieser inneren Stimme der Sehnsucht bin ich gefolgt. Damit begann der umfassendste bewusste Veränderungsprozess in meinem Leben. Ein Prozess, bei dem ich mich neu entdeckt und entfaltet habe und bei dem ich zur Freundin von mir selbst geworden bin. Dies sicherlich nicht jederzeit und an jedem Ort – aber doch immer mehr und mehr.

Wissen über Prozesse gibt Sicherheit

Zugegeben, es ist nicht ganz leicht, sich einem Veränderungsprozess bewusst auszusetzen, der einen mit den eigenen Gefühlen und Bedürfnissen besser in Einklang bringt: Das Alte ist weg und das Neue ist noch nicht da. Doch ich will auch an dieser Stelle Mut machen, sich darauf einzulassen: durch eine kurze Beschreibung meines eigenen Veränderungsprozesses und der Ge fühle, die ihn begleitet haben – meine Verunsicherungen und Ängste, meine Abschiede und Anfänge, meine Hoffnungen und Neuentdeckungen. Andere Menschen haben andere Empfindungen und Erfahrungen, doch nicht nur ich allein befinde mich in einer Situation, die nach einer persönlichen Veränderung verlangt. So ist meine Geschichte auch hier ein Fallbeispiel, das für viele steht und in dem sich der Ablauf eines solchen Entwicklungsprozesses widerspiegelt – der bei jedem anders aussehen kann, aber im Wesentlichen doch ähnlich abläuft. In einer solchen Situation weiß niemand, wie das Ergebnis aussehen wird, aber es gibt so etwas wie eine Prozesssicherheit – das Wissen über den Ablauf eines solchen Prozesses. Grob umrissen lässt er sich in folgenden Stichworten zusammenfassen: Zeichen für Veränderung wahrnehmen, Abschied nehmen und trauern, Abstand und Angst zulassen, Stille und Leere erleben, Bedürfnisse und Sehnsucht spüren, Muster loslassen und neue Räume entstehen lassen, Vergangenes schätzen und Ressourcen wahrnehmen. Am Ende meines Prozesses konnte ich wahrnehmen, was er mir alles geschenkt hatte: neue Sichtweisen auf das Leben, auf Menschen und mich selbst, die Entdeckung von ganz unerwarteten Ressourcen und unverhofften Mög lichkeiten. Vor allem aber war es die Erfahrung, dass das Glück nicht hinter oder vor mir zu finden ist, sondern in mir liegt, in der Beziehung zu mir selbst, zu anderen Menschen und der Welt.

Ressourcen entdecken und entfalten

Dieser Prozess zeigt, dass sich auch dann, wenn sehr vieles an Sicherheiten weggebrochen zu sein scheint, neue Türen und Tore öffnen. Ich kann Vertrauen haben, dass das Leben mich trägt und ich einen Weg finden werde – ohne in eine Depression abzugleiten. All dies habe ich erläutert und vertieft in meinem Buch Es ist etwas in mir, das nach Veränderung ruft. Doch es waren nicht nur Tore zu neuen Welten, die sich öffneten, sondern auch unerwartete Türen des Verständnisses zur Vergangenheit. Ich bekam Gelegenheit, mich mit meiner Geschichte und der meiner Familie auseinanderzusetzen: Traumata und alte »Gespenster« aufzuspüren, die mein Leben unnötig belasteten. So wie es sehr vielen Menschen ergeht, denn die Folgen von Kriegen, Gewalt und existenziellen Verlusten wirken in vielen fort. Oft unbewusst nehmen sie uns Lebenschancen. Wir haben eben nicht gelernt, unsere Seele täglich wie die Zähne zu »putzen« und schleppen »Müll« mit uns herum, der uns Lebensenergien nimmt. Doch diese Lebensenergie gehört zu uns und sie kommt zurück, wenn wir uns mit diesen »Gespenstern« der Vergangenheit auseinandersetzen. Bei meiner eigenen Expedition ins Unbekannte konnte ich weitere unerwartete Ressourcen entdecken, die bei Veränderungsprozessen hilfreich sind: eine andere Wertschätzung für Freunde, ebenso für Spiritualität und ein neues Körperbewusstsein, Kunst, Gedichte und Musik. Auch der Blick auf die eigene Lebensgeschichte und auf das, was mich als Kind verzaubert hat. Neben meinen Bildern – meiner Malerei – und der Entdeckung dieser Ressourcen erwies sich auch meine Erfahrung im Umgang mit Krisen als eine wichtige Stütze. Ein ganzes Bündel an Erkenntnissen habe ich gewonnen, die auch in Zukunft hilfreich sein werden. Ich nenne einige Beispiele: die Notwendigkeit und das Bedürfnis, immer wieder haltzumachen, Perspektiven zu wechseln und mich auf meine Potenziale zu konzentrieren, Gedanken über die Realität nicht mit Realität gleichzusetzen, die Fragen zu lieben und mit ihnen unterwegs zu sein, Widersprüche nicht aufzuheben, sondern sie als Teil meines Lebens anzunehmen und als kreatives Potenzial zu nutzen – und einiges mehr. Haltzumachen, sich neu zu entde cken und dann zu entfalten ist also nicht nur im gesellschaftlichen Bereich eine große Chance, sondern auch eine großartige Möglichkeit für uns selbst und unsere Entwicklung. Sie gibt uns die Impulse, uns neu zu bestimmen, und kann uns hinführen zu Selbstliebe und Aufgabe von Kontrolle, Achtsamkeit und Vertrauen. Vertrauen, das das Leben trägt.

Bürgergesellschaft: Veränderung geschieht

Doch nicht nur auf der persönlichen Ebene kann ein solcher Veränderungsprozess ganz neue Perspektiven eröffnen. Auch im gesellschaftlichen Bereich kann eine Neujustierung bis dahin unbekannte Chancen bieten. Und wenn wir einen genaueren Blick auf unser gesellschaftliches Umfeld werfen, wird klar: Trotz aller Verunsicherung in der jetzigen Situation haben doch viele Bürgerinnen und Bürger auch Vertrauen in Veränderung und engagieren sich. Das zeigt sich schon in der Vielzahl der Initiativen, die sich seit Längerem v...

Inhaltsverzeichnis

  1. Umschlag
  2. Titel
  3. Impressum
  4. Zitate Hölderlin und Rumi
  5. INHALT
  6. Zitat Buddha
  7. MEIN BLICK BEIM SCHREIBEN DIESES BUCHES
  8. Zitat Konfuzius
  9. ÄNGSTE UND CHANCEN – FRAGEN UND ANTWORTEN
  10. Zitat Lichtenberg
  11. ENTWICKLUNGEN, DIE BEUNRUHIGEN
  12. Zitat Frankl
  13. KRISE: GEFAHR UND GELEGENHEIT – BEURTEILE UND ENTSCHEIDE
  14. Zitat Saint-Exupéry
  15. UNSERE CHANCE: VERÄNDERUNG GEMEINSAM GESTALTEN
  16. Zitat Aristoteles
  17. UNSERE CHANCE: ZUKUNFT WIRKLICHKEIT WERDEN LASSEN
  18. ANREGUNGEN ZUM WEITERLESEN
  19. PERSÖNLICHES