200 Jahre Freimaurerei in Österreich
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200 Jahre Freimaurerei in Österreich

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200 Jahre Freimaurerei in Österreich

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Über dieses Buch

Bernhard Scheichelbauer, langjähriger Großmeister der Großloge von Österreich, sowie Gustav Kuéss, langjähriger Großbibliothekar, beleuchten den historischen Hintergrund zur österreichischen Bruderkette. Ein unerläßliches Werk für den Interessierten sowie für den Bruder Freimaurer.

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Information

Jahr
2015
ISBN
9783706557849

I.

UNTER DEM AUFGEKLÄRTEN ABSOLUTISMUS

Die erste Loge Österreichs

Österreich gehörte damals zu den rückständigsten Staaten in Europa. Kein Wunder, daß hier freimaurerische Ideen den besten Boden fanden, denn Maria Theresia, gewiß eine fromme Frau, sah klar, daß durchgreifende Reformen nötig waren, um den Staat zu erhalten und der Bevölkerung Liebe zum Vaterland einzuflößen. Sie gelangte von sich aus zu der Erkenntnis, und die Freimaurer, die ihr als Berater zur Seite standen, vor allem der Staatskanzler Graf Kaunitz, waren treue Diener des Hauses Habsburg-Lothringen. Die Kaiserin konnte nicht vermeiden, daß sie bei der Durchführung der Neuerungen, die dem Zeitgeist entsprechend nur im Sinne der Aufklärung erfolgen konnten, mit dem konservativsten Element, der katholischen Kirche, in Widerspruch geriet. Es beherrschte sie der altkaiserliche Gedanke, als „oberste Schutzfrau der Kirche“ alle schwebenden Fragen zu ordnen. Absolutistisch und entschieden drang sie in den kirchlichen Rechtskreis ein. Sie verlangte die straffe Durchführung des placetum regium (päpstliche Erlässe durften nur mit staatlicher Bewilligung verkündet werden), die Ausdehnung der Steuern auf die Geistlichkeit, die Fixierung kirchlicher Taxen, Einschränkung geistlicher Gerichte, Aufhebung einiger Feiertage usw. Auf den Rat von Franz Stephan, Kaunitz und van Swieten wurden die Jesuiten aus dem Amte des Hof beichtvaters und des Zensors verdrängt. Als Gegenspieler trat ihr Erzbischof Migazzi entgegen. Er konnte aber nicht verhindern, daß kaiserliche Verordnungen die Abschaffung der geistlichen Strafen, der Klosterkerker und der öffentlichen Kirchenbußen, die Aufhebung gewisser Wallfahrten und des Asylrechtes der Kirche, die Überwachung des Kirchenvermögens und die Aufhebung von Klöstern bestimmten. Auch der Beseitigung des Jesuitenordens durch Clemens XIV. (1773) stimmte Maria Theresia zu.
Als Gefäß neuer kultureller Ideen hatte die „Loge“ auf die geistig regsamen „höheren Stände“, die sich ihrer Führeraufgabe bewußt waren, besonderen Einfluß. Es gehört zu den Pikanterien der Geschichte, daß es gerade ein Kirchenfürst gewesen ist, der Erzbischof Graf Schaffgotsch von Breslau, ein führendes Mitglied der dortigen Loge, der im Jahre 1742 den Reichsgrafen Albert Joseph Hoditz und den Grafen Franz de Grossa mit der Bildung und Installierung einer Loge auf Wiener Boden betraute.
Ihre Umgangssprache war, wie die aller Gebildeten der damaligen Zeit, die französische. In dieser Sprache hat die Loge gearbeitet und ihre Protokolle abgefaßt. Ihnen, die nach einer noch nicht ganz geklärten Irrfahrt schließlich im Archiv der Loge „Friedrich zum weißen Pferde“ in Hannover aufgefunden worden sind, ist es zu verdanken, daß über das Innenleben der ersten Wiener Bauhütte vielfach bessere Kenntnis vorhanden ist als über manche jüngere Periode der österreichischen Freimaurerei.
Das erste Protokoll dieser „sehr ehrwürdigen Gesellschaft der Freimaurer“ vom 17. September 1742 lautet:
„Die sehr achtbare Großloge hat sich heute den 17. September beim sehr ehrwürdigen Großmeister Bruder Hoditz versammelt. Unter der Leitung der nachgenannten Brüder: Hoditz-Großmeister, Wallenstein, Gilgens-Aufseher, Colmann-Schatzmeister, Czernichew-Sekretär.
Anwesend: Duni, Michna, Blair-Gesellen. Arnaud-Lehrling. 2 Türhüter, 6 dienende Brüder.
Aufgenommen: Doria, Hamilton, Joerger, Gondola, Zinzendorf, Tinti, Camellern, Schramm, Engel, Benedetto Testa.
Und da der Sehr Ehrwürdige und die Meister übereingekommen waren, hier eine Großloge zu errichten, hat man heute damit den Anfang gemacht durch die Aufnahme obstehender Brüder, welche mit allen erforderlichen Formalitäten aufgenommen wurden und sich allen Gesetzen der sehr ehrenwerten Gesellschaft unterworfen haben, zum Wohle der Welt.“
Die folgenden Protokolle, die bis zum 2. März 1743 reichen, zeigen, daß die Loge fleißig am Werke war. In dieser Zeit hat sie nicht weniger als 22 Arbeiten abgehalten und 56 Suchenden das Licht erteilt. Unter diesen befinden sich die klangvollsten Namen des in- und ausländischen Hochadels, wie ein Bathyany, Bethlen, Draskovic, Hoyos, Kaunitz, Ligny, Paar, Salm-Reifferscheid, Starhemberg, Trauttmansdorff, Windischgrätz, ein Prinz von Hessen-Rheinfels, Seilern, Gallas, Schwarzenberg, Lievenstein, de Lith und andere, meist hohe Staatsbeamte, Offiziere, Gesandtschaftsmitglieder, Weltgeistliche und einige wenige Bürgerliche.
Was die bürgerlichen Elemente betrifft, so ist besonders das Protokoll vom 20. Jänner 1743 aufschlußreich. Es orientiert auch über die Eigenschaften, auf welche die Loge bei den Suchenden Wert legte. Die diesbezügliche Stelle lautet:
„Der erste Eingeweihte (es handelt sich um Anton v. Freyenthal) ist Unterleutnant im Grenadier-Regiment von Bayreuth im Dienste Ihrer Majestät der Königin von Ungarn, 25 Jahre alt. Er besitzt Gefühl, ein gutes und sehr aufrichtiges Herz und gibt seit einem Jahr glänzende Beweise seiner Achtung vor dem schönen Geschlecht, wie er auch seinen Mut in den letzten Türkenkriegen bewiesen hat.
Der ihm folgende (Joseph Riga) ist Hofrat Sr. Hoheit des durchlauchtigsten Herrn Herzog von Sachsen-Weißenfels und Direktor der Finanzkammer des Prinzen v. Oettingen-Spielberg: ein Mann, der schon lange das Licht sucht und ein großes Verlangen zeigt, sich zu vervollkommnen; er wird der Loge nützlich sein durch seine Kenntnisse in den orientalischen Sprachen, hauptsächlich in der hebräischen und chaldäischen, und ist unter der Bedingung aufgenommen, daß er an den Büchern unseres Archives arbeite; daß er dabei die ersten Quellen der königlichen Kunst aufgräbt und daß er den Geist der Gesetze der alten Maurerei erforsche, von dem uns nur der Buchstabe und die Schale verblieben ist, wie bei den alten Juden, welche auch den Geist ihrer Gesetze vergessen haben.“
Man sieht also, daß die Freimaurerei auf ihrem Umweg nach Wien einen Teil des Wissens um ihre Entstehung und den innersten Kern ihrer Lehre eingebüßt hatte: kein Wunder, da schriftliche Aufzeichnungen verpönt waren und das Brauchtum nur mündlich weitergegeben wurde. Daraus entstanden mit der Zeit Abirrungen, die Anlaß zu Legendenbildungen gaben und dem Ganzen nicht immer zum Vorteil gereichten.
Die illustre Wiener Loge, die später den Namen „Aux trois canons“ wählte, hat den bürgerlichen Gelehrten Riga offenbar hauptsächlich deswegen aufgenommen, weil sie sich von seinen Sprachkenntnissen und seinem Wissen die ihr anscheinend am Herzen liegende Wiederfindung des mystischen Kernes der königlichen Kunst erhoffte. Zur Zeit des Ritters von Born gelangte man denn auch auf eine interessante Spur, von der später noch die Rede sein wird. Aus einigen kabbalistischen Zeichen und einzelnen Sätzen der Protokolle kündigen mystisch-rosenkreuzerische Gedanken und alchemistische Spekulationen sich an, die den Gebildeten jener Zeit allgemein vertraut waren. Die Frage nach dem Ritual der Loge kann aus den Protokollen nicht eindeutig beantwortet werden. Es dürfte nach englischem Muster kurz und einfach gewesen sein. Eigenes Arbeitslokal besaß die Loge keines. Man versammelte sich anfangs beim Reichsgrafen Hoditz, später wechselte man bei den einzelnen Mitgliedern ab. Dem Umstand, daß die Versammlungen unauffällig stattfinden mußten — es gab ja kein Gesetz über Versammlungsfreiheit — ist es wahrscheinlich zuzuschreiben, daß nur eines einzigen Brudermahles am 20. Jänner 1743 beim Unterschatzmeister Bruder Buirette Erwähnung getan wird.
Die Freimaurerei ist ein Männerbund, der in regulären Logen keine Frauen duldet. Die Tatsache scheint zu einer Hofintrige geführt zu haben. Die Kaiserin, die auf ihren „Franzl“ eifersüchtig war, hörte gerne auf Einflüsterungen und so kam es, daß die Tätigkeit der Loge am 7. März 1743 ein unerwartetes Ende fand. Die Loge war unter der Hammerführung des zugeteilten Großmeisters Gondola zu einer Arbeit zusammengetreten, um den Suchenden Graf Starhemberg, Frh. v. Lievenstein, Graf Kaunitz, Graf Trauttmansdorff, Graf Gallas und Frh. v. Pfuhl das Licht zu erteilen, als die Weihehandlung sehr unsanft unterbrochen wurde. Auf Befehl Maria Theresias erschien ein Aufgebot von über hundert Mann Grenadiere und Kürassiere unter Führung des Obristwachtmeisters v. Mühlberg, besetzte das Haus, drang in den Logenraum ein, verhaftete die Anwesenden im Namen der Königin und beschlagnahmte verschiedene Gegenstände.
Die Nachricht von diesem Ereignis ging durch ganz Europa und zahlreiche ausländische Blätter berichteten darüber in mehr oder weniger ausgeschmückter Weise. Einer dieser Berichte sei hier angeführt, da er auch die besonders interessierenden rituellen Gegenstände nennt, die im Logenraum vorgefunden wurden.
Die Vossische Zeitung Nr. 37 bringt folgendes Schreiben ihres Wiener Korrespondenten vom 10. März 1743:
„Dem Vorgeben nach hat wenig gefehlt, so wäre das Geheimnis der Freymäurer entdeckt worden. Ich nehme mir die Freiheit, es Ihnen umständlich zu erzählen ... Als die Loge am 7. dieses Märzmonates versammelt war, so hörte man auf einmal gegen 7 Uhr abends einen Lärm und kurz darauf wurden verschiedene Türen eingeschlagen, durch welche man gehen mußte, bevor man zu dem Innersten der Loge kommen konnte. Man vernahm zwei Flintenschüsse, welche dem Vorgeben nach aus Versehen gethan worden, und verschiedene Kürassiere, die von einem Obrist-Leutnant kommandiert wurden, traten sogleich in das Zimmer. Das Stillschweigen und die Bescheidenheit der Brüder, nebst einer gewissen Zuverlässigkeit als einer sicheren Folge der Unschuld wirketen bey diesen Soldaten nicht wenig Ehrfurcht. Einer der Brüder fragte sie auf Befehl des Meisters der Loge, woher diese Gewalttätigkeiten rühreten, und man antwortete, daß man käme, sie auf Befehl der Königin in Verhaft zu nehmen. Als diese Antwort durch den Bruder dem Meister der Loge hinterbracht wurde, so redete dieser die sämtlichen Mitglieder an: Meine Brüder, wir wollen unserer Königin zeigen, daß sie keine treueren Untertanen hat, als wir sind. Es wäre uns schimpflich, wenn unsere Gesetze nicht ebenso gut in unseren Herzen wie in unseren Archiven stünden. Hierauf entwaffueten sich alle Brüder selbst und gaben ihre Degen dem Meister, welcher sie auf einen Sessel legte und den Offizier bat, die Königin zu versichern, daß sie mit eben dem Gehorsam und der Untertänigkeit, mit welcher sie gegenwärtig die Waffen von sich gäben, dieselben jederzeit für das Glück Ihrer Majestät bis auf den letzten Blutstropfen führen würden.
Weil die meisten vornehme Standespersonen waren, so wurde ihnen auf ihr Versprechen erlaubt, bis auf weiteren Befehl Hausarrest zu halten. Ein irländischer Geistlicher ward in das Erzbischöfliche Gefängnis gebracht und einige andere Personen von geringerem Stand in das Rumorhaus geführt. Desselben Abends wurden noch die Geräte, die man auf dem Tische und in dem Saale gefunden, vor Ihre Majestät gebracht. Sie bestanden in einem Zirkel, einem Winkelmaße, einer Richtschnur, einem Hammer, einem Stein, einigen Schurzfellen, schwarzen und weißen Steinchen, einem Tische und einem Armlehnstuhl. Alles dieses ward zu verschiedenen Mitgliedern der Regierung getragen und ist gegenwärtig bey einem gewissen Grafen Khevenhüller. Man ist jetzt beschäftigt, das Geheimnis aus diesen Stücken zu entdecken...“
Wi...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titel
  3. Impressum
  4. Vorbemerkung
  5. Einleitung
  6. Kap. 1: Unter dem Aufgeklärten Absolutismus:
  7. Kap. 2: Im kaisertum österreich:
  8. Kap. 3: Unter dem doppeladler:
  9. Kap. 4: In der Ersten Republik:
  10. Kap. 5: In der Zweiten Republik:
  11. Anhang: Dokumente
  12. Literaturverzeichnis
  13. Abbildungsverzeichnis
  14. Namenregister
  15. Inhaltsangabe