Der identitäre Rausch
  1. 160 Seiten
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Über dieses Buch

Grenzregionen sind ein fruchtbares Gebiet für Rechtsextremismus, wo nationale Auseinandersetzungen zuerst geschürt und dann politisch ausgeschlachtet werden. Südtirol ist hierfür ein Paradebeispiel. Noch marschieren der deutsche und der italienische Rechtsextremismus getrennt, weil diesen der jeweils eigene Nationalismus entgegensteht. Gemeinsam ist beiden Bewegungen, dass sie erstarken: Mit CasaPound ist der "Faschismus des Dritten Jahrtausends" bereits in den Bozner Gemeinderat gezogen. Auf deutscher Seite spielen Neonazis und rechtsgerichtete Organisationen mit der Südtiroler Urangst des Identitätsverlustes. Außerdem sind Südtirols Rechtsextreme nicht allein, erhalten sie doch aus Deutschland, Österreich und aus Italien ständig ideologischen Nachschub.Le regioni di confine, dove i conflitti nazionali vengono prima scatenati e poi sfruttati politicamente, sono un'area fertile per l'estremismo di destra. L'Alto Adige ne è un esempio paradigmatico. L'estremismo tedesco e quello italiano di destra marciano ancora separatamente, perché contrapposti dal proprio nazionalismo. Ma entrambi si rafforzano. Con CasaPound il fascismo del terzo millennio si è già insediato nel Comune di Bolzano. Sul versante tedesco, organizzazioni neonaziste e di destra giocano con la paura primigenia dei sudtirolesi di perdere l'identità. In Alto Adige gli estremisti di destra non sono soli, ricevono costanti rifornimenti ideologici dalla Germania, dall'Austria e dall'Italia.

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Information

Jahr
2019
ISBN
9788872837108
Leopold Steurer

Südtirol und der Rechtsextremismus

Über „Urangst“-Politik, Geschichtsrevisionismus und rechte Seilschaften

1. Einleitung

Der Beitrag von Claus Gatterer (1924 bis 1984) im Rechtsextremismus-Buch des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes von 1979 ist die bis heute einzige organische Analyse und Beschreibung des Rechtsextremismus in Südtirol nach 1945 – und zwar sowohl was die deutsche wie italienische Sprachgruppe betrifft (Gatterer 1979).
Gatterer unterschied in dieser bis Ende der 1970er-Jahre reichenden Darstellung über die Wurzeln und Motive des Phänomens zwischen einem im Lande selbst, autochthon, entstandenen und einem von außen (aus „Alt-Italien“ bzw. aus Österreich und Deutschland) importierten Rechtsextremismus.
Der Rechtsextremismus innerhalb der italienischen Sprachgruppe kann, so Gatterer, im Wesentlichen mit der Entwicklung der 1946, in Südtirol 1947 gegründeten neofaschistischen Partei Movimento Sociale Italiano (MSI) auf gesamtstaatlicher und lokaler Ebene gleichgesetzt werden und ist deshalb relativ leicht nachzuzeichnen.
Weitaus schwieriger, so Gatterer, sei eine Analyse und Beschreibung des Phänomens Rechtsextremismus innerhalb der deutschen Sprachgruppe. Allerdings sind manche der Gründe, die Gatterer dafür verantwortlich machte (fehlende Mitgliederlisten des Völkischen Kampfring Südtirol [VKS] bis 1939, Verbot der NSDAP in der Operationszone Alpenvorland 1943 bis 1945 etc.), durch die Forschung inzwischen weitgehend behoben. Die Konsultierbarkeit des archivalischen Bestandes von VKS und Arbeitsgemeinschaft der Optanten (ADO) im Südtiroler Landesarchiv, unser Wissen über die Rolle Südtirols bei der Fluchthilfe prominenter NS-Kriegsverbrecher nach Südamerika, die Einbindung Südtirols in den NS-Umsiedlungsapparat 1940 bis 1943, die weltanschauliche Schulung von Südtirolern auf den NS-Ordensburgen, Mitgliedschaften bei NSDAP und SS, sowie die Rolle der Deutschen Volksgruppe Südtirol (DVS als Nachfolgeorganisation von VKS und ADO) im Besatzungsregime Gauleiter Hofers 1943 bis 1945, gestatten es heute durchaus, uns ein, wenn auch noch lange nicht vollständiges, so doch einigermaßen zuverlässiges Bild über personelle und ideelle Kontinuitäten in Bezug auf die Präsenz des Rechtsextremismus vor und nach 1945 zu machen.
Ausgehend von Claus Gatterers Thesen versucht dieser Beitrag den Rechtsextremismus in Südtirol unter dem Aspekt seiner externen und internen Akteure zu untersuchen. Ausgangspunkt ist die Debatte über die Angst des Identitätsverlustes der deutschsprachigen Südtiroler, eine Haltung, welche die Anfälligkeit für den Rechtsextremismus erhöht. In einem weiteren Abschnitt werden die Einflüsse des Rechtsextremismus aus Österreich und Deutschland und deren Auswirkungen auf Südtirol dargestellt. Nach einem Diskurs zum Geschichtsrevisionismus, zum Südtiroler Heimatbund (SHB) und zu den Schützen endet der Beitrag mit einigen Schlussfolgerungen.

2. Das Untergangssyndrom

Ein für das Entstehen einer politischen Kultur des Rechtsextremismus zentrales Motiv ist laut Gatterer eine Politik der Angstmacherei, das Produzieren von Szenarien des „völkischen Untergangs“, die Verwendung von „Urangst“-Parolen in der politischen Auseinandersetzung, die „[…] als Appelle ans Irrationale, in Grenzgebieten auf besonders fruchtbaren Boden“ fallen (1979, 336).
Die Schlagworte, mit denen eine solche Art von Politik operierte (und heute angesichts von Globalisierung und Massenmigration zum Standardrepertoire aller rechtspopulistischen bzw. rechtextremistischen Bewegungen in Europa gehören) sind bekannt. Sie lauteten und lauten: Assimilation, Unterwanderung, Todesmarsch, Ethnomorphose, Überfremdung, Vermischung, Identitätsverlust.
Sozusagen als Stammvater derartiger apokalyptischer Untergangsängste kann Kanonikus Michael Gamper (1885 bis 1956) (vgl. Steininger 2017) gelten, der mit seinem „Todesmarsch-Artikel“ der „Dolomiten“ vom 28.10.1953, in dem er angesichts der italienischen Einwanderung das Herabsinken der deutschsprachigen Südtiroler zu einer numerischen Minderheit im eigenen Land prognostizierte „[…] wenn nicht in letzter Stunde Rettung kommt“. Dieser alarmistische Hilferuf, geschrieben zum Jahrestag des faschistischen Marsches auf Rom von 1922, richtete sich nicht nur an die Öffentlichkeit in Südtirol, sondern auch an Österreich, wo gerade in jenen Tagen in Wien die Verhandlungen zwischen den beiden Regierungsparteien der Österreichischen Volkspartei (ÖVP) und der Sozialdemokratischen Partei Österreich (SPÖ) über den Nachfolger von Außenminister Karl Gruber zu Ende gingen. Die Wahl hieß: Leopold Figl oder Franz Gschnitzer. Gamper und die SVP waren für Gschnitzer, den Tiroler, den Juristen, den nicht nur harten, sondern auch bestens vorbereiteten Verhandler mit Rom und, soweit auf politisch legalem Wege möglich, Befürworter des Selbstbestimmungsrechtes für Südtirol. Die Regierung in Wien aber entschied sich für Figl.
Dass Gamper damals mit seiner Behauptung, seit 1945 seien insgesamt 60.000 Italiener nach Südtirol eingewandert, von falschen Zahlen ausgegangen war, interessierte damals kaum jemanden. Damit wurde er aber, wenn sicherlich auch unfreiwillig, zum Kronzeugen für jene Gruppe von Attentätern und Sympathisanten des Befreiungs-Ausschuss Südtirol (BAS), die 1961 glaubte, den prognostizierten „Volkstod“ der Südtiroler Minderheit aufhalten und den angestrebten Anschluss an Österreich auch mit den Mitteln der Gewalt erreichen zu können.
Auch die Tatsache, dass der Innsbrucker Geograph und Wirtschaftswissenschaftler Adolf Leidlmair (1919–2010) bereits 1958 anhand exakter demographischer Berechnungen darlegte, dass Gampers Prognose von falschen Zahlen ausgegangen war, änderte nichts daran, dass bis heute in geschichtsrevisionistischen Publikationen der „Todesmarsch“ der Südtiroler immer wieder als ein Faktum präsentiert wird.
Diffuse Vorstellungen vom drohenden „völkischem Untergang“ und „Identitätsverlust“ prägten vor allem das Südtirolbild von Sepp Kerschbaumer (1913 bis 1964), wie es sich in seinen Flugblättern, Briefen und Denkschriften an SVP-Funktionäre in den Jahren 1956 bis 1961 manifestierte, sowie die Aufrufe und Flugblätter des BAS.
Im Flugblatt, das Sepp Kerschbaumer anlässlich der Kundgebung von Sigmundskron vom 17.11.1957 verteilte, hieß es:
„Noch nie in den fast 40 Jahren italienischer Herrschaft hat sich unser Volk in einer so gefährlichen Lage befunden wie heute! Was dem Faschismus […] nicht gelungen ist, hat das demokratische Italien in 10 Jahren beinahe erreicht […] [nämlich] die Südtiroler im eigenen Lande in die Minderheit zu drängen und sie dann auf ‚demokratische Weise‘ auszurotten, sie zu verwelschen. LANDSLEUTE! Es ist fünf vor zwölf! […] Es ist das letzte Aufgebot![…] Südtirol erwache! Rüstet euch zum Kampf! […] Frei wollen wir wieder werden in unserem Lande, frei wie unsere Vorväter es gewesen über 1000 Jahre im deutschen Südtirol! Deutsch wollen wir bleiben und keine Sklaven eines Volkes, welches durch Verrat und Betrug unser Land kampflos besetzt hat und seit 40 Jahren ein Ausbeutungs- und Kolonisationssystem betreibt, welches schlimmer ist als die einstigen Kolonialmethoden in Zentralafrika! […]
Mochte es sich um Faschismus oder mag es sich um Christlich-Demokraten, Sozialisten oder Kommunisten handeln! Sie alle sind sich darüber einig: Das Deutschtum in Südtirol muss ausgelöscht werden!“ (Fontana/Mayr 2000, 38–39)
Es zeigen sich an diesem Textbeispiel die typischen Merkmale eines völkisch durchsetzten Denkens, charakterisiert durch die Unfähigkeit zwischen dem Leben einer Minderheit unter den Bedingungen einer Diktatur und einer Demokratie sowie zwischen den unterschiedlichen politisch-ideologischen Positionen von Parteien in einer pluralistischen Gesellschaft unterscheiden zu können. Dass sich bis zu diesem Zeitpunkt, als Kerschbaumer dieses Flugblatt schrieb, die italienischen Links-Parteien, ob im Parlament in Rom, im Südtiroler Landtag oder im Bozner Gemeinderat, bereits wiederholt positiv zu Minderheitenschutz und Autonomie geäußert hatten, musste einem derart pauschalen und von ausschließlich ethnischen Beurteilungskriterien geprägtem Denken entgehen.
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Aufruf Südtiroler Heimatbund 1981
Quelle: Sammlung Leopold Steurer
Darüber hinaus finden wir im Flugblatt Kerschbaumers unreflektierte Versatzstücke von Mentalität und Sprache nationalsozialistischer Prägung („Südtirol erwache!“), von Untergangsangst („letztes Aufgebot“) und revisionistischer Geschichtsbetrachtung, von in eine verklärte Vergangenheit zurückprojizierten Erlösungshoffnungen, in der die Südtiroler angeblich „frei“ (weil deutsch!) waren.
Ein geradezu klassisches Beispiel für die Propaganda „völkischer Untergangsangst“ ist der Aufruf des SHB von 1981 unmittelbar nach der Statutenänderung, mit der er sich anschickte, als politische Partei aufzutreten. Mochte man Kerschbaumer noch zugutehalten, dass seine Texte von einem Mann verfasst waren, der sich aufgrund seines Heranwachsens unter der faschistischen Diktatur keinerlei tiefer gehende politische Kultur aneignen konnte und zu einem Zeitpunkt verfasst wurden, als sich die Südtiroler Minderheit tatsächlich noch in einer schwierigen Situation befand, so gelten derartige Überlegungen für den Aufruf des SHB von 1981 nicht mehr.
Dieser Aufruf des SHB erfolgte zu einem Zeitpunkt, als die wichtigsten Durchführungsbestimmungen zum neuen Autonomiestatut von 1972 bereits erlassen worden waren und sich die deutsche Sprachgruppe numerisch, kulturell, wirtschaftlich und politisch in einem rasanten Prozess des Aufstiegs befand, während die italienische Sprachgruppe ihrerseits unverkennbar einer krisenhaften Entwicklung entgegenging. Dieses gestärkte Selbstbewusstsein und dieser durch die neuen legislativen Kompetenzen und finanziellen Instrumente bedingte Zukunftsoptimismus der deutschen Sprachgruppe wird denn auch im SHB-Aufruf insofern angesprochen, wenn von „steigendem Wohlstand, Wirtschaftswunder, Selbstverwaltung […] und Flattern von weiß-roten Fahnen“ die Rede ist.
In einer Situation, in der im Sinne eines angestrebten friedlichen Zusammenlebens der Sprachgruppen in der Zukunft, eine Ausgestaltung der Autonomie notwendig gewesen wäre, die von der Mehrheitsgruppe und deren politischen Vertretung Rücksichtnahme auf den anderen, kulturelle Öffnung und bei den Forderungen nach konkreter praktischer Umsetzung der neuen Kompetenzen Augenmaß und Mäßigung gefordert hätte, ging der SHB mit seinem Aufruf in die genau entgegengesetzte Richtung: nämlich den Weg der Isolation, der Abschottung und des angestrebten Sezessionismus.
War im Flugblatt Kerschbaumers von 1957 angesichts der real stattfindenden Abwanderung von jungen deutschsprachigen Südtirolern wegen fehlender Arbeitsplätze und Wohnungen noch vom „Kolonisationssystem“ des italienischen Staates die Rede gewesen, so wurde 25 Jahre später im SHB-Flugblatt plötzlich der neue Wohlstand als eine Gefahr für die Südtiroler Minderheit ausgemacht.
Die ganze Absurdität der Argumentation des SHB zeigt sich auch in der Aussage, dass die Existenz der deutschen Sprachgruppe „heute gefährdeter [sei] als früher unter der faschistischen Gewaltherrschaft!“. Darüber hinaus ließ der Gebrauch biologistischer Begriffe („Volkssubstanz“, „Volkskörper“, „völkischer Schutzwall“ etc.) nur allzu deutlich erkennen, wie stark Reminiszenzen der „lingua tertii imperii“ aus dem Wörterbuch des Nationalsozialismus noch lebendig waren. Als Ausweg aus dieser angeblichen Gefahr des Untergangs propagierte der SHB die Sezession durch die Ausübung des Selbstbestimmungsrechts – diesmal selbstverständlich auf „legalem Wege“ und nicht mehr mit terroristischen Mitteln wie noch im „Freiheitskampf“ der 1960er-Jahre.
So blieben ganz auf der Linie dieses SHB-Aufrufs von 1981 auch in den folgenden Jahren die Schlagworte „Überfremdung durch italienische Einwanderung“, „Assimilation“ und „Mischkultur“ im Zentrum dieser „Urangst“-Politik der völkischrechten Szene in Südtirol.
Seit dem Beitritt Italiens zur europäischen Währungsunion gesellte sich zum Argument, Rom habe durch die mit dem neuen Autonomiestatut gewährten, großzügigen finanziellen Zugeständnisse bewusst den „politischen Freiheitswillen der Südtiroler eingelullt“, die dazu ganz im Widerspruch stehende These, durch die Bindung der Autonomie an den italienischen Staat werde wahrscheinlich auch Südtirol in dessen unvermeidlichen wirtschaftlichen und finanziellen Ruin und Staatsbankrott hineingerissen werden.
Als seit der Jahrtausendwende auch Südtirol, so wie andere ökonomisch prosperierende Regionen in Europa zu einem „Einwanderungsland“ wurde, verschob sich der Diskurs über die Gefahren für die Existenz und das Überleben der Südtiroler Minderheit erneut. Nunmehr waren es in den Augen der Propagandisten apokalyptischer Visionen die angebliche Gefahr des „Identitätsverlustes“ bzw. der „Islamisierung“ der deutschen und abendländisch-christlichen Kultur in Südtirol. Die Einwanderung von Menschen anderer Religion, Hautfarbe, Sprache und Kultur wurde als Bremsklotz einer erfolgreichen Ausübung des Selbstbestimmungsrechtes für Südtirol dargestellt. So warnte der Landtagsabgeordnete der Süd-Tiroler Freiheit (STF), Sven Knoll, auf der dritten Landesversammlung seiner Partei vom November 2009 eindringlich vor den Gefahren einer solchen Art Einwanderung, da diese die angestrebte Ausübung des Selbstbestimmungsrechtes als einziges Instrument einer gerechten und definitiven Lösung für Südtirol illusorisch mache. Knoll im November 2009: „In zehn Jahren haben wir 75.000 neue Italiener, das ist dann eine Überlebensfrage. Das ist der Grund, warum wir so vehement hinter der Selbst...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titel
  3. Impressum
  4. In Memoriam
  5. Inhalt | Indice
  6. Giorgio Mezzalira/Günther Pallaver: Eine Tagung zum Rechtsextremismus in Südtirol Un convegno sull’estrema destra in Alto Adige A conference on the far right extremism in Alto Adige/Südtirol
  7. Giorgio Mezzalira/Günther Pallaver: Rechtsextremismus. Eine Annäherung L’estrema destra. Uno sguardo d’insieme
  8. Guido Margheri: L’estrema destra in Italia. Lo spazio di senso in comune della destra plurale
  9. Kathrin Glösel/Hanna Lichtenberger: Rechtsextremismus in Österreich. Akteure, Straftaten und Gegenstrategien
  10. Bernhard Weidinger: „… daß deutscher Boden deutsch bleibt“. Österreichische Burschenschaften und der Südtirol-Konflikt nach 1945
  11. Giorgio Mezzalira: A passo di tartaruga. La nuova estrema destra italiana in Alto Adige
  12. Johannes Kramer/Alexander Fontó/Lukas Tröger/Max Volgger: Die „Südfront“ im Kontext. Neonazistische Szene in Südtirol 1990–2015: Ein Dokumentationsprojekt, ein Ereignisabriss und erste Erkenntnisse
  13. Leopold Steurer: Südtirol und der Rechtsextremismus. Über „Urangst“-Politik, Geschichtsrevisionismus und rechte Seilschaften
  14. Wir danken | ringraziamo | our thanks to
  15. Autorinnen und Autoren | Autori