Babalon
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Babalon

Erzählungen

  1. 120 Seiten
  2. German
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Babalon

Erzählungen

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Inhaltsverzeichnis
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Über dieses Buch

Die Frau, die an einer lesbischen Urlaubsliebe zerbricht - die Witwe, die in der Wohnung eines Malers erkennt, was das Leben ihr bieten hätte können - die Blinde, die selbst die Bilder noch nie gesehen hat, die ihr Freund von ihr macht - die gealterte Hure, die auf die Träume ihres Lebens zurückblickt. Geschichten von Begegnungen und Trennungen, von Liebe, Sehnsucht, Trauer und Einsamkeit, aus denen Bernhard Aichner die Essenz herausdestilliert hat: Er verdichtet sie zu knappen, dafür umso präziseren Texten, in denen jedes Wort richtig gesetzt ist, in denen jeder Satz klingt. Aus intensiven Sprachbildern entwickeln sich Atmosphären und Emotionen, tun sich Blicke weit unter die Oberflächen der Menschen auf, die Aichner in seinen Texten umkreist.Die neun Prosaskizzen in "Babalon", dem literarischen Debüt Bernhard Aichners, verraten den Fotografen hinter dem Schriftsteller: Wie Bilder kann man sich diese Szenerien des Zusammenlebens vorstellen, stille und eindringliche Fotografien, die ohne viel Beschreibungen, ohne unnötige Worte auskommen, Skizzen, die Ruhe ausstrahlen und aus denen gleichzeitig eine unwiderstehliche Energie strömt.

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Information

Jahr
2013
ISBN
9783709974346

Die Frau am Fenster

Oft stundenlang sitzt sie oder steht sie an dem Fenster. Sie schaut dem Leben zu wenn sie Zeit hat weil sie hat nicht immer Zeit. Nicht immer.
Ihr Mann war bei der Bahn.
Wenn man sie sieht von unten hinter ihrem Fenster nach vorn gebeugt in dem gelben Haus ahnt man sie ist allein.
Ihr Mann ist gestorben vor sieben Jahren. Schlaganfall.
Sie wohnt in einem dieser Sozialbetonbauten die sie nach dem Krieg zu erschwinglichen Preisen nebeneinander und die Wohnung ist billig jetzt wo der Mann tot ist.
Fast jede freie Minute verbringt
sie am Fenster mit dem Blick in
den Hof in ihren Hof seit fünfunddreißig Jahren.
Seit ihr Mann tot ist noch öfter am Fenster all die Jahre bis heute.
Ihr Tag beginnt um zwanzig nach sechs und alles hat seine Ordnung und seinen Platz.
Im Sommer steht das Fenster immer offen weil es im Winter so kalt ist. Wie schön findet sie den Sommer.
Sie ist dreiundfünfzig Jahre alt.
Viele sind aus dem geteilten Land hierher gekommen weil da war keine Wahl keine wirkliche Wahl. Und es wurden Wohnungen gebaut für sie. Und das war gut so denkt sie jetzt.
Ihr Tag besteht aus Pflichten. Sie in ihrem blauen Rock und ihrer grauen Jacke. Dunkelgrau.
Ein schlichtes Leben in einer schlichten Zeit sagt sie.
Seit ihr Mann tot ist kocht sie nur noch für sich. Es ist unwirtschaftlich. Die täglichen Pflichten beginnen um zwanzig nach sechs. Auch am Wochenende und an den vielen anderen Tagen.
Alles beginnt mit Anziehen weil ohne ihren Rock und ohne ihre Jacke kann er nicht beginnen der Tag weil jeder Anlaß braucht seine Kleidung. Kein Frühstück im Nachthemd seit fünf-unddreißig Jahren.
Seit er nicht mehr ist hat sich
wenig geändert. Es war früher
schon schlicht das Leben.
Ihre Verläßlichkeit erinnert an ein Uhrwerk das Aufstehen wie sie sich anzieht das Bett macht wie es ihr die Mutter gezeigt hat damals. Es ist die Art wie sie an den Ecken der Decke zerrt daß dann wenn sie da steht und schaut alles so unberührt und ohne Falten ist.
Sie hat viel von der Mutter gelernt. Auch die Schlichtheit und die Schlichtheit ist in diesen Häusern in diesen schlichten gelben Häusern die sie sieht wenn sie aus dem Fenster schaut.
Im Hof sitzt seit kurzem ein Maler der unten wohnt im Haus und weil Sommer ist er draußen arbeitet. Im Hof der Maler.
Nichts hat sich geändert in ihren Tagen und doch der Maler beschäftigt sie. Ein Kauz mit Bart graue Haare und immer Wein zwischen den Farben auf seinem Tischchen.
Sie geht ihren Pflichten nach. Oft ist sie froh daß sie in diesem Haus lebt wenn sie am Fenster steht mit dem Leben in den Augen weil sich überall etwas bewegt oder einfach nur da ist an manchen Tagen.
Früher bestimmte er ihren Alltag
er füllte die Abende und die Nächte. Wenn sie ihn über den Hof kommen sah ihn auf den Treppen hörte bis er da war wieder bei ihr nach einem langen Tag voller Pflichten.
Sie haben sich geliebt sagt sie. Um
so größer der Schmerz in der ersten Zeit das vergebliche Warten jeden Tag auf ihn und dann nur noch sie am Abend in ihrem Wohnzimmer auf ihrer Couch vor ihrem Fernseher in einem dieser gelben Häuser.
Ein Leben lang ist sie ihm treu gewesen ihrem Mann vom ersten
Tag an treu bis heute.
Er wohnt noch nicht lange hier in diesem Haus in dem auch sie wohnt. Irgendwann war er da er im Hof auf seinem Stuhl und sein Tischchen auf dem die Farben und der Wein und seine Staffelei mit den Bildern die sie neugierig machen weil sie nicht genau erkennen kann was es ist das er malt nur diese Farben so bunt und seine dreckigen Hände.
Sein Leben ist unvorstellbar für sie
je mehr sie erfährt desto schlichter wird ihre kleine Welt in der sie lebt. Und doch will sie alles wissen. Mit der Zeit.
Er hatte sie angesprochen nach dem Einkaufen als sie über den Hof kam einen Bogen ging um ihm nicht zu nahe zu sein und doch ihre Blicke auf das Tischchen auf ihn nach oben zu den Fenstern den Wein die grauen langen Haare. Und doch ging sie hin.
Als sie wieder in ihrer Wohnung
war hatte sie ihr Fenster geschlossen. Sie schämte sich.
Sie hat sich gefragt ob er davon
leben kann am nächsten Tag weil er ihr gleich wieder einfiel und sie zum Fenster ist und der Blick nach unten ob er schon da ist noch bevor sie angezogen war. Noch bevor sie angezogen war.
Ihr sein Bild gezeigt am Tag zuvor vor dem er saß und ihren Namen wissen wollte weil er sie kennt aus dem Fenster am oberen Rand seines Bildes.
Nicht viel geredet in diesen Minuten mit ihm nur dieser Mann der malt so plötzlich neu in ihrem Leben.
Sie trinkt ihren Kaffee im Stehen
in ihrem Unterkleid am Fenster und wartet während es hell wird. Dann schnell zieht sie sich an verriegelt das Fenster dabei sich zu vergessen. Zuerst.
Ab neun Uhr am Morgen sitzt er
in der ersten Sonne im Hof und malt und sie schon Staub gewischt und die Küche das Geschirr die ersten ihrer Pflichten.
Im Vorbeigehen winkt er ihr und
er wartet nach dem Einkaufen ruft
er und er will ihr andere Bilder zeigen und sie schaut sich um und ihr Schritt wird schneller und sie sich im Geschäft beeilt um zu ihm zu gehen weil sie wieder neugierig wird nach so vielen Jahren auch wenn sie rot wird im Gesicht und ihre Stimme zittert.
Und wie sicher sie wird mit der
Zeit als sie beginnt sich nicht mehr zu schämen sich wohl fühlt in seiner Nähe im Erzählen seines Lebens mit ihm in seinem Zimmer auf dem Stuhl wenn er sie malt.
Sein Zimmer ist einfach wie seine Hände niemals wirklich sauber mit Flecken von Farbe überall auf dem Boden ein Tisch kein freier Platz irgendwo Bilder gestapelt an den Wänden ein Hinterzimmer ein kleines Bad in dem sie sich zurecht macht bevor sie sich setzt.
Fünf Tage nach dem ersten Wort
das erste mal zu ihm vom Hof in
sein Zimmer zu den Bildern mit Neugier und Scham und sie geht mit. Er ist freundlich er wird ihr nicht weh tun da ist dieses Andere das sie spürt nichts was sie kennt alles ist neu ungeordnet ein Leben ohne Pflichten denkt sie und folgt ihm weil ihr gefällt was da ist. Irgendwie.
In ihrer Wohnung ist sie vor dem Spiegel nachdem sie bei ihm war und sauber macht und den Staub sucht bevor sie zum Fenster geht.
Die Tür zum Hof steht offen immer wenn sie da ist weil er es so will weil er die Scham merkt und sie so bescheiden so einfach ist in ihrer Wohnung in dem gelben Haus in dem sie allein ist seit ihr Mann tot ist. Bis sie sich einfach wohlfühlt irgendwann.
Er redet malt und sie hört zu bewegt sich nicht auf ihrem Stuhl in dieser einen Stunde jeden Tag bei ihm dem Maler.
Wenn da der Wein steht auf dem Tisch neben seinen Farben und er trinkt und er sie fragt jedesmal ob auch sie ein Glas mit ihm einfach ohne Grund am Nachmittag weil niemand es verbietet und nur noch Abend wird nachdem sie geht und dann allein ist in der Wohnung und nichts geschieht nur sie ist in der Küche nach dem Essen weil sie niemals trinkt und nicht mit ihm allein in seinem Zimmer noch vor dem Abend. Nie hat sie getrunken mit ihm.
Irgendwann hatte er gefragt ob
er sie malen darf dieses einfache Gesicht voller Leben wie er immer sagte und sie nicht verstand als ob es schlafen würde und trotzdem ist es da das Leben und er will es malen in ihrem Gesicht sie malen wie er sie sieht in ihrer leisen Schönheit. Jeden Tag soll sie kommen wenn sie kann am Nachmittag auch an den Sonntagen um sie kennenzulernen wenn er sie malt weil er mehr braucht als ihr Gesicht.
Irgendwann sagte sie ja weil sie begann ihm zu vertrauen weil da
nur seine Farben waren seine Bilder und dieses ungeordnete Leben das
sie erschreckt und festhält das si...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titel
  3. Impressum
  4. Es ist warm in der Via Mazzini
  5. Babalon
  6. carla.com
  7. Immer wenn du Hunger hast
  8. Die Frau am Fenster
  9. Fotografien
  10. Zwischen den Bananenblüten
  11. Klarinetten & Trompeten
  12. Ein Fisch schwimmt
  13. Inhalt