Ulbricht vs. Adenauer
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Ulbricht vs. Adenauer

Zwei Staatsmänner im Vergleich

  1. 128 Seiten
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Ulbricht vs. Adenauer

Zwei Staatsmänner im Vergleich

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1949, mit Gründung der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik, wurde die Nachkriegsteilung Deutschlands staatliche Realität. An der Spitze dieser beiden Staaten handelten der katholische Konservative Konrad Adenauer (1876-1967) und der Kommunist Walter Ulbricht (1893-1973). Obgleich sie gegeneinander standen und verschiedenen Interessen dienten, agierten sie objektiv miteinander. Sie unterschieden sich erheblich - und waren doch in ihrem Handeln aneinander gebunden. Der Historiker Günter Benser hat sie verglichen. Er stellt interessante Gemeinsamkeiten und Gegensätze heraus. Und er dokumentiert, dass beide nicht nur herausragende Persönlichkeiten waren, sondern nachhaltig die deutsche Geschichte prägten.

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Information

Bewertungen historischer Prozesse und Geschehnisse
Der Griff in die reale Geschichte
Weist der von Adenauer und Ulbricht gepflegte Umgang mit Geschichte im grundsätzlichen Herangehen manche Parallelen auf, so sind beide auf konkreten historischen Feldern zu unterschiedlichen, häufig diametral entgegensetzten Wertungen und Schlussfolgerungen gelangt. Der geschichtliche Zeitraum, auf den sich ihre historischen Bezugnahmen vor allem erstrecken, begann für Ulbricht mit der Herausbildung der deutschen Arbeiterbewegung und der Revolution von 1848/49, für Adenauer mit der Reichsgründung 1871. Dies war, wie es Adenauer formulierte, »die unmittelbar in die Gegenwart hereinragende Geschichte.«176 Es fehlt bei beiden nicht an Ausflügen in die ältere Historie. Diese sind bei Adenauer aber äußerst selten. Da erscheint mal ein Lob auf Kaiser Heinrich II., der das christliche Abendland gerettet habe177, eine Aufwertung der Ära Metternich178, aber viel mehr ist da nicht. Für Ulbricht gehörten vor allem Reformation und Bauernkrieg, der antinapoleonische Befreiungskampf mit deutsch-russischer Waffenbrüderschaft zu den erinnerungswürdigen Traditionen.179
Bei ihren Ausflügen in die Geschichte haben sich Adenauer wie Ulbricht, je dichter sie an die Gegenwart heranreichten, umso mehr der Sprache des Kalten Krieges und der Terminologie ihres jeweiligen weltpolitischen Lagers bedient. Doch haben sie sich – von einigen Entgleisungen abgesehen – alles in allem einer sachlichen Ausdrucksweise befleißigt und sich persönlicher Verunglimpfungen enthalten, wie sie im Deutschen Bundestag möglich sind, wo – mit der hohen Weihe deutscher Einheit versehen – gehässiger Schmäh eines Wolf Biermann von einer Mehrheit gewählter Abgeordneter freudig beklatscht wird.
Ulbricht hat eigene mehr oder weniger umfangreiche Publikationen zu wesentlichen historischen Themen hinterlassen, in ausführlichen Reden, Aufsätzen und Deklarationen historische Bögen geschlagen, Entwicklungslinien detailliert verfolgt, Ursachenanalysen angestellt, einmündend in strategische und tagespolitische Schlussfolgerungen und Argumentationen. Anders als bei Adenauers Ausflügen in die Geschichte wird in seinen historischen Exkursen ausführlich historisches Tatsachenmaterial unterbreitet, wozu er sich oft von Historikern authentisches Quellenmaterial zusammentragen ließ. Und er hatte dabei immer recht klare Vorstellungen, welche Dokumente in den Archiven vorhanden sein müssten. Seine Geschichtsinterpretationen erwachsen aus Schilderungen historischer Geschehnisse.
Ulbricht folgte dem Hinweis Lenins: »Die Dialektik verlangt die allseitige Erforschung einer gegebenen gesellschaftlichen Erscheinung in ihrer Entwicklung sowie die Zurückführung des Äußerlichen und Scheinbaren auf die grundlegenden Triebkräfte, auf die Entwicklung der Produktivkräfte und des Klassenkampfes.«180 Ulbricht hatte Epochen im Blick, insonderheit das imperialistische Stadium des Kapitalismus. Den Klassenkampf als Triebkraft historischen Geschehens verstehend, arbeitete er zwei antagonistische Klassenlinien heraus und prophezeite den Sieg der proletarisch-revolutionären Klassenlinie. Da er sich den revolutionären Traditionen deutscher Geschichte verpflichtet fühlte, lagen für ihn die Wurzeln der längerfristigen historischen Strömungen, Tendenzen und Kräftekonstellationen wesentlich in der Revolution von 1848/49 und den Folgen ihres Scheiterns; die Wurzeln einer gesellschaftspolitischen Alternative im Entstehen der deutschen Arbeiterbewegung und ihrer Orientierung auf den Marxismus. So münden seine herausragenden Reden und Aufsätze zu historischen Gegenständen und Anlässen immer in die aktuelle Politik und deren erhoffte Perspektiven ein.
Revolutionen brachte Adenauer nur ablehnendes Interesse entgegen, denn sie waren für ihn wie Kriege »mörderisch und zerstörerisch«181. Selbst die Freiheitskriege von 1812/13 waren ihm suspekt. Er bezeichnete sie als Ausgangspunkt »der Staatsomnipotenz in Preu­ßen«, die nach 1871 ganz Deutschland erfasste, vorbereitet durch Herder und Hegel.182 So konnte er der von Fürst Metternich geprägten nachrevolutionären Ordnung Europas viel Positives abgewinnen.183 In der Stadtgemeinde sah Adenauer Quellen seiner Politik184, und deren Entwicklung war auch Gegenstand seines umfänglichsten historischen Exkurses.185 Das Gegenstück hierzu bildete ein in den ersten Jahren des Zweiten Weltkrieges in kleinem Kreise gehaltener Vortrag über Machiavelli.186
Ulbricht hat sich zahlreichen historischen Ereignissen, Prozessen und Persönlichkeiten gewidmet, wofür es bei Adenauer kein Pendant gibt. Was die Geschichte der Arbeiterbewegung, speziell der kommunistischen, betrifft, versteht sich das von selbst. Aber bei Adenauer findet sich auch keine annähernde Entsprechung in Bezug auf die eigenen Traditionen, auf die Geschichte des deutschen Konservatismus und seiner Organisationen. Es existieren demzufolge wichtige Felder der Geschichte, auf denen sich zwischen beiden keine sinnergebenden Vergleiche anstellen lassen.
Aus welchen weltanschaulichen, politischen, historischen Überzeugungen und persönlichen Erfahrungen dieser unterschiedlicher Umgang mit der realen Geschichte resultiert, ist oben dargelegt. Die gegenläufigen Positionen treten erwartungsgemäß in der Beurteilung des Stellenwertes, der Ursachen und Folgen gravierender historischer Geschehnisse deutlich hervor. Bevor darauf im Folgenden exemplarisch eingegangen wird, sei auf mancherlei damit verbundene Schwierigkeiten hingewiesen.
Adenauers Griffe in die Geschichte sind weitgehend entpersonifiziert. Er war viel zu sehr von sich selbst überzeugt, als dass er der Bestätigung durch Autoritäten bedurft hätte. Das hat Ulbricht mit Berufungen auf Marx, Engels, Lenin, zunächst auch Stalin reichlich getan. Als er kurz vor seinem Tode auf dem XXIV. Parteitag der KPdSU damit kokettierte, dass er in seiner Person gewissermaßen den letzten noch lebenden Weggefährten Le­nins verkörpere187, brachte ihm das allerdings keine Sympathien ein.
Die Arbeiten der »Klassiker des Marxismus-Leninismus« dienten Ulbricht als Erkenntnisquelle und als Autoritätsbeweis ...

Inhaltsverzeichnis

  1. Das Buch
  2. Der Autor
  3. Impressum
  4. Titel
  5. Zwei Staatsmänner in ihren Gemeinsamkeiten und Gegensätzen
  6. Weltanschauliche und historisch-politische Grundüberzeugungen Adenauers und Ulbrichts
  7. Bewertungen historischer Prozesse und Geschehnisse
  8. Fazit
  9. Biografische Daten
  10. Personenregister
  11. Hinweis des Verlags