Mein Chef Gorbatschow
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Mein Chef Gorbatschow

Die wahre Geschichte eines Untergangs

  1. 288 Seiten
  2. German
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Die wahre Geschichte eines Untergangs

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Über dieses Buch

Nikolai Ryschkow, sowjetischer Ministerpräsident unter Gorbatschow, hat den Untergang der UdSSR aus nächster Nähe miterlebt. Aus dieser Perspektive berichtet er mit Insiderwissen über die Intrigen und Entscheidungen, die eine Weltmacht zu Fall brachten, Gorbatschows Schwächen und Jelzins Umtriebe noch vor dessen Präsidentschaft, die 1998 Richtung Staatsbankrott führte. In scharfen Analysen untersucht er Strukturen und Ziele im inneren Zirkel der Macht, die unverzichtbare Einblicke in die politischen Linien geben, die Russland bis heute prägen.

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  1. Teil I: Stagnation und wachsende Spannungen
Bekanntlich gibt es auf der Welt keinen besseren Lehrmeister als das Leben selbst. Es zeigt, wohin sogenannte demokratische Veränderungen tatsächlich geführt haben, vor allem bezüglich der sozioökonomischen Situation von Millionen Menschen. Es ist nicht verwunderlich, dass sich viele immer häufiger fragen: War die Perestroika überhaupt erforderlich, war sie historisch notwendig und unvermeidbar? Es verwundert auch nicht, dass viele sich respektvoll an die sowjetische Vergangenheit erinnern – nicht besonders reich war sie, aber mit dem garantierten Recht auf Arbeit, Erholung, Bildung, medizinische Behandlung, Ausstattung mit sozialen Rechten usw.
Die Menschen haben am Ende gemerkt, dass sie von den »Demokraten« bitter betrogen wurden und sich deren blumige Versprechen eines baldigen paradiesischen Lebens wie Morgennebel auflösten. Andere dagegen, ein bedeutend kleinerer Teil der Bevölkerung, haben alles bekommen, selbst das, wovon sie nicht einmal zu träumen gewagt hatten. Faktisch geschah das durch unverfrorene Ausplünderung der Mehrheit.
Meine Position zur Perestroika war und bleibt unverändert: Jedes gesellschaftliche System ist hinreichend stabil, wenn es sich allseitig entwickelt und dabei ständig auf neue Anforderungen der Zeit reagiert. Stagnation ist das erste Anzeichen seines Verfalls, des herannahenden Untergangs. Eben deshalb war die Reformierung der sowjetischen Gesellschaft notwendig und unvermeidlich. Sicher hätte sie einige Jahrzehnte eher beginnen müssen, unter für diesen komplizierten Prozess ungleich günstigeren ökonomischen, sozialen und sonstigen Bedingungen. Aber sie begann bekanntlich erst im Jahr 1985, und ihr Weg war weniger von Rosen als von Dornen besät.
Von der Tragödie der »Perestroika« und ihrer Architekten – ich stand im Brennpunkt der Ereignisse jener Jahre –, von der ungeheuren Tragödie unseres Volkes möchte ich erzählen. Zunächst will ich jedoch kurz darüber berichten, was damals in den grundlegenden Lebenssphären wirklich geschehen ist und wie es von den destruktiven Kräften für ihre eigenen Ziele ausgenutzt wurde, so dass die Spannungen in der Gesellschaft schnell zunahmen.
1. Wirtschaft
Es lässt sich nicht leugnen, dass die Regierung mit der Reformierung des Landes begann, ohne vorher die notwendigen Schritte und deren langfristige Wirkungen ordentlich vorauszuberechnen. Ich denke, den Reformern der 80er Jahre ist zu Recht vorgeworfen worden, dass sie über kein klares Aktionsprogramm verfügten. Natürlich bleibt dabei die konkrete politische Lage, in der damals Beschlüsse gefasst werden mussten, unberücksichtigt, aber das ändert nichts Wesentliches an der Richtigkeit des Vorwurfs. Realistisch und richtig war aber zu diesem Zeitpunkt meines Erachtens die grundsätzliche Entscheidung, mit der Reformierung der Wirtschaft zu beginnen. Im Grunde genommen war die Perestroika Gorbatschows in ihrer ursprünglichen Version als Reformierung der Wirtschaft des Landes gedacht.
Das in den 30er Jahren geschaffene starre Planungssystem war erfolgreich bei der Industrialisierung, ermöglichte den Sieg über Hitlerdeutschland, danach in denkbar kürzester Zeit den Wiederaufbau der Volkswirtschaft und in den Jahren des Kalten Krieges die Herstellung militärischer Parität mit dem Westen. Aber das Leben blieb nicht stehen, und allmählich begannen wir zu spüren, dass unsere Volkswirtschaft nicht mehr in vollem Maße imstande war, die gewachsene Konsumnachfrage der Bevölkerung zu befriedigen sowie eine Reihe anderer äußerst wichtiger Aufgaben bei der Entwicklung des Landes zu bewältigen. Effektivere Methoden für das Funktionieren der Volkswirtschaft mussten gefunden werden.
Mitte der 60er Jahre begann der damalige Vorsitzende des Ministerrates der UdSSR, Alexei Nikolajewitsch Kossygin, seine ökonomische Reform. Diese rührte nicht an den Grundpfeilern des sozialistischen Systems, gab aber den Unternehmen bestimmte Freiräume. In dieser Zeit war ich Hauptingenieur und danach Generaldirektor des Kombinates Uralmasch. Wir waren sehr zufrieden, dass das starr reglementierte Leitungssystem abgemildert wurde, insbesondere durch die Gewährung ausreichender Selbständigkeit in den Betrieben bei der Schaffung verschiedener Fonds, deren Nutzung im eigenen Ermessen der Arbeitskollektive lag.
Insgesamt führte diese Reform dazu, dass der achte Fünfjahrplan (1966–1970) die höchsten ökonomischen Kennziffern brachte. Nach der Niederschlagung des »Prager Frühlings« im Jahr 1968 wurde die Kossyginsche Reform leider abgebrochen. Vorsichtige Versuch...

Inhaltsverzeichnis

  1. Titel
  2. Impressum
  3. Inhalt
  4. Vorwort
  5. Teil I: Stagnation und wachsende Spannungen