Die Abenteuer des Schwarzen Gerard
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Die Abenteuer des Schwarzen Gerard

  1. 210 Seiten
  2. German
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Die Abenteuer des Schwarzen Gerard

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Über dieses Buch

Waldröschen oder Die Rächerjagd rund um die Erde (später auch: Das Waldröschen oder die Verfolgung rund um die Erde) ist der erste von fünf Kolportageromanen von Karl May, erschienen zwischen zwischen 1882 und 1884 in 109 Fortsetzungen. Dies ist Band 6, Teil 1.

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Information

Jahr
2012
ISBN
9783849609566

Die Abenteuer des Schwarzen Gerard

1. Kapitel.

»Ich zieh' ins weite, ferne Land,
Der Zukunft denk' ich mit Entzücken,
Des Friedens Zepter in der Hand,
Will ich ein mutig Volk beglücken.
Ich trotz' der Franken Trug und List
Und glaub' an seines Schwures Treue,
Wie doch mein Herz so selig ist!
Geb' Gott, daß ich es nicht bereue!«
Im Westen von Neumexiko liegt eine weite Ebene, die am besten mit der Sahara zu vergleichen ist. Viele Tagereisen weit ist kein Baum, kein Strauch zu finden; kein Quell dringt aus dem Boden, um eine grüne Vegetation zu erzeugen. Nur der Kaktus fristet ein einsames, trockenes Leben; er bildet Felder von ungeheurem Umfang; aber er wird ebenso vom Menschen, wie vom Tier gemieden, denn seine Stacheln sind gefährlich. Tritt sich ein Pferd einen solchen Stachel in den Huf, so ist es unrettbar verloren. Es beginnt zu hinken, der Huf schwillt; es tritt Brand dazu, und der einsame Reiter, seines treuen, schnellen Tieres beraubt, kann zu Fuß das Ende der Wüste nicht erreichen und muß elend verschmachten. Er fällt den Geiern zur Beute, die hoch oben in der glühenden Luft ihre weiten Kreise ziehen, um mit scharfem Auge ihren Fraß zu suchen.
Aber auch noch in anderer Beziehung ist diese Wüste gefährlich. Da nämlich weder Baum noch Strauch als Wegweiser dienen kann, so hat man den Weg, der durch sie führt, mit langen, kahlen Stangen bezeichnet, daher sie den Namen Llano estacado, das ist die abgesteckte Wüste, führt. Nun gibt es dort allerlei Gesindel, deren Anführer diese Pfähle herausreißen und in falscher Richtung stecken lassen. Wer ihnen dann folgt, gerät immer tiefer in die Öde hinein, muß elend verhungern und verdursten, und ist er dann tot, so wird sein Leichnam von den feigen Räubern beraubt.
Diese Wüste geht mit ihrem Westrand fast bis zum Rio Puercos – auch Rio Pecos –, der ein Nebenfluß des Rio Grande del Norte ist. An diesem Rio Puercos liegt das Fort Guadeloupe, das unseren Lesern bereits von früher her bekannt ist. Emma Arbellez war mit ihrer Freundin Karja in Guadeloupe auf Besuch gewesen. Die erstere hatte dort eine befreundete Familie besucht, war auf dem Rückweg von den Komantschen überfallen und gefangengenommen, dann aber von Helmers und Bärenherz befreit worden.
Die erwähnte Familie war diejenige des einzigen Warenhändlers in Fort Guadeloupe. Er war mit dem Haziendero Pedro Arbellez verwandt, hieß Pirnero und galt als der reichste Mann der ganzen Gegend. Er war in das Land gekommen, man wußte nicht recht, woher, hatte sich eine hübsche, wohlhabende Neumexikanerin, eine Cousine von Pedro Arbellez, zur Frau genommen und einen Handel angefangen, der immer größeren Aufschwung nahm, bis Pirnero sich einen gemachten Mann nennen konnte.
Seine Frau war bald gestorben und hatte ihm ein einziges Kind, eine Tochter, hinterlassen. Dieser Todesfall traf ihn nicht tief. Er besaß ein heiteres Gemüt, das nicht zum Gram geschaffen war. Er lebte glücklich und sorglos, das heißt, ohne alle Sorge außer einer einzigen. Seine Tochter, die hübsche Resedilla, machte nämlich keine Anstalt, sich einen Mann zu nehmen. Dies war ihm früher ziemlich gleichgültig gewesen; jetzt aber trat das Alter an ihn heran, und er wünschte sich einen tüchtigen Nachfolger, um die Tochter versorgt zu wissen. Sie hatte Anbeter genug gehabt, das hübsche, blonde Mädchen, auch mit allen gescherzt und gelacht, aber keinen vorgezogen und begünstigt. So war sie zwanzig Jahre geworden, dann fünfundzwanzig, endlich fast dreißig. Sie war noch immer hübsch; es war gar nicht, als ob sie zu den Mexikanerinnen gehöre, die ja bekanntlich in diesen Jahren bereits vollständig verblüht sind. Ihr hellblondes Haar zeigte auch auf eine andere, vielleicht germanische Abstammung, doch war es selten, daß sie oder ihr Vater darüber sprach, denn er wußte, was zu seinem Vorteil diente.
Pirnero besaß ein großes Haus und außerhalb des Forts bedeutende Weiden, auf denen er eine Anzahl Vaqueros beschäftigte. Sein Haus hatte außer dem Erdgeschoß große Kellereien und ein Stockwerk. In den Kellern befand sich seine Niederlage, im Erdgeschoß war ein Verkaufsladen und eine Schenkstube, und das Stockwerk enthielt seine Wohn- und Schlafzimmer.
Heute wehte draußen ein steifer Wind über den Fluß herüber, ein Wind, wie ihn kein Jäger und kein Hirt liebt, und dennoch befand sich kein einziger Gast in dem Schenkzimmer, das doch bei solchem Sturm den besten Aufenthalt bot.
Señor Pirnero war in nicht ganz guter Laune. Er saß am Fenster und blickte schweigend in die Gegend hinaus, über die der Staub in dichten Wolken wirbelte. Resedilla saß am anderen Fenster und nähte an einem roten Busentuch, das eine der Mägde zum Geschenk erhalten sollte.
Da begann der Vater an der Fensterscheibe zu trommeln. Dies war ein sicheres Zeichen seiner schlechten Laune, und wenn er an dieser litt, so bekam Resedilla die bekannten Vorwürfe zu hören, aus denen sie sich aber nicht viel machte. Es gab ihr vielmehr Spaß zu beobachten, mit welchen wunderbaren Einleitungen und Sprüngen er immer wieder auf das Heiratsthema kam.
»Fürchterlicher Wind!« brummte er verdrießlich.
Sie antwortete nicht; darum fügte er nach einer Weile hinzu:
»Fast ein Sturm!«
Sie zog auch jetzt noch vor, zu schweigen; da richtete er die direkte Frage an sie:
»Nicht wahr, Resedilla?« – »Ja«, antwortete sie einsilbig. – »Ja? Was denn?« fragte er, aufgebracht über die Kürze ihrer Antwort. – »Nun, fürchterlicher Sturm.« – »Gut! Und ebenso fürchterlicher Staub!«
Resedilla antwortete abermals nicht; nun wandte er ihr das Gesicht zu und sagte:
»Wenn du dir kein besseres Mundwerk anschaffst, wie willst du denn da mit deinem Mann auskommen, wenn du einmal heiratest?« – »Eine schweigsame Frau ist besser als eine Plaudertasche!« antwortete sie.
Pirnero hustete einige Male. Er fühlte sich geschlagen und war verlegen um die Fortsetzung des Gespräches. Endlich fing er nach einer Weile abermals an:
»Außerordentlicher Wind! Unendlicher Sturm!«
Sie hielte diese geistreiche Bemerkung keiner abermaligen Antwort für wert.
Er schüttelte den Kopf, trommelte an die Scheibe und sagte:
»Und kein einziger Gast da!«
Da sie auch hierauf keine Antwort hatte, drehte er sich ihr wieder zu und fragte:
»Habe ich etwa nicht recht? Oder siehst du etwa einen Gast hier in der Stube?« – »Hältst du mich etwa für blind?« lachte sie jetzt. – »Na also! Kein Gast, gar keiner! Das ist schlimm für ein Mädchen, das sich nach einem Mann umzusehen hat! Oder hast du etwa bereits...« – »Nein«, antwortete sie abweisend. – »Nicht? Warum nicht?« – »Ich mag keinen!« – »Keinen! Hm! Dummheit! Ein Mann ist für ein Mädchen das, was für einen Schuh die Sohle ist.« – »Man muß auf ihn treten, nicht?« lachte sie. – »Dummheit! Ich meine, man kann ohne ihn nicht laufen.«
Aber trotz seiner Rechtfertigung fühlte er doch den Stich, den er erhalten hatte. Das wurmte ihn, und er sann darüber nach, wie er von neuem auf eine unbemerkte Weise auf sein Thema kommen könne, als ein Holzriegel draußen herabfiel, den der Sturm vom Dach gerissen hatte.
»Hast du es gesehen?« fragte er. – »Was?« – »Den Riegel da draußen!« – »Ja.« – »Nun ist ein Loch im Dach. Wer muß es reparieren, he? Ich allein!« – »Wer sonst? Doch wohl nicht ich?« – »Du? Dummheit! Der Schwiegersohn! Denn seine Pflicht ist es, auf Ordnung zu sehen. Wo kein Schwiegersohn ist, da ist keine Ordnung. Verstanden?«
Der gute Papa Pirnero war ein wenig sparsam, und der kleine Schaden, den ihm der Sturm verursacht hatte, ärgerte ihn. Wenn etwas Derartiges vorlag, dann wurde er doppelt redselig und sprach auch von Dingen, über die er sonst gewöhnlich Schweigen zu beobachten pflegte. Darum fuhr er jetzt fort:
»Aber ein ordentlicher Schwiegersohn muß es sein! Nicht so ein abgerissener und zerlumpter wie der lange Kerl, der jetzt zuweilen kommt!«
Pirnero bemerkte gar nicht, daß ein leichtes Rot die Wangen der Tochter überflog. Dieser zerlumpte Kerl schien ihr denn doch nicht so ganz gleichgültig zu sein.
»Du weißt doch, wen ich meine?« fragte der Vater. – »Ja«, antwortete sie. – »Nun also, den nicht, den bringst du mir nicht. Ich bin Ambition gewöhnt, schon von meinen seligen Eltern her. Weißt du, was mein Vater war?« – »Ja. Schornsteinfeger.« – »Gut. Das sind Leute, die hoch hinaus müssen. Und mein Großvater?« – »Meerrettichhändler.« – »Schön! Du siehst also ein, daß schon in ihm das Spekulationstalent gesteckt hat, durch das ich zum reichen Mann geworden bin. Man kann eine Tochter gar nicht genug an eine solche Abstammung erinnern, das Vaterland und die Vaterstadt mit eingerechnet. Oder hast du etwa vergessen, aus welchem Land ich bin?« – »Nein«, sagte sie, das Lachen verbeißend. – »Nun?« – »Aus Sachsen.« – »Ja, aus Sachsen, wo die schönen Mädchen wachsen. So schöne gibt's nirgends, aber heiraten müssen sie, sonst werden sie schimmelig. Verstanden? Auch du bist nicht weit vom Stamm gefallen. Ich war ein hübscher Kerl, schon von meiner Mutter und Großmutter her, und darum kannst du dich auch sehen lassen, das liegt so in der Natur der väterlichen Abstammung zur Tochter hinüber. Darum habe ich dich auch Reseda oder Resedilla genannt Und was meine Vaterstadt betrifft, so kennst du ja wohl ihren Namen?« – »Jawohl.« – »Nun?« – »Pirna.« – »Ja, Pirna. Das ist die schönste Stadt in der ganzen Welt. Sie ist berühmt wegen ihrer schönen Sprache, darum habe ich auch das Spanische so leicht gelernt, denn das Pirnsche und Spanische sind einander sehr verwandt; Pirnaisch und Spanisch ist beinahe egal; das siehst du schon aus dem Namen, den ich hier zu Ehren meiner Vaterstadt angenommen habe: Pirna und Pirnero. Darum hat mich deine Mutter sogleich geheiratet. Du aber magst keinen, ich glaube, selbst dann nicht, wenn er aus Pirna wäre. Wer soll mir da die Dachriegel fest machen, die der Wind herunterreißt!«
Der biedere Pirnero hätte in seinem Sermon noch weiter fortgefahren, wenn nicht von draußen Pferdegetrappel zu hören gewesen wäre. Ein Reiter kam herbeigesprengt, sprang aber nicht draußen vor dem Fenster vom Pferd, sondern ritt es in die offene Umzäunung hinein, die sich an der Giebelseite des Hauses befand. Dann erst schritt er an den Fenstern vorüber, um nach der Stube zu kommen. Der Wirt hatte ihn im Vorübergehen bemerkt und sagte jetzt höchst ärgerlich:
»Das ist er, der Lump! Der braucht gar nicht zu kommen, selbst wenn ich keine Gäste habe. So einer soll mir nicht sagen, daß er mein Schwiegersohn werden will!«
Resedilla beugte sich tiefer auf ihre Arbeit hinab, um die Röte ihres Gesichts nicht merken zu lassen, und unterdessen trat der Gast in die Stube.
Er grüßte höflich, setzte sich auf einen der Stühle und verlangte ein Glas Julep, der in den Vereinigten Staaten und deren Grenzgebieten gern getrunken wird.
Der Gast war hoch und stark gebaut, und sein Gesicht war von einem dunklen Vollbart umrahmt. Er mochte bereits ein Stück in die dreißig hinein sein, konnte aber recht gut als bedeutend jünger gelten. Er trug eine sehr fadenscheinige, mexikanische Hose und darüber eine wollene Bluse, die vorn offenstand und die bloße Brust sehen ließ, die er dem Sturmwind geboten hatte. Ein schmaler Ledergürtel ging um seine Hüften. In demselben steckten zwei Revolver und ein Messer. Die Büchse, die er neben sich an den Tisch gelehnt hatte, schien keinen Groschen wert zu sein, wie überhaupt seine ganze Bekleidung einen abgeschabten Eindruck machte. Wer aber in seine kräftigen, etwas melancholischen Züge blickte und sein großes, dunkles Auge sah, der hätte ihn sicher nicht nach diesen Kleidern beurteilt.
Als er jetzt den breitkrempigen Hut auf den Tisch legte, sah man, daß eine tiefe, kaum erst zugeheilte Narbe quer über seine Stirn lief. Doch waren seine Bluse und seine Hose von so frischen Blutflecken beschmutzt, daß man leicht sehen konnte, diese Flecken stammten nicht von der Stirnwunde her.
»Was für Julep wollt Ihr?« fragte der Wirt rauh. »Mi...

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  1. Karl May – Biografie und Bibliografie
  2. Die Abenteuer des Schwarzen Gerard