Die Brüder Karamasow
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Die Brüder Karamasow

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Die Brüder Karamasow

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Über dieses Buch

Die Brüder Karamasow ist der letzte Roman des russischen Schriftstellers Fjodor Dostojewski, geschrieben in den Jahren 1878-1880. Er zählt zu den größten Werken der Weltliteratur. Die Handlung kreist um drei Brüder, die zwar äußerlich sehr verschieden, aber alle von tiefer Leidenschaft ergriffen sind. Dmitri, der älteste, ist Soldat. Iwan, der die Universität besucht hat, verkörpert den atheistischen Intellektuellen. Alexej ("Aljoscha") schließlich, im Vorwort vom Erzähler zum Protagonisten erklärt, den der Leser die meiste Zeit über begleitet, ist Novize. Sie alle stehen im Konflikt mit ihrem moralisch verkommenen Vater Fjodor. Ein vierter Bruder ist möglicherweise - so wird angedeutet - Smerdjakow, Bediensteter von Fjodor Pawlowitsch Karamasow und Sohn der geistesgestörten Lisaweta Smerdjastschaja, der Stinkenden... (aus wikipedia.de)

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Information

Jahr
2012
ISBN
9783849617158

Obwohl Mitja in ziemlich düsterer Stimmung weitersprach, gab er sich offenbar noch größere Mühe als vorher, auch nicht die geringste Einzelheit in seinem Bericht auszulassen. Er erzählte, wie er über den Zaun in den Garten seines Vaters gestiegen und zum Fenster gegangen war und alles, was er am Fenster gesehen hatte. Klar und deutlich, gleichsam jedes Wort einzeln formend, berichtete er von den Gefühlen, die ihn in jenen Augenblicken im Garten erfüllt hatten, als er so sehnlichst zu erfahren wünschte, ob Gruschenka bei seinem Vater ist oder nicht. Aber seltsam, der Staatsanwalt und der Untersuchungsrichter hörten diesmal anscheinend mit großer Zurückhaltung zu, machten trockene Gesichter und stellten weit weniger Fragen. Mitja vermochte aus ihren Mienen nichts zu entnehmen. ›Sie haben sich geärgert und fühlen sich gekränkt‹, dachte er. ›Na, sollen sie, zum Teufel!‹ Als er erzählte, wie er sich endlich entschlossen hatte, dem Vater das Signal zu geben, daß Gruschenka gekommen sei und er das Fenster aufmachen möchte, da schenkten der Staatsanwalt und der Untersuchungsrichter dem Wort »Signal« gar keine Beachtung, als hätten sie überhaupt nicht verstanden, welche Bedeutung dieses Wort hier hatte. Als er endlich bei dem Punkt angekommen war, wo er beim Anblick seines aus dem Fenster gelehnten Vaters wild vor Haß den Stößel aus der Tasche geholt hatte, da brach er auf einmal wie absichtlich ab. Er saß da und starrte die Wand an und wußte, daß die anderen ihn jetzt mit den Augen geradezu verschlangen.
»Nun«, sagte der Untersuchungsrichter, »Sie nahmen also das Instrument heraus und ... Und was geschah dann weiter?«
»Was dann weiter geschah? Dann schlug ich ihn tot ... Ich schlug ihn auf den Scheitel und zerschmetterte ihm den Schädel ... So ist es doch Ihrer Meinung nach zugegangen!« rief er mit funkelnden Augen.
Seine ganze Wut, die sich schon beinahe gelegt hatte, loderte auf einmal wieder mit größter Heftigkeit auf.
»Unserer Meinung nach«, erwiderte Nikolai Parfjonowitsch. »Nun, aber wie ist es Ihrer Meinung nach zugegangen?«
Mitja senkte den Blick und schwieg lange.
»Meiner Meinung nach, meine Herren, ging es so zu«, sagte er leise. »Hat jemand um mich geweint, oder hat meine Mutter für mich zu Gott gebetet, oder hat ein lichter Geist mich in jenem Augenblick umarmt und geküßt – ich weiß es nicht. Der Teufel wurde jedenfalls besiegt. Ich stürzte vom Fenster weg und lief zum Zaun ... Mein Vater erschrak und erblickte mich da zum erstenmal. Er schrie auf und sprang vom Fenster zurück, daran erinnere ich mich sehr genau. Ich lief durch den Garten zum Zaun ... Und da holte mich Grigori ein, als ich schon auf dem Zaun saß ...«
Hier hob er endlich die Augen und sah seine Zuhörer an. Diese musterten ihn ganz ruhig und aufmerksam, wie es schien. Mitjas Herz krampfte sich vor Entrüstung zusammen.
»Aber Sie machen sich ja über mich lustig, meine Herren« unterbrach er sich plötzlich.
»Woraus schließen Sie das?« fragte Nikolai Parfjonowitsch.
»Sie glauben mir kein Wort, daraus schließe ich es! Ich begreife ja, daß ich nun zur Hauptsache gekommen bin: Der alte Mann liegt da mit zertrümmertem Schädel, und ich, der ich so dramatisch geschildert habe, wie ich ihn totschlagen wollte und wie ich schon den Stößel hervorholte, ich laufe auf einmal vom Fenster weg ... Das ist geradezu ein Gedicht! In Versen! Das kann man dem braven jungen Mann aufs Wort glauben! Haha! Wie spottlustig Sie sind, meine Herren!«
Und er drehte sich mit dem ganzen Oberkörper auf dem Stuhl herum, daß der Stuhl krachte.
»Haben Sie nicht bemerkt«, begann plötzlich der Staatsanwalt, als ob er Mitjas Aufregung gar nicht bemerkt hätte. »Haben Sie, als Sie vom Fenster wegliefen, nicht bemerkt, ob die Tür zum Garten, die sich am anderen, hinteren Ende des Hauses befindet, offenstand oder nicht?«
»Sie stand nicht offen.«
»Nein?«
»Im Gegenteil, sie war geschlossen. Und wer hätte sie auch aufmachen können? Ha, die Tür, warten Sie mal!« rief er, als fiele ihm plötzlich etwas ein. »Haben Sie etwa die Tür offen gefunden?«
»Ja.«
»Wer konnte sie denn aufmachen, wenn nicht Sie selbst!« fragte Mitja in höchster Verwunderung.
»Die Tür stand offen, und der Mörder Ihres Vaters ist zweifellos durch diese Tür hindurchgegangen und nach dem Mord durch sie wieder herausgekommen«, sagte der Staatsanwalt langsam, jedes einzelne Wort deutlich aussprechend. »Das ist uns vollständig klar. Der Mord ist offenbar im Zimmer verübt worden, nicht vom Fenster aus. Das ist hundertprozentig klar nach der vorgenommenen Lokalbesichtigung, nach der Lage des Leichnams und nach allem übrigen. Ein Zweifel ist ausgeschlossen.«
Mitja war außerordentlich überrascht.
»Aber das ist unmöglich, meine Herren!« rief er fassungslos. »Ich ... Ich bin nicht hineingegangen! Ich sage Ihnen mit aller Bestimmtheit, daß die Tür die ganze Zeit, während ich im Garten war und als ich aus dem Garten hinauslief, geschlossen war. Ich habe nur vor dem Fenster gestanden und durch das Fenster hineingesehen, weiter nichts, weiter nichts ... Ich erinnere mich genau, bis zum letzten Augenblick. Und selbst. wenn ich mich nicht erinnern würde, so weiß ich es trotzdem, weil die Signale nur mir und dem Diener Smerdjakow und Ihm, dem Toten, bekannt waren. Und ohne die Signale hätte er keinem Menschen auf der Welt geöffnet!«
»Signale? Was für Signale?« fragte der Staatsanwalt mit eifriger, krampfhafter Neugier und verlor im Nu seine würdevolle Zurückhaltung.
Seine Frage klang, als ob er sich vorsichtig heranschleichen wollte. Er witterte eine wichtige, ihm noch unbekannte Tatsache und befürchtete sogleich, Mitja würde sie ihm nicht vollständig enthüllen wollen.
»Ah, davon haben Sie nichts gewußt?« erwiderte Mitja, ihm spöttisch zublinzelnd und boshaft lächelnd. »Wie nun, wenn ich es Ihnen nicht sage? Von wem werden Sie es dann erfahren? Von den Signalen wußten ja nur der Verstorbene, ich und Smerdjakow, weiter niemand. Nun, auch der Himmel hat noch davon gewußt, aber der wird Ihnen ja auch nichts sagen. Immerhin, eine interessante kleine Tatsache, auf der man weiß der Teufel was alles aufbauen kann, haha! Trösten Sie sich, meine Herren, ich werde Ihnen das Geheimnis enthüllen. Sie haben dumme Gedanken im Kopf und wissen nicht, mit wem Sie es zu tun haben! Sie haben mit einem Angeklagten zu tun, der gegen sich selbst aussagt, zu seinem eigenen Schaden! Ja, das tue ich, denn ich habe Ehre im Leib, was man von Ihnen nicht sagen kann!«
Der Staatsanwalt schluckte alle diese Pillen; er zitterte nur vor Ungeduld, etwas über die neue Tatsache zu erfahren. Mitja setzte ihnen genau und ausführlich alles auseinander, was die für Smerdjakow erfundenen Signale betraf, erzählte ihnen, was jede Art des Klopfens zu bedeuten hatte, und klopfte diese Signale sogar auf dem Tisch. Und auf Nikolai Parfjonowitschs Frage, ob er, Mitja, an das Fenster des alten Mannes tatsächlich jenes Signal geklopft habe, welches bedeutete: »Gruschenka ist gekommen«, antwortete er mit Bestimmtheit, jawohl, dieses und kein anderes habe er geklopft.
»Sehen Sie, nun wissen Sie es – jetzt bauen sie einen Turm darauf!« brach Mitja kurz ab und wandte sich wieder geringschätzig von ihnen weg.
»Und von diesen Signalen wußten nur Ihr verstorbener Vater, Sie und der Diener Smerdjakow? Sonst niemand?« erkundigte sich Nikolai Parfjonowitsch noch einmal.
»Ja, der Diener Smerdjakow und dann noch der Himmel. Schreiben Sie auch das von dem Himmel auf, es wird nicht überflüssig sein, auch das aufzuschreiben. Auch Sie werden Gott einmal gebrauchen können ...«
Natürlich begann der Protokollführer wieder zu schreiben; als das erledigt war, sagte der Staatsanwalt, als wäre ihm plötzlich ein neuer Gedanke gekommen: »Wenn auch Smerdjakow von diesen Signalen wußte und Sie jede Schuld am Tod Ihres Vater auf das Bestimmteste bestreiten, hat dann nicht vielleicht er das verabredete Signal geklopft und Ihren Vater veranlaßt, ihm zu öffnen, und dann das Verbrechen begangen?«
Mitja sah ihn mit einem spöttischen und zugleich haßerfüllten Blick an, so lange, bis zuletzt die Augen des Staatsanwalts zu blinzeln begannen.
»Da haben Sie wieder mal einen Fuchs gefangen!« sagte Mitja endlich. »Sie haben der Kanaille den Schwanz eingeklemmt, hehe! Ich durchschaue Sie vollständig, Herr Staatsanwalt! Sie dachten, ich würde sofort aufspringen und mich an das klammern, was Sie mir da in die Hand geben, und aus voller Kehle schreien: ›Ja, Smerdjakow ist es gewesen! Er ist der Mörder!‹ Gestehen Sie, daß Sie das gedacht haben! Gestehen Sie es, dann werde ich fortfahren.«
Aber der Staatsanwalt gestand es nicht; er schwieg und wartete.
»Sie haben sich geirrt, ich werde Smerdjakow nicht beschuldigen!« sagte Mitja.
»Und Sie hegen nicht einmal Verdacht gegen ihn?«
»Tun denn Sie das?«
»Im Verdacht haben wir auch ihn gehabt.«
Mitja heftete die Augen auf den Fußboden.
»Scherz beiseite«, sagte er mit finsterer Miene. »Hören Sie, gleich von Anfang an, schon als ich vorhin hinter diesem Vorhang hervorkam und von der Ermordung meines Vaters hörte, schoß mir der Gedanke durch den Kopf: Smerdjakow! Und während ich hier am Tisch saß und rief, daß ich an diesem Blut unschuldig bin, dachte ich immerzu: Smerdjakow! Und ich wurde den Gedanken an ihn nicht mehr los. Und jetzt eben dachte ich plötzlich wieder: Smerdjakow! Aber nur eine Sekunde lang; gleich darauf sagte ich mir: Nein, Smerdjakow ist es nicht gewesen! Das ist nicht seine Tat, meine Herren!«
»Haben Sie vielleicht noch irgendeine andere Person im Verdacht?« fragte Nikolai Parfjonowitsch behutsam.
»Ich weiß nicht wer oder welche Person es getan hat, ob die Hand des Himmels oder die Hand des Satans – Smerdjakow ist es jedenfalls nicht gewesen!« erklärte Mitja kurz und entschieden.
»Und wieso behaupten Sie so fest und mit solcher Hartnäckigkeit, daß er es nicht gewesen ist?«
»Weil es meine Überzeugung ist. Weil mir das mein Gefühl sagt. Weil Smerdjakow ein Mensch von niedrigster Gesinnung und ein Feigling ist. Er ist nicht einfach ein Feigling, sondern der auf zwei Beinen gehende Inbegriff aller Feigheit, die es auf der Welt gibt. Ihn muß ein Huhn geboren haben. Wenn er mit mir sprach, zitterte er jedesmal, ich könnte ihn totschlagen, obwohl ich nie die Hand gegen ihn erhoben habe. Er fiel mir zu Füßen und weinte, er hat mir diese Stiefel geküßt, buchstäblich, und mich flehentlich gebeten, ich möchte ihn ›nicht ängstigen‹. Hören Sie das: ›Nicht ängstigen!‹ – was ist das für ein sonderbarer Ausdruck? Aber ich habe ihn sogar beschenkt. Er ist ein krankes Huhn, epileptisch, mit schwachem Verstand, ein achtjähriger Knabe kann ihn verprügeln. Ist das überhaupt rin Charakter? Smerdjakow ist es nicht gewesen, meine Herren. Er liebt auch das Geld gar nicht; wenn ich ihm welches schenken wollte, nahm er es nicht an ... Und wofür hätte er auch den alten Mann totschlagen sollen? Er ist ja vielleicht sein Sohn, sein unehelicher Sohn, wissen Sie das?«
»Wir haben dieses Gerücht gehört. Aber Sie sind ja auch der Sohn Ihres Vaters, und trotzdem haben Sie selbst zu allen Leuten gesagt, Sie wollten ihn töten.«
»Da haben Sie einen Stein in meinen Garten geworfen! Und so einen unwürdigen, gemeinen Stein! O meine Herren, es ist vielleicht zu gemein von Ihnen, gerade mir das ins Gesicht zu sagen! Gemein deswegen, weil ich Ihnen das selbst gesagt habe. Ich wollte ihn nicht bloß töten – ich konnte es auch, und ich habe noch freiwillig gegen mich ausgesagt, daß ich ihn beinahe getötet hättet Aber ich habe ihn ja nicht getötet, mein Schutzengel hat mich davor bewahrt! Sehen Sie, das haben Sie dabei nicht beachtet ... Und deshalb ist es gemein von Ihnen! Weil ich ihn nicht getötet habe! Hören Sie, Herr Staatsanwalt, ich habe ihn nicht getötet!« Er konnte kaum noch atmen. Während des ganzen Verhörs war er nie so erregt gewesen. »Was hat er Ihnen denn gesagt, meine Herren, dieser Smerdjakow?«, schloß er plötzlich, nachdem er eine kleine Weile geschwiegen hatte. »Darf ich Sie danach fragen?«
...

Inhaltsverzeichnis

  1. Fjodor Michajlowitsch Dostojewski - Biografie und Bibliografie
  2. Zweiter Teil
  3. Dritter Teil
  4. Vierter Teil