Auf den Antillen
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Auf den Antillen

  1. 171 Seiten
  2. German
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Auf den Antillen

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Über dieses Buch

Ferdinand Emmerich gehört zu den bekanntesten deutschen Reise- und Abenteuerautoren des beginnenden 20. Jahrhunderts. In diesem Buch erlebt er seine Abenteuer auf den Inseln der Antillen.

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Information

Jahr
2019
ISBN
9783849652951

Auf den Antillen

I.


Die inselreiche Mündung des Amazonenstromes lag hinter mir. Der kleine Küstendampfer »Carianna« gab sich alle Mühe, gegen den starken Südsturm anzukämpfen, um seine zahlreichen Fahrgäste rechtzeitig in Belem zu landen. Die meisten wollten dort den Anschluß an den fälligen Postdampfer nach Europa erreichen, auf dem sie bereits Plätze belegt hatten. Der erste Offizier des Dampfers, ein junger Österreicher, mit dem ich mich wegen meines umfangreichen Gepäcks gut stellen mußte, fragte mich im Rauchzimmer, wo er eben den vierten Whisky-Soda auf meine Rechnung trank, so ganz nebenbei:
»Auf welchem Dampfer haben Sie Ihren Platz belegt?«
»Auf keinem. Ich nehme den ersten, der in Belem anläuft.«
»Na, dann können Sie sich ein paar Monate in dem Fiebernest aufhalten,« sagte der Offizier mit überlegener Miene.
»Warum denn, laufen die Dampfer dort nicht mehr an?«
»Selbstredend. Und noch dazu in verstärkter Anzahl. Aber sie sind alle bis auf den letzten Platz besetzt, wegen der Ausstellung.«
»Was für eine Ausstellung?«
Jetzt sah mich der junge Mann mit einem unwilligen Blick an. Er glaubte, ich wollte ihn zum Narren halten. Ich beeilte mich daher, meiner Frage entschuldigend hinzuzufügen:
»Sie wissen vielleicht nicht, daß ich sechs Monate lang immer im unerforschten Innern Brasiliens war und erst seit achtundvierzig Stunden wieder unter Kulturmenschen bin?«
»Dann allerdings,« rief er besänftigt. »In diesem Jahr ist wieder eine Weltausstellung in Paris und alle Dampfer nach dem europäischen Kontinent sind seit Monaten ausverkauft.«
»Ach du lieber Herrgott,« rief ich entsetzt aus. »Das fehlte mir gerade noch. Jetzt bin ich fast zweieinhalb Jahre unterwegs und nun muß mir auch das noch dazwischenkommen. – Na, vielleicht verkauft mir jemand seinen Platz.«
»Wenn Sie das Aufgeld nicht scheuen, könnten Sie den Versuch ja mal machen.«
Als der vierte Dampfer von Belem ausgelaufen war, sah ich mich nach einer andern Möglichkeit, nach Europa zu gelangen, um. Der Österreicher hatte recht. Jeder Europadampfer war bis ins Mannschaftslogis hinein besetzt. Auch auf meine Kabeltelegramme nach den großen Küstenhäfen erhielt ich, wenn überhaupt, ablehnende Antworten. – Ich sah mich nach Segelschiffen um. Die Reise konnte allerdings unter Umständen viermal so lange dauern. Immerhin konnte ich doch noch vor Beginn des Winters in Europa sein. Aber auch hier hatte ich Pech. Es lag zwar eine mit Gummi beladene französische Brigg im Hafen, aber die Matrosen, die über die Reling schauten, als ich mit dem Boot an ihr vorbeifuhr, hatten derartige Galgengesichter, daß sogar mein Bootsmann sich mit seinem Fahrzeug in achtungsvoller Entfernung hielt. Zum Überfluß wurde ich Zeuge, wie der vertierte Kapitän auf einen Negermatrosen einschlug und ihn mit einer Flut von 5chimpfworten überschwemmte, wie sie in solcher Gemeinheit des Ausdruckes auch nur von einem Franzosen möglich sind. Der Neger sprang nach der Mißhandlung über Bord und rettete sich auf ein in der Nähe liegendes Segelschiff, dessen Besatzung ebenfalls Zeuge der Mißhandlung gewesen war. Dort hatte er wohl mit seiner Erzählung die Entrüstung der Mannschaft erregt, denn es erhob sich ein solch drohends Geschrei gegen den französischen Lumpenkerl, daß dieser es vorzog, die Anker zu lichten.
Schon trug ich mich mit dem Plan einer Reise nach der brasilianischen Guayana, als eines Nachmittags der amerikanische Dampferagent die Frage an mich richtete:
»Wäre Ihnen mit einer Fahrkarte nach Trinidad gedient?«
Ich überlegte. Es war immerhin ein gut Stück weiter nach Norden, und wer weiß...
»Unser New Yorker Dampfer hat noch Kabinen frei,« fuhr er fort, »Sie sind aber von Port of Spain ab verkauft. Dort müßten Sie das Schiff verlassen, vielleicht verspätet sich ein Passagier, und in dem Falle könnten Sie an Bord bleiben.«
»Aber in New York finde ich erst recht keinen Dampferplatz nach Europa.«
»Der Dampfer geht von Trinidad aus nach Southampton und dann erst nach Hause.«
»Bravo!« rief ich beglückt. »Dann ist die Sache in Ordnung. Bin ich einmal an Bord, dann gehe ich erst in England wieder an Land.«
Der Agent war zwar anderer Ansicht, aber ich rechnete auf die amerikanischen Seeoffiziere. Sie würden einen alten Kameraden – ich war ja selbst Seemann gewesen – nicht im Stiche lassen.
Als aber der Dampfer, der von Rio kam, auf der Reede erschien, sank meine Zuversicht um ein beträchtliches. So viele Menschen hatte ich selbst in chinesischen Gewässern nicht auf einem Dampfer gesehen. Kopf an Kopf standen sie auf Deck. Als sie mich mit meinem Gepäck herankommen sahen, erhob sich ein unwilliges Gemurmel, in das sogar die Offiziere einstimmten. Der Agent beeilte sich, zu versichern, daß ich ja nur bis Trinidad mitführe, aber auch das dämpfte den Unwillen nicht. Ich erfuhr bald den Grund.
Alles, was von der Besatzung über eine Koje verfügte, hatte sie auf eigene Faust vermietet und schlief auf Deck. Auch die Offiziere; diese machten es sich inzwischen in den erst von Trinidad aus vergebenen Kabinen bequem, und waren natürlich unangenehm überrascht, als ich nun einem von ihnen das Bett nahm. Da der Kapitän nicht duldete, daß ein Offizier mit einem Fahrgast die Kabine teilte, so mußten auch die andern ausziehen. Auf diese Weise bekam ich zwar eine Kabine für mich allein, aber auch zwei Feinde. Zum Unglück gerade die, auf deren Beistand ich gerechnet hatte.
Der Dampfer, ein alter Kasten, den die Reederei wohl nur aus Anlaß des lockenden Verdienstes wieder in die Fahrt eingestellt hatte, brauchte sechs Tage bis Port of Spain. Da gerade ein starker Südwest wehte, wagte er sich nicht in die Nähe des gewöhnlichen Liegeplatzes der Dampfer, sondern hielt sich weit außerhalb der Korallenbänke, es den Passagieren überlassend, wie sie in der hohen See von oder an Land gelangen konnten. Ich versuchte durch eine Weigerung, mich in dem starken Seegang einem Boot anzuvertrauen, an Bord zu bleiben, und hätte es auch vielleicht durchgesetzt, wenn nicht gerade der Mieter meiner Kabine ein hoher englischer Beamter gewesen wäre. Der wurde natürlich mit einem Dampfer herausgebracht, auf dem sich auch die übrigen Passagiere befanden. Man lud kurzerhand mein Gepäck auf diesen Tender über und deutete mir durch eine nicht mißzuverstehende Handbewegung an, daß ich mich zu »drücken« hätte.
Daß man beim Überladen meiner Habe eine Kiste absichtlich ins Meer fallen ließ, war wohl nicht anders zu erwarten.
So kam ich nach der Insel Trinidad. Sie wurde zum Ausgangspunkt einer Reise durch die Antillen, von der ich hier eine gedrängte Schilderung folgen lasse.
Über die Stadt selbst ist nicht viel zu sagen. Sie ist eine der typischen englischen Hafenstädte mit den Warenhäusern und den Kontoren. Daran schließt sich ein ausgedehnter Park, der in seinen lauschigen Baumgruppen die Landhäuser der Kolonisten birgt. Am Strande baut sich das Negerviertel auf, in dem es zu jeder Tag- und Nachtzeit recht lebhaft zugeht.
...

Inhaltsverzeichnis

  1. Ferdinand Emmerich – Biografie und Bibliografie
  2. Auf den Antillen