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Über dieses Buch

Dieser Sammelband beinhaltet einen umfassenden Querschnitt der besten Essays des österreichischen Autors. Aus dem Inhalt:Über die LiebeOrdnung und GerechtigkeitEin Wort zu MacbethVon Chinas GötternÖstliche LandschaftMozart, ein Meister des OstensRecentissime oder die Zeitung als KunstwerkAktualitätAlbert EhrensteinGoetheErnest ShackletonDaumierRousseauCervantes zu EhrenDer Genius der GrammatikDer Film hat keine TraditionDer neue RomanDer Vorwurf in der KunstDie Ruhe in der KunstDie Kunst des ErzählensCredo, quia absurdumDie Freunde Flaubert und MaupassantAdalbert StifterDas UnverlierbareEin Wort zu Wedekinds "Schloss Wetterstein"Lebensfragen des TheatersBalzacFrieden, Erziehung, PolitikDie Jugend im RomanJack London... u.v.m....

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Information

Jahr
2012
ISBN
9783849639617
Essays
Ernst Weiss
Inhalt:
Ernst Weiß – Biografie und Bibliografie
Essays
Über die Liebe
Ordnung und Gerechtigkeit
Ein Wort zu Macbeth
Von Chinas Göttern
Östliche Landschaft
Mozart, ein Meister des Ostens
Recentissime oder die Zeitung als Kunstwerk
Aktualität
Albert Ehrenstein
Goethe
Ernest Shackleton
Daumier
Rousseau
Cervantes zu Ehren
Der Genius der Grammatik
Der Film hat keine Tradition
Der neue Roman
Der Vorwurf in der Kunst
Die Ruhe in der Kunst
Die Kunst des Erzählens
Credo, quia absurdum
Die Freunde Flaubert und Maupassant
Adalbert Stifter
Das Unverlierbare
Ein Wort zu Wedekinds "Schloss Wetterstein"
Lebensfragen des Theaters
Balzac
Frieden, Erziehung, Politik
Die Jugend im Roman
Jack London
Conrad
Kleist als Erzähler
Kleist
Tod, Erkenntnis, Heiligkeit
Über die Sprache
Robert Stevenson
James Watt, der Schöpfer des Industriezeitalters
Der Krieg in der Literatur
Heinrich Heine
Prag
Das Ende der Novelle
Franz Kafka, die Tragödie eines Lebens
Bemerkungen zu den Tagebüchern und Briefen Franz Kafkas
Von der Wollust der Dummheit
Essays, Ernst Weiß
Jazzybee Verlag Jürgen Beck
Loschberg 9
86450 Altenmünster
ISBN: 9783849639617
www.jazzybee-verlag.de

Ernst Weiß – Biografie und Bibliografie

Österreichischer Arzt und Schriftsteller, geboren am 28. August 1882 in Brünn, verstorben am 15. Juni 1940 in Paris. Der aus einer jüdischen Familie stammende Weiß war der Sohn des Tuchhändlers Gustav Weiß und dessen Ehefrau Berta Weinberg. Am 24. November 1886 starb der Vater. Trotz finanzieller Probleme und mehrfacher Schulwechsel (unter anderem besuchte er Gymnasien in Leitmeritz und Arnau) bestand Weiß 1902 erfolgreich die Matura (Abitur). Anschließend begann er in Prag und Wien Medizin zu studieren. Dieses Studium beendete er 1908 mit der Promotion in Brünn und arbeitete danach als Chirurg in Bern bei Emil Theodor Kocher und in Berlin bei August Bier.
1911 kehrte Weiß nach Wien zurück und fand eine Anstellung im Wiedner Spital. Aus dieser Zeit stammt auch sein Briefwechsel mit Martin Buber. Nach einer Erkrankung an Lungentuberkulose hatte er in den Jahren 1912 und 1913 eine Anstellung als Schiffsarzt beim österreichischen Lloyd und kam mit dem Dampfer Austria nach Indien, Japan und in die Karibik.
Im Juni 1913 machte Weiß die Bekanntschaft von Franz Kafka. Dieser bestätigte ihn in seiner schriftstellerischen Tätigkeit, und Weiß debütierte noch im selben Jahr mit seinem Roman Die Galeere.
1914 wurde Weiß zum Militär einberufen und nahm im Ersten Weltkrieg als Regimentsarzt in Ungarn und Wolhynien teil. Nach Kriegsende ließ er sich als Arzt in Prag nieder und wirkte dort in den Jahren 1919 und 1920 im Allgemeinen Krankenhaus.
Nach einem kurzen Aufenthalt in München ließ sich Weiß Anfang 1921 in Berlin nieder. Dort arbeitete er als freier Schriftsteller, u.a. als Mitarbeiter beim Berliner Börsen-Courier. In den Jahren 1926 bis 1931 lebte und wirkte Weiß in Berlin-Schöneberg. Am Haus Luitpoldstraße 34 erinnert daran eine Gedenktafel. Im selben Haus wohnte zeitweise der Schriftsteller Ödön von Horváth, mit dem Weiß eng befreundet war.
1928 wurde Weiß vom Land Oberösterreich mit dem Adalbert-Stifter-Preis ausgezeichnet. Außerdem gewann er im selben Jahr bei den Olympischen Spielen in Amsterdam eine Silbermedaille im Kunst-Wettbewerb.
Kurz nach dem Reichstagsbrand am 27. Februar 1933 verließ er Berlin für immer und kehrte nach Prag zurück. Dort pflegte er seine Mutter bis zu deren Tod im Januar 1934. Vier Wochen später emigrierte Weiß nach Paris. Da er dort als Arzt keine Arbeitserlaubnis bekam, begann er für verschiedene Emigrantenzeitschriften zu schreiben, u.a. für Die Sammlung, Das Neue Tage-Buch und Maß und Wert. Da er mit diesen Arbeiten seinen Lebensunterhalt nicht decken konnte, unterstützten ihn die Schriftsteller Thomas Mann und Stefan Zweig.
Ernst Weiß letzter Roman Der Augenzeuge wurde 1939 geschrieben. In Form einer fiktiven ärztlichen Autobiographie wird von der „Heilung“ des hysterischen Kriegsblinden A.H. nach der militärischen Niederlage in einem Reichswehrlazarett Ende 1918 berichtet. Nach der Machtergreifung der Nazis 1933 wird der Arzt, weil Augenzeuge, in ein KZ verbracht: Sein Wissen um die Krankheit des A.H. könnte den Nazis gefährlich werden. Um den Preis der Dokumentenübergabe wird „der Augenzeuge“ freigelassen und aus Deutschland ausgewiesen. Nun will er nicht mehr nur Augenzeuge sein, sondern praktisch-organisiert kämpfen und entschließt sich, auf der Seite der Republikaner für die Befreiung Spaniens und gegen den mit Nazideutschland politisch verbündeten Franquismus zu kämpfen.
Als Weiß am 14. Juni 1940 den Einmarsch der deutschen Truppen in Paris von seinem Hotel aus miterleben musste, beging er Suizid, indem er sich in der Badewanne seines Hotelzimmers die Pulsadern aufschnitt, nachdem er Gift genommen hatte. Im Alter von 57 Jahren starb Ernst Weiß am 15. Juni 1940 im nahegelegenen Krankenhaus.
Wichtige Werke
  • Die Galeere, Roman, S. Fischer, Berlin 1913
  • Der Kampf, Roman, S. Fischer, Berlin 1916 (seit 1919 Franziska)
  • Tiere in Ketten, Roman, S. Fischer, Berlin 1918
  • Das Versöhnungsfest, Eine Dichtung in vier Kreisen, in: Der Mensch (Zeitschrift), 1918
  • Mensch gegen Mensch, Roman, Verlag Georg Müller, München, 1919
  • Tanja, Drama in 3 Akten, UA 1919 in Prag
  • Stern der Dämonen, Erzählung, Genossenschaftsverlag Wien/Leipzig 1920
  • Nahar, Roman, Kurt Wolff Verlag, München 1922
  • Hodin, Erzählung, Verlag H. Tillgner, Berlin 1923
  • Die Feuerprobe, Roman, Verlag Die Schmiede, Berlin 1923
  • Atua, Erzählungen, Kurt Wolff Verlag, München 1923
  • Der Fall Vukobrankovics, Kriminalreportage, Verlag Die Schmiede, Berlin 1924
  • Männer in der Nacht, Roman (um Balzac), Propyläen Verlag, Berlin 1925
  • Dämonenzug, Erzählungen, Ullstein, Berlin 1928
  • Boëtius von Orlamünde, Roman, S.Fischer, Berlin 1928 (seit 1930 Der Aristokrat)
  • Georg Letham. Arzt und Mörder, Roman, Zsolnay, Wien 1931
  • Der Gefängnisarzt oder Die Vaterlosen, Roman, Verlag Julius Kittls Nachf., Mährisch-Ostrau, 1934
  • Der arme Verschwender, Roman, Querido Verlag, Amsterdam 1936
  • Jarmila, Novelle, 1937
  • Der Verführer, Roman, Humanitas Verlag, Zürich 1938
Der Text ist unter der Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike“ verfügbar; zusätzliche Bedingungen können anwendbar sein. Im Gesamten ist dieser Text zu finden unter http://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Wei%C3%9F_%28Schriftsteller%29.

Essays

Leser, du vielköpfiges, unfaßbares Wesen, das ich nie ganz begreife und dennoch liebe, was wäre ich ohne dich? Vor wem sollte ich die vielen Figürchen meiner geistigen Marionettenbühne spielen – nein, leben, sterben, weinen, lachen, verzweifeln und lächeln lassen – wenn nicht vor dir und nur für dich?
Verbunden sind und bleiben wir, auch wenn wir uns nie sehen. Vielleicht ist ein echter, männlicher Freund, eine himmlisch schöne und gute Frau unter euch – gerade die Menschen, nach denen ich mich zeit meines Lebens gesehnt habe – einerlei, wir werden einander nie begegnen, es sei denn über den aufgeschlagenen Seiten meines Buches, das durch einen guten Zufall euch in die Hände geraten ist. Vielleicht darf ich aber auch euch etwas sein und bedeuten, kann euch über einen bitteren Tag, eine Enttäuschung in dem Berufe, über einen Nachmittag der Langeweile, über ein hartes Wort eurer Angehörigen hinweghelfen. – Ich möchte es ja so gern. Mehr als das, es ist der einzige Zweck meines Daseins, und selbst nach meinem Tode wird dieses mein Sprechenwollen nicht zu Ende sein. Ich bin euch dankbar, denn ihr habt mir nie etwas Böses getan, oft aber Gutes dadurch, daß ihr meine Bücher durchgeblättert habt – so war ich doch mit dem Wesentlichsten meines Daseins nicht allein. Ihr habt euch mir gegeben – so gebe ich mich euch und grüße euch.
Ernst Weiß zum Tag des Buches 1930

Über die Liebe

Alle Regierungen trifft der Vorwurf, Macht an Recht geschmiedet zu haben. Einige haben es früher getan, haben getrotzt und getrieft von diesem bösesten Glauben, andere haben sich dieses "Kampfargument zu eigen gemacht", gewillt, dem Gegner die Wahl der Waffe zu überlassen, ihn nur durch die Qualität der Waffe zu übertreffen. Die Welt ist greisenhaft geworden. Aus ihren Fugen bröckelt Mißtrauen, das macht sie so schwer zu ertragen, so schwer zu lieben für mich.
Dieses "Recht bedeutet Macht", dieser folgenschwerste aller Fehlschlüsse, ist nicht neu. Er ist unter Darwins Einflusse zu einem Allgemeingut der europäischen Zivilisation geworden; ich finde es bei preußischen, stahlgehelmten Seelen, ich finde es bei Dostojewski, dem ewig wandernden, dem ewig aus Dämonie zur Güte, aus Güte zum Verbrechen schreitenden.
"Freilich, es ist ein Kriminalverbrechen begangen", sagt Raskolnikow, "freilich, der Buchstabe des Gesetzes ist verletzt und" (welch ein und!) "Blut vergossen worden; nun, so nehmt doch für den verletzten Buchstaben des Gesetzes meinen Kopf, und genug damit! In diesem Fall hätten aber auch viele Wohltäter des Menschengeschlechts, die ihre Macht nicht ererbt, sondern sich ihrer bemächtigt haben, gleich bei ihrem ersten Schritt hingerichtet werden müssen. Jene aber haben ihr Ziel beharrlich verfolgt, und deshalb sind sie im Recht; ich aber ..." Mag sein, daß nicht der letzte tiefste Dostojewski aus diesem Raskolnikow spricht, aber ein Dostojewski spricht aus ihm. Denn Raskolnikow sagt hier sein Bekenntnis, der menschlichste Verbrecher, der Mann des Leidens, der Mensch, der das Wunder Sonja erlebt hat, die christliche Heilige der Demut, Dostojewski, der Mann auf der Brücke, der guten Entscheidung zugewandt. Raskolnikow ist ein guter Mensch. Ist er es nicht? Ist er nicht der brüderliche Bruder, der liebende Sohn, der künftige gute Gatte? Sein Verbrechen hat er eisern eingeschlossen in den starren Kampf des fieberhaften Wirbels aller Seelen, er steht davor und schützt es mit dem Letzten, das er hat; aber er verrät es doch, er verrät sich selbst, dem Fremden? Dem Säufer in der Erniedrigung, der Dirne auf dem demütigen Weg? Nein, dem präsumtiven Bräutigam der Schwester, Rasumichin; er gibt sich hin aus brüderlichen Schutz- und Schirmgefühlen, aus Obsorge für die arme, seelenempfindliche Mutter. Der Mörder, der gute Sohn.
Leonhard Frank, über dessen hohen Willen zur Menschlichkeit wir uns im tiefsten freuen, schildert seinen Helden, der vorbewußt gemordet hat; er hat gemordet, nicht aus Gewinnsucht, sondern aus Sehnsucht nach Erlösung, nach Freiheit der Erinnerung; aber ein Mörder ist er; und als dieser Mensch vor der Todesstrafe steht, erscheint seine alte Mutter, rührend mit Kissen für die Nacht beladen, Tränen, menschlichstes Gefühl hier wie dort. Wer stünde hier ohne Ergriffenheit zwischen dem Blut und den Tränen und fragte nach der Mutter des gemordeten alten Lehrers, seiner Tochter, nach seinen "Lieben"? Aber auch hier, wer sieht dies nicht, der Mörder, der gute Sohn.
Der Mörder ist der Mensch der Macht. Er ist mehr als der böse Gedanke, der verruchte Trieb. Es ist außerdem das Können, das "den Verhältnissen gewachsen sein", es ist die Bestätigung, die richtige Erfüllung des Höllischen, das in unserer Gesellschaft, in unserem Miteinander ist. Hier – auf der einen Seite, Gewalt, dort – auf der andern Seite, Gefühl, hier "Recht bedeutet Macht", dort dieses Unsagbare, dieser einzig herrliche Weg, das " ich liebe", der wunderbare Umschwung der Seele. Dieses Hier und Dort vereinigt sich nicht. Eines lügt, denn das Ganze lügt.
Die Zeit ist so, daß Blindheit vielleicht Freude und alle Seligkeit wäre, sicher aber Unrecht ist. Ich will nicht blind sein. Zu erkennen glaube ich einen Zusammenhang zwischen Familienliebe und Mord. – Ich sehe die Tastatur der Seele verschoben um einen Ton, alles ist um eine Stufe heraufgerückt oder herab, das relative Gleichgewicht, die lügnerische Harmonie ist erhalten, und doch, jede Taste schlägt falsch, und an der Dissonanz zerschmettert sich alle Welt bis zur letzten Verzweiflung.
Die Liebe, die ich im Bewußtsein besonderer Güte an meine Mutter, an mein Kind wende, diese Liebe fehlt der Welt.
Die Liebe, die ich im Bewußtsein besonderer Güte wende an meinen Glauben, an meine Erinnerung, an der Heimat hohes warmes Haus, an meine Sprachverwandten, die meines Atems, mehr als das, meines Blutes sind, mit Blut wird diese Liebe jetzt gezahlt. Und nie ganz gezahlt. Wer hat den infamen Mut, von "unnützen Opfern" zu reden, die etwa ein unvorsichtig oder ein gar zu rücksichtslos eingesetzter Angriff gekostet hat? Kein Opfer kann nützlich sein, kein Erfolg lohnt Blut, nichts wird gebessert durch gewaltsamen Tod, keine Idee ist das Leben wert.
Ich verachte, ich hasse bis zum letzten Fanatismus jede Idee der Meistbegünstigung.
Sprache, Nationalität, Glauben sollen einem seelisch Fremden recht geben auf meine Liebe, weil Nationalität Stammesverwandtschaft ist.
Meine Sprache nenne ich Muttersprache oder Mutterlaut, und es ist notwendig, solche Redensarten der Lesebücher zu packen und zu zerreißen, zu zerschmettern in Atome, denn sie selbst haben mich und meinesgleichen gepackt und zerrissen.
Weil ich die schutzlose Schwester treu im Herzen trage, weil ich sie schütze vor der bösen Welt, deshalb ist die Welt böse. Der Kern ist die böse "Verbrüderung", die Entmenschung durch die Familie. Der Kern ist die Mutter, in der ich lügnerisch und ohnmächtig sentimental "mein besseres Teil" liebe, da ist, da starrt, heute noch unangetastet, ehern die letzte Grenze, die ich um mich schlage.
Wer wundert sich über das Mißtrauen, den stinkenden, faulenden Unglauben, der strategische Sicherungen, der Landesgrenzen fordert, der einverstanden ist mit einer Wiederholung der fürchterlichsten Weltbefleckung unter der einzigen Voraussetzung, daß er und vor allem seine Kinder geschützt seien durch Meistbegünstigung: "der Kampf? Gut, der Kampf. Aber nur im Feindesland, und wer es wagt, einem mir durch Familienbande oder Sprach- und Landgemeinschaft Verwandten ein Haar zu krümmen, der büße in der bittersten Verdammnis!"
Mißtrauen ist verbrecherisch, mehr als das heiße Verbrechen eines ist – berauschte Tat, denn es verseucht wie Pest die Welt. Ich verurteile in jeder Form das Mißtrauen gegenüber der allgemeinen, grenzenlosen Güte des Menschen, gegenüber der Fähigkeit des Menschen an...

Inhaltsverzeichnis

  1. Ernst Weiß – Biografie und Bibliografie