Das verlorene Paradies
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Das verlorene Paradies

  1. 194 Seiten
  2. German
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Das verlorene Paradies

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Über dieses Buch

Ein Jagdroman aus Perfalls oberbayrischer Heimat. Von Perfall gehört zu den bekanntesten bayerischen Heimat- und Jagdschriftstellern und verstarb 1912 in Schliersee.

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Information

Jahr
2012
ISBN
9783849633189

Das verlorene Paradies

I.


VielgelĂ€steter, vielumwimmerter Herbst – der jedem Griesgram und Weltschmerzler zum Motto dienen muß –, grauer EntblĂ€tterer, nebelumwallter, feuchtkalter, schwermutsschwangerer Todesbote – verzeih den kurzsichtigen, hinter kalten Mauern Verbannten, die dir nie in das frische, mĂ€nnlich trotzige Antlitz geschaut und keine Ahnung haben, daß es dasselbe ist, dessen wonniges LĂ€cheln sie vor wenigen Monaten entzĂŒckte. Die ernste GrĂ¶ĂŸe des Vollbrachten verklĂ€rt deine ZĂŒge, du zerstörst nicht das Werk deiner Jugend, bĂ€ndigst nur weise den ungezĂ€hmten Trieb und bereitest dich vor zu dem geheimnisvollen Schlummer, den sie Tod nennen, um phönixgleich, ewig derselbe, von neuer Jugend schwellend, daraus zu erstehen.
Die vielverschlungenen TĂ€ler, die Schluchten und Halden erglĂŒhen in buntem Farbengemisch, zwischen der Buchen flammenden, sich tĂŒrmenden Kuppeln drĂ€ngt sich der goldig flatternde Ahorn, wĂ€hrend die bestĂ€ndigen treuen Fichten und Tannen den ernsten Grundton angeben. – KrĂ€ftiger Weingeruch steigt auf vom frisch gefallenen Laub und ein Farbenspiel beginnt im FrĂŒhsonnenschein, das jedes Pinsels spottet! Hallen dann noch die Laute fröhlichen Gejaids durch den Forst, das Geklapper und Hallo der Treiber, der Anschlag der Hunde, der Klang des Hifthorns, das langsam vergrollende Knattern der Gewehre, dann rĂŒhren sich fröhliche, krĂ€ftige Stunden.
Das junge MĂ€dchen, dicht an den hundertjĂ€hrigen Buchenstamm sich drĂŒckend, den leuchtenden Blick auf die durchsichtige Dickung vor sich gerichtet, die Wangen vor Erwartung gerötet, die zierliche BĂŒchse schußbereit in den kleinen, aber krĂ€ftigen HĂ€nden, genoß sichtlich mit allen Sinnen diese krĂ€ftige, wĂŒrzige Lust der Jagd, des köstlichen Morgens, jugendlichen VollgefĂŒhls!
Die ĂŒppigen blonden Zöpfe unter dem grĂŒnen verwetterten HĂŒtchen hatten sich gelockert und lagerten sich nun auf der grĂŒnen Lodenjacke, die dolmanartig ĂŒber die Schulter der schönen Gestalt hing.
Der Trieb bewegte sich gerade auf sie zu, links und rechts fielen SchĂŒsse, seine Rauchschwaden schwebten zwischen den BuchenstĂ€mmen. Ihre Erregung wuchs sichtlich, oft atmete sie hoch auf, den Kopf etwas nach rĂŒckwĂ€rts beugend. So oft ein neuer Schuß fiel, stampfte sie mit dem roten Juchtenstiefel, der bis zur halben wohlgeformten Wade reichte, auf den Boden. Sie war mit ganzer Seele bei der Sache, offenbar ebenso weit entfernt von jeder weiblichen Koketterie oder Emanzipationssucht als von dem sentimentalen GefĂŒhle, dadurch ihre Weiblichkeit zu verletzen.
Plötzlich spannten sich ihre jugendlichen ZĂŒge, die der Flaum der reifen Pfirsich bedeckte, ein grausamer Ernst lagerte sich darauf – vorsichtig hob sie die BĂŒchse in Wangenhöhe. – Zwischen dem GestĂ€nge der Dickung trabte ein Fuchs – blieb stehen – sicherte – dann wieder vorwĂ€rts in ahnungslosem Hundstrabe, gerade auf die JĂ€gerin zu.
Als der Schuß krachte, lag der Rote schon am Boden, die Rute zum letztenmal schwenkend. Ein lautes Bravo erschallte durch den Buchenwald aus mĂ€nnlicher Kehle.
Das MĂ€dchen lauschte selbstzufrieden, wĂ€hrend es eine neue Patrone aus dem GĂŒrtel nahm und in den Lauf steckte. – Dann begann der Konflikt der Neugierde, das erlegte Wild zu besehen, mit der strengen Vorschrift, den Stand vor Ende des Triebes nicht zu verlassen.
Das MĂ€dchen stellte sich auf die Fußspitzen und lugte auf die Beute.
Da begann ein HöllenlĂ€rm im Bogen, die Hundemeute schien auf einen Punkt konzentriert. Das helle GelĂ€ute schlug die Richtung zu dem Nachbar ein, jetzt stĂŒrmte es krachend durch die Buchenschonung – eine Rauchwolke flog empor – der Nachbar hatte geschossen – gefehlt wohl! Der LĂ€rm wandte sich. Ein Rudel Rehe polterte daher, angsterfĂŒllt, die HĂ€lse weit vorgesteckt – ein Muttertier stĂŒrzte vor die JĂ€gerin – das Kitz drĂŒckte sich angsterfĂŒllt an dasselbe. Die JĂ€gerin stand regungslos. Ihr Blick richtete sich lauernd nach rĂŒckwĂ€rts auf den Bock mit hohem, gebrĂ€untem Gehörn, der sie hinter einem Buchenstamm hervor sorgfĂ€ltig musterte. Ein klĂ€ffender, die FĂ€hrte verfolgender Dachshund machte der Spannung ein Ende, der Bock sprang seitwĂ€rts. Die JĂ€gerin feuerte in rascher Wendung, das Tier brach mit den hintern LĂ€ufen zusammen und mĂŒhte sich, schlecht getroffen, in qualvoller, kreisförmiger Bewegung.
Wieder ertönte das nĂ€mliche Bravo, aber diesmal lĂ€chelte das MĂ€dchen nicht; ratlos starrte es auf den Todeskampf des Tieres, auf das UnglĂŒck, das es angerichtet – sprang hinzu und wandte das Antlitz vor dem brechenden Auge.
"Georg, komm doch! Das arme Tier!" rief es dann in angstvoll flehenden Tönen.
"Ist der Trieb ja noch nicht zu Ende! Nur liegen lassen! Kommt nicht mehr auf!" war die Antwort.
"Abscheulich!" flĂŒsterte das MĂ€dchen fast weinerlich und hob das Gewehr zum Gnadenschuß.
Da vernahm es Tritte hinter sich und setzte ab, sich wendend. Ein großer, junger Mann, das Gewehr unter dem Arme, stand vor ihm.
"Hast du deinen grausamen Bruder gehört?" fragte es.
"Warum grausam? Das ist die Jagd, der Sport! Und du liebst ihn ja so sehr, Kitty," erwiderte dieser, ohne Miene zu machen, den Wunsch des MĂ€dchens zu erfĂŒllen.
"Gewiß liebe ich ihn! Aber deshalb bin ich noch lange nicht gefĂŒhllos! Willst du, oder willst du nicht?" Kitty sprach diese Worte mit gereizter Energie.
"Nicht mehr nötig," erwiderte der junge Mann. "Das arme Ding hat bereits ausgelitten."
"Das arme Ding!" Die junge Dame wandte sich rasch zu dem verendeten Tier und beugte sich ĂŒber dasselbe, das geperlte, starke Gehörn prĂŒfend.
"Ein Kapitalbock! Du bist mir wohl neidisch, aber ich lasse mir die Freude nicht verderben. Sieh nur die Stangen! Eine AbnormitĂ€t. Georg hat ihn gefehlt – jawohl! Gott, wird Papa eine Freude haben! Nein, das GlĂŒck, das GlĂŒck! Ein so dummes MĂ€del einen solchen Bock schießen!"
Die junge Dame hatte sich auf den Boden gekniet, betrachtete das gefallene Wild und prĂŒfte das Geweih mit kindlicher Freude. Keine Spur mehr von Mitleid oder Reue, der Bock war ja jetzt verendet und schreckte sie nicht mehr mit seinen TodeskrĂ€mpfen.
"Na, freust du dich denn gar nicht ein wenig mit? Tu' doch wenigstens so!" wandte sie sich an den jungen Mann, der sie aufmerksam beobachtete. "O, dieser Jagdneid der MĂ€nner!"
"Ich – und Jagdneid! Das ist ja die reinste Schmeichelei aus deinem Munde."
"Ja, das ist wahr, du bist ja ein schrecklich langweiliger JĂ€ger! – Ich meine, wenn ich mich freue, solltest du es auch ..."
"Tue ich auch immer, Kitty, immer! Nur wundere ich mich, daß du dich so freuen kannst ĂŒber dieses HĂ€ufchen UnglĂŒck," erwiderte der junge Mann.
"NatĂŒrlich, jetzt kommt die Moralpauke! FĂŒr ein MĂ€dchen paßt die Jagd nicht. Das soll immer mit niedergeschlagenen Augen und gefalteten HĂ€nden umhergehen und zusammenschrecken, wenn eine Flinte knallt. Blut soll sie gar nicht sehen können, ohne in Ohnmacht zu fallen. – Aber ich bin nun einmal anders – warum denn nicht auch das einmal? Mich freuen alle die Sachen, das Reiten, Fahren, Jagen, Pferde, Hunde. – Deshalb kann man doch mĂ€dchenhaft denken und fĂŒhlen. Glaubst du das nicht?"
Es lag ein Vorwurf in dieser Frage.
"Ich weiß, daß du so denkst und fĂŒhlst – und eben darum – doch, es ist wirklich lĂ€cherlich, dir vor einem geschossenen Kapitalbock eine Vorlesung halten zu wollen, anstatt dir, wie es sich von einem Kavalier ziemt, den Bruch auf den Hut zu stecken."
Der junge Mann brach einen herabhĂ€ngenden Buchenzweig. "Ich werde wohl nie mehr dazu Gelegenheit haben!" Dann schnitt er ihn mit dem Messer zurecht und steckte ihn auf das HĂŒtchen der Dame neben den Adlerflaum.
Einen Augenblick schwiegen beide. – Kitty beugte ganz demĂŒtig das Köpfchen und ließ sich schmĂŒcken, dann hob sie es und reichte dem jungen Ma...

Inhaltsverzeichnis

  1. Anton Freiherr von Perfall – Biografie und Bibliografie
  2. Das verlorene Paradies