Edelweißkönig
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Edelweißkönig

  1. 280 Seiten
  2. German
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Edelweißkönig

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Über dieses Buch

Als der verheiratete Graf Luitpold die Hanni schwängert wählt diese den Freitod in der Isar. Ihr Bruder Ferdl stellt den Grafen zur Rede und will Hanni rächen...

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Information

Jahr
2012
ISBN
9783849614782
Edelweißkönig
Ludwig Ganghofer
Inhalt:
Ludwig Ganghofer – Biografie und Bibliografie
Edelweißkönig
1
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Edelweißkönig, Ludwig Ganghofer
Jazzybee Verlag Jürgen Beck
Loschberg 9
86450 Altenmünster
ISBN: 9783849614782
www.jazzybee-verlag.de


Ludwig Ganghofer – Biografie und Bibliografie

Dichter und Schriftsteller, Sohn des August Ganghofer, geb. 7. Juli 1855 in Kaufbeuren, wandte sich erst der Maschinentechnik zu, betrieb dann in Würzburg, München und Berlin philosophische, naturwissenschaftliche und philologische Studien und widmete sich, nachdem er 1879 in Leipzig promoviert worden war, ausschließlich literarischer Tätigkeit. Er lebt in München. G. errang seine ersten Erfolge als Dramatiker durch die für die Wandertruppe der Münchener Dialektschauspieler gemeinsam mit Hans Neuert geschriebenen Volksstücke: »Der Herrgottschnitzer von Ammergau« (Augsb. 1880; 10. Aufl., Stuttg. 1901), »Der Prozeßhansl« (Stuttg. 1881, 4. Aufl. 1884) und »Der Geigenmacher von Mittenwald« (das. 1884, neue Bearbeitung 1900). Später folgten das gemeinsam mit Marco Brociner geschriebene Trauerspiel: »Die Hochzeit von Valeni« (Stuttg. 1889,.3. Aufl. 1903), die Schauspiele »Die Falle« (das. 1891), »Auf der Höhe« (das. 1892) und das ländliche Drama »Der heilige Rat« (das. 1901). Einen großen Leserkreis erwarb sich G. durch sein frisches Erzählertalent, insbes. mit seinen Hochlandsgeschichten. Wir nennen davon die meist in einer Reihe von Auflagen erschienenen Werke: »Der Jäger von Fall« (Stuttg. 1882), »Almer und Jägerleut« (das. 1885), »Edelweißkönig« (das. 1886, 2 Bde.), »Oberland« (das. 1887), »Der Unfried« (das. 1888), »Die Fackeljungfrau« (das. 1893), »Doppelte Wahrheit« (das. 1893), »Rachele Scarpa« (das. 1898), »Tarantella« (das. 1898), »Das Kaser-Mandl« (Berl. 1900) sowie die Romane: »Der Klosterjäger« (Stuttg. 1893), »Die Martinsklause« (das. 1894), »Schloß Hubertus« (das. 1895), »Die Bacchantin« (das. 1896), »Der laufende Berg« (das. 1897), »Das Gotteslehen« (das. 1899), »Das Schweigen im Walde« (Berl. 1899), »Der Dorfapostel« (Stuttg. 1900), »Das neue Wesen« (das. 1902). Daneben veröffentlichte er noch: »Vom Stamme Asra«, Gedichte (Brem. 1879; 2. vermehrte Aufl. u. d. T.: »Bunte Zeit«, Stuttg. 1883), »Heimkehr«, neue Gedichte (das. 1884), »Es war einmal«, moderne Märchen (das. 1891), »Fliegender Sommer«, kleine Erzählungen (Berl. 1893) u. a. Im Roman »Die Sünden der Väter« (Stuttg. 1886, 7. Aufl. 1902) versuchte sich G. ohne rechtes Glück als Sittenmaler; er hat darin den Dichter Heinrich Leuthold geschildert. G. gab auch eine Übersetzung von A. de Mussets »Rolla« (Wien 1880) und mit Chiavacci die »Gesammelten Werke Johann Nestroys« heraus.

Edelweißkönig

1

Von der Bergseite des Tales kam ein Jäger über die Wiesen her, deren junges Grün in der Nachmittagssonne einen Glanz wie Metall bekam. »Grüß dich Gott, Finkenjörg! Schaust dir dein' Hof an?« rief er einem Bauern zu, der, die Pfeife zwischen den Zähnen, am Zaun seines Gehöftes lehnte. »Aber hast schon recht! Da is auch was dran zum Schauen!«
Der Finkenhof mit dem zweistöckigen Wohnhaus, mit dem Gesindetrakt, dem Back- und Waschhause, mit der eigenen Schmiede, mit den Stallungen, Scheunen und Heustadeln und Holzschuppen bildete ein Dörfl inmitten des Dorfes. Ein brauner Staketenzaun mit breitem Gattertor und einer kleinen, zum Wohnhaus führenden Pforte schied das Gehöft von der Straße; ein gleicher Zaun umschloß auf der Rückseite des Hauses den Gemüsegarten, während graue Bretterplanken die hügeligen Wiesen von den Nachbarhöfen trennten. Höher und höher stiegen diese Planken hinauf, bis sie im Wald der Berge sich verloren, die mit zerrissenen Graten in weitem Bogen das Dorf umspannten. Weiß lag noch der Schnee auf allen Felskuppen, und wie mit bleichen Fingern griff er durch viele Schluchten hinunter ins Tal. Die Almen waren schon frei von Schnee, aber ihre Grashänge zeigten noch ein totes Gelb; die Lärchenbestände waren bereits von zartem Grün überhaucht, und auch die tiefer stehenden Fichten begannen schon jene hellere Färbung anzunehmen, die der frische Trieb des Frühjahrs den dunklen Nadelbäumen verleiht. Wo aber von den obersten Wiesen aus der Buchenwald in breiten Streifen sich einzwängte zwischen die Fichten, blickte durch das Gewirr der nackten Äste noch das rötliche Braun des Berggrundes, auf dem die Blätter des verwichenen Sommers moderten. Auch die Haselnußstauden, die den grauen Bretterzaun geleiteten, waren in der Nähe des Bergwaldes noch unbelaubt; je mehr sie dem Tal sich näherten, desto sichtlicher zeigte sich an ihnen die Kraft des Lenzes; in der Nähe des Finkenhofes waren sie schon übersät mit kleinen blaßgrünen Frühlingsherzen. An den Kastanienbäumen, die das Wohnhaus umringten, sproßte das Laub, und die jungen Blätter lispelten im lauen Wind. Dazu das Gurren der Tauben und das Glucksen der Hühner. Aus der Schmiede tönte Hammerschlag, und in der offenen Scheune klang, von einer kräftigen Mädchenstimme gesungen, die muntere Weise eines Liedes.
Der Tag wollte sinken. In zarter Bläue blickte der Himmel herunter durch die klare Luft, in die sich vom Dach des Finkenhofes der Rauch emporkräuselte mit langsamen Wirbeln. Zu diesem Hofe paßte der Bauer, ein Zweiundvierzigjähriger, dessen hohe, feste Gestalt den jüngeren Jäger um einen halben Kopf überragte. Er machte ein gutes Bild: in der schwarzledernen Bundhose mit den dunkelblauen Strümpfen, in der grünen Weste mit den kleinen Hirschhornknöpfen und in dem weißen Hemd mit den gebauschten Ärmeln. Auf breiten Schultern saß ein energischer Kopf mit klugen, lebhaften Augen; sie waren braun wie das Haar; ein kurzer Bart umkräuselte die Wangen; Kinn und Oberlippe waren rasiert, und man sah einen Mund, der ebenso freundlich reden wie streng befehlen konnte.
Neben diesem Bauern war der Jäger wie das Kind einer anderen Rasse. Seine Gestalt schien beweisen zu wollen, daß Knochen und Sehnen zur Bildung eines menschlichen Körpers völlig ausreichen. Die mit blanken Kappennägeln beschlagenen Schuhe, in denen die nackten Füße staken, mochten schwere Pfunde wiegen. Zwischen den grauen Wadenstutzen und der verwetzten Lederhose waren die braunen Kniescheiben bedeckt mit zahlreichen Narben. Die dicke Lodenjoppe stand wie ein Brett von den Hüften ab und krümmte sich nur widerwillig um die Schultern, die das Gewicht des bauchig angepackten Rucksackes und der Büchse nicht zu fühlen schienen. Schief über dem kurzgeschorenen Schwarzhaar saß ein mürber Filzhut, und über die schmale Krempe nickte eine Spielhahnfeder gegen die Stirn, unter der die grauen Augen blitzten, verwegen und heiter. Scharf hob sich die gekrümmte Nase aus dem hagern, sonnverbrannten Gesicht, und unter dem aufgezwirbelten Schnauzer lachte aus dem Gestrüpp des schwarzen Vollbartes ein lustiger Mund heraus. Bei aller derben Kraft, die in diesem Mannsbild steckte, waren seine Bewegungen von einer lebhaften Geschmeidigkeit. Alles an ihm redete mit, während er schwatzte: »In der Fruh hab ich a bißl nach die Auerhahnen gschaut. Hoffentlich rührt sich noch einer, wann mein Herr Graf zum Hahnfalz kommt. Möcht nur wissen, warum er so lang ausbleibt! D' Hauserin im Schlößl droben kennt sich schon gar nimmer aus. Allweil sagt dös Gansl: ›Paß auf, da stimmt ebbes net!‹« Er sah zu dem kleinen Kastell hinauf, das von einer nahen Anhöhe mit seinen Türmchen und Erkern herwinkte. »Es wird schon a bißl spat für'n Falz. No, vielleicht kommt er morgen, der Graf. Da schießt er noch allweil seine sechs, acht Hahnen.«
»Oho!« wehrte der Finkenbauer. »Ich saget gleich gar: a Dutzend.«
»Net an einzigen laß ich abhandeln. Mein Jagderl steht da! Freilich, d' Füß sind mir schier wie Brezeln worden vor Laufen und Laufen, bis ich sauber gmacht hab mit die Lumpen. Jeder hat's lassen müssen. Grad an einzigen hab ich noch auf der Muck.« Der Jäger überflog das Gehöft mit einem Blick, der den Bauer stutzig zu machen schien. »Mei' Rennerei allein hätt's freilich net ausgmacht. Er hat sich's a Trumm Geld kosten lassen für Winterfutter, Gangsteig und Jagdhütten, der alte Graf!«
»Unser Herrgott hab ihn selig! Jeds hat ihn gern ghabt. Und 's ganze Ort hat mittrauert, wie s' ihn aussitragen haben vor zwei Jahr, mit die Füß voraus. Is schad drum.«
»Und der Junge, weißt, der schlagt ihm nach. A lieber, a feiner Mensch! Und seelengut! Was ich hab, dös hab ich von ihm, mein' Hund, mei' Gwehr, mei' Häusl, alles! Und a Jager! Durchs Feuer springet ich für mein' Grafen, und wann er's haben wollt, reißet ich dem Teufel d' Nasen aussi aus der höllischen Visasch.«
»Gern is er allweil dagwesen bei uns im Hof, wie er noch a Bürscherl von zwölf, vierzehn Jahr gwesen is. Und gute Kameradschaft hat er ghalten mit mein Ferdl.«
»Laßt sich der Ferdl bald wieder anschaun?«
»Die nächste Woch kommt er. Jetzt is er in der Münchnerstadt auf Übung als Unteroffizier. Die nächsten Täg wird er frei. Da hab ich ihm gschrieben, er soll a bißl bei uns einkehren, vor er wieder nach Bertlsgaden geht zu seiner Schnitzerei. Am liebsten hätt ich ihn ganz bei mir. Aber weißt ja, wie er is! Bei uns fehlt ihm d' Werkstatt, und hat er net 's Schnitzmesser in der Hand, nacher is ihm net wohl.«
»Wahr is's! Wann er mit mir droben war am Berg, hat er allbot was aufklaubt vom Boden, a Wurzn oder a Trümml Holz, hat umanand bosselt mit sein Taschenfeitl, und kaum ich's versehen hab, hat er a Köpfl, a Manndl oder a Viecherl fertig ghabt. Ja, der Ferdl! Den hab ich gern!«
»Der is auch zum Gernhaben!« stimmte der Bauer mit einem Lächeln seines Bruderstolzes bei. »Haben kunnt er von mir, was er möcht. Oft schon hab ich dran denkt – bei uns wird's von Jahr zu Jahr besser mit die Sommerleut – und da laß ich ihm a saubers Häusl hinsetzen an d' Straßen. Da kunnt er a Werkstatt einrichten und an Laden auftun. Und wär daheim! Bei mir!«
»Du bist halt einer, Finkenbauer! Was Schöners kann's net geben auf der Welt, als wann Gschwisterleut so eisern zammhalten. Aber sag, was is denn mit der Schwester? Bei der Frau Gräfin in der Münchnerstadt wird s' a schöns Bleiben haben. Net? Und hinpassen tut s' an so a Platzl, d' Hanni? So a feinboanlets Frauenzimmerl! Ich hab mir s' oft gar net anreden traut in ihrem städtischen Gwandl und mit ihrem Muttergottesgsichtl. Wie geht's ihr denn?«
Schweigend, mit ernsten Augen, sann der Bauer vor sich hin. Der Jäger schien keine Antwort zu erwarten. Sein spähender Blick hing an der nahen Scheune, und ein unruhiges Zucken ging um seine Lider. Nun hob er lauschend den Kopf, als möcht' er die Worte des heiteren Gesanges verstehen, der aus der Scheune klang. »Is dös net d' Emmerenz? Die singt a drauflos, als ob s' zahlt werden tät dafür!«
Wie ein Erwachender sah der Bauer auf. »Hätt gmeint, daß du der Enzi ihr Stimm soweit schon kennst, daß d' nimmer drum fragen mußt?«
»Hast gmeint?« Der Jäger machte die Augen klein. »No, weißt, von die paarmal her, wo ich d' Emmerenz im letzten Sommer gsehen hab auf der Alm, da kannst so a Weibsbilderpfeiferl leicht vergessen. Der Winter is lang. Aber wahr is's: a richtiger Vogel hat allweil sein Gsangl. Aufs Dudeln versteht sich d' Enzi!« Der Jäger guckte zum Himmel hinauf, als wäre vom Wetter die Rede. »Wirst auch sonst kein' Grund zum Klagen haben. Wenigstens hab ich d' Emmerenz noch nie net anders gsehn als mit rührige Händ, allweil bei der Arbeit.«
»He, du, warum lobst denn dös Mädel so über'n Schellenkönig?«
»Gar net! Ich red halt, wie alles redt.«
»Geh, tu net so fein!« Schmunzelnd tippte der Bauer mit der Pfeifenspitze über den Zaun hinüber. »Meinst, ich hab's net lang schon gmerkt, daß du der Enzi seit'm Sommer z' Gfallen gehst?«
»Ich?« Der Jäger verzog die Nase und schüttelte den Kopf: »Ah na! Dös Madl hätt mir für mein' Gusto alles z'viel Haar auf die Zähn!«
»Du wärst grad der Rechte, der ihr die Borsten ausrupfen kunnt.«
»Meinst?« Jetzt lachte der Jäger. Dazu klang aus der Scheune die Stimme der Emmerenz:
»Gasselgehn is mei' Freud,
Gasselgehn hab ich gern,
Wann schön der Mondschein scheint
Unter die Stern!
Wann ...

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