Raubzug der Algorithmen
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Raubzug der Algorithmen

  1. 64 Seiten
  2. German
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Raubzug der Algorithmen

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Inhaltsverzeichnis
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Über dieses Buch

Die manchmal beispiellose Naivität von Firmen und der sorglose Umgang mit ihren Daten und Sicherungssystemen führen dazu, dass Cyberkriminalität ein "Verbrechen mit Zukunft" ist. Wussten Sie, das Cyberkriminalität auch den Geschädigten zum Täter macht? Datenschutzrechtliche Bestimmungen werden fast nie eingehalten und rücken denjenigen, der durch Cyberkriminalität geschädigt wird, selbst in die Kriminalität.Dr. Hubert-Ralph Schmitt ist Banker und Versicherungsexperte und wird beruflich seit Jahren mit diesen Themen konfrontiert.

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Information

Jahr
2014
ISBN
9783862486526

1. Das Ende der Unschuld

»Wenn es etwas gibt, von dem Sie nicht wollen, dass es irgendjemand erfährt, sollten Sie es vielleicht gar nicht erst tun.«
Diese Empfehlung stammt von keinem notorischen Kulturpessimisten, sondern von Eric Schmidt, dem Vorstandsvorsitzenden von Google. Wir können getrost davon ausgehen, dass er genau weiß, wovon er spricht, schließlich führt er ein Unternehmen, das des Öfteren abschätzig als »Datenkrake« bezeichnet wird. So nützlich und revolutionär die Suchmaschine auch ist, so tief sie inzwischen in jedermanns Alltag verwurzelt ist – so undurchschaubar und letztlich unheimlich ist Googles Praxis des Datensammelns.
Dabei können wir allerhöchstens andeutungsweise ahnen, was der Kraken-Konzern genau mit den Erkenntnissen über uns alles anstellt und noch anstellen wird. Wie umfangreich das Unternehmen zugreift – und wie leicht es ihm gemacht wird –, verdeutlichen vielleicht einige wenige Zahlen: Im Jahr 2020 wird es mehr Internetanschlüsse geben, als dann Menschen existieren. Nach heutigem Stand gibt es 2,3 Milliarden Zugänge zum Web. Damit landen monatlich 114,7 Milliarden Suchanfragen bei Google (Stand Dezember 2012). Das Unternehmen beherrscht 43 Prozent des Marktes für Internetbrowser und hat mittlerweile 79 Prozent Marktanteil bei Betriebssystemen für Smartphones (Quelle: Statista).
Klar ist: Google, Facebook, Amazon und all den anderen Datensammlern geht es in erster Linie um ihr Geschäft. Darum, maßgeschneiderte Bedürfnisse zu wecken, uns etwas zielgerichtet zu verkaufen. Daten sind nicht erst seit gestern ein Rohstoff, mit dem sich blendend handeln lässt. Facebook zahlte bei der Übernahme des vor allem bei Jüngeren beliebten Kurznachrichten-Dienstes WhatsApp 42 Dollar pro Nutzer. Die Höhe dieser Summe verblüffte sogar die Fachwelt. Facebook hätte sie aber wohl nicht gezahlt, würde sich die Zuckerberg-Company nicht von den erworbenen Daten ein Vielfaches zurückerwarten.
An dieser Stelle kann man zwar einwenden, dass zu jedem Geschäft bekanntlich zwei Seiten gehören, und die eine – die Kundenseite – kann immer Nein sagen. Aber selbst das dürfte bei diesem Deal einkalkuliert gewesen sein. Ansonsten hätte sich das Facebook-Management geradezu hanebüchen verspekuliert. Darauf zu hoffen dürfte sich als arg naiv herausstellen. Etwa so naiv wie die Annahme, dass Werbung insgesamt keine Umsätze generiert.
Neinsagen geht bei anderen Datensammlern aber gar nicht. Von denen ahnte man lange Zeit nicht einmal etwas, mittlerweile weiß man mehr. Zumindest ein bisschen. Nein, es sind damit nicht nur irgendwelche osteuropäischen Hackerbanden gemeint, sondern vor allem staatliche Dienste des Westens: die National Security Agency, kurz NSA, zum Beispiel, oder der britische Nachrichtendienst GCHQ, das Goverment Communication Headquarter. So ist heute deutlich, dass Google-Chef Schmidt mit seiner Empfehlung des Nicht-Tuns keineswegs untertrieben hat. Beinahe täglich gibt es neue Erkenntnisse, Enthüllungen oder Schlagzeilen darüber, wie wir systematisch und allumfassend überwacht, abgehört, ausgespäht werden – bis hin ins Allerprivateste und Intimste. So berichtete der Guardian, dass der GCHQ, der sich anders als die anderen britischen Geheimdienste MI 5 und MI 6 vor allem mit Kryptografie, Datenübertragung und Fernmeldeaufklärung befasst, zwischen 2008 und 2010 millionenfach Standbilder aus den Webcam-Chats des Internetkonzerns Yahoo gespeichert habe. Durch eine automatische Gesichtserkennung habe man versucht, Personen zu identifizieren und neue »Ziele« auszumachen. Die Gesichtserkennung sei im Übrigen auch deswegen notwendig gewesen, um all die nackten Körperteile aus den Bildern herauszufiltern, die durch das World Wide Web wandern. Darüber mag man schmunzeln. Aber nur kurz.
Wie privat das Ganze auch hierzulande – wobei diese Standortbestimmung angesichts einer ebenso globalen wie offenbar lückenlosen Überwachung eigentlich obsolet ist – geworden ist, zeigt ein weiteres Beispiel: der Versuch, mit juristisch höchst fragwürdigen Abmahnverfahren gegen die Nutzer einer bestimmten Pornoseite wegen angeblicher Urheberrechtsverletzungen vorzugehen. Gerade dieser Fall hat – neben dem Vordringen von Dritten ins Allerprivateste – auch deutlich gemacht, dass unsere Justiz mit dem Thema Cyber heillos überfordert ist. Die Kölner Richter mussten erst lernen, dass es einen Unterschied zwischen Download und Streaming gibt, also dem Herunterladen einer Datei und ihrer vorübergehenden Nutzung. Doch keineswegs die Rechtsprechung allein steht der neuen Datenwelt hilflos und naiv gegenüber, auch Behörden und Politik – doch darüber später mehr.
Fakt ist: Mit Verspätung ist das Orwell’sche 1984 Realität geworden, die düstere Vision des unumschränkt durchleuchteten und kontrollierten Menschen. Noch ist dieses System kein Instrument eines staatlichen Zwangsapparates, das der Gleichschaltung der Bürger wie bei Orwell dient. Aber wer sagt uns eigentlich, dass es das nicht eines Tages sein wird? Oder sogar schon ist – es fällt uns nur nicht auf, weil wir uns regelkonform und somit unauffällig verhalten. Geheimdienste und Behörden verletzen ungefragt grundlegende Bürgerrechte. Als Konsequenz drängt sich die Frage auf, ob diese Rechte in ihrer formalen juristischen Diktion überhaupt noch bestehen.
Während wir bei einem Geschäft gefragt werden und im Zweifelsfall Nein sagen können, geschieht das Ausspähen heimlich, ohne unser Wissen. Vor wenigen Jahren noch haben wir uns gutgläubig und mit Wonne – man könnte auch sagen: naiv – in die neue Kommunikationswelt Internet gestürzt. Wir sind den Weiten der unbeschränkten, freien und auch immer kostengünstiger werdenden Möglichkeiten der Informationsgewinnung des 21. Jahrhunderts erlegen. Nun aber wird immer mehr Menschen klar, dass dieser Sprung dem in ein Schwimmbecken ohne Wasser gleicht.

2. Was die Datensammler antreibt

K ein Zweifel, das Web hat seine Unschuld verloren. Es ist keineswegs allein das Medium der Freiheit, der Demokratie, der Emanzipation, der Selbstverwirklichung, der Vernetzung und der Antworten auf alle Fragen. Es ist nicht mehr nur die Zukunft jenseits egoistischen Strebens nach Macht oder Monetärem, über Ländergrenzen und Ideologien hinweg. Smart­phones und Tablets sind nicht mehr smarte Geräte, die uns überall und immer Zugang verschaffen, mit denen wir uns am Reichtum des Wissens bedienen können nein, wir bedienen im Internet vielmehr all jene, die uns überwachen wollen, ausspionieren, durchleuchten. Aus welchem Grund auch immer sie glauben, dies tun zu müssen. Diesen Gründen sollten wir versuchen, uns zu nähern.
Klar ist: Je weiter die technische Entwicklung fortschreitet, desto perfider wird sie. Microsofts Spielekonsole X-Box beobachtet die Umgebung sogar im Stand by-Modus. Internetfähige Fernseher senden Daten an Hersteller und Sender. Welche Nachrichten aus dem Wohnzimmer da durchs Web laufen, weiß außerhalb der Unternehmen niemand. Natürlich sollte man nicht einfältig annehmen, dass jemand in der Microsoft-Zentrale sitzt und uns beim Spielen oder Glotzen zusieht. Unheimlich ist das Ganze dennoch, weil es Fragen aufwirft. Warum dieser Aufwand? Was macht uns so interessant? Was wollen die wirklich von uns? Und vor allem: Wollen wir das auch?
Der britische GCHQ wertet soziale Medien wie Facebook in Echtzeit aus und speichert die Daten für 30 Tage. Er weiß, wer was wann auf Youtube ansieht, weil er live mit dabei ist. Wozu das gut sein soll? Laut Nachrichtensender NBC News sei dies eine Reaktion auf den arabischen Frühling. Die Revolution in der Arabischen Welt war wesentlich durchs Internet getrieben, was aber an den Geheimdiensten seinerzeit schlichtweg vorbeilief.
Sie haben etwas verpasst und das soll ihnen nicht noch einmal passieren. Die Geheimdienste haben ja zuvor schon am 11. September einiges verpasst, ein Umstand, der allen Ausspähungspraktiken den Turbo verpasste. Es ist schon kurios, was alles angezapft wird: Das w...

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. Das Ende der Unschuld
  2. 2. Was die Datensammler antreibt
  3. 3. Eine Art von Bewusstseinserweiterung
  4. 4. It’s the ecocomy, stupid!
  5. 5. Die industrielle Naivität
  6. 6. Ein Exkurs in die Schweiz
  7. 7. Verantwortlich ist immer das Unternehmen
  8. 8. Heimatschutz auf der deutschen Datenautobahn
  9. 9. Die Schadensrechnung
  10. 10. Eine Studie der Sorglosigkeit
  11. 11. Der Aufwand sinkt, die Sorge wächst
  12. 12. Schutzbedürftige auf der Suche nach Schutz
  13. 13. Der Dominoeffekt
  14. 14. Eine neue Aufgabe des ­ Risk-Managements
  15. 15. Ein paar praktische Tipps
  16. 16. Zum Schluss zu einigen Missverständnissen