Vorwort Dr. Michael Otto
Dr. Michael Otto, Vorsitzender des Aufsichtsrats der Otto Group und Vorsitzender des Kuratoriums der Michael Otto Stiftung, leitete von 1981 bis 2007 die Hamburger Handels- und Dienstleistungsgruppe Otto Group. 2007 wechselte er in den Aufsichtsratsvorsitz. Darüber hinaus hat er eine Reihe von Ehrenämtern inne, unter anderem ist er Initiator und Kuratoriumsvorsitzender der Aid by Trade Foundation sowie Vorsitzender des Stiftungsrates der Umweltstiftung WWF Deutschland. Außerdem ist er Vorsitzender des Kuratoriums der Michael Otto Stiftung. Die frühzeitige Entscheidung von Dr. Michael Otto, in der Führung seiner Unternehmensgruppe konsequent ökologische Aspekte zu beachten, manifestiert sich auch in seinem persönlichen Engagement. Die Gründung der Michael Otto Stiftung für Umweltschutz im Jahre 1993 gehört maßgeblich dazu.
Es kann sich heute niemand mehr der Erkenntnis entziehen, dass der Schutz des Klimas und der Umwelt eine der wichtigsten Herausforderungen und Aufgaben unserer Zeit ist. Alle Verantwortlichen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft sind hier gefragt, gemeinsam, in enger Zusammenarbeit nach Lösungen zu suchen und die besten davon auch umzusetzen. Die Entscheider an einen Tisch zu bringen, ist auch eines der wichtigsten Ziele der Michael Otto Stiftung für Umweltschutz. Wir brauchen Dialoge. Dialoge aber brauchen eine Grundlage und manchmal einen Katalysator, um die Diskussion anzuregen oder in Schwung zu halten. Einen solchen Katalysator in Bezug auf die Diskussion um die Energiepolitik und den Natur- und Klimaschutz in Deutschland stellt das hier vorliegende Buch dar.
Wir wissen inzwischen, dass die Wirtschaft unter den Maßnahmen, die für den Schutz des Klimas, der Umwelt und des Menschen ergriffen werden müssen, nicht unbedingt den Schaden erleidet oder erleiden muss, der früher befürchtet wurde. Umsonst ist Umweltschutz aber natürlich auch nicht zu haben. Die Kosten müssen von allen gemeinsam geschultert werden. Denn wenn eine Seite zu stark belastet wird, wird über kurz oder lang auch die andere Seite unter den Folgen leiden. Wenn allerdings alle zu stark belastet werden, werden wir auch nicht zum Ziel kommen.
Die rot-grüne und die schwarz-gelbe Energiewende haben nicht nur die Emissionen – insbesondere von Kohlendioxid – vermindert, sondern auch zu großen wirtschaftlichen Vorteilen geführt. So profitieren Öko- und Recyclingunternehmen, aber auch etliche andere Branchen erheblich durch die Entwicklung besserer und effizienterer Anlagen und Produkte – auch solcher, die für den Export wichtig sind. Dadurch entstehen zahlreiche neue Arbeitsplätze.
Es ist auch ausdrücklich zu begrüßen, dass inzwischen – auch dank des deutschen Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) – Solarstrom sogar vielen der Ärmsten der Armen in der Dritten Welt zur Verfügung gestellt werden kann. Denn die tatsächlichen Erzeugungskosten von Sonnen- und auch Windstrom sind dramatisch gesunken, so dass man sich diese Technologie inzwischen auch dort leisten kann, wo es unlängst noch nicht vorstellbar war. Davon sollten allerdings auch die Stromverbraucher in Deutschland profitieren. Und zwar alle: die privaten Haushalte, insbesondere auch die sozial Schwächeren, und die deutschen Unternehmen.
Hier aber liegt einiges im Argen. Deshalb geben die Maßnahmen, die in Deutschland zum Schutz des Klimas und zur Förderung der erneuerbaren Energien ergriffen wurden, durchaus auch Anlass zur Kritik. So weisen Wirtschaftsexperten seit geraumer Zeit auf die Gefahren hin, die der deutschen Wirtschaft zum Teil schon jetzt, insbesondere aber mittelfristig durch die hierzulande steigenden Energiepreise drohen. Diese Warnung darf nicht falsch interpretiert werden. Sie ist nicht etwa ein Hinweis auf „ökologische Scheuklappen“. Auch Prof. Ottmar Edenhofer vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und Experte des Weltklimarats IPCC, hat bereits vor Jahren darauf hingewiesen: Bleibt Deutschland weiterhin als Klimaschutzvorreiter allein auf weiter Flur, entstehen der deutschen Wirtschaft spätestens ab 2020 große internationale Wettbewerbsnachteile – trotz (und ironischerweise aber auch gerade wegen) der Erfolge der deutschen Umwelt-, Energie- und Klimapolitik.
Wir brauchen, wie es in dem hier vorliegenden Buch gefordert wird, in diesem Teilbereich der Politik eine ganz große Koalition für eine weitere, vernünftige Energiewende. Nur mit gemeinsamen Anstrengungen aller politischen Lager und der Wirtschaft können wir in Deutschland tatsächlich schaffen, wofür die Autoren plädieren: „Mehr Klimaschutz, aber sozial- und wirtschaftsverträglich“.
Es existiert dafür derzeit kein Patentrezept. Doch es gibt eine Reihe von Vorschlägen, von denen Lutz Wicke und Markus C. Schulte von Drach hier die wichtigsten aus allen politischen Lagern vors...