Der Buchmarkt in Kambodscha
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Der Buchmarkt in Kambodscha

  1. 130 Seiten
  2. German
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Der Buchmarkt in Kambodscha

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Inhaltsverzeichnis
Quellenangaben

Über dieses Buch

Verwüstete Bibliotheken, verloren gegangene Bücher und Manuskripte, getötete und vertriebene Autoren und Intellektuelle - das kommunistische Khmer Rouge Regime zerstörte den bestehenden kambodschanischen Buchmarkt in den 1970er komplett. Bis heute erschweren Armut, mangelnde Strukturen, Zensur, Analphabetismus und fehlendes Know How seinen Wiederaufbau. Doch trotz geringer Aussicht auf finanziellen Erfolg, setzen sich engagierte Buchmarkt-Akteure für die Entwicklung des Buchmarkes ein. Auch das Einwirken zahlreicher Nichtregierungsorganisationen, die beispielsweise Schulungen für Autoren und Verleger organisieren und selbst als Verleger agieren, bildet eine Basis für eine positive Weiterentwicklung des kambodschanischen Buchmarktes in der Zukunft. Der kambodschanische Buchmarkt ist in der Wahrnehmung der internationalen Buchwelt so gut wie nicht existent - die Quellenlage ist rar. So basiert diese Arbeit zu großen Teilen auf von der Verfasserin geführten Interviews mit Buchmarktakteuren. Diese 2011 an der HTWK Leipzig entstandene Diplomarbeit wurde 2012 für diese Veröffentlichung von der Verfasserin überarbeitet und aktualisiert.

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Information

Jahr
2012
ISBN
9783980193276

1. Einführung

Getötete Autoren und Intellektuelle, zerstörte Bücher und Bibliotheken. Die Geschichte Kambodschas unter dem Regime der Khmer Rouge liest sich wie ein anti-utopischer Roman, der eine bücherfeindliche Welt beschreibt.
Mittlerweile sind mehr als 30 Jahre vergangen, seitdem das Regime seine Macht verlor. Doch noch immer sind die Folgen dieser Zeit im Land und in seinem Buchmarkt spürbar. Mit vereinzelten Teilnahmen kambodschanischer Verlage an internationalen Messen und Konferenzen des Buchsektors rückt der kambodschanische Buchmarkt nun langsam in die Wahrnehmung der internationalen Verlage. Somit wird er zunehmend auch für Lizenzgeschäfte interessant. Für die Recherchen zum kambodschanischen Buchmarkt kontaktierte die Verfasserin deutsche Unternehmen, bei denen Kontakte zum kambodschanischen Buchmarkt bestehen oder laut Zielsetzung des Unternehmens in Betracht kommen. Einige dieser Unternehmen signalisierten, dass Bedarf an Informationen zum kambodschanischen Buchmarkt besteht. Tatsächlich ist der gesamte kambodschanische Buchmarkt, besonders für Außenstehende, sehr intransparent. Es sind kaum Quellen aufzufinden, die sich in deutscher Sprache mit ihm beschäftigen, und auch englischsprachige Quellen sind rar. So gibt es bisher keine Institution, die eine komplette Übersicht über die Autoren, Illustratoren, Verlage, Druckereien und Buchhändler Kambodschas hat. Es existieren somit auch keine repräsentativen Statistiken, die hier verwendet werden können.
Konkrete Aussagen, beispielsweise zu der Anzahl der operierenden Verlage oder der Umsatzverteilung, können hier darum nicht getroffen werden. Fehlende Statistiken werden durch die Vorstellung ausgewählter Akteure ersetzt, durch die ein Einblick in deren Arbeitsprozesse möglich wird. Dennoch können viele Fragen, die den kambodschanischen Buchmarkt betreffen, auch durch die Lektüre dieser Arbeit nicht beantwortet werden.
Diese Arbeit stützt sich vor allem auf Informationen aus zahlreichen, vorwiegend englischsprachigen Berichten, die von in Kambodscha aktiven Institutionen veröffentlicht wurden. Aufgrund der lückenhaften Quellenlage wird hier auch auf Informationen zurückgegriffen, die für wissenschaftliche Arbeiten unüblich sind. So werden hier die Informationen einer Ausgabe der englischsprachigen kambodschanischen Jugendzeitschrift LIFT genutzt, die sich mit Büchern in Kambodscha beschäftigt. Auch Einzelaussagen, die 2011 durch Interviews und E-Mail-Korrespondenz der Verfasserin mit Fachleuten des kambodschanischen Buchmarktes gesammelt wurden, ergänzen die Quellensammlung.
Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, einen Überblick über den kambodschanischen Buchmarkt, sowie die Akteure und deren Arbeitsabläufe zu geben. Die Thematik dieser Arbeit ist bewusst sehr breit gewählt, um ein möglichst umfassendes Gesamtbild des Buchmarktes des Landes und des Zusammenwirkens der einzelnen Akteure zu zeichnen. Die Arbeit konzentriert sich auf den khmersprachigen Buchmarkt in Kambodscha, doch auch auf den Handel mit fremdsprachigen Büchern wird eingegangen. Die kambodschanische Landesgrenze wird thematisch nur bei der Betrachtung der Lizenzen und internationalen Messeteilnahmen übertreten. Die eventuellen Buchmärkte der Bergvölker, die sich in Kambodscha und seinen Nachbarländern niedergelassen haben, und im Ausland lebender Kambodschaner werden nicht analysiert.
Die vorliegende Arbeit beginnt mit einer Übersicht zur Geschichte des Landes. Es wird besonders die Entwicklung der Literatur und des kambodschanischen Buchmarktes vor dem Hintergrund der historischen Gegebenheiten erläutert. Diese geschichtlichen Kenntnisse sind Voraussetzung dafür, den heutigen Stand des Buchmarktes nachvollziehen zu können. Nach der historischen Übersicht werden die Rahmenbedingungen, die auf den heutigen Buchmarkt einwirken, mit Hilfe einer PEST-Analyse beleuchtet, die die politischen (political), ökonomischen (economic), sozialen (social) und technischen (technical) Rahmenbedingungen betrachtet. Ein Überblick über diese ist nötig, um die Grenzen und Möglichkeiten bei der Gestaltung des Buchmarktes zu erkennen. Zudem werden andere Medien vorgestellt, die mit dem Medium Buch konkurrieren aber auch für PR- und Werbemaßnahmen genutzt werden können.
Die darauf folgende eigentliche Darstellung des aktuellen Buchmarktes Kambodschas beginnt mit einem Überblick über die wichtigsten Ereignisse seit dem Jahr 2000. Quellen, die nach diesem Jahr entstanden sind, werden zur Vorstellung des aktuellen Buchmarktes genutzt, weswegen die Zeit ab 2000 hier als aktueller Zeitraum angesehen wird. Anschließend werden die Leser, die mit ihrem Bedarf an Lektüre und Wissen das Entstehen von Büchern auslösen, und die bei der Herstellung und Verbreitung der Bücher aktiven Autoren und Illustratoren, Verlage, Drucker und Buchhändler (Buchmarkt-Akteure) betrachtet. Dabei wird besonders auf deren Probleme eingegangen, die sich aus dem historischen Erbe und den Rahmenbedingungen ergeben, aber auch selbst verursacht sind. Zudem werden auch ihre Arbeitsweisen dargestellt. Auch die Einflüsse verschiedener Nichtregierungsorganisationen (NROs) auf den Buchmarkt werden aufgegriffen, wobei besonders die Auswirkungen von Buchspenden erläutert werden. Der Ausblick schlägt schließlich Zielsetzungen vor, die angestrebt werden sollten, um den Buchmarkt weiter zu entwickeln. In diesem Rahmen wird auch auf die Rolle eingegangen, die E-Books und soziale Netzwerke für den kambodschanischen Buchmarkt spielen oder spielen können.

2. Geschichte

Um die heutige Situation der Verlagswirtschaft Kambodschas zu verstehen, ist das Wissen um die Geschichte des Landes unerlässlich. Nachfolgend geben wir deshalb eine Übersicht über die Geschichte Kambodschas unter besonderer Berücksichtigung der sprachlichen, literarischen und publizistischen Entwicklungen.

2.1 Vorkolonialzeit und klassische Literatur: bis 1862

Es ist nicht geklärt, wann erstmals Menschen das heutige Gebiet Kambodschas besiedelten und wo diese herkamen. Die ältesten gefundenen menschlichen Spuren werden auf 4200 v. Chr. datiert. In einem jahrhundertelangen Prozess, der zeitlich dem Beginn der christlichen Zeitrechnung zugewiesen wird, wurde Kambodscha stark von der indischen Kultur beeinflusst. Das Versmaß für Lyrik wurde ebenso übernommen wie die indische Sprache Sanskrit und das Vokabular für soziale Hierarchien. Die genauen Umstände der Indisierung sind unbekannt. Sie wurde jedoch laut Chandler nicht aufgezwungen, sondern bereitwillig von der kambodschanischen Bevölkerung in ihre Kultur integriert. Schriftliche Zeugnisse über die ersten Jahrhunderte nach Christi Geburt im heutigen Kambodscha stammen fast ausschließlich von Chinesen, an deren Kaiser von den Kambodschanern Abgaben geleistet wurden. (Chandler: 13-18) Chandler zitiert eine, aus heutiger Sicht politisch inkorrekte, aber dennoch aussagekräftige, chinesische Quelle, die einen Einblick in die damaligen Lebensumstände der Bevölkerung erlaubt und auch Schriften erwähnt:
„The king rides mounted on an elephant. His subjects are ugly and black; their hair is frizzy; they wear neither clothing nor shoes. For living they cultivate the soil; they sow one year, and reap for three… These barbarians are not without their own history books; they even have archives for their texts.”(Chandler: 20)
Die erste überlieferte Inschrift in Khmer (der Begriff „Khmer“ steht sowohl für die größte Volksgruppe im heutigen Kambodscha als auch für ihre Sprache) wurde 611 angefertigt, zwei Jahre später die erste Inschrift in Sanskrit. Beide Sprachen nutzen die gleiche Art von Alphabet, welches aus Indien stammte, wurden aber für verschiedene Zwecke eingesetzt. Sanskrit wurde in Versform verfasst und benutzt, um Könige und die Elite zu preisen. Khmer hingegen war die Sprache der einfachen Bevölkerung und wurde in Prosa verfasst. Sie wurde beispielsweise genutzt, um die Pflichten von Sklaven festzuhalten oder um Inventar über Tempelschätze zu führen. Oft wurden in Khmer verfasste Inschriften mit einem Fluch, der sich beispielsweise gegen Grabräuber richtete, beendet. Die Texte wurden in die steinernen Türrahmen der Tempel oder in frei stehende Steinsäulen eingemeißelt. (Chandler: 27 ff)
Zwischen 802 und 1431 wird die Angkor-Periode eingeordnet, die die Blütezeit des Landes markiert. Dieser Staat entwickelte sich im heutigen nordwestlichen Teil Kambodschas und stieg damals zum mächtigsten Königreich Südostasiens auf. (Chandler: 35) Die Zeit war von externen und internen Machtkämpfen geprägt. Die Monarchie blieb auch nach der Angkor-Periode erhalten, obwohl das Erstarken von benachbarten Reichen und interne Machtkämpfe das Königreich der Khmer schwächten. (Menzel: 41) Zu dieser Zeit wurden Manuskripte oft auf Palmenblätter geschrieben. (Jarvis, Lalonde, Nhean: 7) Es ist unbekannt, wie und wem Lese- und Schreibfähigkeiten in der Angkor-Periode gelehrt wurden, doch es ist davon auszugehen, dass mehr Menschen lese- und schreibkundig in Khmer als in Sanskrit waren. Populäre Literatur kann jedoch nicht bis in die Zeit von Angkor zurückverfolgt werden. (Chandler: 55)
Die kambodschanische Literatur, die heute als klassisch bezeichnet wird, wird der Zeit zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert zugeordnet. Sie war von Umschreibungen und Symmetrie geprägt und teilweise von der indischen Literatur beeinflusst. Der Fokus lag mehr auf einem brillanten Schreibstil als auf einer realistischen Handlung oder auf psychologischen Erkenntnissen. Paläste und buddhistische Klöster waren die Zentren des literarischen Schaffens und beherbergten auch Bibliotheken und Schulen. Außerdem wurden die Texte hier auch verbreitet und beispielsweise durch Theateraufführungen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. (Nepote, Hoc Dy: 56ff.) Die Klöster und Paläste übernahmen also zur damaligen Zeit die heute verlagstypischen Aufgaben des Publizierens und der Verbreitung von Inhalten. Eine Grund dafür, warum die klassische Literatur im 19. Jahrhundert zurückging, könnte darin liegen, dass Kambodscha vor der Zeit des französischen Protektorats kulturell und politisch eng mit Siam (heute Thailand) verknüpft war. Das französische Protektorat sorgte für neue Einflüsse, aus denen dann eine moderne Literatur entstand. (Nepote, Hoc Dy: 56ff.)

2.2 Französisches Protektorat und Unabhängigkeit: 1863-1975

Geschichtliche Entwicklung

1863 wurde Kambodscha französisches Protektorat. Bereits zehn Jahre vorher hatte der kambodschanische König Frankreich um Schutz gebeten; dadurch sollte Kambodscha davor bewahrt werden, zwischen den thailändischen und vietnamesischen Machtinteressen zerrieben zu werden. Die Monarchie wurde in der Folge zwar nicht abgeschafft, aber eingeschränkt; und die Franzosen erweiterten ihre Macht im Land stetig.
Die Franzosen bestimmten den achtjährigen Sihanouk 1941 zum König. Er erklärte jedoch die Unabhängigkeit, als die japanische Armee die Kontrolle über Kambodscha im Zweiten Weltkrieg erlangte. 1945 erhielten die Franzosen die Kontrolle erneut. Sie dauerte bis zur kompletten Unabhängigkeit von Frankreich 1953 an.
Nachdem die Franzosen nach dem Zweiten Weltkrieg wieder die Macht in Kambodscha übernahmen, setzte sich König Sihanouk weiter für mehr Autonomie im Land ein. 1946 fand die erste demokratische Wahl Kambodschas statt. Die Democratic Party gewann diese und nachfolgende Wahlen. 1947 wurde die erste geschriebene Verfassung eingeführt. König Sihanouk, der laut Verfassung Staatsoberhaupt, aber nicht Regierungschef war, beseitigte 1952 die gewählte Regierung mit Hilfe französischer Truppen, löste das Parlament auf und übernahm die direkte Kontrolle über das Land. 1955 wurde Sihanouk Premierminister, als seine Partei nach der Wahl alle Sitze der Nationalversammlung erhielt. Der von den USA unterstützte General Lon Nol übernahm die Regierung des Landes nach einem Misstrauensvotum gegen Sihanouk 1970. Der Vietnamkrieg weitete sich nun auch nach Kambodscha aus und Lon Nol verlor bis 1975, als die Roten Khmer die Hauptstadt Phnom Penh einnahmen und er fliehen musste, stetig an Macht. (Menzel: 41ff.)

Drucktechnik, Alphabetisierung und Fremdsprachen

Traditionell wurden Schriften in Kambodscha durch Abschriften vervielfältigt. Über die Franzosen hielt auch die Drucktechnik Einzug in Kambodscha, wodurch ein Grundstein für einen Buchmarkt gelegt wurde, der der breiten Masse zugänglich war. Ab 1877 wurden Khmer-Drucktypen in Paris gegossen und seitdem breiteten sich kambodschanische Druckwerke zunächst in Saigon und später auch in Paris, Hongkong, Hanoi und Singapur aus.
Die ersten kambodschanischen Druckwerke wurden also außerhalb des Landes produziert. Darunter waren missionarische Schriften, wie zum Beispiel katholische Gebete und ein Khmer-Französisch-Wörterbuch. Doch auf die kambodschanische Gesellschaft hatte die neue Technik zunächst kaum Einfluss. Erst ca. 1886 wurde die erste Druckerei in Kambodscha in Betrieb genommen. (Nepote, Hoc Dy: 61ff.) Laut Klairung Amratisha (72f.) war das Drucken vor allem für traditionalistische Mönche inakzeptabel, da diese die magisch-religiöse Bedeutung des Geschriebenen durch moderne Drucktechniken geschwächt sahen. Aufgrund dieses Widerstands wurden 1912 Schulbücher zu Arithmetik und Geschichte nicht in Kambodscha, sondern in Hanoi gedruckt. Bei einem Streit zwischen traditionalistischen Mönchen und fortschrittlichen Mönchen, die der Drucktechnik offen gegenüberstanden, setzte sich 1918 der Fortschritt durch und der Text, um den sich der Streit drehte, konnte in Phnom Penh gedruckt werden. In den 1920er Jahren steigerte sich dann die Zahl der Veröffentlichungen in Kambodscha, obwohl zunächst nur die königliche Bibliothek und die Pali-Schule (Pali ist die Sprache der buddhistischen Texte) veröffentlichen durften.
Es wird geschätzt, dass 1962 nur rund 41Prozent der Bevölkerung, die 15 Jahre alt oder älter waren, lesen konnten. 1964 wurde vom National Technical Literacy Commitee of the Kingdom of Cambodia eine breite Alphabetisierungskampagne gestartet, in der in Abendkursen Erwachsenen Lesen und Schreiben in Khmer beigebracht wurde. Am Anfang der 1970er Jahre schätzt man bereits 60 Prozent der Bevölkerung als lese- und schreibkundig ein. Für diese Kampagne erhielt Kambodscha 1969 den Mohammad Reza Pahlavi Preis, der erfolgreichen Alphabetisierungskampagnen vorbehalten war und über die UNESCO verliehen wurde (Sivaraksa: 234), mit folgender Begründung:
„Winner: NATIONAL TECHNICAL LITERACY COMMITTEE OF THE KINGDOM OF CAMBODIA, for its impressive efforts and the remarkable results it has obtained by mobilizing public opinion and using all available means for the promotion of adult literacy so as to stimulate adults to take an active part in the economic, social and cultural development of their country.”(UNESCO Paris: 126)
Französisch galt als die Sprache der gebildeten Schichten, die meist aus den urbanen Gegenden stammten, und wurde auch für die internationale Kommunikation genutzt. Seit Anfang der 1970er Jahre setzte sich verstärkt Englisch als internationale Kommunikationssprache in Kambodscha durch. Bis 1953 war Französisch die einzige Sprache in der säkularen Bildung und bis 1967 die einzige Unterrichtssprache an weiterführenden Schulen und Hochschulen. Laut einem Bericht des Ministry for Education and National Culture Kambodschas von 1971 strebte die Regierung an, alle Bildungsstufen ab September 1974 nur noch auf Khmer zu unterrichten. (Sivaraksa: 233f.)
Moderne Literatur
Eine moderne kambodschanische Literatur entwickelte sich erst in den 1940er Jahren. Zeitungen veröffentlichten Fortsetzungsromane und Kurzgeschichten und wurden so zu den ersten Trägermedien für moderne Khmer-Literatur. Die strenge Zensur in den 1930er Jahren, die Papierknappheit und die hohen Druckkosten während des Zweiten Weltkrieges verhinderten jedoch das freie Entfalten und Ausbreiten einer eigenen Literatur. (Yamada)
Die Problematik wurde von 1943 bis 1945 verschärft, als die Franzosen versuchten, eine romanisierte Schrift, die vom Philologen Georges Coedès entwickelt wurde, einzuführen. Die Franzosen waren der Meinung, die neue Schrift wäre für den Modernisierungsprozess des Landes von Vorteil und wurde vor allem in Veröffentlichungen der Regierung und in Schulen forciert. Religiöse Texte waren von dieser Anordnung ausgeschlossen. Nachdem die Japaner während des Zweiten Weltkrieges die Kontrolle über das Land übernahmen, war eine der ersten Amtshandlungen der neuen, unabhängig von Frankreich agierenden kambodschanischen Regierung, diese Schriftreform rückgängig zu machen. Auch nachdem Frankreich 1945 Kambodscha wieder in seine Kontrolle gebracht hatte, wurde die ungeliebte Reform nicht weiter verfolgt. (Chandler: 206f.)
Während der Herrschaft der Franzosen gab es auch Maßnahmen, die zur Sammlung von alten Schriften und zur Entwicklung einer neuen Literatur beitrugen. 1921 wurde die königliche Bibliothek und 1930 das Buddhist Institute eröffnet. Letzteres hatte die Aufga...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titel
  3. Impressum
  4. Inhaltsverzeichnis
  5. 1. Einführung
  6. 2. Geschichte
  7. 3. Rahmenbedingungen
  8. 4. Aktuelle Situation des Buchmarktes
  9. 5. Ausblick
  10. Nachbemerkung
  11. Nachwort von Torsten Seela
  12. Abkürzungsverzeichnis
  13. Quellenverzeichnis
  14. Anlage 1: Wichtige Daten zu Kambodscha
  15. Anlage 2: Ausschnitt aus dem Vier-Jahres-Plan des Khmer Rouge-Regimes
  16. Anlage 3: Beispiel-Vorkalkulationen von Buchprojekten
  17. Anlage 4: Übersicht über ausgewählte Institutionen
  18. Über die Autorin
  19. Über Fleet Street Press