Der Nahostkonflikt
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Der Nahostkonflikt

Eine Einführung

  1. 247 Seiten
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Der Nahostkonflikt

Eine Einführung

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Über dieses Buch

The Middle East conflict has now been going on for a whole century. The region has not had a stable political order or solution since the collapse of the Ottoman Empire, and the conflicts between the various parties involved keep flaring up again and again. To provide a better understanding of the complex situation in the Middle East, this book sketches the basic outlines of the conflict and precisely identifies the protagonists and the goals and motives of those involved. The effects of the Arab Spring and approaches to a solution such as the "single-state solution" or "two-state solution" are also discussed. For those looking for concise and well-founded basic information about the causes, history and current political concepts and patterns in the Middle East conflict, this book is indispensable.

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Information

Jahr
2018
ISBN
9783170318588
 

1          Vorbemerkung

 
 
 
Im Nahostkonflikt prallen unterschiedliche politische und religiöse Weltbilder aufeinander. Dies wirkt sich auf den Sprachgebrauch der Konfliktparteien aus, der von unterschiedlichen historischen Erfahrungen und politischen Sichtweisen geprägt ist. So sind die »Freiheitskämpfer« der einen Seite nicht selten die »Terroristen« der anderen Seite. Geografische und historische Bezeichnungen sind nicht neutral, sondern beinhalten häufig politische Konnotationen.

»Palästina«

Bereits der Begriff »Palästina« wird unterschiedlich verwendet bzw. interpretiert. Er kann eine in seinen Grenzen nicht genau definierte historische Region bezeichnen, ein territorial nicht definiertes jüdisches Staatsgründungsprojekt, das britische Mandatsgebiet in seinen Grenzen von 1920 bis 1922 (inklusive Ostjordanien) bzw. von 1922 bis 1948 (ohne Ostjordanien), den in diesen Grenzen von den arabischen Palästinensern beanspruchten palästinensischen Staat oder das nach 1967 faktisch verbliebene Rest-Palästina (Gazastreifen und Westjordanland, inklusive oder exklusive Ostjerusalems). Letzteres Territorium wird häufig auch als »die besetzten Gebiete« bezeichnet, wozu im Prinzip auch die israelisch okkupierten syrischen Golanhöhen zählen. Für viele Israelis sind es freilich nicht die »besetzten«, sondern die »umstrittenen Gebiete« oder sogar die »befreiten Gebiete«, wie Premierminister Menachem Begin zu sagen pflegte. Rechtsgerichtete Israelis pflegen das Westjordanland mit biblischem Bezug als »Judäa und Samaria« zu bezeichnen, was eine historisch begründete Zugehörigkeit zum Staat Israel postuliert.
Manche Zionisten suchten die Bezeichnung »Palästina« zu vermeiden. Sie sprachen bereits vor der Gründung des Staats Israels davon, nach »Eretz Israel« (dem Gelobten Land) einzuwandern. Mit der biblischen Bezeichnung suchte sie einen jüdischen Eigentumsanspruch zu dokumentieren.
Wer wie die palästinensische Hamas, die libanesische Hisbollah oder die Islamische Republik Iran den Staat Israel grundsätzlich ablehnt, spricht ihn ersatzweise als »Zionistisches Gebilde« (Zionist Entity) an. Das gesamte Palästina in den Grenzen von 1947 gilt ihnen derzeit als »Besetztes Palästina«. So wird es auch auf vielen arabischen und iranischen Karten dargestellt. Hingegen ist auf israelischen Karten die östliche Staatsgrenze nicht selten der Jordan.

»Israel«/«Israeli«

Der Begriff »Israeli« kann sich auf den israelischen Staatsbürger beziehen (jedweden Glaubens oder ethnischer Zugehörigkeit), gemeint sind aber häufig nur die Bürger jüdischen Glaubens/jüdischer Nationalität. Der Begriff »Jude« verweist zunächst auf eine Religionszugehörigkeit, wird im zionistischen und damit staatlich-israelischen Verständnis aber auch als Nationalität angesehen. In der Unabhängigkeitserklärung und in diversen grundlegenden Gesetzen wird Israel als »jüdischer Staat« definiert (eine geschriebene Verfassung hat der Staat nicht). Andererseits wird all seinen Bürgern ohne Unterschied von Religion, Rasse und Geschlecht soziale und politische Gleichberechtigung verbürgt. Kritiker der israelischen Politik sehen einen Widerspruch zwischen der Privilegierung von jüdischen Israelis in bestimmten Fragen, z. B. bei Immigration und Landnutzung, und dem demokratischen Prinzip der Gleichbehandlung aller Staatsbürger.

»Palästinenser«

Als »Palästinenser« wurden zwischen 1920 und 1948 alle Einwohner des britischen Mandats Palästinas muslimischer, christlicher und jüdischer Religionszugehörigkeit bezeichnet. Seit 1948 versteht man darunter die arabischen Palästinenser. Doch herrschte in Israel lange die Meinung vor (und wird mitunter auch heute noch vertreten), dass es keine Palästinenser als gesonderte Nationalität gäbe, sondern nur »Araber«, womit eine Identität mit den Bewohnern der Nachbarländer postuliert wird. Die in Israel lebenden Palästinenser mit israelischer Staatsbürgerschaft werden in Israel denn auch durchweg als »Israelische Araber« bezeichnet, obwohl es sich zweifelsohne um Palästinenser handelt. Dies ist auch ihre bevorzugte Eigenbezeichnung.

»Jerusalem«

Jerusalem wird auf Hebräisch als Jeruschalajim bezeichnet. Wahrscheinlich bedeutet dies »Stadt des (kanaanitischen Gottes) Schalim«. Rabbiner erklärten die Bedeutung später als »Stadt des Friedens«, angeblich abgeleitet vom hebräischen Wort Schalom. Die Muslime nennen die Stadt al Kuds (Die Heilige, die Reine). Für das Altstadtplateau oberhalb des Kidrontals ist die biblische Bezeichnung Moria überliefert: Dort sollte Abraham seinen Sohn Isaak opfern. Die Juden bezeichnen ihn auch als »Tempelberg«, bezogen auf den im Jahr 70 von den Römern zerstörten zweiten Tempel. Muslime sprechen hingegen von »al-Haram asch-Scharif« (der heilige Bezirk), da sich auf dem Plateau die islamischen Heiligtümer Felsendom und al-Aksa-Moschee befinden. Die erhaltene Westmauer des Tempelplateaus (es ist nicht, wie oft fälschlicherweise zu lesen, die Westmauer des Tempels) wird von den Juden als »Mauer« (kotel), von den Muslimen als »Burak-Mauer« bezeichnet, mit Bezug auf das geflügelte Reittier al-Burak, auf dem Mohammed der Legende nach von Mekka nach Jerusalem reiste und von dort zum Himmel aufstieg. Die umgangssprachliche Bezeichnung »Klagemauer« wird von jüdischen Gläubigen abgelehnt.
Images
Der Felsendom und die Altstadt von Ostjerusalem, dahinter Westjerusalem, das Israel 1949 zu seiner Hauptstadt erklärte (Martin Pabst)

Weitere Begriffe

Die ab 2002 von Israel errichteten Sperranlagen werden von den Palästinensern als »Mauer« bezeichnet, mitunter auch pejorativ als »Apartheidmauer«. Israelis bevorzugen die Begriffe »Zaun« oder »Barriere«, häufig auch in der Verbindung »Sicherheitszaun« bzw. »Sicherheitsbarriere«. Der überwiegende Teil der Sperranlagen ist ein schwer gesicherter Metallzaun, bei anderen Abschnitten handelt es sich um bis zu acht Meter hohe Stahlbetonmauern mit Wachttürmen.
Israelis sprechen von jüdischen »Siedlungen« oder »Gemeinden« in den besetzten Gebieten, während die Palästinenser neben »Siedlungen« Begriffe wie »Siedlerkolonien« oder »Kolonien« verwenden, um damit einen Bezug zu Kolonialismus und Imperialismus herzustellen. Nicht genehmigte Siedlungen werden von siedlerfreundlichen Israelis als »Außenposten«, von siedlerkritischen Israelis und von Palästinensern als »illegale Siedlungen« tituliert.
Die palästinensische Revolte von 1929 mit Hunderten Todesopfern ist in der Erinnerung der Israelis das »Massaker von 1929«, während die Palästinenser vom »Burak-Aufstand« sprechen. Der »Große Arabische Aufstand« von 1936–39 wird auf israelischer Seite zum »Arabischen Aufruhr«.
Den Ersten Nahostkrieg (1948–1949) bezeichnen Israelis als »Unabhängigkeitskrieg«, die Palästinenser als »Nakba« (Katastrophe), da er zur Flucht und Vertreibung von mindestens 700 000 Landsleuten führte. Den Zweiten Nahostkrieg (1956) kennt man auch als »Suezkrieg«, in der arabischen Welt spricht man von der »Drei-Parteien-Aggression«. Der Dritte Nahostkrieg (1967) wird von den Israelis mit biblischer Anspielung als »Sechstagekrieg«, von den Palästinensern/Arabern als »Junikrieg« oder »Naksa« (Rückschlag) bezeichnet, der Vierte Nahostkrieg (1973) von den Israelis als »Jom-Kippur-Krieg«, von den Palästinensern/Arabern als »Oktoberkrieg« oder »Ramadan-Krieg«.

»Nahostkonflikt«

»Nahostkonflikt« hat sich als Bezeichnung für den israelisch-palästinensischen Konflikt eingebürgert, da er jahrzehntelang der zentrale politische Konflikt im Nahen Osten war und Nachbarstaaten involviert. Im Englischen und US-Amerikanischen wird der Begriff »Middle East Conflict« verwendet, da die deutsche Unterscheidung zwischen Nahem und Mittlerem Osten in diesen Sprachen nicht mehr vorgenommen wird. Der Begriff »Near East« ist nahezu ausgestorben.
Inzwischen sind in der Region weitere bewaffnete Konflikte ausgebrochen. Man kann den Nahostkonflikt daher auch nach seinen Protagonisten benennen. Die Israelis bevorzugen dabei den Begriff »Israelisch-Arabischer Konflikt«, womit sie die Rolle der Palästinenser minimieren, während letztere den Begriff »Israelisch-Palästinensischer Konflikt« vorziehen.

Neutrale Bezeichnungen

Dieses Buch sucht möglichst neutrale Bezeichnungen zu verwenden; sie sollen keine politische Aussage implizieren.
Mit dem Begriff Palästina wird bis 1920 eine territorial nicht exakt definierte historische Region innerhalb Syriens bezeichnet, dann das Mandat Palästina in seinen definierten Grenzen. Nach 1967 werden das Westjordanland und der Gazastreifen als »besetzte Gebiete« angesprochen. Außerdem werden die ab 1994 bzw. 2013 verwendeten Eigenbezeichnungen »Palästinensisches Autonomiegebiet« bzw. »Staat Palästina« übernommen.
Bis 1947 gebraucht dieses Buch die Begriffe »Juden« und »Araber« (ggf. in Abgrenzung zu sonstigen Arabern auch als »palästinensische Araber« bezeichnet). Ab 1948 werden die Begriffe »Israelis« und »Palästinenser« verwendet, wobei letzter Begriff auch die in Israel lebenden Palästinenser mit israelischer Staatsangehörigkeit einschließt.

2 Komplexe Konfliktkonstellation

Der Nahostkonflikt ist einer der langwierigsten der jüngeren Geschichte. Spannungen zwischen Juden und Arabern in Palästina setzten in den 1920er Jahren ein. Seit Mitte der 1940er Jahre wird der Konflikt immer wieder mit bewaffneten Mitteln ausgetragen: viermal als konventioneller Krieg unter Mitwirkung arabischer Staaten (1948/49, 1956, 1967, 1973) wie auch als asymmetrischer Krieg (Soldaten versus Freischärler). Nahost-Friedenspläne sind eine Chronologie des Scheiterns und der Enttäuschung – vom Plan der Vereinten Nationen über die Teilung Palästinas (1947) und die Camp-David-I-Abkommen zwischen Israel und Ägypten (1979) bis zu den Oslo-Abkommen zwischen Israel und der PLO (1993/95) und den Camp-David-II-Verhandlungen unter Schirmherrschaft von US-Präsident Bill Clinton (2000).
Ein Charakteristikum ist die Komplexität des Konflikts: Unvereinbare politische Ziele der Konfliktparteien werden durch konträre religiöse und kulturelle Bezüge emotional aufgeladen. Der Nahe Osten liegt im Schnittpunkt von drei Weltreligionen, die Jerusalem als heiligste Stätte (Judentum und Christentum) bzw. als eine ihrer drei heiligsten Stätten (Islam) betrachten. Der Großteil der Israelis versteht sich als Vorposten und Teil des Okzidents (Europa/Nordamerika), während sich die Palästinenser dem Orient zugehörig fühlen.
Religiöse und kulturelle Unterschiede werden durch nationale Antagonismen verstärkt: die Palästinenser sehen sich als eine arabische Nation, die Teil der panarabischen Sprach- und Kulturgemeinschaft ist. Sozialisiert in der Ideologie des Zionismus, sieht die Mehrheit der Israelis das Judentum nicht nur als Religion, sondern ebenfalls als Nation mit Anspruch auf einen exklusiven Nationalstaat.

Unterschiedliche Konfliktcharakterisierungen

Im Nahostkonflikt konkurrierten immer wieder konträre Ideologien miteinander, was die Lösung komplizierte: jüdischer versus arabischer Nationalismus, Nationalismus versus Kolonialismus/Imperialismus, Kapitalismus vs. Sozialismus, Säkularismus versus religiöser Fundamentalismus. Mitunter verschwimmen die Konfliktlinien, so konkurrieren heute sowohl unter Israelis wie unter Arabern säkulare mit religiös-fundamentalistischen Strömungen.
Die Charakterisierung des Konflikts ist umstritten. Eher selten wird die Meinung vertreten, dass es sich um einen religiösen oder einen ideologischen Konflikt handelt. Beide Aspekte spielen zwar eine Rolle, doch werden sie nicht als konstitutive Elemente angesehen. Am verbreitetsten ist die Charakterisierung als ein nach dem Ersten Weltkrieg einsetzender Konflikt zwischen zwei unvereinbaren Nationalismen auf demselben Territorium mit beschränkter Fläche und Ressourcen. Befürworter der Zweistaatenlösung neigen dieser Ansicht zu und plädieren für einen durch bilaterale Verhandlungen zu erzielenden territorialen Kompromiss, der zwei Nationalstaaten auf jeweils einem Teil des historischen Palästinas beinhaltet.
Dem gegenüber steht die Charakterisierung als ein im 19. Jahrhundert auf dem Höhepunkt des Imperialismus begonnener Konflikt zwischen kolonialistischen euro-amerikanischen Siedlern und einer indigenen arabischen Bevölkerung. Demnach bezweckte die zionistische Bewegung die Inbesitznahme, Ju...

Inhaltsverzeichnis

  1. Deckblatt
  2. Titelseite
  3. Impressum
  4. Inhaltsverzeichnis
  5. 1 Vorbemerkung
  6. 2 Komplexe Konfliktkonstellation
  7. 3 Palästina vom Altertum bis zum Ersten Weltkrieg
  8. 4 Zunehmende Spannungen unter britischer Mandatsherrschaft
  9. 5 Vom UN-Teilungsplan bis zur israelischen Besetzung von Restpalästina
  10. 6 Besatzung, Konfrontation und wenig politische Bewegung
  11. 7 Der Oslo-Friedensprozess – ein gescheiterter Lösungsversuch?
  12. 8 Jüngste Entwicklungen
  13. 9 Optionen einer Lösung des Nahostkonflikts
  14. 10 Ausblick
  15. 11 Anmerkungen
  16. 12 Anhang
  17. 13 Literatur
  18. 14 Personenregister