Bibliolog
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Impulse für Gottesdienst, Gemeinde und Schule. Band 1: Grundformen

  1. 166 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
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Impulse für Gottesdienst, Gemeinde und Schule. Band 1: Grundformen

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Über dieses Buch

"Bibliolog" is a method to experience the bible as alive and important for one?s own life. A group, congregation or school class discovers the stories of the bible, interprets them by placing themselves into the minds of the biblical figures and answer questions that the text leaves open.Discovered by the American Jew Peter Pitzele this approach has its roots in the Jewish tradition of Midrash.Whether we have been socialised by the church or not, we are quickly touched and moved by the biblical texts and directly experience the actuality.Bibliolog has quickly spread through the German speaking regions and the growing experience with this approach throughout Europe has lead to its presentation in two volumes. The first volume presents the basic forms that can be conducted in groups of any size over a short time period. The second volume presents forms that allow for more intense encounters with the biblical text.

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Information

Jahr
2013
ISBN
9783170240575

1. Bibliolog – eine Einführung

1.1 Drei Bibliologe zur Einstimmung

Bibliolog erschließt sich am besten, wenn man ihn erlebt. Als Lektüre kommt es dem Erleben am nächsten, einige Bibliologe nachzuerzählen, die in unterschiedlichen Kontexten durchgeführt worden sind. Die ausgewählten Rollen, in die die Teilnehmenden geschlüpft sind, und die Fragen an sie habe ich meinen schriftlichen Aufzeichnungen entnommen. Die Äußerungen der Teilnehmenden und meine Wiedergabe im so genannten echoing sowie meine Nachfragen im interviewing sind aus dem Gedächtnis verfasst.3 Zum besseren Verstehen ist alles, was ich als Bibliologin in wörtlicher Rede sage, kursiv gedruckt.
Ein Bibliolog im Sonntagsgottesdienst zu Matthäus 14,28–33
Liebe Gemeinde,
predigen bedeutet ja üblicherweise, dass die Predigerin sich in ihrer Predigtvorbereitung ausführlich mit einem biblischen Text befasst und das Ergebnis ihrer Beschäftigung dann der Gemeinde mitteilt. Diese hört zu und macht sich ihre Gedanken zu dem, was die Predigerin sagt. Ich bin eingeladen worden, die Predigt heute einmal anders zu gestalten: Statt Ihnen von meiner Beschäftigung mit dem Text zu erzählen, möchte ich Sie mit hineinnehmen in den Text und ihn mit Ihnen zusammen von innen heraus erkunden – wenn Sie so wollen, mit Ihnen gemeinsam „predigen“. Dies möchte ich auf einem Weg tun, der sich „Bibliolog“ nennt, weil er in einen Dialog mit der Bibel tritt.
Wie das geschieht, ist ganz einfach: Ich führe Sie in eine biblische Geschichte hinein und lese einen Teil von ihr. Dann halte ich das Geschehen an und bitte Sie, sich in eine Gestalt aus der Geschichte hineinzuversetzen. Sie alle sind dann diese Person aus der Bibel. In dieser Rolle werde ich Sie ansprechen und Ihnen eine Frage stellen. Wenn Sie die Antwort, die Sie finden, äußern mögen, dürfen Sie das gerne tun. Es darf gerne auch leise und knapp sein. Ich komme dann zu Ihnen und sage es in meinen Worten laut für alle. Vielleicht frage ich auch einmal nach. Wichtig dabei ist, dass niemand etwas Falsches sagen kann; alles, was gesagt wird, ist wertvoll und zeigt interessante Einsichten in die biblische Geschichte. Und selbstverständlich muss sich niemand laut äußern; sich selbst seinen Teil dabei zu denken, kann genauso wertvoll für einen selbst sein. Wenn sich allerdings niemand äußert, haben wir eher eine Meditation – was auch sehr schön ist, aber nicht ganz so lebendig wie ein Bibliolog. Also trauen Sie sich gerne, Ihre wichtigen Ideen auszusprechen!
Die Geschichte, um die es gehen soll, steht im Matthäusevangelium im 14. Kapitel. Jesus ist mit seinen Jüngern schon eine ganze Weile unterwegs. Sie haben schon viel mit ihm erlebt, seit sie mit ihm zusammen durch das Land ziehen: Wie er Menschen geheilt hat, böse Geister ausgetrieben hat, diskutiert und sich gestritten hat – und sie haben es auch schon in seinem Namen selbst getan (Mt 10,5–15). Gerade heute haben die Jünger erlebt, wie Jesus eine unübersehbare Menge von Menschen satt gemacht hat, obwohl sie doch eigentlich nur zwei Brote und fünf Fische bei sich hatten! Direkt danach schickt Jesus die Jünger weg; sie sollen schon einmal mit dem Boot über den See fahren, er wird nachkommen. Sie tun, was er gesagt hat – und geraten prompt in einem Sturm! Das kleine Boot schaukelt heftig auf den Wellen, die Situation wird bedrohlich – und dann kommt auch noch eine Gestalt auf dem Wasser auf sie zu. Sie schreien vor Angst „Es ist ein Gespenst!“ – und hören die Stimme Jesu sagen: „Seid getrost, Ich bin’s, fürchtet euch nicht!“
In dieser Situation reagiert einer der Jünger, Petrus, anders als die anderen. In der Bibel heißt es (ich schlage die Bibel auf und lese Mt 14,28): Petrus aber antwortete ihm und sprach: Herr, bist du es, so befiehl mir, zu dir zu kommen auf dem Wasser.
Sie – Sie alle – sind Petrus. Petrus, was ist es, dass dich diese Worte sagen lässt? Was treibt dich aus dem Boot?
– Es ist mir ganz egal, wohin – aber aus diesem schwankenden Boot voll von schreienden Menschen muss ich weg.
Nur raus aus diesem schwankenden kleinen Boot und weg von den kreischenden Menschen um mich herum. Nur raus, und wenn es auf das Wasser ist!
– Nun bin ich schon so lange mit Jesus unterwegs. Heilen kann ich, böse Geister austreiben auch, es ist Zeit, etwas Neues zu können.
Ich möchte immer mehr lernen und immer mehr können, heute ist die Lektion dran, auf dem Wasser zu laufen.
– Das ist die Chance! Wenn er das kann, kann ich das vielleicht auch!
Jetzt habe ich die Chance, selbst auf dem Wasser zu gehen! Und wenn es klappt, dann wäre das…
Großartig! Auf dem Wasser zu gehen – wow, das wollte ich schon immer!
Selbst auf dem Wasser gehen zu können – das stelle ich mir großartig vor und würde mir einen lang gehegten Traum erfüllen.
– Ich will wissen, ob es wirklich Jesus ist. Wenn er es ist – dann klappt das.
Ich will herausfinden, ob ich wirklich Jesus vor mir habe, und das ist mein Weg dazu.
Danke, Petrus.
Und in der Bibel heißt es weiter (Mt 14,29): Und er sprach: Komm her! Und Petrus stieg aus dem Boot und ging auf dem Wasser und kam auf Jesus zu.
Sie sind Andreas, der Bruder des Petrus, der sich zusammen mit Petrus entschieden hat, Jesus nachzufolgen und jetzt auch im Boot dabei ist. Andreas, du blickst auf deinen Bruder, der auf dem Wasser auf Jesus zugeht. Wie ist das für dich?
– Mist, schon wieder war er schneller.
Ich ärgere mich so, dass er wieder einmal schneller war als ich.
– Na, ob das gut geht?
Ich bin mir nicht sicher, ob das gut geht. Was lässt dich zweifeln, Andreas?
Ich kenne meinen Bruder und seine große Klappe. Er nimmt den Mund voll und hält es dann nicht durch.
Seine großen Worte halten oft nicht, was sie versprechen. Er bringt das nicht zu Ende, was er ankündigt.
– Oh, das ist so typisch. Immer er!
Das kenne ich von meinem Bruder! Immer ist er…
Immer ist er der Star! Immer drängelt er sich in den Vordergrund!
Mein Bruder drängt sich immer ins Rampenlicht. Und du, Andreas?
Ich habe dann keine Chance mehr.
Mein Bruder nimmt mir die Chance, in der ersten Reihe zu stehen, er verweist mich immer in die zweite.
– Aber ich habe auch Angst um ihn. Die Wellen sind so hoch…
Ich sehe die Gefahr für meinen Bruder und habe richtig Angst um ihn!
Danke, Andreas.
Und dann passiert folgendes (Mt 14,30–31): Als er aber den starken Wind sah, erschrak er und begann zu sinken und schrie: Herr, hilf mir! Jesus aber streckte sogleich die Hand aus und ergriff ihn und sprach zu ihm: Du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt?
Sie sind Jesus. Jesus, wie sagst du diese Worte zu Petrus? Was bewegt dich dabei?
– Nun dachte ich, er hätte endlich verstanden, worum es geht – aber so weit ist es wohl doch noch nicht mit ihm.
Er ist noch nicht so weit, wie ich dachte. Er muss noch viel lernen.
– Oh, wie schade! Das sah doch schon gut aus – und dann hat es wieder nicht gereicht.
Ich bin enttäuscht von meinem Jünger. Ich habe es ihm wirklich zugetraut – und er hat es nicht geschafft.
– Aber immerhin, er hat es wenigstens probiert, er hat den Schritt gemacht!
Ich schätze seinen Mut, es zu probieren.
– So schade, dass er dann doch gezweifelt hat. Ich möchte wirklich wissen, warum, dann kann ich ihm für das nächste Mal helfen.
Ich würde gerne herauskriegen, wo genau seine Zweifel noch liegen, dann kann ich ihm helfen, die zu überwinden. Und dann…?
Dann klappt es das nächste Mal!
Wenn er das von mir noch bekommt, dann kann er es wirklich.
Weiter lesen wir in der Bibel (Mt 14,32–33): Und sie traten in das Boot, und der Wind legte sich. Die aber im Boot waren, fielen vor ihm nieder und sprachen: Du bist wahrhaftig Gottes Sohn!
Sie sind noch einmal Petrus. Petrus, wir hören, dass deine Mitjünger vor Jesus niederfallen und sagen: „Du bist der Christus“. Von dir hören wir an dieser Stelle allerdings erstaunlicherweise gar nichts. Petrus, was tust du und was sagst du jetzt? Oder was denkst du bei dir, sagst es aber vielleicht gerade nicht?
– Mir ist das Ganze so peinlich! Ich habe überhaupt nicht nachgedacht, und es ging so daneben.
Ich sage gar nichts, weil ich mich nur schäme. Ich habe einfach drauflos gehandelt und bin so richtig gescheitert.
– Mir sitzt der Schreck noch so in den Gliedern.
Ich bin noch ganz gelähmt vor Schreck, muss erst einmal durchatmen.
– Ich habe es immerhin gewagt, im Gegensatz zu allen anderen. Die sind gut, erst im sicheren Boot bleiben und dann große Bekenntnisse ablegen.
Ich war der einzige, der wirklich etwas gewagt und getan hat, die anderen schwingen nur große Reden. Und das ist für mich…?
Ich finde das völlig daneben, dass ich jetzt schlecht da stehe, obwohl ich als einziger den Mut gehabt habe auszusteigen!
Ich ärgere mich und finde das unfair, dass mein Mut nicht gewürdigt wird, sondern nur die schönen Worte der anderen.
– Jesus hat mir seine Hand entgegengestreckt und mich gerettet. Er war für mich da, als ich ihn wirklich brauchte.
Das Entscheidende für mich ist, dass Jesus und seine Hand für mich da waren, als ich ihn brauchte.
– Das nächste Mal klappt es.
Das war doch schon ein guter erster Versuch, und beim nächsten Mal klappt es dann ganz. Es klappt dann ganz, weil…?
Weil ich dann weiß, dass ich nicht aufs Wasser gucken darf, sondern nur auf Jesus.
Jetzt weiß ich, dass ich mich nur auf Jesus konzentrieren muss statt auf die Gefahr – und dann gelingt es auch.
Danke, Petrus.
Damit endet diese Szene. Wir erfahren an dieser Stelle nicht, wie Jesus und die Jünger miteinander ans Ufer gelangt sind, was sie dabei beschäftigt hat und was dieses Erlebnis für Petrus, für das Verhältnis seines Bruders und der anderen Jünger zu ihm bedeutet hat oder für das Verhältnis Jesu zu ihm. Andere Geschichten greifen diese Fragen jedoch wieder auf und erzählen von Mut und Angst, von Glauben und Zweifel, vom Verhältnis zu Jesus und zu denen, die auch an ihn glauben – damals wie heute.
Herzlichen Dank, Petrus, Andreas und Jesus, dass ihr bei uns wart und uns etwas von dem mitgeteilt habt, was nicht im Text steht, was wir aber zwi schen den Zeilen lesen können. Ich bitte euch jetzt, in dieses Buch zurückzukehren (ich mache eine einsammelnde Geste mit der Bibel). Herzlichen Dank auch an Sie, liebe Gemeinde, dass Sie sich eingelassen haben darauf, die biblische Geschichte von innen heraus zu entdecken und den biblischen Gestalten Sprache und Stimme zu leihen. Sie sind nun wieder Sie selbst, Mitglieder der Gemeinde x. Als Sie selbst hören Sie die ganze Geschichte noch einmal, und wenn Sie mögen, achten Sie darauf, ob Ihnen jetzt ein Aspekt der Geschichte, vielleicht ein bestimmter Satz, neu wichtig geworden ist (ich lese Matthäus 14,28–33).
Wir haben einen biblischen Text gemeinsam ausgelegt und entdeckt, wie viel und wie viel Unterschiedliches in dieser fast 2000 Jahre alten Erzählung enthalten ist an Erfahrungen, Gefühlen, Motiven gegenüber Jesus und den Menschen. Und wir haben gemerkt, dass manche Gefühle, Gedanken und Erfahrungen gar nicht so fern sind denen, die uns heute bewegen. Wenn sich die Geschichten der Bibel und unsere Geschichten heute miteinander verbinden und verweben, ist die Chance groß, die biblische Botschaft als lebendig und bedeutungsvoll für unser eigenes Leben zu erfahren, wie Sie es vielleicht auch erlebt haben.
Ein Bibliolog im Religionsunterricht zum Durchzug durch das Schilfmeer (Exodus 14,5–15,21)
In einer vierten Klasse einer Hamburger Grundschule beschäftigen wir uns mit den Mose-Erzählungen. Wie beim Hamburger Modell des „Religionsunterrichts für alle unter evangelischer Verantwortung“ üblich, nehmen alle Kinder der Klasse am Religionsunterricht Teil, unabhängig davon, ob und wenn welcher Religion und Konfession sie angehören.
Wir hatten die Einheit begonnen mit den Erfahrungen der Israeliten als Sklavinnen und Sklaven in Ägypten und von Sklaverei allgemein gesprochen.
Für die Kinder war deutlich, wie sehr diese unerträgliche Situation auf Veränderung drängte: „Nur weg von hier“, formulierte eine Schülerin. Wir beschäftigten uns mit dem Hin und Her zwischen Mose, Aaron und dem Pharao, der die Israeliten zum Bleiben verpflichtete, bis er die Plagen für sein V...

Inhaltsverzeichnis

  1. Deckblatt
  2. Titelseite
  3. Impressum
  4. Inhaltsverzeichnis
  5. Geleitwort von Peter Pitzele
  6. Vorwort: Entstehung, Inhalt und Gebrauch dieses Buches
  7. 1. Bibliolog – eine Einführung
  8. 2. Die Praxis des Bibliologs
  9. 3. Hermeneutische Grundlagen des Bibliologs
  10. 4. Bibliolog in unterschiedlichen Handlungsfeldern
  11. Nachwort von Peter Pitzele: Was ich Bibliolog in Europa wünsche
  12. Fortbildungen und Organisation