Beratungskompetenz
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Beratungskompetenz

Supervision, Coaching, Organisationsberatung

  1. 208 Seiten
  2. German
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Beratungskompetenz

Supervision, Coaching, Organisationsberatung

Angaben zum Buch
Buchvorschau
Inhaltsverzeichnis
Quellenangaben

Über dieses Buch

Supervision, Coaching und Organisationsberatung sind als professionelle Beratungsformen in den letzten Jahren in Bewegung geraten. Im Lauf ihrer Professionalisierung haben sich ihre Anwendungsgebiete, QualitÀtsstandards und Methoden ebenso wie die Nachfrage nach ihnen deutlich erweitert.Dieses Buch bietet eine Zusammenstellung der Entwicklungsgeschichte, Grenzen und Nachbarschaften von Supervision und Coaching - auch in Bezug zur Organisationsberatung. Als Grundlagenwerk liefert es sowohl Studierenden, Ausbildungskandidaten und Forschenden als auch Personalentwicklern und Beratern wertvolle Informationen.

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Information

Jahr
2007
ISBN
9783170280427

1 Einleitung

Im Lauf der letzten Jahrzehnte habe ich (Kurt Buchinger) in vielen verschiedenen BeitrĂ€gen die Professionalisierung der Supervision dokumentiert und dabei immer wieder auch meine Erfahrungen als Hochschullehrer, Ausbilder, Lehrsupervisor und Organisationsberater einbezogen. Das vorliegende Buch stellt eine – auf Grundlage dieser Publikationen in dieser Form noch nicht existierende – aktualisierte Zusammenstellung der Entwicklungsgeschichte, Grenzen, Nachbarschaften und ProfessionalitĂ€t von Supervision und Coaching auch in Bezug zur Organisationsberatung dar.
Beratende TÀtigkeit ist in den letzten Jahren in Bewegung geraten. Im Lauf ihrer Professionalisierung haben sich ihre Anwendungsgebiete, QualitÀtsstandards und Methoden ebenso wie die Nachfrage deutlich erweitert. Gelegentlich möchte man sich fragen, ob es nicht eine modische Tendenz gibt, alles, was im Rahmen beraterischer TÀtigkeit nur möglich ist, dem Coaching und der Supervision zuzuordnen.
Damit hĂ€ngt zusammen, dass sie sich nicht nur immer klarer als hoch differenzierte und komplexe Methode professioneller Selbstreflexion bestimmten beruflichen Handelns etablieren, sondern sich immer kecker als eigener Beruf ausgeben, den man in eigenstĂ€ndiger Praxis als hauptberuflicher Coach und Supervisor anbietet und ausĂŒbt.
Dementsprechend entstehen BerufsverbĂ€nde, die es sich zur Aufgabe machen, professionelle Standards fĂŒr die AusĂŒbung von Coaching und Supervision festzulegen und zu kontrollieren, und die darĂŒber hinaus bemĂŒht sind, der Supervision neue TĂ€tigkeitsfelder zu erschließen. Das alles geschieht in einer aggressiven RĂŒhrigkeit, die mehr an wirtschaftlichen Wettbewerb in einem heiß umkĂ€mpften Beratungsmarkt erinnert, als an die von professioneller Sorgfalt getragene BemĂŒhung um die Fundierung, methodische und wissenschaftliche Absicherung bzw. Weiterentwicklung und Ausdifferenzierung einer Beratungsform.
Immerhin, da das alles mit Erfolg und der entsprechenden Resonanz im Feld geschieht und in dieser Bewegung kein Ende abzusehen ist, muss es einem Bedarf entsprechen oder zumindest entgegenkommen – einem Bedarf, der sich laufend ausweitet und ausdifferenziert. Die explodierenden Ausbildungsangebote, die Feineinstellungen der Beratungsformen, die Abgrenzungs- und IntegrationsbemĂŒhungen wĂŒrden sonst ins Leere gehen.
Anhand einer Skizzierung der Entwicklung, welche die Supervision – auch in ihrer Relation zu Coaching, Organisationsberatung und im Kontext reflexiver Professionen – in den letzten Jahrzehnten genommen hat, werden in Kapitel 2 HintergrĂŒnde fĂŒr den Boom von Supervision und Coaching aufgezeigt und einige Vermutungen ĂŒber ihre Zukunft angestellt.
In Kapitel 3 werden die ProfessionalitĂ€t und Standards von Supervision und Coaching umrissen sowie Kriterien fĂŒr deren QualitĂ€t und QualitĂ€tsmanagement beschrieben. Es erfolgt hierzu einleitend eine definitorische Eingrenzung. Zudem beleuchten wir die Besonderheiten der Beratungsformen, gehen auf die erforderlichen Kompetenzen – auch auf die relative neue Themenkompetenz – ein und benennen Kriterien fĂŒr die erfolgreiche Suche nach einem Supervisor oder Coach1. ErgĂ€nzt wird dies durch die Darstellung der Rahmenbedingungen von Kontrakt und Setting sowie die Grenzen von Supervision und Coaching.
Der Fokus in Kapitel 4 ist auf die Institution und Organisation im Wandel gerichtet. Wir gehen zunĂ€chst auf den Prozess der Entinstitutionalisierung ein, der weitreichende Konsequenzen fĂŒr die Beratung hat. Dann beschreiben wir verschiedene Phasen der Krise und Entwicklung von Organisation sowie die daraus resultierende Notwendigkeit zu einer verĂ€nderten Beratungshaltung und einem anderen FĂŒhrungsverstĂ€ndnis: die Expertise des Nicht-Wissens. Dieses eher organisations- und beratungstheoretisch angesiedelte Kapitel hat höchste Relevanz fĂŒr die Beratungspraxis. Denn die organisatorischen Entwicklungen wirken sich direkt auf Supervision, Coaching und Organisationsberatung aus. Sie verlangen, insbesondere von Berater/innen und FĂŒhrungskrĂ€ften, neue Kompetenzen und ein geĂ€ndertes Organisationsbewusstsein. Am Beispiel von Coaching in Wirtschaftsunternehmen werden die genannten Prozesse fĂŒr ein Beratungsfeld konkretisiert und die entsprechenden Anforderungen an und Funktionen von Supervision und Coaching eingegrenzt. Welche Relevanz der Wandel in Organisationen fĂŒr Supervision und Coaching hat, wird anhand der Teamsupervision verdeutlicht.
Im 5. Kapitel wird das VerhĂ€ltnis von Supervision und Coaching zu Methoden und Schulen erörtert. Dabei werden Nachbarschaften und Grenzen im Hinblick auf die Ausleihe der Methoden aus anderen Beratungsformen und „Schulen“ geklĂ€rt. Die ProfessionalitĂ€t von Supervision und Coaching wird auch durch die schulenĂŒbergreifende Methodenvielfalt markiert. Die Bedeutung einzelner Schulen fĂŒr Supervision und Coaching wird an den Beispielen der psychoanalytischen Konzepte und des systemischen Denkens veranschaulicht. Nebenbei werden Fragen des methodischen Vorgehens angesprochen sowie die Bedeutung der neuen Verfahren Dialog, Systemaufstellung und Mediation thematisiert.
Die Beratung von Menschen und sozialen Systemen verlangt die Entwicklung eines professionellen SelbstverstÀndnisses und entsprechender Haltungen. Dabei treten Fragen in den Vordergrund, um die es im 6. Kapitel geht: Was ist das Gute in und an Beratung? Was will Beratung bewirken? Ist Beratung politisch?
Im 7. Kapitel wird IdentitĂ€t als thematische Herausforderung fĂŒr Supervision und Coaching beleuchtet. Die Bedeutung von IdentitĂ€t im Kontext von beruflicher TĂ€tigkeit wird zum einen begrifflich und thematisch skizziert. Des Weiteren wird auf die Bedeutung von IdentitĂ€t fĂŒr die Supervision und fĂŒr Supervisor/innen eingegangen.
Im 8. und letzten Kapitel wird der Fokus auf Geschlecht, GeschlechterverhÀltnisse und Genderkompetenz und deren Bedeutung in der Beratungspraxis gelegt.
Es wird auf theoretische Aspekte ebenso eingegangen wie begrĂŒndet, inwiefern dieses relativ neue Thema in der Supervision, im Coaching und in der Organisationsberatung der Wahrnehmung und BerĂŒcksichtigung bedarf.
Wir haben in dem vorliegenden Buch also viele Themen miteinander verbunden bzw. bis dato kaum sichtbare Verbindungslinien gezogen. Leitziel ist es, die ProfessionalitĂ€t von Supervision, Coaching und Organisationsberatung aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten und Meilensteine und Wegweiser fĂŒr QualitĂ€t und QualitĂ€tsmanagement zu setzen.
Thematische Überschneidungen und Wiederholungen von Grundgedanken sind aufgrund der Entstehungsgeschichte des Buches unvermeidbar. Wir hoffen, dass dies durch die jeweils verschiedenen Perspektiven der einzelnen Kapitel weniger stört als bereichert. Zudem sind wir der Auffassung, dass Wiederholungen oft zu Unrecht als schlichte Redundanz bezeichnet und abgewertet werden: Erst die wiederholte Einsicht hat Auswirkungen auf das Verhalten (Corssen 2004).
Das Buch hat den Charakter eines Grundlagenwerkes und spricht Studierende, Ausbildungskandidat/innen und Forschende gleichermaßen an wie Personalentwickler/innen und Berater/innen.
FĂŒr uns beide war die Auswahl, Zusammenstellung und Überarbeitung der Texte eine Bereicherung.
Ich (Kurt Buchinger) hĂ€tte es ohne Frau Klinkhammer nicht geschafft, meine Texte in einen derart sinnvoll gegliederten Gesamtzusammenhang zu stellen, habe durch die GesprĂ€che mit ihr viel Anregung zum Weiterdenken erhalten, die Kooperation genossen und bin sehr dankbar fĂŒr die viele Arbeit, die sie investiert hat.
Ich (Monika Klinkhammer) wertschĂ€tze sehr die Vielfalt der in den letzten beiden Dekaden von Kurt Buchinger entwickelten GedankengebĂ€ude, Konzepte und thematischen Schwerpunkte zu Supervision, Coaching und Organisationsberatung. Mir hat das Zusammenstellen, Überdenken und das gemeinsame Überarbeiten viele neue Einsichten vermittelt und viel Freude bereitet.
1 Wir verwenden in der Regel aus stilistischen und lesetechnischen GrĂŒnden die in unserer patriarchalisch geprĂ€gten Sprache ĂŒbliche mĂ€nnliche Form eines Wortes, meinen damit jedoch dort, wo es Sinn macht, immer beide Geschlechter. Um daran zu erinnern, wĂ€hlen wir an den wenigen Stellen, wo es den Lesefluss nicht stört, die mĂ€nnliche und weibliche Form.

2 Supervision, Coaching und Organisationsberatung: Geschichte, Entwicklungen und aktuelle Trends2

2.1 Entwicklung der Supervision und ihr Bezug zu Coaching und Organisationsberatung3

Wenn man eine Entwicklungslinie der Supervision zeichnen will, seitdem sie begonnen hat, sich als professionelle Methode zu etablieren, und dabei den Bezug zu Coaching und Organisationsberatung beleuchten möchte, so könnte man das wie folgt versuchen:
1. In den Blick geraten als eine professionelle Methode beruflicher Selbstreflexion ist Supervision im Zusammenhang mit der Entwicklung der sozialen Arbeit – weg von einer amtlich hierarchisch kontrollierenden TĂ€tigkeit hin zu einer beratenden Profession. Und zwar hat sie zunĂ€chst als Ausbildungserfordernis deshalb AktualitĂ€t erlangt, weil mit diesem Wechsel des Schwerpunktes der Sozialarbeit die Arbeit mit den Klienten zum sensiblen Gegenstand methodisch-beraterischer Beziehungsgestaltung geworden ist, worauf spĂ€ter noch einmal differenzierter eingegangen wird. Vor allem die Reflexion eigener Persönlichkeitsanteile des Sozialarbeiters in der Gestaltung der beruflichen Beziehung, aber auch die Frage nach anschlussfĂ€higen Interventionen in seiner Arbeit mit der Klientel verlangten, analog zu psychotherapeutischer TĂ€tigkeit, der intensiveren Reflexion. Dementsprechend war die Orientierung an den verschiedenen Schulen der Psychotherapie in diesem Entwicklungsstadium der Supervision vorrangig, und sie widmete sich vor allem der Eigendynamik der Beziehung, aus der dieses berufliche Handeln in der Sozialarbeit bestand. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass BemĂŒhungen um die Professionalisierung der Supervision (noch lange nicht als eigenstĂ€ndiger Beruf, der seine Leistungen am freien Markt anbietet, wohl aber als Beratungsform, die einer eigenen Ausbildung bedarf) zunĂ€chst nur im Rahmen der Sozialarbeit zustande kamen – nicht im Bereich anderer Beratungsformen, zu deren Ausbildungserfordernissen immer schon die berufliche Arbeit des Kandidaten unter Supervision gehörte. (Weder in der psychotherapeutischen noch in der gruppendynamischen oder sonst einer beraterischen Ausbildung, zu der Arbeit unter Supervision gehört, wird von den Ausbildern eine Ausbildung in Supervision verlangt. Es ist zu vermuten, dass ein solches Erfordernis in der Supervisionsausbildung nur deshalb erfĂŒllt wird, weil die Ausbilder, fast möchte man sagen: zufĂ€llig, in der Supervision ihrer Ausbildungskandidaten die Methode anwenden, mit der sie auch außerhalb der Ausbildung professionell arbeiten – was wiederum einige Verwirrung ĂŒber die Stellung und Methode der Lehrsupervision erzeugt. Dieser Sachverhalt wirft aber auch Fragen bezĂŒglich des Einsatzes von Supervision in den therapeutischen und beraterischen Disziplinen zu Zwecken der Ausbildung auf – Fragen hinsichtlich der Kriterien der ProfessionalitĂ€t z. B. eines Lehrtherapeuten, Lehrtrainers, Lehrberaters, dessen Kandidaten unter seiner Supervision arbeiten.)
Die Orientierung der Supervision an der Beziehungsdynamik und den subjektiven Anteilen des Sozialarbeiters, dementsprechend die NÀhe zur Psychotherapie, haften der Supervision immer wieder auch dann an, wenn sich andere Aspekte der in ihr angestellten Reflexion beruflichen Handelns in den Vordergrund stellen. Und das geschah relativ bald und geschieht seither mit rasant zunehmender Tendenz. Denn schon mit der Geburtsstunde der Supervision als professioneller Beratung, also mit der genannten Professionalisierung in der sozialen Arbeit, gewinnt eine andere Dimension an Bedeutung, die hoch reflexionsanfÀllig ist: der entstehende Rollenwiderspruch zwischen amtlicher KontrolltÀtigkeit und Beratung, den es vor der Professionalisierung der Sozialarbeit nicht in der Weise gegeben hatte und von dem auch die meisten anderen (vor allem die primÀr beratenden) Berufe zu dieser Zeit verschont waren. Das wird uns sogleich noch beschÀftigen.
2. Dieser Rollenwiderspruch erschwert die AusĂŒbung der nun in ihrer QualitĂ€t als beraterische TĂ€tigkeit mit einem neuen, professionellen Profil versehenen sozialen Arbeit. Gerade unter dieser fĂŒr den Berufsstand attraktiven, weil sein Image als Profession aufwertenden Perspektive erscheint die Institution, in deren Rahmen die Arbeit meist ausgeĂŒbt wurde und die fĂŒr den Rollenwiderspruch verantwortlich zeichnet, als Hindernis. Diese Sicht wird durch den Fokus der neuen ProfessionalitĂ€t, in deren Zentrum die hilfreiche Gestaltung von Beziehungen steht, noch verstĂ€rkt. Dass der Rollenwiderspruch gerade erst durch die Entwicklung der neuen ProfessionalitĂ€t entstanden ist, braucht dabei nicht aufzufallen und fĂ€llt umso weniger auf, je mehr man in den nun professionell geschĂ€rften Kategorien der Beziehungsgestaltung zu denken und zu sehen gelernt hat. Umso mehr wird auch der Rollenwiderspruch als Hindernis fĂŒr die korrekte AusĂŒbung der beruflichen Arbeit angesehen werden, und die Supervision wird nahe liegender, aber unsinnigerweise versuchen, an seiner Beseitigung mitzuarbeiten. Somit treten zwei neue Momente zur Supervision als Ausbildungserfordernis hinzu, die in weiterer Folge zu völlig neuen Arbeitsformen und -gebieten der Supervision fĂŒhren.
3. Erstens wird deutlich, dass sie auch ĂŒber die Ausbildung hinaus, nĂ€mlich zur Bearbeitung von den Alltag begleitenden Arbeitsschwierigkeiten sinnvolle Anwendung finden kann. Das war schon in ihrer ursprĂŒnglichen Fallorientierung naheliegend, denn die genannte Professionalisierung machte die Sozialarbeit zu einer selbstreflexiven beruflichen TĂ€tigkeit, in der ein labiles VerhĂ€ltnis von Tun und Reflektieren-im-Tun, von Drinnen-Sein und Draußen-Sein, von Engagement und Distanzierung aufrechterhalten bzw. immer wieder hergestellt werden muss, auch ĂŒber das Ausbildungserfordernis hinaus. Zu diesem Zweck ist es sinnvoll und in vielen Berufen mit vergleichbarer Problematik ĂŒblich geworden, Supervision als berufsbegleitende Maßnahme in Anspruch zu nehmen. Der nun auftretende bzw. sich verschĂ€rfende Rollenwiderspruch zwischen amtlich-kontrollierender und sozialarbeiterisch beratender Funktion verlangt eine solche, nicht bloß auf die Ausbildungssituation bezogene supervisorische Reflexion umso mehr, als er nicht durch methodische Unkenntnis, berufliche Unaufmerksamkeit oder sonst eine in der Person des Professionellen liegende Tendenz ausgelöst und daher behoben werden muss, sondern als er mit der genannten Professionalisierung des Berufs mitgeliefert wurde als Dauergast der Arbeit. Damit ist auch schon eine weitere Differenzierung im Einsatz von Supervision jenseits der Ausbildung angelegt. Sie dient nicht nur der Behebung von Arbeitshindernissen, sondern auch der Reflexion und dem Bewusstmachen unaufhebbarer WidersprĂŒche und Arbeitshindernisse, die aus anderen Logiken als derjenigen der Beziehungsdynamik kommen. Doch das kann in der genannten Situation noch nicht so recht auffallen bzw. der methodischen Aufmerksamkeit zugefĂŒhrt werden.
Es kann daher zweitens nicht ausbleiben, dass Supervision beginnt, sich mit der Institution zu befassen. Sie geht damit ĂŒber ihren primĂ€ren Fokus, der auf der Reflexion der Arbeitsbeziehung des Sozialarbeiters liegt, hinaus, bleibt aber dennoch bei ihrem primĂ€ren Arbeitsziel, der Ermöglichung, Erhaltung und Wiederherstellung einer ...

Inhaltsverzeichnis

  1. Deckblatt
  2. Titelseite
  3. Impressum
  4. Inhaltsverzeichnis
  5. 1 Einleitung
  6. 2 Supervision, Coaching und Organisationsberatung: Geschichte, Entwicklungen und aktuelle Trends
  7. 3 QualitÀtsmanagement: Zur ProfessionalitÀt von Supervision und Coaching
  8. 4 Institution und Organisation im Wandel
  9. 5 VerhĂ€ltnis der Supervision und ihres Gegenstandes zu Methoden und „Schulen“
  10. 6 Ethische und politische Dimensionen in der Beratung als Fundament des professionellen SelbstverstÀndnisses
  11. 7 IdentitĂ€t als thematische Herausforderung fĂŒr Supervision und Coaching
  12. 8 Geschlecht, GeschlechterverhÀltnisse und Genderkompetenz
  13. Literatur
  14. Über die Autoren
  15. Personenverzeichnis
  16. Stichwortverzeichnis