Gesundheitsökonomie in der Psychiatrie
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Gesundheitsökonomie in der Psychiatrie

Konzepte, Methoden, Analysen

  1. 208 Seiten
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Gesundheitsökonomie in der Psychiatrie

Konzepte, Methoden, Analysen

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Über dieses Buch

Das Buch gibt erstmals für den deutschsprachigen Raum eine ausführliche Einführung in die Grundlagen und Verfahrensweisen der gesundheitsökonomischen Analyse in der Versorgung psychisch Kranker. Zudem enthält es einen ausführlichen und praxisorientierten Überblick über den aktuellen Wissensstand zu Kosten und Kosteneffektivität der wichtigsten psychiatrischen Krankheitsbilder wie Schizophrenie, Depression oder Demenz. Die methodischen Grundlagen der psychiatrischen Gesundheitsökonomie und ihrer praktischen Anwendung werden umfassend dargestellt. Damit versetzt es den Leser in die Lage, administrative oder forschungsbezogene Kostendaten richtig einzuschätzen, fundiert zu bewerten und selbst gesundheitsökonomische Analysen durchzuführen.

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Information

Jahr
2010
ISBN
9783170273580

1 Grundlagen

1.1 Ökonomie und Gesundheit

Gesundheitliche Versorgung und ökonomisches Denken und Handeln werden in der öffentlichen Diskussion häufig als Gegensätze betrachtet (Breyer et al. 2003, Brunner 2006, Lüngen 2006). Betriebswirtschaftliche Maßnahmen in Kliniken oder Arztpraxen, Rationierungen bei der Erstattung von Medikamentenkosten und anderen medizinischen Leistungen sowie das wachsende Angebot von privat abgerechneten Gesundheitsleistungen auch für GKV-Patienten werden als Belege für eine zunehmende Orientierung der Gesundheitsversorgung an wirtschaftlichen Kriterien angesehen, die im Widerspruch zu den ethischen Grundsätzen ärztlichen und pflegerischen Handelns stehen (Brunner 2006, Gerber & Lauterbach 2006, Steigleder 2006). Gleichzeitig machen die immer massiver erhobenen Forderungen nach höheren ärztlichen Honoraren, einer Erweiterung der Mittel für die Finanzierung von Krankenhäusern, einer besseren Bezahlung von Mitarbeitern des Gesundheitswesens, aber auch die Warnung vor einer Gefährdung von Arbeitsplätzen in der pharmazeutischen bzw. medizintechnischen Industrie oder einem Mangel an medizinischen Fachkräften deutlich, dass sich das Gesundheitswesen mittlerweile zu einem der wichtigsten Bereiche unserer Volkswirtschaft entwickelt hat (Breyer et al. 2003, Brunner 2006).
Ursache dieser Entwicklung sind demografische, soziale, politische und ökonomische Prozesse, deren Wurzeln weit zurück bis in die Zeit der Industrialisierung reichen, deren heutige Auswirkungen sich aber im wesentlichen in einer zunehmenden Alterung unserer Gesellschaft und in einer immer schneller verlaufenden Erweiterung medizinisch-technischer Behandlungsmöglichkeiten niederschlagen. Die Veränderung der demografischen Struktur unserer Gesellschaft und der medizinischen Behandlungsmöglichkeiten verlaufen dabei nicht einfach parallel, sondern beeinflussen sich in vielfältiger Weise gegenseitig. Während der medizinische Forschritt zur Verlängerung der Lebenserwartung beiträgt, ergibt sich aus einer längeren Lebenserwartung ein zunehmender Bedarf an Gesundheitsleistungen. Eine wachsende Nachfrage nach Gesundheitsleistungen und die sich daraus ergebenden Gewinnmöglichkeiten wirkt wiederum als Motor für die Entwicklung neuer Behandlungsangebote.
Diese, im Bereich des Gesundheitswesens seit dem zweiten Weltkrieg äußerst dynamisch verlaufende Entwicklung könnte als Idealfall eines geglückten Zusammenspiels von Angebot und Nachfrage angesehen werden, wenn Gesundheit ein mit anderen Wirtschaftsgütern, wie z. B. Autos oder Fernsehgeräten, vergleichbar wäre. Die gegenwärtigen Probleme des Gesundheitswesens und die in weiten Teilen unsachgemäß geführte Diskussion über Lösungsmöglichkeiten hängen aber zu einem wesentlichen Teil damit zusammen, dass Gesundheit zwar auch ein Wirtschaftsgut ist, aber im Vergleich mit anderen, materiellen Wirtschaftsgütern eine Reihe von spezifischen Besonderheiten aufweist, durch die sie eine einzigartige Position im Marktgeschehen einnimmt (Lüngen 2006).
Gesundheit ist ein wesentlicher Aspekt der menschlichen Existenz. Ein Verzicht auf eine Gesundheitsleistung oder deren Verweigerung kann tödliche Konsequenzen haben. Gesundheit bildet gleichzeitig die Basis der menschlichen Produktivität und damit jeder wirtschaftlichen Aktivität. Maßnahmen zur Erhaltung oder Wiederherstellung der Gesundheit bilden folglich eine wesentliche Voraussetzung für individuellen Wohlstand und die Leistungsfähigkeit der gesamten Volkswirtschaft. Schließlich hat Gesundheit in der Gegenwart eine wichtige symbolische Bedeutung als Ausdruck individueller Leistungsfähigkeit und Attraktivität (Breyer et al. 2003). Ohne an dieser Stelle auf die historischen Prozesse eingehen zu können, die zur Ausbildung der verschiedenen Systeme zur Finanzierung von Gesundheitsleistungen geführt haben, lässt sich feststellen, dass aufgrund der einzigartigen individuellen und sozialen Bedeutung der Gesundheit keine moderne Gesellschaft bei der Verteilung von Ressourcen für das Gesundheitswesen allein auf die Kräfte des freien Marktes vertraut (Salize & Rössler 1998). Somit stellt sich für alle modernen Gesellschaften das Problem, darüber zu entscheiden, welcher Anteil der knappen volkswirtschaftlichen Ressourcen in welcher Weise für die öffentliche Gesundheitsversorgung ausgegeben werden soll.
Am Beispiel der psychiatrischen Versorgung lässt sich zeigen, weshalb trotz einer steten Steigerung der wirtschaftlichen Produktivität und damit der für die Gesundheitsversorgung verfügbaren Ressourcen diese Entscheidungsprozesse in den letzten Jahren immer schwieriger werden. Bis zum Ende der 1950er Jahre standen nur relativ wenige Optionen zur Behandlung psychischer Störungen zur Verfügung. Der größte Teil der chronisch psychisch Kranken war mehr oder weniger dauerhaft in psychiatrischen Anstalten untergebracht, leichtere Formen psychischer Störungen blieben weitgehend unbehandelt (Rose 2007, Schott & Tölle 2006, Shorter 2002). Mit der Entdeckung der ersten antipsychotisch wirksamen Medikamente ergaben sich insbesondere für Patienten mit schizophrenen Störungen ab den 1960er Jahren erheblich erweiterte Möglichkeiten der stationären, vor allem aber auch der nichtstationären Behandlung (Schott & Tölle 2006, Shorter 2002). Mit dem Einsetzen der Psychiatriereform im Verlauf der 1970er Jahre wurde dann zunehmend die Forderung einer Verlagerung des Versorgungsschwerpunktes von stationären auf ambulante Behandlungsangebote erhoben. Gleichzeitig wurden immer anspruchsvollere Behandlungsziele formuliert. Neben der Reduzierung der Primärsymptomatik und der Vermeidung von stationären Krankenhauseinweisungen richtete sich die Behandlung zunehmend auf die Förderung der sozialen und beruflichen Rehabilitation und schließlich auf die Verbesserung der Lebensqualität der Patienten (Angermeyer & Kilian 2006, Kilian & Angermeyer 1999). Zum Erreichen dieser erweiterten Behandlungsziele war ein deutlicher Ausbau ambulanter Behandlungsangebote notwendig (Häfner 1987, 2000, Häfner & an der Heiden 1989, 1991, Salize et al. 2007, vgl. Kap. 1.3). Im Verlauf der 1990er Jahre wurde eine Reihe neuer antipsychotischer und antidepressiver Substanzen entwickelt, die im Vergleich zu den bis dahin bekannten Medikamenten eine erheblich bessere Verträglichkeit versprachen (Rose 2007). Durch diese Neuentwicklungen wurde die Hoffnung auf eine deutliche Steigerung der Rehabilitationsmöglichkeiten und der Lebensqualität der Patienten geweckt (Angermeyer et al. 2006).
Obwohl die Entwicklung der psychiatrischen Versorgung seit den 1960er Jahren mit einer dramatischen Reduzierung der Bettenkapazitäten psychiatrischer Krankenhäuser einherging (vgl. Kap. 1.3.4), ist der zu Anfang dieser Entwicklung von vielen Experten erwartete Effekt einer Reduzierung der psychiatrischen Versorgungsausgaben niemals eingetreten (Häfner 1987), sondern analog zu den übrigen Bereichen des Gesundheitswesens sind auch die Ausgaben für die psychiatrische Versorgung stetig gestiegen. Die Gründe dieser Ausgabensteigerung liegen – wie in den anderen Bereichen des Gesundheitswesen auch – in der Wechselwirkung zwischen steigenden Ansprüchen an Umfang und Qualität der psychiatrischen Behandlung und der immer schnelleren Ausweitung der Behandlungsoptionen (Brunner 2006, Marckmann 2006). Gleichzeitig setzt ein derartiger Wachstumsprozess immer auch eine steigende Bereitschaft voraus, Ressourcen statt für den Konsum anderer Güter für die Finanzierung von Gesundheitsleistungen auszugeben (Breyer et al. 2003). Auch diese Bereitschaft wird von unterschiedlichen Faktoren beeinflusst. Neben dem allgemeinen Wirtschaftswachstum können hier z. B. veränderte Einstellungen der Bevölkerung zur Bedeutung von Gesundheit oder gegenüber bestimmten Behandlungsmethoden eine Rolle spiel...

Inhaltsverzeichnis

  1. Deckblatt
  2. Titelseite
  3. Impressum
  4. Inhaltsverzeichnis
  5. Verzeichnis der Abbildungen und Tabellen
  6. Vorwort
  7. 1 Grundlagen
  8. 2 Formen gesundheitsökonomischer Analysen
  9. 3 Kostenermittlung in der psychiatrischen Versorgung
  10. 4 Effektivitätsmaße in der psychiatrischen Versorgung
  11. 5 Die statistische Analyse von Kosten- und Kosten-Effektivitätsdaten
  12. 6 Stand der gesundheitsökonomischen Forschung in den bedeutsamsten psychischen Störungen
  13. 7 Sektorübergreifende gesundheitsökonomische Vergleiche
  14. 8 Entwicklungsperspektiven und Ausblick
  15. Literatur
  16. Stichwortverzeichnis