Der erste Brief des Petrus
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Über dieses Buch

Der erste Petrusbrief richtet sich an Gemeinden, die in ihrem Herkunftsumfeld Diskriminierungserfahrungen machen, nachdem sie sich zum durch Jesus vermittelten Glauben an den einen Gott hingewandt hatten. Der Brief stellt diese Erfahrungen in neue Deutungshorizonte, indem er sie z. B. als notwendige Konsequenz der Zugehörigkeit zu Gott oder als Aktualisierung der Nachfolge des Gesalbten darstellt. Zugleich fordert er seine Leserschaft dazu auf, ihr "Fremdsein" in der Welt durch "befremdlich anderes" Verhalten zu leben.

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Information

Jahr
2015
ISBN
9783170290273

Kommentar

1,1-2 Präskript

1 Petrus, Gesandter Jesu des Gesalbten, an die auserwählten Fremden in der Diaspora von Pontus, Galatien, Kappadozien, Asien und Bithynien, 2 gemäß der Vorherbestimmung Gottes des Vaters durch Heiligung des Geistes zu Gehorsam und Besprengung mit dem Blut Jesu des Gesalbten, Gnade sei mit euch und Friede möge vermehrt werden.
1Der 1Petr beginnt mit einem Formular, das entfernt an die Paulusbriefe erinnert.1 Dazu gehört das sogenannte Präskript, also das, was vor dem eigentlichen Brief geschrieben wird. Die übliche hellenistische Form nennt den Verfasser und den Adressaten, dem Wohlergehen gewünscht wird: „Menedemos wünscht dem König Demetrios Wohlergehen (chairein)“ (Diog. Laert. 2.141.2). Daneben gab es noch eine erweiterte Brieferöffnung, die sich auch in der LXX findet. Sie besteht aus zwei Sätzen: „Den Brüdern, den Juden in Ägypten, senden ihren Gruß (chairein) die Brüder, die Juden in Jerusalem und die im Land Judäa, (und) guten Frieden (eirēnēn agathēn)“ (2Makk 1,1). Natürlich kommen auch Mischformen vor.2
Die Paulusbriefe kombinieren und variieren das klassische Element chairein und den jüdischen Friedenswunsch zu „Gnade sei mit euch und Friede“ (charis hymin kai eirēnē). Diese Zusammensetzung findet sich vor Paulus nicht und könnte möglicherweise sogar von ihm selbst geprägt worden sein.3 Die Frage nach dem Verhältnis des 1Petr zu den Paulusbriefen ist viel diskutiert worden und wird sich bei der Auslegung immer wieder stellen.4 Sollte der 1Petr bewusst ein von Paulus geprägtes Formular aufgreifen, so übernimmt er es aber nicht einfach, sondern variiert es.5 Er würde damit den Eindruck erwecken, dass er einerseits ganz ähnlich wie Paulus spricht, andererseits aber auch Eigenes zu sagen hat.6
Der Konvention gemäß stellt sich der Verfasser seinen Adressaten vor: Er nennt den Namen, unter dem er bekannt ist.7 Außerdem nennt er die Funktion, in der er sich an seine Leserschaft wendet: Er ist Gesandter (Apostel) Jesu des Gesalbten. Nach paulinischem Verständnis gilt als Apostel, wer den Auferstandenen gesehen hat (1Kor 9,1). In anderen Kreisen waren Apostel im eigentlichen Sinn die Schüler, die Jesus zu Lebzeiten berufen hatte (Apg 1,21.26). Auf die Gestalt des Petrus trifft beides zu. Der Aposteltitel wird bei den Adressatinnen und Adressaten wohl vor allem Respekt vor einer Autorität hervorgerufen haben, die vom Leben und von der Bedeutung Jesu authentisch Zeugnis geben kann.8 Als Gesandter – auch das wird der Leserschaft des Briefes deutlich gewesen sein – handelt und schreibt Petrus nicht in eigener Verantwortung.9 Hinter dem Gesandten steht der, der ihn gesandt hat. Dessen Worte bringt er zu Gehör.
Petrus spricht im Auftrag Jesu, des Gesalbten. Das griechische Wort christos bedeutet „Gesalbter“.10 Die biblisch-jüdische Tradition kennt gesalbte Priester (Lev 8,10ff) und Könige (1Sam 10,1). Auch Gegenstände, die zum Tempel gehören, werden gesalbt (Ex 40,9f). Die Salbung symbolisiert und inauguriert die Zugehörigkeit der gesalbten Person oder des gesalbten Gegenstandes zu Gott. Dieser Zusammenhang war auch in der paganen Antike bekannt.11 In der synoptischen Tradition ist der Gesalbtentitel nur schwach verankert. Nahezu unmittelbar nach der Erfahrung der Auferstehung bot er sich den Jesusanhängern an, um das Verhältnis des Auferweckten und zu Gottes rechter Hand Erhöhten (vgl. Apg 2,32f) zu Gott selbst zur Sprache zu bringen. Damit deutlich wird, dass „Christus“ eigentlich kein Name, sondern ein Titel war, übersetzt dieser Kommentar christos in aller Regel mit „Gesalbter“.
Nachdem der Autor sich selbst vorgestellt hat, entfaltet er, an wen er sein Schreiben adressiert. Fragen wir zunächst danach, wo die Adressatinnen und Adressaten des Briefes lebten.12 Die im Präskript genannten Regionen decken fast das gesamte Gebiet der heutigen Türkei mit Ausnahme des Südens ab: Kappadozien und Pontus liegen im Osten bzw. Nordosten der Türkei, Bithynien im Nordwesten. Galatien könnte die Provinz oder die Gegend bezeichnen, die in der Zentraltürkei liegt. Asien wäre dann der Westen der Türkei. „Als Wohngebiet der Adressaten wird die ausgedehnte Region von fünf (bzw. vier) römischen Provinzen genannt, die miteinander den größten Teil von Kleinasien ausmachen.“13
In der Forschung ist darauf hingewiesen worden, dass der angesprochene Adressatenkreis „ungenau und fast utopisch groß“ ist.14 Das lässt Rückschlüsse auf den Charakter des Briefes zu. Er reagiert nicht auf konkrete Vorkommnisse in einer konkreten Gemeinde, so wie es die meisten Paulusbriefe tun, sondern stellt so etwas wie ein „von einer Autoritätsperson verfasstes Rundschreiben ‚zur Lage‘“15 da. Er spricht in eine Situation hinein, die prinzipiell alle Gemeindeglieder betrifft – zumindest diejenigen, die in den genannten Gegenden in Kleinasien wohnen. Dabei handelt es sich nur zum Teil um Gebiete, in denen Paulus missionarisch gewirkt hat. In Kappadozien, Pontus und Bithynien ist Paulus nach dem, was wir aus dem Neuen Testament erschließen können, wohl nie gewesen.16
Grundlegend für die Kommunikation zwischen dem Verfasser und seiner Leserschaft sind weniger die Ortsangaben als vielmehr die inhaltlichen Bestimmungen, mit denen er sie gleich im Präskript näher qualifiziert. Das erste, was die Adressaten des Briefes über sich erfahren, ist, dass sie in den Augen dessen, der sich im Auftrag des Gesalbten an sie wendet, „Auserwählte“ bzw. „Erwählte“ sind. Paulus beschreibt die Glaubenden in Röm 8,33 mit dem gleichen Terminus (eklektos). Von ihrem Erwähltsein spricht er in 1Thess 1,4. Bei Paulus wie auch im 1. Petrusbrief wird mit diesem Begriffsfeld betont, dass die Auserwählten ihren Status nicht sich selbst oder ihrem Tun zu verdanken haben.17 „Am Anfang und Grund des Christenweges“, steht die „alleinige Initiative Gottes“.18 „Gottes erwählendes Handeln ist im 1Petr, speziell in seinem ersten Teil, Leitvorstellung wie sonst nirgends im NT.“19
In 1Petr 5,13 begegnet das gleiche Attribut mit der Vorsilbe syn (mit) als Synonym für die Gemeinde in „Babylon“. Das, was jede Gemeinde in ihrem Wesen zentral ausmacht, ist also, dass Gott sie erwählt hat (vgl. auch 1,2; 2,1-4). Andere Gemeinden an anderen Orten sind dann mit-erwählt. Sie sind also einander gleichgeordnet, ohne dass es unter ihnen hierarchische Beziehungen gäbe. Erwählung begründet nun einerseits ein besonderes Zugehörigkeitsverhältnis zu Gott – andererseits konstituiert sie auch eine Unterscheidung von der Gruppe, aus der heraus die Erwählten erwählt wurden. Erwählung und Differenz gehen Hand in Hand. Diesen – horizontalen – Aspekt entfaltet das zweite Attribut.
Ein Fremder (parepidēmos) ist jemand, der „auf kurze Zeit, mit Andern an einem fremden Orte anwesend“ ist. Das entsprechende Verb bedeutet „eine kurze Zeit oder mit Andern zugleich an einem fremden Orte verweilen“.20 Es handelt sich bei diesen Fremden um Menschen ohne Bürgerrecht und ohne Gastrecht.21 Inhaltlich wird damit gesagt, dass die Gemeindeglieder an dem Ort, an dem sie leben, nicht zuhause sind. Alle Orte, an denen sie sich aufhalten, können für sie darum allenfalls Heimat auf Zeit sein. Sie leben dort als Fremde und sie tun das auf Zeit (vgl. 1Petr 2,11 und Hebr 11,13).
Die beiden schon im ersten Vers genannten Attribute, erwählt und in der Welt nicht zuhause zu sein, thematisieren die untrennbar miteinander verbundenen Dimensionen des Lebens der Glaubenden, so wie es dem 1Petr vor Augen steht: Aus der vertikalen Dimension (der Erwählung durch Gott) ergibt sich zwangsläufig die horizontale (das Fremdsein in der Welt). Der Brief lässt erkennen, dass die Erfahrung des Fremdseins eine ganz reale und bedrängende Erfahrung ist, die die Adressaten in ihrem Lebensumfeld machen. Gleich zu Beginn des Briefes wird diese Erfahrung aufgegriffen und in den Horizont des erwählenden Handelns Gottes gestellt. Damit gibt der 1Petr schon in den ersten beiden Worten, die die Leserschaft auf sich selbst beziehen soll, an, was sein theologisches Programm ist: Es geht ihm darum, das, was seine Leserschaft in ihrem Alltag an Bedrängendem erlebt, in einen theologischen Deutungsrahmen zu stellen. Gottes Handeln bildet sich nun konkret in der biblischen Geschichte ab. Dort haben darum beide Attribute auch ihren ersten Ort: Abraham bezeichnet sich in Gen 23,4 als parepidēmos: „Ein Beisasse und Fremder bin ich bei euch“, sagt Abraham zu den Einwohner Hebrons, von denen er die Höhle Machpela als Begräbnisort für Sara kaufen will.
Erwählung vollzieht sich in der Geschichte Gottes mit seinem Volk, die mit Abraham beginnt. Vor allem die Sprache des Deuteronomiums verwendet dafür das Verb „erwählen“ (eklegō), das der 1Petr hier aufgreift (Dtn 4,37; 7,7; 14,2). Der Verfasser stellt seine Leserinnen und Leser also gleich zu Beginn seines Schreibens hinein in die Tradition biblischer Fremdheitserfahrungen und in die Erfahrung des erwählenden Handelns Gottes an seinem Volk.
Ein weiteres Element biblisch-jüdischen Selbstverständnisses qualifiziert die Orte, die in diesem Vers genannt werden. Sie gelten als Diaspora.22 In der Diaspora leben Juden, wenn sie nicht im Land Israel leben (vgl. Joh 7,35 und Jak 1,1).23 In der LXX ist dieses Wort terminus technicus für das Leben im Exil bzw. für diejenigen, die im Exil leben (Neh 1,9; Jdt 5,21; 2Makk 1,27; Jes 49,6). Dabei wird das Leben im Exil bei allen Differenzen im Detail in diesen Texten als Zustand dargestellt, der erstens nicht ideal und zweitens vorübergehend ist.24 Gott wird die Zerstreuten Israels sammeln und in ihre Heimat führen. Das kündigen die Propheten an (vgl. z.B. Jes 43,5; Jer 30,3), darum beten die Glaubenden25, das habe...

Inhaltsverzeichnis

  1. Deckblatt
  2. Impressum
  3. Vorwort
  4. Einleitung
  5. Kommentar
  6. Literaturverzeichnis
  7. Register