Biopsychologie
  1. 264 Seiten
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Über dieses Buch

Dieses Lehrbuch bezieht sich auf die Kernthemen der Biopsychologie: Genetik, Zentrales Nervensystem, Autonomes Nervensystem sowie das Immun- und endokrine System. Es werden psychologische Konstrukte und Konzepte dargestellt, die für die Biopsychologie eine hohe Relevanz besitzen. Des Weiteren werden zentrale Modulatoren der biopsychologischen Forschung und ihrer Anwendungsfelder aufgezeigt. Die Komplexität der Interaktion zwischen den genannten Teilbereichen der Biopsychologie wird abschließend thematisiert.

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Information

Jahr
2013
ISBN
9783170275928

1 Biopsychologie

Die Psychologie ist eine etablierte Wissenschaft, die zur Erklärung menschlichen Verhaltens in nahezu allen Lebensbereichen genutzt wird. Dabei sind jedoch mindestens zwei Aspekte zu beachten: Erstens denken die meisten Menschen über die Gründe, weshalb sie sich auf eine bestimmte Art und Weise verhalten, oft nicht so genau nach und sind dementsprechend über die Konsequenzen ihres Handelns nicht selten erstaunt. Zweitens braucht es für wissenschaftliche Erklärungen menschlichen Verhaltens neben dem psychologischen Wissen häufig die Erkenntnisse aus anderen wissenschaftlichen Disziplinen. Diese beiden Behauptungen lassen sich am besten an einem Beispiel veranschaulichen.
Beispiel
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Die Psychologin Martie Haselton von der University of California in Los Angeles konnte zusammen mit ihrer Arbeitsgruppe nachweisen, dass junge Frauen, die keine Pille einnahmen und deshalb ihren Hormonhaushalt nicht künstlich beeinflussten, zum Zeitpunkt ihres Eisprungs von unabhängigen Beurteilern attraktiver beurteilt wurden als zu anderen Zeitpunkten während ihres Zyklus (Haselton et al., 2007). Die Forschergruppe fand außerdem heraus, dass sich insbesondere Frauen, die sich nicht in einer festen Partnerschaft befanden, in der Zyklusmitte, also dann, wenn es zum Eisprung kommt, „weiblicher“ kleideten als in anderen Zyklusphasen (Durante, Li & Haselton, 2008). Interessanterweise waren sich die Frauen weder ihrer unterschiedlichen Ausstrahlung noch ihrer Kleidungspräferenzen bewusst. Dr. Haselton beschreibt diese Art von Forschung als evolutionäre Sozialwissenschaft. Sie untersucht den Zusammenhang zwischen weiblichem Sozialverhalten (z. B. „Kleidungsstil“) und hormonellen Veränderungen im Menstruationszyklus. Es geht in diesem Forschungsbeispiel um die Vernetzung von Natur- und Sozialwissenschaften mit dem Ziel herauszufinden, wie die Evolution das Sozialverhalten verändert. Diese Forschungsrichtung wird auch als evolutionäre Neurowissenschaften bezeichnet, wobei die Neurowissenschaften eine große inhaltliche Schnittmenge mit der Biopsychologie haben.◄◄
Die Zusammenarbeit von Forschern verschiedener Teilgebiete innerhalb der Psychologie (intradisziplinär) und unterschiedlicher Wissenschaftsdisziplinen (interdisziplinär) kann dazu beitragen, die Grundfragestellungen der Biopsychologie differenziert zu betrachten und gemeinsame Erklärungen zu erarbeiten. Die biopsychologische Grundfrage bezieht sich auf die
  • Leib-Seele-Diskussion, auch bezeichnet als
  • „Mind-Body“-Relation und im angewandten klinischen Umfeld als
  • die Psychosomatik.

1.1 Begriffsklärung

img
Definition
Die Biopsychologie beschäftigt sich mit der experimentellen Erforschung der biologischen Grundlagen psychischer Prozesse. Untersucht wird der Einfluss dieser Prozesse auf körperliche Vorgänge und umgekehrt. Es geht also um die Interaktion zwischen biologischen Strukturen (Anatomie) und Vorgängen (Funktion) z. B. des Gehirns, des kardiovaskulären, endokrinen und immunologischen Systems auf der einen Seite und Emotionen, Kognitionen und Verhalten auf der anderen Seite.◄◄
Diese Interaktion zeigt sich an folgendem Beispiel.
img
Beispiel
Menschen können traumatische Situationen erleben. Ein Trauma ist definiert als ein Ereignis, bei dem für die eigene oder eine andere Person eine lebensbedrohliche Situation besteht und in dieser Situation intensive Furcht, Hilflosigkeit und Entsetzen erlebt wird (vgl. Sass, Wittchen & Zaudig, 2003). Bei einem Teil der Betroffenen kann infolge dieser Traumatisierung eine Posttraumatische Belastungsstörung auftreten. Diese Störung ist u. a. durch ein starkes Vermeidungsverhalten traumabezogener Reize, willentlich nicht kontrollierbarer Wiedererinnerungen und deutlicher Stimmungseinbrüche charakterisiert. Aufgrund des Wiederanhörens eines Berichts über das selbsterlebte Trauma zeigen viele der betroffenen Patienten
  • verlängerte Reaktionszeitlatenzen bei Aufmerksamkeitsaufgaben,
  • eine hohe Freisetzung von Stresshormonen,
  • eine heftige Schreckreaktion, die z. B. durch die Geschwindigkeit des Muskeltonus beim Lidschlussreflex bestimmt werden kann.◄◄
Für die Aufklärung psychischer Auffälligkeiten, die mit psychophysiologischen, hormonellen und immunologischen Besonderheiten einhergehen, ist es notwendig, intradisziplinär und interdisziplinär zu arbeiten. In dem gewählten Beispiel ist es z. B. notwendig, die Störungsmerkmale genau zu beschreiben (Erkenntnisse der Psychopathologie) und experimentell zu prüfen, ob bestimmte Symptome mit biopsychologischen Besonderheiten, welche mittels spezifischer Forschungsmethoden erfasst werden können, einhergehen. Es könnte beispielsweise untersucht werden, ob kognitionspsychologische Konzepte wie eine reduzierte Aufmerksamkeitsleistung für die Reaktionszeitlatenzen der Patienten herangezogen werden können und ob diese Auffälligkeiten mit hirnmorphologischen Besonderheiten (Ergebnisse aus Bildgebungsuntersuchungen) einhergehen.
Zur Bearbeitung biopsychologischer Fragestellungen bedarf es also einer breiten Palette von Forschungserkenntnissen. Entsprechend einer modernen Sichtweise gehören jene biopsychologischen Fragestellungen, die sich auf die Anatomie und Physiologie des neuronalen Systems beziehen, in den Bereich der Neurowissenschaften. Allerdings wird auch das Wissen aus grundlagenmedizinischen Fächern benötigt, damit physiologische Vorgänge, die mit psychologischen Prozessen einhergehen, erklärt werden können.
Um die Zusammenhänge zwischen Kognitionen, Emotionen, Verhalten und physiologischen Prozessen erklären zu können, brauchen wir in der Biopsychologie Kenntnisse über:
  1. Die Anatomie des Körpers, sowohl im Bezug auf die Körperperipherie (z. B. Herzkreislaufsystem, Verdauungssystem) als auch im Bezug auf das zentrale Nervensystem (z. B. die Neuroanatomie des Gehirns).
  2. Die peripher- und neurophysiologischen Funktionen des Körpers. Dazu gehören z. B. die Endokrinologie, die Immunologie und die neuronale Aktivität.
  3. Die genetischen Grundlagen und ihre Beeinflussbarkeit durch Umweltfaktoren.
  4. Die Möglichkeiten der experimentellen Manipulation physiologischer Vorgänge (z. B. pharmakologische Stimulation und Suppression).
  5. Das Wissen über die Messmethoden, mit denen die verschiedenen physiologischen Prozesse erfasst werden können.
Die Komplexität biopsychologischer Fragestellungen wird in Abbildung 1.1 aufgezeigt. Wenn Ereignisse (Stressoren, Traumata) auf eine Person einwirken, bedarf es einer zentralnervösen Verarbeitung dieser Ereignisse. Diese Verarbeitung geht mit Bewertungsprozessen (Kognitionen) und emotionalen Reaktionen einher. Die Verarbeitung wird jedoch auch von genetischen Voraussetzungen, früheren Erfahrungen, entwicklungsbedingten Besonderheiten und der körperlichen Konstitution beeinflusst. Die körperlichen Reaktionen (physiologische Anpassungsleistungen an das Ereignis/den Stressor) und das damit verbundene Verhalten können entweder...

Inhaltsverzeichnis

  1. Deckblatt
  2. Titelseite
  3. Impressum
  4. Inhaltsverzeichnis
  5. Geleitwort
  6. Vorwort
  7. 1 Biopsychologie
  8. 2 Genetik
  9. 3 Zentrales Nervensystem
  10. 4 Autonomes Nervensystem
  11. 5 Endokrines System
  12. 6 Immunsystem
  13. 7 Erklärungskonzepte der Biopsychologie
  14. 8 „Kontrollieren geht über Studieren“ gilt auch für die Biopsychologie
  15. 9 Die Komplexität der Beziehungen zwischen Genetik, Nerven-, Immun- und endokrinem System
  16. Literatur
  17. Stichwortverzeichnis
  18. Abkürzungsverzeichnis