Gruppen im Elementarbereich
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Gruppen im Elementarbereich

  1. 197 Seiten
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Inhaltsverzeichnis
Quellenangaben

Über dieses Buch

Upbringing, education and supervision in groups are one of the most important ways of early childhood socialisation. The work combines central aspects of group psychology with such of developmental psychology, so that these can be used in early childhood education. An excurse into history demonstrates that supervision in groups doesn?t follow evolutionary principles, but originated in economic and fiscal needs and has always been disputed.Questions on advantages and disadvantages of learning in groups, on group structures and leading of groups in the field of early education as well as risks of groups lie at the centre of the work. The areas heterogeneity and multiculturalism, which are of increasing importance, are analysed in depth.

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Information

Jahr
2015
ISBN
9783170294240

1 Einleitung – Bedienungsanleitung für wissenschaftliche Aussagen

„Gruppen im Elementarbereich“ – zunächst muss definiert werden, was man unter einer „Gruppe“ und was man unter dem „Elementarbereich“ versteht.
Der Elementarbereich des Bildungswesens umfasst die Lebensjahre 0 bis 6 und alle Einrichtungen, die sich vor der Schule um die Bildung, Erziehung und Betreuung der kleinen Kinder kümmern. Der Besuch dieser Einrichtungen ist in Deutschland (noch) freiwillig. Es schließt sich der Primarbereich an (der Grundschulbereich, Schulpflicht), dann folgen der Sekundarbereich (unterteilt in Sekundarstufe 1 und 2) und der Tertiärbereich (die Hochschulausbildung) und schließlich der Quartärbereich (die Fort- und Weiterbildung).1 Der Elementarbereich ist also die Grundlage und die erste Stufe des Bildungssystems.
„Gruppe“ zu definieren ist ungleich schwieriger, weil nicht jede Ansammlung von Menschen schon gleich als „Gruppe“ im sozialpsychologischen Sinne bezeichnet werden kann. Kinder, die sich zufällig auf der Straße treffen und für eine gewisse Zeit zusammen Fußball spielen, sind vorübergehend sicherlich eine Gruppe, allerdings eine von kurzer Dauer. „Richtige“ Gruppen haben eigene Normen (Regeln), verteilen Rollen (Aufgaben) an die Mitglieder, haben eine Führung, ein Ziel, das die Mitglieder gemeinsam (d. h. miteinander, nicht parallel wie in einer Schulklasse) erreichen wollen, existieren längere Zeit, etc. Eine Fußballmannschaft im Verein ist so eine „richtige“ Gruppe. Schulklassen und Gruppen in der KiTa sind in diesem engeren Sinne keine „richtigen“ Gruppen – sie wollen das gemeinsame Ziel (Bildung und Erziehung oder den Abschluss) parallel, gewissermaßen nebeneinander, jeder für sich erreichen.
Wir wollen hier unter „Gruppe im Elementarbereich“ eine Anzahl von Kindern zusammen mit ihrer Erzieherin oder ihrem Erzieher verstehen, die sich nicht freiwillig und nach persönlicher Bekanntschaft zusammengeschlossen haben, um ein gemeinsames Ziel (ein „Miteinander-Ziel“) zu erreichen, sondern die durch eine Krippe, durch ein Familienzentrum oder durch einen Kindergarten zusammengebracht worden sind und die längere Zeit „face to face“ (wörtlich: Gesicht zu Gesicht) Kontakt haben, um Bildung, Erziehung und Betreuung der Kinder zu organisieren (ein „Parallel-Ziel“).
Der Begriff „Gruppe“ kann aber auch so viel wie eine „soziale Kategorie“ bedeuten: In einem übergeordneten Sinne gibt es in einer solchen Einrichtung die „Gruppe der Eltern“, die „Gruppe der Erzieher/-innen“, die „Gruppe der Kinder“ etc. In dem Fall stellt der Begriff der Gruppe mehr oder weniger eine Art Sammelbegriff (oder eine „Schublade“) – und nicht eine tatsächliche dauerhafte „face to face“-Gruppe – dar.
Gruppen im Elementarbereich
Erste Bedeutung: Anzahl an Kindern mit ihren Erziehern und Erzieherinnen in einer Institution des Elementarbereichs
Zweite Bedeutung: Soziale Kategorien wie: Eltern, Kinder, Erzieherin, Menschen mit Migrationshintergrund etc.
Wichtig ist, dass die Kinder sich im Normalfall nicht freiwillig zu einer Gruppe zusammengetan haben, sondern aus organisatorischen Gründen in Gruppen aus einer oder zwei Erziehern oder Erzieherinnen zugeordnet werden. Häufig machen sich die Fachkräfte und Einrichtungen sehr viele Gedanken darüber, welche Kinder in welche Gruppe kommen, weil z. B. die Kinder mit Migrationshintergrund gleichmäßig verteilt werden sollen bzw. eine ausgewogene Verteilung von Jungen und Mädchen und auch von unterschiedlichen Altersgruppen (jüngere und ältere Kinder) miteinander in einer Gruppe sein sollen. Auch wird daran gedacht, dass Kinder, die beieinander wohnen, in einer Gruppe sind, damit sie auch über die Zeit in der Tagesstätte hinaus noch miteinander spielen bzw. in Kontakt kommen können.
Außer dem Begriff der „Gruppe“ wird der Begriff der „Clique“ auch in dieser Publikation verwendet. Eine „Clique“ ist eine flüchtige, vorübergehende Gesellung, die Menschen zusammenführt, die freiwillig und aus Sympathie miteinander spielen oder arbeiten oder lernen wollen („… cliques are relatively smaller friendship-based groups“, Brown in Rubin, 1990). Falls es Probleme zwischen den Kindern gibt, kann sich die Zusammensetzung der Cliquen schnell wieder ändern – man verlässt sie und schließt sich anderen an. „Cliquen“ können im Kindergarten oder in der Krippe beobachtet werden, wenn Freispiel ist oder die Kinder die Möglichkeit haben, sich tatsächlich freiwillig zusammenzuschließen. Damit ist der Begriff der Clique aufgrund der Freiwilligkeit bzw. wegen des äußeren Anlasses dem Begriff der Gruppe entgegengesetzt. Dennoch können in Cliquen ähnliche sozialpsychologische Prozesse ablaufen.
Clique
Einige Kinder einer Gruppe, die miteinander interagieren (z. B. spielen), sich mögen und sich freiwillig zusammengeschlossen haben. Cliquen können auch von kurzer Dauer sein.
Andere Begriffe wie menschliche „Plurale“ (i. e. Mehrzahlen; Hofstätter, 1957), Spielgruppe, Arbeitsgruppe, Lerngruppe, Bande, Gang werden hier nicht weiter berücksichtigt. Im frühen Kindesalter von 0 bis 6 Jahren dürften Gruppe und Clique die vorherrschenden Erscheinungsformen menschlicher Plurale sein.
Selbstverständlich macht das Kind auch in der Familie mit den Geschwistern, mit seinen Verwandten oder mit Kindern aus demselben Haus oder auf der Straße in gewisser Weise Gruppen- und Cliquenerfahrungen; insofern kommen Gruppen- und Cliquenkontakte auch im Privatleben, außerhalb der Institutionen vor.
Images
Abb. 1: Mädchenclique in einer KiTa. Während des Freispiels haben sich diese vier zusammengefunden und erzählen sich etwas über ihr Lieblingsessen. Diese Clique ist nur eine vorübergehende Sozialform – nach wenigen Minuten löst sie sich auf (Foto: Gert Detering)

1.1 Wo kommt das Wissen über „Gruppen im Elementarbereich“ her?

Die erste Frage von Wichtigkeit ist: Wie erfährt man etwas wissenschaftlich oder praktisch Relevantes über „Gruppen im Elementarbereich“? Konkret: Woher hat der Verfasser seine Informationen?

Frühere und aktuelle wissenschaftliche Literatur

Zunächst einmal sucht man nach Büchern über das Thema. Zu den Büchern, die sich schon vor vielen Jahren mit der Kindergruppe im Kindergarten beschäftigt haben, gehört Gisela Hundertmarcks Soziale Erziehung im Kindergarten aus dem Jahre 1969. Von Helgard Ulshoefer (1986) wird die Autorin wie folgt gewürdigt:
„Für ihre Dissertation hatte sie das Thema ,Soziale Erziehung im Kindergarten‘ und als Methode ihrer pädagogischen Forschung die teilnehmende Beobachtung gewählt: Als Ergebnis beschreibt sie, wie Kinder im Kindergarten soziales Verhalten erlernen, dass bereits kleine Kinder Gefühle von Sympathie und Antipathie füreinander haben, wie notwendig eine pädagogisch versierte Gruppenerzieherin ist. Sie beschreibt aber auch die institutionellen Bedingungen, wie räumliche Ausstattung in ihrem Einfluss auf soziales Verhalten.“ (Ulshoefer, 1986, S. 115)
Von Rainer Strätz (1992) stammt das Buch Die Kindergartengruppe. In diesem Werk werden zahlreiche, auch ältere Untersuchungen zum Sozialverhalten 3- bis 5-jähriger Kinder zusammengefasst, z. B. die Häufigkeit sozialer Kontakte, das Verhältnis des Kindes zur Gruppe, das Alleinspiel, Wettbewerb und Rivalität, Dominanz. Des Weiteren werden auf der Grundlage wissenschaftlicher Untersuchungen auch Prozesse der Kooperation und der Freundschaft näher untersucht.
Ein weiteres Werk von Ulrich Schmidt-Denter, Soziale Entwicklung (1988), beschäftigt sich mit der sozialen Entwicklung im gesamten Lebensverlauf. Auch dieses Werk enthält zahlreiche Ausführungen über die sozialen Beziehungen im Kindesalter, die noch heute Gültigkeit haben. Allerdings ist wegen der Lebensspannenperspektive das frühe Kindesalter nur ein Teil des Werkes. Dennoch werden die Gleichaltrigenbeziehungen ebenso wie Aggression, Kooperation und prosoziales Verhalten, aber auch sozial-kognitive Prozesse für Kinder im Vorschulalter beschrieben.
Alle drei genannten Werke sind immer noch mit Gewinn lesbar, und sie werden durch das vorliegende Werk nicht ersetzt.
Zwei neue angloamerikanische Werke sind für diese Publikation zugrunde gelegt worden: zunächst einmal The Wiley-Blackwell Handbook of Childhood Social Development von Smith und Hart (2011) – eine eher wissenschaftlich-methodisch orientierte Zusammenstellung der neueren Forschungsergebnisse zur sozialen Entwicklung des Kindes, die sich zu großen Teilen mit dem Gruppenverhalten kleiner Kinder befasst. Das zweite Buch – didaktisch hervorragend aufbereitet – ist das Lehrbuch Social Development von Parke und Clarke-Stewart (2011), das ebenfalls einen Schwerpunkt auf Kindheit und Jugend legt und umfassend über alle Aspekte der sozialen Entwicklung und des Gruppenverhaltens berichtet. Eine Berücksichtigung des internationalen Forschungsstandes ist in Zeiten des Zusammenwachsens der Kulturen und Nationen unerlässlich.

Fachdatenbanken

Wenn man etwas über „Gruppe“ erfahren möchte und die Bedeutung der Gruppe für Kinder, so wird man sehr schnell auf die Sozialpsychologie bzw. die soziale Entwicklung von Kindern gestoßen. D. h. das, was für das Verhalten von Kindern in der Gruppe relevant ist, ist ein Teil des „Sozialverhaltens“. Der Begriff „sozial“ wird in der Psychologie im Unterschied zur Pädagogik nicht wertend gebraucht, sondern rein beschreibend. „Sozial“ stammt vom lateinischen „socius“ – als Adjektiv heißt es „gemeinsam“. Sozialverhalten ist also z. B. etwas „Negatives“ wie Aggression, aber auch etwas „Positives“ wie Hilfeleistung.
Es ist heutzutage recht einfach, etwas über ein beliebiges Thema zu erfahren. Seit es das Internet gibt, gibt es keinen Mangel an Information, sondern eher einen Überfluss. Neben den eben genannten Büchern sind es vor allen Dingen die Fachdatenbanken (nicht zu verwechseln mit Internet-Suchdiensten wie Google oder Yahoo), aus denen man etwas über das Thema „Gruppen im Elementarbereich“ und „Soziale Entwicklung von Kleinkindern“ erfahren kann. Das Hauptproblem der Fülle von Informationen zu einem Thema liegt also nicht in deren Verfügbarkeit, sondern in der Bewertung des Wissens. Welche der vielen Informationen ist gründlich recherchiert? Auf welches Wissen kann man sich verlassen? Was ist nur bloße Meinung und nicht wirklich bewiesen, sondern reine Spekulation? Diese Fragen beantworten die Fachdatenbanken (an den Hochschulen verfügbar).
Fachdatenbanken in der Psychologie haben z. B. folgende Namen: PsycINFO, PSYNDEX und PSYNDEXplus, PsycARTICLES – sie sind über die Universität oder Hochschulbibliothek elektronisch einzusehen, stehen aber nicht jedermann von jedem Computer aus zur Verfügung. Dafür erhält man Informationen zum Thema, die zumindest an einer Stelle überprüft worden sind. In den Datenbanken werden alle empirischen und sonstigen Arbeiten aus der Psychologie, die in „peer reviewed“ Fachzeitungen der ganzen Welt erschienen sind, aufgenommen. Der Begriff „peer reviewed“ meint, dass der Beitrag von mindestens zwei Kolleginnen/Kollegen vorher auf seine wissenschaftliche Qualität geprüft worden ist. Man hat also eine gewisse Sicherheit, dass die Informationen dort auch valide (gültig) sind. Es gibt auch pädagogische Datenbanken, z. B. ERIC, FIS Bildung, Education Research Complete. Auch die psychologischen Fachdatenbanken enthalten pädagogische Informationen, da die Pädagogik national und international lange Zeit gezögert hatte, ein einheitliches Dokumentationssystem zu entwickeln.
Um etwas über Gruppen- und Sozialverhalten im Elementarbereich zu erfahren, müsste man rund 34.000 Arbeiten sichten (Stand 2013). Ca. 21.000 sind zum Stichwort „preschool education“ erschienen, ca. 5000 zur „Entwicklungspsychologie kleiner Kinder“ (0 bis 6 Jahre) in Englisch und ca. 2400 auf Deutsch. 5600 überwiegend empirische Arbeiten existieren zum Thema Kindergarten und Krippe etc. Um es gleich hier deutlich zu sagen: Diese Fülle an Literatur kann ein einzelner Mensch allein nicht überblicken. Es reicht deshalb auch nicht, ein Buch wie dieses gründlich durchzuarbeiten, um zu wissen, was international zum Thema „Gruppen“ und „Sozialverhalten von Kleinkindern“ diskutiert wird. Bescheidenheit ist die beste Einstellung, die man zu dieser Fülle des Wissens haben kann.
Allerdings kann man sich zwecks eines Überblicks behelfen. Dass man Bücher wie die oben genannten zu Grunde legt, dass man die Zusammenfassung der Fachliteratur von Kolleginnen/Kollegen früher und heute zur Kenntnis nimmt, reduziert die Zahl der Bücher, die man lesen müsste. Auch Metaanalysen – Zusammenfassungen der Fachliteratur zu einem eng umgrenzten Thema wie z. B. zu altersgemischten Gruppen (ca. 500 gibt es aktuell) – helfen, einen Überblick zu gewinnen.
Dennoch: Nicht nur der enge Bereic...

Inhaltsverzeichnis

  1. Deckblatt
  2. Titelseite
  3. Impressum
  4. Inhalt
  5. Vorwort
  6. 1 Einleitung – Bedienungsanleitung für wissenschaftliche Aussagen
  7. 2 Gruppen im Elementarbereich – Geschichte und Effekte der Gruppe
  8. 3 Die entwicklungspsychologischen Voraussetzungen der Gruppenfähigkeit kleiner Kinder
  9. 4 Wie viel Gruppe braucht ein Kind?
  10. 5 Gruppenstrukturen im Elementarbereich – Die Gruppe als soziometrisches Risiko
  11. 6 Gruppenführung im Elementarbereich
  12. 7 Heterogenität und Multikulturalität von Gruppen im Elementarbereich
  13. Literatur