Handlexikon Autismus-Spektrum
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Handlexikon Autismus-Spektrum

Schlüsselbegriffe aus Forschung, Theorie, Praxis und Betroffenen-Sicht

  1. 492 Seiten
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Handlexikon Autismus-Spektrum

Schlüsselbegriffe aus Forschung, Theorie, Praxis und Betroffenen-Sicht

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Autism has been the focus of a controversial interdisciplinary discussion over the last few years. Next to enhanced criteria in regards to the diagnosis of autism, early diagnosis during infantry and more detailed tools in regards to registering autistic behaviour, the debate was increasingly characterised by the mongering of autistic behaviour. The result of this development is a breadth of expert and key terms, as well as new interpretations of existing terms. All of the significant key terms, which are important from a practical and theoretical point of view, are being addressed by the book and it therefore represents a solid scientific guide.

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Information

Jahr
2014
ISBN
9783170267541

S

Savants und Savant-Syndrom – eine außergewöhnliche Erscheinung

Das Savant-Syndrom ist eine seltene, äußerst ungewöhnliche Erscheinung, bei welcher Menschen mit diversen Entwicklungsbesonderheiten oder -störungen, darunter auch Autismus, in bestimmten Teilgebieten außergewöhnliche Fähigkeiten, Fertigkeiten oder Talente aufweisen, welche in deutlichem Gegensatz zum allgemeinen Erscheinungsbild dieser Menschen stehen. Das Savant-Syndrom kann sowohl congenital (genetisch oder angeboren) oder aber später in der Kindheit oder im Erwachsenenalter erworben sein. Die Inselbegabungen (savant skills) treten in Kombination mit oder zusätzlich zu diversen Entwicklungsbeeinträchtigungen (→ developmental disabilities) auf, darunter auch Autismus oder anderen Behinderungsformen wie etwa Lernschwierigkeiten (→ geistige Behinderung) oder Hirnverletzungen oder Erkrankungen, welche vor- (pränatal), während- (perinatal) oder nachgeburtlich (postnatal) oder später im Kindes- oder Erwachsenenalter erworben sein können. Die besonderen Fähigkeiten und Fertigkeiten (savant skills) stehen aber immer in Zusammenhang mit einem außergewöhnlichen, spezifischen Erinnerungsvermögen, welches zwar überaus tiefgründig, aber zugleich thematisch sehr beschränkt ist.
Im Autismus-Spektrum weist schätzungsweise eine von zehn Personen (10%) außergewöhnliche Fähigkeiten und Fertigkeiten in einem bestimmten Teilgebiet auf. Bei anderen Formen der Entwicklungsbeeinträchtigungen, etwa der Lernschwierigkeiten (geistige Behinderung) oder bei Hirnverletzungen, treten außergewöhnliche Fertigkeiten bei weniger als 1% der Betroffenen (ca. 1:1400 bei Menschen mit einer sogenannten geistigen Behinderung) auf. Da jedoch statistisch gesehen diese anderen Formen der Entwicklungsbeeinträchtigungen wesentlich häufiger vorkommen als Autismus, ergibt es sich, dass ca. 50% aller Menschen mit einer Inselbegabung auch dem autistischen Spektrum zugehörig sind und bei den übrigen 50% eine andere Form der Entwicklungsbeeinträchtigung, etwa eine Lernschwierigkeit (geistige Behinderung), Hirnverletzung oder andere Erkrankung, zugrunde liegt. Folglich sind nicht alle Savants autistisch und nicht alle autistischen Menschen sind inselbegabt!
Inselbegabungen umfassen eine Vielzahl verschiedener Fähigkeiten und Fertigkeiten. Die am häufigsten vorkommenden Inselbegabungen nennt man splinter skills (Teilleistungsfähigkeiten). Dazu zählen unter anderem auch bestimmte Verhaltensweisen wie etwa eine obsessive Beschäftigung mit und ein besonderes Erinnerungsvermögen für Musik und Trivialwissen aus dem Bereich des Sports, für Nummernschilder, Landkarten, historisches Fachwissen oder für obskure Einzelheiten wie etwa den Motorgeräuschen eines Staubsaugers. Als talented savants (talentierte Savants) bezeichnet man jene Menschen, bei welchen vor allem musikalische, künstlerische, mathematische oder andere, spezifische Fähigkeiten und Fertigkeiten auftreten und besonders nuanciert ausgeprägt sind; für gewöhnlich treten sie nur in einem bestimmten Fachgebiet auf und treten vor dem Hintergrund der übergeordneten Behinderung deutlich hervor. Der Ausdruck prodigious savant (genialer Savant; Wunderkind) ist im Kontext des an sich schon sehr seltenen Savant-Syndroms als Bezeichnung für jene wenigen Menschen vorbehalten, die über eine derart außergewöhnliche Ausprägung einer besonderen Fähigkeit und Fertigkeit verfügen, dass diese selbst bei Menschen ohne eine grundlegende Behinderung als außergewöhnlich und außerordentlich herausragend gelten würde. Es gibt derzeit wohl nicht einmal 100 Menschen auf der Welt, auf die jene sehr spezifische Beschreibung solcher Fähigkeiten und Fertigkeiten zutreffen würde.
Besonders auffällig ist in diesem Zusammenhang auch die über das letzte Jahrhundert beständige Beobachtung, dass sich die Inselbegabungen typischerweise, und gleichwohl kurioserweise, generell auf fünf Fachgebiete beschränken lassen. Am häufigsten treten besondere Fähigkeiten und Fertigkeiten auf dem Gebiet der Musik auf – für gewöhnlich können die betreffenden Savants, welche fast immer auch über ein absolutes Gehör verfügen, Klavierstücke nach einmaligem Hören korrekt wiedergeben. Künstlerische Talente, vor allem in den Bereichen der Malerei oder des Zeichnens, kommen am zweithäufigsten vor; es ist aber auch möglich, dass sich die besonderen künstlerischen Fähigkeiten und Fertigkeiten auf anderen, verwandten Gebieten, wie etwa der Bildhauerei, zeigen. Des Weiteren wird häufig auch über außergewöhnliche mathematische Fähigkeiten und Fertigkeiten berichtet, wobei es durchaus auffällig ist, dass die betreffenden Menschen in der Lage sind, mehrstellige Primzahlen zu berechnen, ihnen aber das Lösen einfachster mathematischer Aufgaben nicht gelingt. Von einem besonderen räumlichen bzw. schematischen Vorstellungsvermögen spricht man bei Savants immer dann, wenn sie komplexe Maschinen oder Motoren problemlos konstruieren oder reparieren, sich umfassende Karten- oder Wegbeschreibungen leicht merken oder Entfernungen allein aus der Erinnerung heraus genauestens berechnen können. Abschließend sind die Kalenderberechnungen als ein weiteres kurioses, bei Savants auffallend häufig auftretendes Talent zu nennen, insbesondere wenn man bedenkt, wie selten dieses Phänomen in der Allgemeinbevölkerung auftritt.
Dieses auf wenige Bereiche begrenzte, aber nicht minder faszinierende Spektrum besonderer Fähigkeiten und Fertigkeiten ist vor dem Hintergrund des weitaus größeren Repertoires menschlicher Fähigkeiten und der unter der Allgemeinbevölkerung ausgesprochenen Seltenheit eines so außergewöhnlichen Talentes wie etwa der Kalenderberechnung, welche Savants jedoch von Natur aus gegeben zu sein scheint, bemerkenswert.
Andere herausragende Talente, welche gelegentlich bei Savants auftreten, sind neben den sprachlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten des Multilingualismus (Mehrsprachigkeit) und des Polyglottismus (Vielsprachigkeit), eine außergewöhnliche Unterscheidungsfähigkeit von Gerüchen oder Berührungen in dem Bereich der sensorischen Wahrnehmung, ein exaktes Zeitverständnis ohne Zugang zu einer Uhr oder ausgezeichnete Kenntnisse in spezifischen Wissensgebieten etwa der Neurophysiologie, Statistik, Geschichte oder Navigation. Wenngleich die Fähigkeit zu außersinnlichen Wahrnehmung stets kontrovers betrachtet werden sollte, so gibt es doch Berichte über Savants mit entsprechenden Kompetenzen.
Für gewöhnlich findet man bei einem einzelnen Menschen mit einem Savant-Syndrom immer nur speziell eines dieser Talente; jedoch ist es in Einzelfällen auch möglich, dass eine Person über mehrere dieser Fähigkeiten und Fertigkeiten verfügt. Unabhängig von der Art des besonderen Könnens korreliert dieses doch immer mit einem außerordentlich gut ausgeprägten Erinnerungsvermögen; dieses überaus tiefgründige, aber zugleich thematisch sehr begrenzte Erinnerungsvermögen, welches bei den unterschiedlichen Ausprägungen des Savant-Syndroms gleichermaßen gut entwickelt ist, verbindet die verschiedenen Ausprägungsformen im Sinne eines spezifischen Kriteriums miteinander.
Das Savant-Syndrom kommt bei Jungen und Männern vier- bis sechsmal häufiger vor als bei Mädchen und Frauen. Eine mögliche Ursache könnte in der Häufigkeit von Autismus zu finden sein: das Savant-Syndrom wird bei ca. 10% aller Menschen im Autismus-Spektrum festgestellt, für welches ein ähnliches Geschlechterverhältnis wie beim Savant-Syndrom angegeben wird. Unabhängig davon haben Geschwind und Galaburda festgestellt, dass bei der embryonalen Ausbildung des menschlichen Gehirns die Entwicklung der linken Hemisphäre nach der der rechten Hemisphäre abgeschlossen wird. Demzufolge ist die linke Hemisphäre auch länger als die rechte Hemisphäre etwaigen Gefährdungen, zum Beispiel durch Verletzungen jeglicher Art, ausgesetzt. Eine mögliche Ursache für eine derartige neuronale Schädigung ist frei zirkulierendes Testosteron, welches beim männlichen Fötus einen sehr hohen Wert erreichen und deshalb unter Umständen neurotoxisch wirken kann. Diese durch einen hohen fötalen Testosteronspiegel vorgeburtlich ausgelösten Hirnschädigungen bei männlichen Embryonen sind auch als ursächlich für andere Schädigungen des Zentralnervensystems zu sehen, die ein ebenfalls derart unausgeglichenes Geschlechterverhältnis aufweisen, wie etwa Stottern, Dyslexie, Hyperaktivität, andere Lernbehinderungen und Autismus selbst.
Im Jahr 1887 wurde das Savant-Syndrom erstmalig von Dr. J. Langdon Down beschrieben. Er sprach diesbezüglich von idiot savant, wobei er diesen Ausdruck nicht gebrauchte, um die Betroffenen dadurch zu erniedrigen. Vielmehr wurde der Begriff des Idioten (idiot) damals im wissenschaftlichen Kontext für alle Menschen mit einem IQ von unter 25 gebraucht; Savant leitete sich von einem französischen Wort ab und bedeutete soviel wie »gelehrte Person«. Down brachte diese beiden Bedeutungen zusammen, um einen Begriff zu schaffen, welcher auf jene Menschen anwendbar war, die eine Behinderung ebenso wie offensichtliche außergewöhnliche Fähigkeiten in sich vereinten. In einem Artikel im Jahr 1980 schlug Treffert vor, den sprachlich längst überholten Ausdruck von Down durch den Begriff des Savant-Syndroms (Inselbegabung) zu ersetzen.
Es wurde festgestellt, dass 70% aller Menschen mit einem Savant-Syndrom einen IQ unter 70 haben; einige wenige sogar einen IQ von unter 40. Die Ermittlung des Intelligenzquotienten kann bei einigen Formen der Entwicklungsbeeinträchtigungen (developmental disabilities), unter anderem auch bei Autismus, problematisch sein (im Sinne einer funktionalen geistigen Behinderung), insofern als dass ein geringer IQ eben auch bei jenen Menschen mit Behinderung festgestellt werden kann, die nicht zum Spektrum der geistigen Behinderung zählen. Demgegenüber stehen aber gleichermaßen Angaben zu Savants, die einen IQ im überdurchschnittlichen Bereich mit Werten von über 140 haben. Deshalb bleibt festzustellen, dass der Zusammenhang zwischen Intelligenz und Savant-Syndrom bis zum heutigen Tag nicht sicher hergestellt werden kann und ein geringer IQ keine Bedingung für die Diagnose eines Savant-Syndroms darstellt.
Obwohl es einige Entstehungshypothesen zum Savant-Syndrom gibt, so ist es mit keiner der Theorien abschließend möglich, alle Savants zu erklären. Eine Theorie, welche relativ übereinstimmend einen in hohem Maße überzeugenden Erklärungsansatz für die außergewöhnlichen Fähigkeiten einer Vielzahl von Savants bietet, ist die These, dass eine Schädigung der linken Hirnhälfte durch die rechte Hirnhälfte kompensiert wird. Wenngleich man sagen muss, dass die linke Hemisphären-/rechte Hemisphärenunterscheidung eine grobe Vereinfachung darstellt, so ist es doch ein Fakt, dass die beiden Hemisphären in ihrer Funktion spezifische Aufgaben übernehmen. Die Fähigkeiten und Fertigkeiten, welche häufig bei Savants auftreten, sind jene, die mit der rechten Hemisphäre assoziiert werden; die Fähigkeiten und Fertigkeiten, die am schlechtesten entwickelt sind, werden mit der linken Hemisphäre in Verbindung gebracht. Bei einigen bisher genauer untersuchten Fällen konnten CT und MRT Aufnahmen die vermuteten Schädigungen in der linken Hemisphäre bestätigten; gleichermaßen korrelieren die Resultate der bildgebenden Studien mit den Ergebnissen durchgeführter neuropsychologischer Test, die ebenfalls Rückschlüsse auf eine linksseitige Hirnschädigung vermuten ließen. Darüber hinaus offenbarten PET-Scans von zuvor nicht-behinderten älteren Menschen, bei denen im Verlauf einer frontotemporalen Demenz außergewöhnliche Fertigkeiten auftraten, eine Schädigung des linken anterioren Temporallappens. Als dieselbe PET-Scan Untersuchung bei einem 11-jährigen autistischen Savant mit besonderem künstlerischem Talent durchgeführt wurde, zeigte sich, dass auch bei ihm eine Schädigung des linken anterioren Temporallappens vorhanden war. Des Weiteren konnte mittels PET-Scans festgestellt werden, dass es bei autistischen Personen zu speziellen Beeinträchtigungen der Funktion der linken Hemisphäre kommt, was wiederum konsistent mit den Ergebnissen ebenfalls durchgeführter linksseitig-bezogener neuropsychologischer Tests ist. Bereits vor der Einführung von CT und PET-Scans konnte mit Hilfe einer Pneumenzephalographie bei 15 von 17 autistischen Patienten, wobei vier von ihnen außergewöhnliche Fähigkeiten und Fertigkeiten im musikalischen Bereich bzw. im schematischen Denken zeigten, nachgewiesen werden, dass es Auffälligkeiten in deren linker Hemisphäre, besonders im Bereich des linken Temporallappens, gab.
In Ergänzung zu der Ursachenannahme einer möglichen Schädigung der linken Hirnhälfte und einer daraus resultierenden Kompensation durch die rechte Hemisphäre kann davon ausgegangen werden, dass bei Savants eine Schädigung übergeordneter, für die Kognition oder das semantische Gedächtnis zuständiger, Schaltkreise eingetreten ist, welche durch ein gesteigertes Kompensationsvermögen niederer, primitiverer, für automatisierte Fertigkeiten bzw. das prozedurale Gedächtnis zuständiger Schaltkreise ausgeglichen wird. Dieser Umstand führt zu den für alle Savants charakteristischen, automatisierten Fertigkeiten, welche überaus tiefgründig, aber zugleich auch sehr beschränkt sind. Die Schädigung der linken Hirnhälfte sowie die daraus resultierende Kompensation durch die rechte Hirnhälfte führen zusammen mit der Schädigung des semantischen Gedächtnisses und der daraus resultierenden Kompensation durch das prozedurale Gedächtnis dazu, dass sich Fähigkeiten und Fertigkeiten, die ursächlich mit der rechten Hirnhälfte in Verbindung stehen, gemeinsam mit den für das Savant-Syndrom so charakteristischen, automatisierten Fertigkeiten, besonders entwickeln können.
Bei beiden Formen des Savant-Syndroms, sowohl der angeborenen als auch erworbenen Form, findet sich ein besonderes Muster der Ätiologie, welches ich als die »drei Rs« bezeichnet habe. Nach einer Schädigung des Hirns in einem bestimmten Bereich erfolgt eine Rekrutierung, eine Verstärkung der Aktivität, in anderen Bereichen des Gehirns, in dessen Folge ein Rewiring, eine Neuverschaltung/-vernetzung und anschließend ein Release, eine Freigabe von bisher ruhenden Potenzialen und besonderen Fähigkeiten ausgehend von diesen noch intakten Hirnarealen, erfolgt. Kapur bezeichnete das als »paradoxe funktionelle Fazilitation«; diese liegt dem Savant-Syndrom möglicherweise immer zu Grunde und ist letztlich unabhängig davon, wo genau die ursächliche Hirnschädigung tatsächlich aufgetreten ist.
Das Savant-Syndrom bietet einen einmaligen Einblick in das menschliche Gehirn und eine besondere Sicht auf menschliche Fähigkeiten. Die derzeitige Forschung verspricht ein noch besseres Verständnis von beidem in der Zukunft.
Auf der Webseite www.savantsyndrome.com, welche durch die Wisconsin Medical Society betreut w...

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  1. Deckblatt
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  4. Vorwort
  5. Inhaltsverzeichnis
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  27. Die Autorinnen und Autoren
  28. Sachwortverzeichnis und Begriffsverweise