Die Entstehung des Alten Testaments
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Über dieses Buch

This teaching and textbook describes the biblical writings, first by content and structure, and then follows their process of coming into being back to the respective reason for their origin. The framework for this is the canon of the Hebrew Bible, which is defined in the introductory section by the Greek and Christian Bible and the so-called Apocrypha. The four parts of the volume are introduced by overview chapters: the Pentateuch as a whole, the Deuteronomistic historical work, the phenomenon of prophecy and Hebrew poetry. The author also appropriately discusses the progress and current state of research. Comprehensive bibliographies characterise the entire work. Anyone wishing to intensively examine the Old Testament and its origins will obtain sound information here.

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Information

Jahr
2014
ISBN
9783170253414

D. Die Hinteren Propheten

Walter Dietrich

I. Das Phänomen der alttestamentlichen Prophetie

H. Ewald, Die Propheten des Alten Bundes, 2 Bde., Stuttgart 1840/41. – G. Hölscher, Die Profeten, Leipzig 1914. – B. duhm, Israels Propheten, Tübingen 1916, 21922. – A. Jepsen, Nabi, München 1934. – M. buber, Der Glaube der Propheten, Heidelberg 1950, 21984. – H. Graf Reventlow, Das Amt des Propheten bei Amos, 1952 (FRLANT 80). – E. Würthwein, Der Ursprung der prophetischen Gerichtsrede: ZThK 49 (1952), 1–16. – C. Westermann, Grundformen prophetischer Rede, 1960, 51978 (BEvTh 31). – G. von Rad, Theologie des Alten Testaments II: Die Theologie der prophetischen Überlieferungen Israels, München 1960 = 101993. – J. Lindblom, Prophecy in Ancient Israel, Oxford 1973. – G. Fohrer, Die Propheten des Alten Testaments, 7 Bde., Gütersloh 1974–1977. – E. Noort, Untersuchungen zum Gottesbescheid in Mari. Die „Mariprophetie“ in der alttestamentlichen Forschung, 1977 (AOAT 202). – W. Zimmerli, Studien zur alttestamentlichen Theologie und Prophetie, 1975 (TB 51). – H. W. Wolff, Studien zur Prophetie, 1978 (TB 76). – K. Koch, Die Profeten, I, Stuttgart 1978, 31995; II, Stuttgart 1980, 21988. – B. Lang, Wie wird man Prophet in Israel?, Düsseldorf 1980. – M. Weippert, Aspekte israelitischer Prophetie im Lichte verwandter Erscheinungen des Alten Orients, in: G. Mauer / U. Magen (Hg.), Ad bene et fideliter seminandum, FS K. Deller 1988 (AOAT 220), 287–319. – M. Nissinen, Die Relevanz der neuassyrischen Prophetie für die alttestamentliche Forschung, in: M. Dietrich / O. Loretz (Hg.), Mesopotamica-Ugaritica-Biblica, FS K. Bergerhof, 1993 (AOAT 232), 217–258. – J. Jeremias, Das Proprium der alttestamentlichen Prophetie: ThLZ 119 (1994), 483–494. – J. Blenkinsopp, Geschichte der Prophetie in Israel, Stuttgart 1998 (engl. Erstausgabe 1983). – M. Schwantes, „Das Land kann seine Worte nicht ertragen“, München 1991. – O. H. Steck, Der Abschluß der Prophetie im Alten Testament. Ein Versuch zur Frage der Vorgeschichte des Kanons, 1991 (BThSt 17). – M. Nissinen, References to Prophecy in Neo-Assyrian Sources, Helsinki 1998 (SAAS 7). – S. B. Chapman, The Law and the Prophets. A Study in Old Testament Canon Formation, 2000 (FAT 27). – O. H. Steck, Gott in der Zeit entdecken. Die Prophetenbücher des Alten Testaments als Vorbild für Theologie und Kirche, 2001 (BThSt 42). – R. G. Kratz, Die Propheten Israels, München 2003. – M. Köckert / M. Nissinen (Hg.), Propheten in Mari, Assyrien und Israel, 2003 (FRLANT 201). – I. Fischer / K. Schmid / H. G. M. Williamson (Hg.), Prophetie in Israel, Münster 2003. – F. Hartenstein u. a. (Hg.), Schriftprophetie, FS J. Jeremias, Neukirchen-Vluyn 2004. – M. Nissinen, What Is Prophecy? An Ancient Near Eastern Perspective, in: J. Kaltner et al. (eds.), Inspired Speech. Prophecy in the Ancient Near East, London 2004, 17-37. – E. Blum, Israels Prophetie im altorientalischen Kontext. Anmerkungen zu neueren religionsgeschichtlichen Thesen, in: I. Cornelius / L. Jonker (eds.), From Ebla to Stellenbosch, 2008 (ADPV 37), 81-115. – P. L. Redditt, Introduction to the Prophets, Grand Rapids, MI 2008. – D. V. Edelman / E. Ben Zvi (eds.), The Production of Prophecy: Constructing Prophecy and Prophets in Yehud, London 2009. – K. Seybold, Poetik der prophetischen Literatur im Alten Testament, Stuttgart 2010. – J.-D. Macchi et al. (éds.), Les recueils prophétiques de la Bible. Origines, milieux, et contexte proche-oriental, 2012 (MoBi 64). – M. Neujahr, Predicting the Past in the Ancient Near East. Mantic Historiography in Ancient Mesopotamia, Judah, and the Mediterranean World, Providence 2012 (Brown Judaic Studies 354). – J. Stökl, Prophecy in the Ancient Near East. A Philological and Sociological Comparison, Leiden 2012 (CHANE 56). – R. P. Gordon / H. M. Barstad (eds.), „Thus Speaks Ishtar of Arbela“. Prophecy in Israel, Assyria, and Egypt in the Neo-Assyrian Period, Winona Lake, IN 2013. – C. Hardmeier, Geschichtsdivinatorik in der vorexilischen Schriftprophetie. Studien zu den Primärschriften in Jesaja, Zefanja und Jeremia, Zürich 2013. – J. Jeremias, Das Rätsel der Schriftprophetie: ZAW 125 (2013), 93-117. – J. Stökl / C. L. Carvalho (eds.), Prophets Male and Female. Gender and Prophecy in the Hebrew Bible, the Eastern Mediterranean, and the Ancient Near East, Atlanta, GA 2013. – L. M. Wray Beal / M. J. Boda (eds.), Prophets, Prophecy, and Ancient Israelite Historiography, Winona Lake, IN 2013. – M. Nissinen, Since When Do Prophets Write?, in: K. de Troyer / T. M. Law / M. Liljeström (eds.), In the Footsteps of Sherlock Holmes, FS Anneli Aejmelaeus, Leuven a. o. 2014, 585–606.
Forschungsberichte: P. H. A. Neumann (Hg.), Das Prophetenverständnis in der deutschsprachigen Forschung seit Heinrich Ewald, Darmstadt 1979 (WdF 307). – H. M. BARSTAD, No Prophets? Recent Developments in Biblical Prophetic Research and Ancient Near Eastern Prophecy: JSOT 57 (1993), 39–60. – K. Schmid, Klassische und nachklassische Deutungen der alttestamentlichen Prophetie: Zeitschrift für neuere Theologiegeschichte 3 (1996), 225–250.

1. Der Prophetenkanon

Während die „Vorderen Propheten“ (s. oben C) im wesentlichen Geschichtserzählung enthalten, in der Propheten eine wichtige (aber keineswegs die vorrangige) Rolle spielen und Prophetenworte allenfalls in narrativem Gewand erscheinen, ist bei den „Hinteren Propheten“ das Verhältnis umgekehrt: Hier gibt es nur relativ wenige Prophetenerzählungen, dafür aber eine große Menge von Aussprüchen, die Propheten getan haben (sollen). Es fällt sofort auf, dass diese Prophetensprüche und -reden weit überwiegend in gebundener Sprache gehalten sind. Wichtigstes Merkmal hebräischer Poesie ist der Parallelismus membrorum; weitere Kennzeichen sind vergleichsweise kurze Sätze, gehobene Wortwahl und großer Bilderreichtum. Die eigentlich prophetischen Bücher sind in gewissem Sinn poetische Bücher.
Die „Hinteren Propheten“ der Hebräischen Bibel gliedern sich in vier große Bücher: das Jesaja-, das Jeremia-, das Ezechiel- und das Zwölfprophetenbuch.
Eine andere Abfolge nennt der Talmud (Baba Batra 14b): Jer-Ez-Jes-Zwölfprophetenbuch. Hier sind die Bücher vermutlich der Länge nach geordnet: Jer hat 21 835, Ez 18 730, Jes 16 932, das Dodekapropheton 14 355 Wörter. In der Haupttradition der LXX begegnet eine wieder andere Reihenfolge: Dodekapropheton-Jes-Jer-Ez. Die Spitzenstellung des Zwölfprophetenbuchs erklärt sich vermutlich daraus, dass zuerst ein Überblick über die Prophetie geboten werden sollte, ehe man zu den Einzelpropheten kam. Zudem steht der Prophetenkanon in der LXX am Schluss des Alten Testaments und ist gegenüber der hebräischen Bibel erheblich erweitert: Dem Jer-Buch sind, wohl aus sachlichen Gründen, die Threni und die apokalyptische Baruchschrift beigeordnet, und das Ganze wird mit dem apokalyptischen Dan-Buch (wiederum in einer längeren Fassung als bei MT) abgeschlossen.
Die Abfolge im Hebräischen Kanon hat vielleicht die Ratio, die beiden Bücher, die faktisch nur von der relativ schmalen Epoche der Exilszeit handeln, Jer und Ez, durch zwei Bücher zu rahmen, die einen viel weiteren geschichtlichen Horizont aufweisen; denn das Jes- und das Zwölfprohetenbuch reichen faktisch von der assyrischen bis in die persische Zeit, ja eigentlich bis zur Endzeit. In seiner Spitzenstellung erhält Jesaja die Rolle des paradigmatischen Propheten. Jesus Sirach schildert ihn denn auch so: „Gewaltigen Geistes schaute er die letzten Dinge und tröstete die Trauernden in Zion. Für alle Zeiten verkündete er das Zukünftige und das Verborgene, bevor es eintritt“ (Sir 48,24f.).
Das Vorhandensein eines umfangreichen antiken Schriftkorpus (mit zusammen 232 biblischen Kapiteln!), in dem weit überwiegend nichts als Prophetenworte mitgeteilt werden, ist ein literatur- und religionsgeschichtlich einmaliges Phänomen. Zwar gab es auch in anderen altorientalischen Kulturen – wie übrigens auch in der altgriechischen, der römischen und der frühchristlichen – Prophetie und Sehertum. Doch von den Männern und Frauen, die sich dort prophetisch gaben und äußerten, ist allermeist nur aus Berichten anderer zu erfahren; große Textsammlungen, in denen angeblich oder wirklich von ihnen stammende Worte und Reden wiedergegeben und zum eigenen Buchgenre geworden sind, finden sich nur im Alten Testament.
Vielleicht lassen sich dem noch die Apokalypsen aus frühjüdischer und -christlicher Zeit zur Seite stellen, doch ist dies eine neue Textsorte mit neuen, eben apokalyptischen Inhalten. Die Apokalyptik ist mit der Prophetie in vielem verwandt, in gewissem Sinn ihre Tochter. Der Hauptunterschied ist, dass sie die Gläubigen (meist eine kleine Schar Auserwählter) auf die unmittelbar bevorstehende Äonenwende bzw. das Weltende vorbereiten, auf den Gang des Weltgeschehens und auf die Weltgestaltung aber keinen Einfluss mehr nehmen will. Prophetie hat an ihren Rändern apokalyptische Züge, nimmt in ihrem Kern jedoch entschieden das diesseitige Leben in den Blick und stellt sich der Herausforderung seiner möglichst sinnvollen Gestaltung.

2. Zur Wahrnehmung der Prophetie in neuerer Zeit

Das Bild der alttestamentlichen Propheten und die Auslegung der nach ihnen benannten Bücher waren im Lauf der Zeiten starken Wandlungen unterworfen.
– In der vorkritischen, von den Grundüberzeugungen der jeweiligen Religionsgemeinschaft geprägten Wissenschaft galten die Propheten vornehmlich als Ausleger der Tora (jüdisch) oder als Künder des kommenden Christus (christlich).
– In der ersten Hochblüte der kritischen alttestamentlichen Wissenschaft, bis zum Ersten Weltkrieg (Ewald, Wellhausen, Duhm, Cornill u. a.), sah man in den Propheten große, geniale Einzelgänger, die den Weltlauf weit besser durchschauten als ihre Zeitgenossen, die Juda und Israel in den weltpolitischen Turbulenzen des 8. bis 6. Jahrhunderts zwar nicht äußerlich, aber innerlich bewahrten, die den Volksgott Jhwh zum Weltgott machten, die überdies wunderbare Schriftsteller waren, die bei alledem aber von ihrer Mitwelt und im Grunde auch von ihrer Nachwelt kaum recht verstanden wurden, weshalb die nach ihnen benannten Bücher vieles jüngere Material enthalten, das gegenüber ihren geistigen und geistlichen Höhenflügen weit abfällt.
– In der Zwischenkriegszeit und der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg lernte man die Propheten mehr und mehr einbetten in die großen geistigen Traditionen Israels. Sie aktualisierten in ihren jeweiligen Lebenszusammenhängen das, was den Glauben Israels seit jeher ausmachte: Exodus, Landgabe, Heiliger Krieg, Gottesrecht, Zion, Davidverheißung, Jhwhs Offenbarsein und seine Beziehung zu Israel, seine Unvergleichlichkeit und letztlich Einzigkeit (Buber, von Rad, Fohrer, Koch, Wolff). Manche gingen so weit, den Propheten regelrechte Ämter im israelitischen Kultwesen zuzuweisen (Reventlow, Würthwein). Andere sagten ihnen eine quasi-revolutionäre Verbundenheit mit dem einfachen Volk, namentlich den armen und verarmten Leuten nach (Schwantes). Man ging den Sprachformen nach, welche die Propheten verwendeten, und stellte fest, dass sie durchaus konventionell waren: entweder in dem Sinne, dass sie von anderswoher aufgenommen und adaptiert worden waren, oder indem sie als typisch prophetische Redegattungen zur Redekonvention wurden (Westermann). Zunehmend gewann auch die Einsicht an Bedeutung, dass die israelitische Prophetie keineswegs so völlig unvergleichbar war mit anderen altorientalischen Prophetien (Noort, Weippert, Nissinen).
– In der jüngeren Vergangenheit und in der Gegenwart konzentriert sich die Forschung stärker auf die Prophetenbücher als auf die wirklich oder vermeintlich hinter ihnen stehenden Propheten. Statt die Fortschreibungen und redaktionellen Bestandteile der Bücher wie Dickicht beiseite zu schieben, hinter dem der klare Quell der Prophetie sprudelt, wendet man sich eben diesen Elementen gezielt zu. Ja, mehr und mehr verstärkt sich die Tendenz, gar nicht mehr hinter sie zurückfragen zu wollen, sondern im Buch das Einzige zu sehen, was man wirklich hat. Die Bücher werden ernst genommen als literarische Gemälde von Prophetengestalten, die es gegeben haben mag oder nicht. Methodisch bedeutet dies eine Konzentration auf kompositions- und redaktionskritische Fragestellungen. Damit kommen neue, meist späte Zeitepochen näher in den Blick: Nicht so sehr, was Propheten im 8. bis 6. Jahrhundert gesagt haben könnten, steht im Vordergrund, sondern wie man sie sich im 5. bis 3. Jahrhundert vorgestellt und wie man in ihrem Geist in die jeweilige Gegenwart hinein zu reden versucht hat (Zimmerli, Jeremias, Blenkinsopp, Steck, Kratz u. v. a.).
– In neuester Zeit wird, vor allem in einem bestimmten Sektor der deutschsprachigen Forschung mit zunehmender Verve die Auffassung vertreten, in vorexilischer Zeit seien die Propheten wenn, dann einzig Hof- oder auch Heilspropheten gewesen. Eine politisch und kultisch noch einigermaßen intakte Umwelt – es gab noch eigene Könige und eigene Heiligtümer, insbesondere das in Jerusalem – habe keinen Anlass zu Kritik gegeben. Der Judäer Amos etwa habe lediglich das (mehr oder weniger feindliche) Nordisrael kritisiert, der Jerusalemer Jesaja sei nichts als judäischer Hof- und Tempelprophet gewesen. Alle kritischen Äußerungen dieser und der übrigen vorexilischen Propheten, die man jetzt in den nach ihnen benannten Büchern liest – sei es gegen innere Missstände, sei es gegen eine verfehlte Außenpolitik –, stellten eine Reaktion bzw. Reflexion auf den Untergang des Nord- und vor allem dann des Südreichs dar; sie verdankten sich dem Wunsch, ja dem Zwang, die politischen Katastrophen zu verstehen, ihnen einen Grund und einen Sinn zu geben (Becker, Kratz, Levin u. a.). Doch die Annahme, dass alle prophetische Kritik erst post festum in die Prophetenschriften hineingeschrieben worden wäre, ist mitnichten zwingend, sie ist vielmehr unbeweisbar und in hohem Maß unwahrscheinlich. Die particula veri an ihr l...

Inhaltsverzeichnis

  1. Deckblatt
  2. Titel
  3. Copyright
  4. Inhalt
  5. Vorwort
  6. A. Das Alte Testament
  7. B. Der Pentateuch
  8. C. Die Vorderen Propheten
  9. D. Die Hinteren Propheten
  10. E. Die Ketubim