Kommunikation mit Patienten in der Chirurgie
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Kommunikation mit Patienten in der Chirurgie

Praxisempfehlungen fĂŒr Ärzte aller operativen FĂ€cher

  1. 276 Seiten
  2. German
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Kommunikation mit Patienten in der Chirurgie

Praxisempfehlungen fĂŒr Ärzte aller operativen FĂ€cher

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Inhaltsverzeichnis
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Über dieses Buch

Ein chirurgischer Eingriff stellt neben der Herausforderung fĂŒr Ärzte auch eine besondere Herausforderung fĂŒr Patienten dar. Sie sehen sich einer schwer einzuschĂ€tzenden neuen Situation gegenĂŒbergestellt, sorgen sich um ihre körperliche Unversehrtheit und stellen sich eine FĂŒlle von Fragen. Nicht selten fĂŒhlen sie sich dem, was auf sie zukommt, hilflos ausgeliefert. Dem aufklĂ€renden, verstĂ€ndnisvollen und Orientierung gebenden GesprĂ€ch zwischen Arzt und Patient kommt eine immer grĂ¶ĂŸere Bedeutung zu. Eine gelingende Kommunikation mit Patienten will daher ebenso gelernt sein wie der geschickte Umgang mit dem Skalpell. Mit Facettenvielfalt, in der Praxis bewĂ€hrten Empfehlungen fĂŒr den chirurgischen Alltag und mit dem Appell, in der Kommunikation neue Wege zu gehen, leistet dieses Buch einen wichtigen Beitrag zu mehr Klarheit, Sicherheit, Zufriedenheit und auch Menschlichkeit in der mitunter wegen ihrer hohen AnonymitĂ€t gefĂŒrchteten Krankenhauswelt. Mit Geleitworten von Prof. Dr. D. Rixen (Duisburg) und Dr. B. Hontschik (Frankfurt/M.).Das Werk wurde realisiert mit freundlicher UnterstĂŒtzung der Jung-Stiftung fĂŒr Wissenschaft und Forschung, Hamburg.

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Information

Jahr
2011
ISBN
9783170274549

1 Der „Gute Arzt“ – Über einen ethisch begrĂŒndeten Ă€rztlichen Umgang mit chirurgischen Patienten

Dieter Theuer, Rolf Verres, Eike Martin und Markus W. BĂŒchler
Bereits vor der Sesshaftwerdung der Hominiden vor 800.000 bis 600.000 Jahren in der Urfom der JÀger- und Sammlergemeinschaft ist die soziale Verantwortung einer pflegerisch-Àrztlichen TÀtigkeit erkennbar. Ausgrabungen von Skelettteilen des Homo sapiens neandertalensis haben die AusheilungszustÀnde von Oberarmfrakturen mit knöcherner Konsolidierung bei im fortgeschrittenen Lebensalter verstorbenen Urmenschen nachweisen können. Man darf annehmen, dass diese Heilungen wohl kaum möglich gewesen wÀren, wenn nicht andere Individuen durch pflegende Zuwendung geholfen hÀtten.
Nach Niederlassung der Hominiden als Ackerbauern und ViehzĂŒchter in grĂ¶ĂŸeren Gemeinschaften setzte alsbald eine Aufgaben- und Arbeitsteilung ein. Bestimmte Personen gewannen dadurch Erfahrung in verschiedenen speziellen TĂ€tigkeiten, dazu gehörte auch ein zunehmender Erfahrungsschatz an Möglichkeiten der Krankenbehandlung, Behandlung von arbeitsbedingten Verletzungsfolgen, Wundversorgung, Hilfeleistung durch GebĂ€rtechniken und andere. Diese Spezialisierungen konnten von Historikern z. B. in den Siedlungsgebieten des sogenannten „Fruchtbaren Halbmonds“ aufgedeckt werden, im geographischen Bereich zwischen Ägypten, Sinai-Halbsinsel, Jordan-Land bis an die Gebiete zwischen Euphrat und Tigris, etwa seit 60.000 bis 40.000 Jahren vor Christus. Neben zunehmender Spezialisierung arbeitsmĂ€ĂŸiger TĂ€tigkeiten in den Gemeinschaften der sesshaften Jetztmenschen (Homines sapientes sapientes) war bei arztĂ€hnlichen, gesundheitsfördernden TĂ€tigkeiten insbesondere der Zugewinn der Erfahrung bei Verletzungsbehandlungen maßgeblich. Jedoch war es noch ein historisch langer Weg bis zu einem definierten Arztberuf des Jetztmenschen (Theuer 1966).
Eine Kodifizierung Ă€rztlicher Handlungen und VerhaltensgrundsĂ€tze erfolgte als „Eid des Hippokrates“ (460 bis 370 v. Chr.). Dabei wurden GrundsĂ€tze herausgestellt, welche noch heute eine universelle GĂŒltigkeit beanspruchen, in den Ă€rztlichen Standesregeln weitergefĂŒhrt, in staatlichen Gesundheitsgesetzen rechtsgĂŒltig formuliert und von Ă€rztlichen Berufsgesellschaften fortlaufend der allgemeinen gesellschaftlichen Entwicklung angepasst werden. Die grundsĂ€tzlichen beruflich-ethischen Verpflichtungen eines Arztes beinhalten seit mehr als 2.000 Jahren
  • Ă€rztliche Verordnungen zum Nutzen der Kranken,
  • niemals ein tödliches Mittel zu verabreichen,
  • einen kollegialen Ă€rztlichen Umgang (auch mit Söhnen und Töchtern) des Ă€rztlichen Lehrers sowie mit den Medizinstudenten.
Einige dem Eid des Hippokrates zugeordnete GrundsĂ€tze haben sich im Verlauf der Jahrtausende entsprechend einer medizinisch-technischen und sozialgesellschaftlichen Entwicklung verĂ€ndert, z. B. durch eine eigenstĂ€ndige Abgrenzung der TĂ€tigkeit eines Chirurgen, durch die selbststĂ€ndige Fachrichtung der Augenheilkunde und Ähnliches.
Eine sozial ausgerichtete und beruflich zugeordnete Stellung erreichte die Àrztliche TÀtigkeit mit zunehmender Erfolgssammlung und Wissensweitergabe an Nachfolgegenerationen. Dabei kam es zunÀchst zu verschiedenen eigenstÀndigen Berufsbildern, beispielsweise Schamanentum, Wundarzt, Barbier und Knochenspezialist, Steinschneider und Zahnbehandler.
FĂŒr die moderne Gesellschaft des 21. Jahrhunderts und insbesondere fĂŒr die Ärzteschaft in einem demokratisch verfassten Staatssystem gilt der Grundsatz, ein persönliches Maß an Empathie und MitgefĂŒhl fĂŒr den Patienten aus eigenem Gewissensentscheid als Grundlage der Ă€rztlichen TĂ€tigkeit zu erkennen (Hahn 1988; Dörner 2001). Die persönliche, beruflich-ethische Verpflichtung eines Arztes gilt lebenslang. Daher sollte sich der Arzt verpflichtet fĂŒhlen, wenn sein persönliches Maß an Empathie und MitgefĂŒhl fĂŒr den Patienten aus eigenstĂ€ndigen GrĂŒnden, persönlichen Problemen, Erkrankung oder Ähnlichem erschöpft ist, aus dem Berufsleben mit direktem Patientenkontakt auszuscheiden.
Den historisch gewachsenen, Ă€rztlich-ethischen Berufspflichten sind alle Verwaltungsanordnungen durch NichtĂ€rzte, staatliche Regularien und VerfĂŒgungen unterzuordnen. Stets im Vordergrund einer Ă€rztlichen Entscheidungs- und Handlungslinie mĂŒssen das Interesse und das Wohlergehen des sich vertrauensvoll in die FĂŒrsorge eines Arztes begebenden Patienten stehen. Dabei können auch Widerstandshandlungen des ethisch-orientierten Arztes gegen bĂŒrokratische Verordnungen notwendig sein. In einer demokratischen Verfassung sind dazu unterstĂŒtzend die Einspruchmöglichkeiten der Ă€rztlichen Standesorganisationen und Ärztekammern vorgegeben und einzufordern.
Besonders in diktatorischen Regimes muss der Degradierung und Abwertung des Arztberufes und der Beseitigung der Ă€rztlichen-ethischen Grundlagen einer TĂ€tigkeit des „Guten Arztes“ mit Nachdruck – insbesondere durch Standesorganisationen – entgegengetreten werden. ErwĂ€hnt seien in diesem Zusammenhang die „Auschwitz-Ärzte“ Nazideutschlands, die FolterĂ€rzte afrikanischer Diktaturen, aber auch der Versuch der Umwandlung einer ethisch-fundierten Ă€rztlichen Grundauffassung in den Beruf eines „Medizin-Ingenieurs“ am menschlichen Organismus, durch das SED-Regime in Ostdeutschland wĂ€hrend der 1960er Jahre (Medizin-Ingenieur, Diplom-Mediziner) vorangetrieben, unter anderem einhergehend mit einer maßgeblichen Erschwerung der Ă€rztlichen Promotion. Die ethischen Grundlagen des Arztberufes wurden schrittweise reduziert, bei Ende des Medizinstudiums erfolgte die staatliche Ernennung zum „Diplom-Mediziner“, entsprechend einem Diplom-Ingenieur in den technischen Berufen (SchĂŒtt 1999; Schoenemann 2001; David 2006).
In den vergangenen 100 Jahren hat eine Vielzahl von Faktoren tiefgehende VerĂ€nderungen auf das Arzt-Patient-VerhĂ€ltnis bewirkt. Die fortschreitende Industrialisierung, eine Abwanderung der Bevölkerung in großstĂ€dtische BallungsrĂ€ume, Kriegshandlungen mit Millionen von Toten und Verletzten, soziale Umwandlungen von Bevölkerungsstrukturen, aber auch eine zunehmende Kommunikations-, Informations- und Kontaktmöglichkeit mit der Entwicklung von Radio, Fernsehen und Internet haben das ehemals paternalistische Arztbild verĂ€ndert. Der „kundige Patient“ stellt viele Fragen und möchte bei anstehenden Entscheidungen beteiligt sein (Kunath 2003). Hinzu kommt auf der medizinisch-Ă€rztlichen Seite eine rasante technische Weiterentwicklung diagnostischer und therapeutischer Verfahren und entsprechend normierter Methoden, AnĂ€sthesie- und OperationsablĂ€ufe u. a.
Dabei trĂ€gt eine durch Hygiene, Impfungen und Ă€rztliche Behandlungsmaßnahmen sowie ErnĂ€hrungsverbesserung explodierende Weltbevölkerung von derzeit 7 Milliarden Menschen zu einer Anonymisierung der persönlichen Kontakte, auch zwischen Arzt und Patient, bei.

1.1 Arzt-Patient-Beziehung

Die zwischenmenschliche Beziehung zwischen einem Arzt und einem Patienten ist im Idealfall durch ein vertrauensvolles persönliches VerhĂ€ltnis geprĂ€gt. Der Patient möchte mit seinen Beschwerden, Krankheitssymptomen und mit den dadurch ausgelösten subjektiven und sozialen Sorgen vertrauensvoll in der Annahme einer zu erhaltenden Hilfeleistung zum Arzt kommen. Voraussetzung fĂŒr diese persönliche zwischenmenschliche Beziehung sind verschiedene GrundsĂ€tze. Sie zu beachten ist wichtig, da es neben dem Vertrauen auch das Misstrauen und die Angst des Patienten gibt.
Moderne Konzeptionen der Arzt-Patient-Beziehung in Chirurgie und AnĂ€sthesiologie gehen zunĂ€chst von dem einfachen Grundgedanken aus, dass eine Reduktion des Menschen auf das rein Körperliche zumindest zeitweise unumgĂ€nglich ist, dann aber aufgehoben werden muss. Der Chirurg bewĂ€ltigt die Operationen am Menschen nur dann, wenn der Patient als narkotisierter oder zumindest teilanĂ€sthesierter Körper auf dem Operationstisch liegt und schmerzunempfindlich ist. Sobald aber die Notwendigkeit von Compliance deutlich wird, kann eine Reflexion der Arzt-Patient-Beziehung nĂŒtzlich werden, wie sie vor allem in der professionellen Psychosomatik selbstverstĂ€ndlich ist (Hontschik 1994; Hontschik und von UexkĂŒll 1999)

1.1.1 Arztwissen

Der Arzt ist durch seine medizinische, fachbezogene und gegebenenfalls weiterfĂŒhrende spezialisierte Ausbildung in der Lage, den Erkrankungen des Patienten entgegenzutreten und einen Heileffekt anzustreben. Dazu gehört die hochqualifizierte medizinische Fachausbildung, gegebenenfalls die spĂ€tere Spezialisierung und Facharztanerkennung. StĂ€ndige Fortbildung und Anpassung an neue Standards und Techniken garantieren dem Patienten eine optimale, moderne Behandlung unter GewĂ€hrleistung eines möglichst umfassenden Nutzens fĂŒr die Wiedererlangung seiner Gesundheit (Bischof 2010).
Das gegenseitige VerhĂ€ltnis zwischen Arzt und Patient bleibt somit geprĂ€gt durch ein zu lösendes gesundheitliches, körperliches und seelisches Problem. Zum erforderlichen Arztwissen gehört es auch, Ängste und Sorgen des Patienten zu erkennen und darauf in einer Weise einzugehen, dass der Patient tatsĂ€chlich ein Vertrauen zum Arzt gewinnt. Auf dieser Basis wird es dann dem Arzt möglich, dem Patienten dessen persönliche Mitarbeit zuzumuten (Rockenbauch et al. 2006).

1.1.2 Ärztliche Leitbilder

Förderlich fĂŒr die Persönlichkeitsentwicklung eines „Guten Arztes“ ist die frĂŒhzeitige Kontaktaufnahme und Beispielgebung durch ethisch fundierte, gute Ă€rztliche Leitbilder und Lehrerpersönlichkeiten. Dazu ist der Medizinstudent aufgerufen, sich vorbildhafte Leitbilder unter der Ă€rztlichen Lehrerschaft und Professorenschaft zu suchen. Im Rahmen des Medizinstudiums und der prĂ€genden Jahre einer Facharztausbildung ist es von besonderem ethischen Wert, wenn der zukĂŒnftige, selbstverantwortlich tĂ€tige Arzt ethisch fundierte Leitbilder fĂŒr seine eigene spĂ€tere LebensfĂŒhrung findet. Umgekehrt bedeutet dieses Desiderat, dass sich die Dozenten dieser möglichen Bedeutung ihres Tuns bewusst sein sollten.

1.1.3 GesprÀch

Grundlage der Arzt-Patient-Beziehung sowohl in körperlicher, krankheitsspezifischer aber auch psychologischer und seelischer Beziehung ist das persönliche, vertrauensvolle GesprĂ€ch zwischen Arzt und Patient. Keine regulatorische Behörde kann durch Auferlegung bĂŒrokratischer und anderer Lasten in die Zeit hinein regieren, welche der „Gute Arzt“ fĂŒr ein tiefgrĂŒndiges und vertrauensvolles GesprĂ€ch mit dem Patienten braucht. Allerdings muss die Ärzteschaft dafĂŒr sorgen, dass Ă€rztliche GesprĂ€che angemessen honoriert werden. Dies wiederum setzt voraus, dass eine QualitĂ€tskontrolle akzeptiert wird. Das Modell der „psychosomatischen Grundversorgung“ mit entsprechenden Weiterbildungsmodulen und Ă€rztlichen Zusatzbezeichnungen sollte in „abgespeckten“ Formen auch fĂŒr Chirurgen und AnĂ€sthesisten adaptiert werden (Hontschik und von UexkĂŒll 1999).

1.1.4 Vertrauen zwischen Arzt und Patient

Der Patient sucht den Arzt mit dem Wunsch eines umfassenden Vertrauens auf, um von ihm
  • Ă€rztliches VerstĂ€ndnis,
  • menschliches VerstĂ€ndnis und
  • medizinisch-Ă€rztliche Hilfeleistung zu erhalten.
Dieses Vertrauen muss bereits im AnfangsgesprĂ€ch des Arztes mit dem zukĂŒnftigen Patienten angestrebt werden, da es weitere Möglichkeiten der Arzt-Patient-Beziehung eröffnet. Dazu gehören Andeutungen ĂŒber diskret zu behandelnde Symptome, Eheprobleme, Familienschwierigkeiten, aber auch vom Patienten nur unter Vorbehalt eingestandene persönliche Leistungseinbußen, körperliche SchwĂ€chen oder berufliche Schwierigkeiten. Ohne ein diesbezĂŒgliches VertrauensverhĂ€ltnis vermag die Heilung der vordergrĂŒndigen Krankheit zwar im ingenieurmedizinischen Sinne möglich sein; eine ganzheitliche Wiederherstellung der Persönlichkeit und LeistungsfĂ€higkeit sowie der sozialen Integration des Patienten ist aber ein Ziel, das nicht grundsĂ€tzlich an „Psycho-Spezialisten“ abgeschoben werden kann, sondern zu den genuin Ă€rztlichen Aufgaben gehört (Schreiber et al. 2010).

1.1.4.1 AufklÀrung, ErlÀuterungen des Vorgehens

Der „Gute Arzt“ gewinnt unverzichtbare Vorteile, wenn er den Patienten zu einer Kooperation bei den diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen gewinnt. Die dem Auffassungsvermögen des Patienten angepasste WissensĂŒbermittlung und AufklĂ€rung ĂŒber diagnostische Verfahren, z. B. Endoskopie, Computertomografie, sowie die ErlĂ€uterung des weiteren therapeutischen Verfahrens, insbesondere im chirurgischen Fachgebiet, schafft eine Kooperationsbasis zwischen Arzt und Patient, die insbesondere bei schwierigen, langwierigen therapeutischen Maßnahmen, komplikationsbehafteten operativen Eingriffen fĂŒr beide Seiten – Arzt und Patient – von Vorteil ist. Der Patient gewinnt durch eine ausfĂŒhrliche fachbezogene und seinem VerstĂ€ndnis angepasste AufklĂ€rung und ErlĂ€uterung aller Maßnahmen das GefĂŒhl, so kraftvoll wie möglich in die DurchfĂŒhrung des Ă€rztlichen Behandlungsregimes einbezogen zu sein. Das bedeutet eine grundlegende Verbesserung von Kooperation und Freisetzung von Motivation, persönlichen PatientenaktivitĂ€ten und Eigeninitiativen.
In einem vertrauensvollen Arzt-Patient-GesprĂ€ch sollte einem schwerkranken Patienten die Hoffnung auf ein ertrĂ€gliches Weiterleben möglichst nicht genommen werden. Die Vermittlung der Gewissheit eines unausweichlichen oder nahen Todes des Patienten, zum Bespiel bei Krebs im Endstadium, sollte unterbleiben – es sei denn, der Patient fragt danach. Dann gehört es zu den vornehmen Aufgaben des „Guten Arztes“, eine Kunst der andeutenden Sprache zu entwickeln und von Mensch zu Mensch zu kommunizieren.

1.1.4.2 Interaktion Chirurgie und AnÀsthesie

Die Chirurgie hat durch die Entwicklung des Faches AnĂ€sthesiologie ihre operativen Möglichkeiten dramatisch erweitern können (selbst bei Hochrisikopatienten, lange dauernden Eingriffen etc.). Ohne Zweifel ist deshalb die Kommunikation zwischen AnĂ€sthesiologie und Chirurgie von entscheidender Bedeutung nicht nur im interdisziplinĂ€ren Sinne, sondern vor allem bezĂŒglich der gemeinsam anvertrauten Patienten. In aller Regel haben die Patienten vor der Narkose mehr Angst als vor einer Operation, da der operative Eingriff als Maßnahme zur Gesundung verstanden wird und...

Inhaltsverzeichnis

  1. Deckblatt
  2. Titelseite
  3. Impressum
  4. Inhaltsverzeichnis
  5. Geleitwort
  6. Geleitwort
  7. Vorwort der Herausgeber
  8. 1 Der „Gute Arzt“ – Über einen ethisch begrĂŒndeten Ă€rztlichen Umgang mit chirurgischen Patienten
  9. 2 Systembedingungen fĂŒr erfolgreiche PatientengesprĂ€che
  10. 3 Ärzte und Patienten – zwei Welten begegnen sich
  11. 4 Was bedeutet ein chirurgischer Eingriff fĂŒr das Seelenleben eines Patienten?
  12. 5 Das GesprĂ€ch – Herz der Medizin
  13. 6 Kommunikation in der Chirurgie
  14. 7 Sicherheit durch Klarheit – Kommunikation in Unfallchirurgie und OrthopĂ€die
  15. 8 Kommunikation von Behandlungsfehlern in der Chirurgie
  16. 9 Komplikationen in der Chirurgie
  17. 10 Das Überbringen schlechter Nachrichten in der Chirurgie1
  18. 11 GesprĂ€chsfĂŒhrung in der Neurochirurgie
  19. 12 Kommunikation mit urologischen Patienten
  20. 13 Arzt-Patientin-Kommunikation in der GynÀkologie und Geburtshilfe
  21. 14 Kommunikation mit Krebskranken
  22. 15 GesprĂ€chsfĂŒhrung mit Kindern und deren Eltern unter besonderer BerĂŒcksichtigung der EingriffsaufklĂ€rung zu medizinischen Maßnahmen
  23. 16 Ein Kommunikationskonzept im Interesse kranker Kinder – der Verein Li-La e. V.
  24. 17 Das GesprÀch mit dem alten Patienten der Chirurgie
  25. 18 Kommunikation mit Àlteren Menschen
  26. 19 Kommunikation mit Angehörigen. AufklĂ€ren – hinhören – mitfĂŒhlen
  27. 20 Viele Lebensformen – Migranten/innen im Gesundheitswesen
  28. 21 QualitÀtsmerkmal Kommunikation
  29. Verzeichnis der Autoren und Autorinnen
  30. Stichwortverzeichnis