Transfer des Lernens
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Transfer des Lernens

Warum wir oft mehr lernen als gelehrt wird

  1. 238 Seiten
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Transfer des Lernens

Warum wir oft mehr lernen als gelehrt wird

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Über dieses Buch

Central aspect of learning is the transfer of the learnt to new challenges. Thus transfer of learning is not only relevant to learning research but particularly in the area of thinking and problem solving. Recently the transfer of cognitive structures, strategies and metacognitive competences are researched intensively especially self-regulated learning. This issue is theoretically important and practically helpful for academic and personal education, for training with simulators and even and for coaching.

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Information

Jahr
2010
ISBN
9783170281806

1 Einführung

In diesem Kapitel geht es hauptsächlich um methodische und technische Probleme, z. B. um die Definition des Lerntransfers, um Versuchsanordnungen und Fragen der Erfassung und Messung des Transfers. Die Definition ist zwar nicht schwierig, aber da es unterschiedliche Einschätzungen der Bedeutung des Transfers gibt, begegnet man ab und zu auch Definitionsvarianten, denen man nicht auf den ersten Blick ansieht, dass und warum sie abwegig sind.

1.1 Ein altes, aber noch immer aktuelles und kontrovers diskutiertes Thema

Inwieweit Transfer des Gelernten möglich ist, wird schon seit über hundert Jahren erforscht. Gleichwohl ist das Thema auch heute noch äußerst aktuell: Eine kurze Recherche mit dem Stichwort „Transfer of learning“ nur in der Datenbank PsycINFO bringt schon über 4 500 Publikationen; beschränkt man sich auf die letzten zehn Jahre, so finden sich immer noch über 1 400 einschlägige Veröffentlichungen, also im Durchschnitt 140 pro Jahr, jeden zweiten oder dritten Tag eine. In Google Scholar bekommt man zu dem Stichwort sogar 1,5 Millionen Angebote, die zu sichten praktisch unmöglich ist. Allein daraus wird ersichtlich, wie stark der Lerntransfer die Forschung nach wie vor beschäftigt. Das hat mehrere Gründe:
  1. Das Thema gilt als pädagogisch außerordentlich wichtig.
  2. Bis heute ist die Möglichkeit und Reichweite des Lerntransfers umstritten.
  3. Viele Forscher versuchen herauszufinden, unter welchen Bedingungen und bei welchen Lernprozessen beachtlicher Transfer doch stattfinden kann.
Viele haben den Leitspruch der Lateiner „Non scholae sed vitae discimus“ bis zum Überdruss gehört. Er bedeutet letztlich nichts anderes, als dass in der Schule Gelerntes wirksam auf die Anforderungen übertragen werden soll, die den Lernenden später „im Leben“ begegnen werden (als ob die Schulzeit nicht auch zum Leben gehörte). Eine solche Übertragung ist schließlich der eigentliche Sinn des Schulunterrichts. In der Gegenwart hat sich die Problematik erheblich verschärft. Angesichts der sich rasch wandelnden Anforderungen, die den modernen Menschen vor immer neue Situationen stellen, bleibt gar nichts anderes übrig, als Wege zu finden, die jungen Menschen heute für die Ansprüche zu qualifizieren, denen sie morgen begegnen und die noch weitgehend unbekannt sind. So wurde der Lerntransfer als der heilige Gral der Pädagogik bezeichnet (Resnick, 1989; Haskell, 2001). Lohman (1993, S. 48) erklärte entsprechend, Lerntransfer sei ein wichtiges, wenn nicht gar das wichtigste Thema der Erziehung. Tatsächlich wurde die Bedeutung des Lerntransfers schon früh erkannt. Die ältesten Untersuchungen reichen bis in das 19. Jahrhundert zurück, wie bei Ernst Meumann (1907) in seinen „Vorlesungen zur Einführung in die experimentelle Pädagogik und ihre psychologischen Grundlagen“ nachzulesen ist.
Einen ersten und folgenreichen Rückschlag verursachten allerdings die Untersuchungen von Thorndike (Thorndike & Woodworth, 1901; Thorndike, 1922), welche die bis dahin herrschende Zuversicht erschütterten und bis heute nachwirken. Thorndike gilt als der Autor, der die Doktrin der formalen Bildung zu Fall brachte. Mit formaler Bildung war die Schulung des Geistes gemeint, die insbesondere durch die alten Sprachen Griechisch und Latein vermittelt werden soll und die den Verstand in einer Weise schulen soll, dass die so Gebildeten in der Lage sind, später beliebige andere Aufgaben zu bewältigen – jedenfalls besser als diejenigen, die diese Bildung nicht genossen haben. Thorndike kam aufgrund seiner experimentellen Studien zu einer sehr skeptischen Einschätzung der Möglichkeiten des Transfers, und bis heute gibt es bedeutende Wissenschaftler, die seine transferkritische Position aufgreifen und weiterführen. Auf Thorndike und die Folgen wird im nächsten Kapitel eingegangen.
Was übrigens die alten Sprachen betrifft, so waren Thorndikes Schlussfolgerungen zweifellos berechtigt. Neuere Untersuchungen auch im deutschsprachigen Raum zeigen beispielsweise, dass mit dem Lateinunterricht keine besonderen intellektuellen Kompetenzen vermittelt werden (Gutacker, 1979). Latein- oder Englischunterricht bringt in der intellektuellen Entwicklung keinen Unterschied, allenfalls gibt es kleine Auswirkungen auf den Sprachgebrauch des Deutschen. Jedoch erleben die „Lateiner“ eher Lernstress (Haag & Stern, 2000; Haag, 2001).
Seit über hundert Jahren wird also die Möglichkeit des Lerntransfers von manchen Autoren skeptisch beurteilt. Jedoch könnte auch eine Fülle von Äußerungen zitiert werden, die genau das Gegenteil behaupten. Um nur ein Beispiel zu bringen: Halpern (1998) betonte im „American Psychologist“ mit Nachdruck und belegte vielfältig, dass der Lerntransfer von großer und weitreichender Bedeutung sei. Und nicht wenige Autoren halten Transfer für ein allgegenwärtiges Phänomen, mit dem man nahezu immer rechne müsse, wie dies schon Hebb (1949) oder Ferguson (1956) taten. Von Detterman (1993) wurde dagegen der Gebrauch des Begriffs problematisiert. Die schlichte Anwendung des Gelernten in neuen Situationen verdiene keinesfalls die Bezeichnung Transfer, sondern sei eigentlich Sinn und Zweck des Lernens überhaupt. Dazu ein Beispiel: Saks und Belcourt (2006) gingen der Frage nach, welchen Sinn die vielen Trainingskurse eigentlich haben, die Firmen ihren Angestellten bieten. Sie stellten fest, dass unmittelbar nach dem Trainingskurs 62 % der Teilnehmer das Gelernte einsetzen, nach sechs Monaten noch 44 % und nach einem Jahr nur noch 34 %. Längerfristig sind solche Kurse offenbar nicht sehr effektiv. Für Saks und Belcourt handelt es sich dabei eindeutig um Transfer, was Detterman nur als Anwendung des Gelernten akzeptieren würde.
Wie man sich denken kann, sind sich nicht alle Forscher darüber einig, was genau unter Transfer zu verstehen ist. Einige Beispiele mögen das illustrieren. Der in der Mitte des 20. Jahrhunderts sehr einflussreiche Experimentalpsychologe Osgood (1962, S. 520) sprach von Transfer, wenn eine vorangehende Aktivität einen Effekt auf nachfolgendes Lernen ausübt. Danach gibt es nur Transfer auf Lernen, der aber von irgendwelchen Aktivitäten ausgehen kann, jedoch nicht notwendig vom Lernen. Dagegen beschrieb Ferguson Transfer als Einfluss früheren Lernens auf späteres Lernen (Ferguson, 1954, S. 100), was Mayer aufgriff und auf Problemlösen erweiterte („Transfer is the effect of previous learning on new learning or problem solving.“, vgl. Mayer, 2003, S. 19). Nach Haskell (2001, S. 24) ist Transfer ein Prozess, der die Übertragung früheren Lernens auf neue Situationen überhaupt betrifft. In der Gegenwart definieren Mähler und Stern (2006) Transfer im gleichen Sinne als die Anwendung gelernten Wissens oder gelernter Fertigkeiten in neuen Situationen, also in Situationen, die beim Erlernen nicht vorgekommen sind (ähnlich auch Hasselhorn & Gold 2006). Die Transferdefinition von Steiner (2006, S. 193) schließt erstaunlicherweise sogar die Möglichkeit negativen Transfers aus, denn Transfer bedeutet ihm zufolge die Nutzung früher erworbenen Wissens in neuen Situationen, wobei eine Verbesserung des Lernens dank des Transfers erwartet wird (vgl. auch Hasselhorn & Hager, 2008).
Angesichts solch höchst divergierender Einschätzungen wird es notwendig, den Transfer des Lernens genau zu definieren. Dabei geht es insbesondere darum zu klären,
  • ob Lerntransfer nur bezüglich des Lernens stattfinden kann, wie manche Autoren annehmen, oder auch in Bezug auf andere Variablen,
  • ob nur Lernaktivitäten zu Lerntransfer führen können,
  • ob – wie bei Osgood – gewisse andere Aktivitäten Lerntransfer bewirken können,
  • ob es neben Lernaktivitäten noch weitere Bedingungen gibt, die das Transfergeschehen beeinflussen können und
  • ob es sich bei der Anwendung des Gelernten in neuen Situationen um Lerntransfer handelt oder nicht.
Es gilt also festzulegen, welche unabhängigen Variablen Lerntransfer bewirken können, in welchen abhängigen Variablen sich ein Lerntransfer darstellen kann und welche anderen Bedingungen das Transfergeschehen beeinflussen oder modifizieren mögen.

1.2 Definition des Le...

Inhaltsverzeichnis

  1. Deckblatt
  2. Titelseite
  3. Impressum
  4. Inhaltsverzeichnis
  5. Vorwort
  6. 1 Einführung
  7. 2 Transfer auf partiell identische Aufgaben
  8. 3 Transfer von Strukturen
  9. 4 Transfer von Strategien
  10. 5 Bedingungen, die den Transfer beeinflussen
  11. Literatur
  12. Sachverzeichnis
  13. Personenverzeichnis