Katathym Imaginative Psychotherapie (KIP)
  1. 191 Seiten
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Über dieses Buch

Die Katathym Imaginative Psychotherapie (KIP) ist eine bewährte Methode der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie, in der die Imagination eine zentrale Funktion hat. Sie kommt hier in einer spezifischen Form zum Tragen: dialogisch begleitet, nah am sinnlichen, körperlichen und affektiven Erleben, szenisch und symbolisch ausgestaltet. Die katathyme (affektvermittelte) Imagination ist in einen strukturierten therapeutischen Prozess eingebunden, der flexibel an unterschiedliche klinische Kontexte und Situationen angepasst werden kann. Das Buch informiert über Anwendungen, Wirkungsweise und praktisches Vorgehen, veranschaulicht durch instruktive Fallbeispiele.

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Information

Jahr
2016
ISBN
9783170305212
 

1          Geschichte der KIP

Eberhard Wilke

 
 
Hanscarl Leuner (1919–1996) wurde bei seiner Emeritierung als Leiter der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie der Universität Göttingen von Journalisten gefragt, was denn eigentlich der Kern des von ihm entwickelten Verfahrens sei, das ursprünglich »Katathymes Bilderleben« (KB) hieß und später die Bezeichnung »Katathym Imaginative Psychotherapie« (KIP) erhielt. Er antwortete: Der Therapeut fordert seinen Patienten auf, er möge sich bequem hinsetzen, die Augen schließen, sich ein wenig entspannen, aber nicht zu sehr, sich dabei locker und neugierig fühlen, um dann vor seinem inneren Auge die Vorstellung einer Blume entstehen zu lassen, es könne auch etwas anderes auftauchen, das sei dann nicht weniger gut. Wichtig sei, dass er alles, was er sehen, hören oder fühlen könne, ihm, dem Therapeuten mitteile und dabei besonders auf die Gefühle achte. Dies sei der Kern der Methode.

1.1       Historische Vorläufer

Aus seiner Psychoanalyse nach C. G. Jung, der sich H. Leuner als junger Psychiater bei Schmaltz, einem Schüler Jungs, unterzog, kannte er die aktive Imagination und die Macht der Symbole. Er war davon überzeugt, den therapeutischen Prozess intensivieren zu können, wenn der Imaginierende seinem Therapeuten den Tagtraum – anders als bei C. G. Jung – bereits im Moment seines Entstehens simultan mitteilt und ihn so durch einen Bericht »in statu nascendi« in seinen kreativen Prozess einbezieht.
Leuner berief sich u. a. auf Arbeiten von Silberer über die »Symbolik des Erwachens und Schwellensymbolik überhaupt« (1909, 1911), auf das »Bildstreifendenken« von Kretschmer (1922), auf das »Bildbewusstsein« von Happich (1932) und auf Frederking (1948). Die Kenntnis der Oberstufe des Autogenen Trainings (AT) nach J. H. Schultz war bedeutsam, allerdings sind der imaginative Prozess und der Bericht darüber bei Schultz – wie bei C. G. Jung – zeitlich versetzt, und es ist weniger evident, dass es sich um einen gemeinsamen kreativen Prozess von Patient und Therapeut handelt, wie dies bei der KIP augenscheinlich der Fall ist. Mehr Übereinstimmungen gibt es mit der Tagtraumtechnik nach Desoille (1945). Der »rêve éveillé dirigé« als gelenkter Wachtraum zeigt eine methodische Ähnlichkeit, ist aber direktiver angelegt. Der Imaginationsforscher Singer hielt das damals noch so genannte Katathyme Bilderleben im Vergleich mit anderen europäischen Ansätzen für die am besten konzipierte und strukturierte imaginative Psychotherapiemethode (Singer und Pope 1986, S. 147).
Das liegt auch darin begründet, dass Leuner sich früh um eine gute Lehrbarkeit bemühte. Er teilte seine Methode in Grundstufe, Mittelstufe und Oberstufe ein (
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Kap. 5) und entwickelte Standardmotive die dem Patienten vor allem in der Grundstufe den Zugang zu seiner inneren Welt erleichtern und dem Therapeuten eine gewisse Handlungssicherheit geben.

1.2       KB, KIP, Symboldrama – zur wechselnden Namensgebung des Verfahrens

In den ersten grundlegenden Publikationen (1954, 1955, 1964) nannte Leuner sein Verfahren zunächst »Katathymes Bilderleben«. Das Wort »Bilderleben« sollte den bildhaften Erlebnischarakter des imaginativen Geschehens betonen. Der Ausdruck »katathym« (griech. »von der Seele herab«, »der Seele gemäß«) die Bindung der Imagination an die Emotion. In der Tat ist die emotionale Aktivierung eine wesentliche Eigenheit der KIP. In manchen Ländern wird die Methode als »Symboldrama« bezeichnet, so in Holland, Schweden und in russischsprachigen Ländern. Dieser Ausdruck nimmt Bezug darauf, dass sich hier innerseelische Spannungen in dramatischer Form inszenieren und so verdeutlichen. Der Wechsel der ursprünglichen Bezeichnung zum offiziellen Begriff »Katathym Imaginative Psychotherapie« macht deutlich, dass es sich nicht nur um eine bestimmte Erlebnisform, sondern um eine spezifische Methode der Psychotherapie handelt. In der angelsächsischen Welt hat sich die Bezeichnung »Guided Affective Imagery« (GAI) durchgesetzt (Leuner 1969), in Frankreich und der französischen Schweiz spricht man von »imagination catathymique«.

1.3       Eine therapeutische Schule

Leuner versammelte bald eine Gruppe von Ärzten und Psychologen um sich, die zum Bekanntwerden der Therapiemethode beitrugen. Viele brachten eine psychoanalytische Ausbildung mit und waren auf der Suche nach einer Erweiterung der therapeutischen Möglichkeiten. Die Anwendung der KIP ist in Deutschland bis heute dem Beruf des Psychologen oder Arztes vorbehalten (
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Kap. 10). Leuner war ein neugieriger und kreativer Mensch, in der Gruppe seiner Schüler herrschte ein offener und stets weiter fragender Geist, der bis heute und über seinen Tod hinaus fortwirkt.
Mit der Zeit kamen neue Anwendungsgebiete hinzu, etwa die Anwendung in der Gruppe, in der Paartherapie, in der Familientherapie oder in Kombination mit anderen Ansätzen der Psychotherapie. Wirksamkeitsnachweise führten zur kassentechnischen Anerkennung im Rahmen eines psychodynamischen Therapiekonzepts.
Die Entdeckung einer besonderen Wirksamkeit der KIP bei der Behandlung psychosomatischer Patienten (einer »zweiten« therapeutischen Dimension nach der zunächst entwickelten Neurosentherapie entsprechend) bedeutete für die Methode als solche einen wichtigen Entwicklungsschritt (
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Kap. 7.2), ebenso die Entdeckung der Möglichkeit, traumatisierte Menschen mit einem imaginativen Ansatz zu behandeln. Hier stehen im Rahmen der KIP heute ausdifferenzierte Strategien zur Verfügung (
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Kap. 7.5).

1.4       Innerdeutsche Entwicklung

Die KIP gehörte zu den wenigen psychodynamischen Ansätzen, die in der DDR der Vorwendezeit verbreitet waren. Im Zentrum der Aktivitäten stand eine Arbeitsgruppe um H. Hennig und E. Fikentscher in Halle. Ein großer Internationaler Kongress dort wurde in der Vorwendezeit geplant und fand 1990 schließlich bei offener Grenze statt.

1.5       Internationale Verbreitung

Die katathyme Imaginationsmethode hat sich rasch auch in anderen Ländern verbreitet (
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Kap. 10), zunächst in Österreich und in der Schweiz, dann in Schweden und in den Niederlanden. Erstaunlich groß war das Interesse im Baltikum, in Tschechien und in der Slowakei. Auch dort gibt es mittlerweile nationale Gesellschaften, die ihre eigenen Curricula vorhalten und schon Gastgeber internationaler Kongresse waren. In den Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion haben sich die Aktivitäten und Mitgliederzahlen der Fachgesellschaft besonders beeindruckend entwickelt.

2 KIP im Vergleich zu anderen Behandlungsansätzen

Götz Biel

Kernstück der therapeutischen Arbeit in der Katathym Imaginativen Psychotherapie (KIP) ist der differenzierte, systematische Einsatz von Imaginationen. Die Phasen des Umgangs mit Imaginationen sind detailliert in diesem Buch beschrieben (
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Kap. 5.5). Die Arbeit mit Imaginationen in der KIP ist charakteristischerweise » affektgetragen, primärprozessnah, symbolvermittelt, dialogisch und als zentraler Parameter in den therapeutischen Prozess integriert« (Ullmann 2012a, S. 31, Hervorhebung im Original).
Auch andere Behandlungsansätze haben auf teils unterschiedlicher theoretischer Basis Imaginationen als therapeutisches Agens in ihrem Repertoire. Gemeinsame Auffassungen im Umgang mit Imaginationen sind methodenübergreifend: je mehr Sinnesmodalitäten involviert sind, desto besser; wichtig ist die Kontrollfähigkeit über die Imagination; Lernen gelingt am besten bei beherrschbarem, mittlerem Angstniveau (Kast 2012). Hier soll eine Standortbestimmung gegenüber der Analytischen Psychologie nach C. G. Jung, der Verhaltenstherapie, der Hypnotherapie und der Systemischen Therapie vorgenommen werden.

2.1 Analytische Psychologie nach C. G. Jung

Die Aktive Imagination als eigenständiges therapeutisches Vorgehen im Rahmen der Analytischen Psychologie war ursprünglich monologisch konzipiert:
»Der Patient begibt sich bei wachem Bewusstsein in einen Dialog mit Traumgestalten, in der Regel zuhause, dokumentiert dann diese Gespräche und Erlebnisse. In der nächsten therapeutischen Sitzung berichtet er seinem Psychoanalytiker darüber. Im Kontext der psychoanalytischen Behandlung werden die Inhalte der Aktiven Imagination durchgearbeitet und integriert« (Bolle 2005, S. 41).
Ein solches Vorgehen des Psychotherapeuten setzt ein gut strukturiertes Ich des Patienten voraus. Dieses gut strukturierte Ich haben Menschen mit gravierenden Entwicklungsdefiziten und komplex Traumatisierte allerdings nicht im erforderlichen Maße.
Der von Kast (2012) beschriebene, moderne Umgang mit Imaginationen in der Analytischen Psychologie ist ähnlich wie in der KIP auch dialogisch konzipiert. Zentrale Unterscheidungsmerkmale zwischen der Analytischen Psychologie und der KIP sind die unterschiedliche Handhabung der Psychodynamik in der Nachfolge Freuds sowie Unterschiede in der Auffassung vom Unbewussten und der Regelmäßigkeit des Einsatzes von Imaginationen.

2.2 Verhaltenstherapie (VT)

In der VT wird mit Imaginationen im Rahmen eines allgemeinen Problemlöseprozesses gearbeitet. Die Grundelemente der Problemanalyse, mit Beschreibung des Ist-Zustands, Zielanalyse und Mittelanalyse, sowie die Erprobung und Bewertung des Ergebnisses (Kirn et al. 2009) können grundsätzlich auch im imaginativen Modus realisiert werden. Dieser Modus ist auch auf aktuelle und vergangene emotional bedeutsame Situationen anzuwenden. Jacob und Tuschen-Caffier (2011) sehen den Einsatz von imaginativen Techniken außerdem bei stark ausgeprägten emotionalen Problemen im Zusammenhang mit z. B. Ekel, Scham und Angst sowie im Falle der Vermeidung von Emotionen als indiziert an. Nach Lammers (2011) sind Imaginationen eine der wichtigsten Techniken in der erlebnisorientierten Therapie. Reddemann und Stasing (2013) betonen, es sei unerlässlich, stetig zu wiederholen, zu üben und das Zielverhalten in den Alltag zu integrieren.
Verhaltenstherapeutische Autoren und A...

Inhaltsverzeichnis

  1. Deckblatt
  2. Titel
  3. Copyright
  4. Geleitwort zur Reihe
  5. Inhalt
  6. Vorwort
  7. 1 Geschichte der KIP
  8. 2 KIP im Vergleich zu anderen Behandlungsansätzen
  9. 3 Wissenschaftliche und therapietheoretische Grundlagen
  10. 4 Kernelemente der Diagnostik
  11. 5 Kernelemente der Therapie
  12. 6 Fallbeispiel
  13. 7 Ausgewählte Indikationsbereiche
  14. 8 Settings und therapeutische Beziehung
  15. 9 Wissenschaftliche und klinische Evidenz
  16. 10 Institutionelle Verankerung
  17. 11 Hinweise zu Aus-, Fort- und Weiterbildung
  18. Literatur
  19. Die Autorinnen und Autoren
  20. Stichwortverzeichnis