Werte und Normen in der Sozialen Arbeit
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Werte und Normen in der Sozialen Arbeit

  1. 304 Seiten
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Werte und Normen in der Sozialen Arbeit

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Inhaltsverzeichnis
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Über dieses Buch

Das Buch beschĂ€ftigt sich mit der zentralen Frage nach einem wertorientierten und an Normen ausgerichteten Sozialen Handeln und dessen philosophisch-ethischer Grundlegung.Neben ethischen Wert- und politischen Grundwerte-Konzepten, den sozialen Normen und spezifischen Formen ethischen Handelns im Kontext des Sozialen thematisiert das Buch u.a. die kardinale Forderung nach Herstellung und Bewahrung "Sozialer Gerechtigkeit" als besondere Herausforderung normenorientierter Sozialer Arbeit.Das Buch liefert nicht nur ein theoretisches Fundament, sondern geht auch praxisorientiert vor, indem klare BezĂŒge zu verschiedenen Handlungsfeldern und Aufgabenbereichen der Sozialen Arbeit hergestellt werden.

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Information

Jahr
2012
ISBN
9783170278820

B Grundlagen der Philosophie/Ethik

I Ethisch-philosophische Grundlagen Sozialer Arbeit

1 Ethik und Moral: eine Begriffsabgrenzung

Ethik und Moral sind Begriffe, die – vielfach angewandt – doch immer wieder fĂŒr eine gewisse Verwirrung sorgen, jedoch in bestimmter Weise einen direkten Bezug zu den Werten und Normen einer Gesellschaft herstellen. GrundsĂ€tzlich ist davon auszugehen, dass die Ethik als wissenschaftliche Disziplin zu verstehen ist, die sich mit dem menschlichen Handeln auseinandersetzt. Sie will aber nicht als Handlungstheorie verstanden werden, da es ihr eigentlich vordringlich nur um jene Handlungen geht, die unter moralischen Gesichtspunkten zu sehen sind, die also einen Anspruch auf MoralitĂ€t erheben.
FĂŒr Annemarie Pieper fragt die Ethik „nach diesem qualitativen Moment, das eine Handlung zu einer moralisch guten Handlung macht, und befasst sich in diesem Zusammenhang mit Begriffen wie Moral, das Gute, Pflicht, Sollen, Erlaubnis, GlĂŒck u.a.“.1 Im Unterschied zur Moral beschĂ€ftigt sie sich mit moralisch wertbaren Handlungen unter Einsatz bestimmter Vorgehensweisen wie etwa der deskriptiven oder der normativen Methode (siehe Kap. B II), ohne jedoch ideologisieren oder moralisieren zu wollen, worauf Aristoteles bereits hingewiesen hat. Dies will heißen, dass die Ethik sich um objektiv verbindliche Aussagen bemĂŒht, wĂ€hrend die Moral rein subjektive Vorgaben bezĂŒglich Verhalten und dessen Wertung macht.
Der Begriff ‚Ethik‘ leitet sich aus dem griechischen ethos ab und bedeutet sowohl Sitte wie auch Brauch, aber auch den Ort, an dem man zu Hause ist. Gemeint sind auch alle Gewohnheiten und Gepflogenheiten, die Denkweisen, die in diesem hĂ€uslichen Bereich anzutreffen sind. Schließlich kommt der Charakter hinzu, mit dem auch ausgedrĂŒckt wird, dass man so handelt, wie man es durch seine Erziehung, Gewöhnung und Herkunft fĂŒr richtig hĂ€lt.
Max Klopfer geht von einem Zusammenwirken der beiden Bedeutungsaspekte aus und kommt zu dem Schluss, dass Ethos dann eine innerliche Akzeptanz seiner Handlungen und der ihnen zugrundeliegenden Werte ausdrĂŒckt. Er meint, dass sich das Handeln des Menschen zu den Werten in „ein VerhĂ€ltnis gesetzt hat“, weshalb es dann nicht mehr unbedacht, sondern aus einer inneren Einsicht heraus erfolgt.2
Das menschliche Handeln wird damit auf eine höhere Bedeutungsebene gehoben, es verliert seine BeilĂ€ufigkeit oder den Eindruck des UnĂŒberlegten, des Unbesonnenen. Es gewinnt eine qualitative VerĂ€nderung im Sinne einer ethischen Wertbarkeit, indem es den Charakter, die Tugendhaftigkeit und das moralische Empfinden des Handelnden ausdrĂŒckt. Es ist nicht verwunderlich, dass sich diese Sichtweise auf Aristoteles zurĂŒckfĂŒhren lĂ€sst, der diese ZusammenhĂ€nge zwischen dem Ethos und der Ethik in seiner Nikomachischen Ethik beschreibt. Dort findet man seine ausfĂŒhrliche BegrĂŒndung fĂŒr die Verbindung zwischen Gewohnheit und Charakter: „Also entstehen die sittlichen VorzĂŒge in uns weder mit Naturzwang noch gegen die Natur, sondern es ist unsere Natur, fĂ€hig zu sein sie aufzunehmen, und dem vollkommenen Zustande nĂ€hern wir uns durch Gewöhnung.“3
Sicher lehnt sich JĂŒrgen Schwarz mit seiner Sichtweise an Aristoteles an, wenn er meint: „ZunĂ€chst sind es die ganz persönlichen Eigenarten des Verhaltens, dann aber zunehmend die typischen Umgangsformen von Gruppen oder ganzen Völkern, wobei der persönliche Lebensbereich mit eingeschlossen ist.“ Diese Definition wiederum zielt dennoch stĂ€rker darauf ab, die Ethik als einen reinen Verhaltenskodex zu begreifen, „der sich von unmittelbaren Sitten und GebrĂ€uchen ableitet, sich in bestimmten ungeschriebenen Gesetzen niederschlĂ€gt und dann Denken, FĂŒhlen, Wollen und schließlich Handeln des einzelnen Menschen bestimmt.“4
Schwarz macht die Unterscheidung zur Moral zumindest nicht leichter, wenn er dieses Ethos auch als Moral bezeichnet und mit dem lateinischen Begriff „mores“ die Verbindung zu Sitte oder Gesittung herstellt. Seine Definition lĂ€sst die der Ethik eben im Unterschied zur Moral anhaftende Wissenschaftlichkeit in der Bedeutungsfindung und Inhaltsbestimmung vermissen. Dies gilt auch dann, wenn er zugesteht, dass es bei der Ethik als Wissenschaft vom Ethos neben verschiedenen voneinander abweichenden Moralauffassungen „etwas Letztes, AllgemeingĂŒltiges, Unbedingtes gibt, das zu allen Zeiten und an allen Orten in gleicher Weise gelten sollte“.5 Die Unterscheidung von der Moral nimmt er dadurch vor, dass er sie – durchaus nachvollziehbar – nicht als Beschreibung: ‚So ist es‘, sondern als eine Forderung: ‚So soll es sein‘ versteht.
Versucht man, das bisher Gesagte fĂŒr eine kurze BegriffserklĂ€rung zusammenzufassen, so ließen sich folgende MerksĂ€tze formulieren:
Ethik ist die wissenschaftliche Analyse des sittlichen Wollens und Handelns des Menschen unter BerĂŒcksichtigung personen- und situationsbedingter unterschiedlicher Gegebenheiten!
Klopfer weist zu Recht darauf hin, dass das eigentliche Objekt der Ethik die Moral ist, „die auf ihre MoralitĂ€t hinsichtlich des Handelnden untersucht wird“.6 Auch hier fĂ€llt wieder die enge Verbundenheit zwischen Ethik und Moral auf. Moral wird zumeist wie folgt verstanden:
Moral entwickelt sich aus in einer bestimmten Zeit geltenden GrundsĂ€tzen und Normen, die auf Tradition, religiösen GlaubenssĂ€tzen und gesellschaftlichen Gegebenheiten beruhen und das Verhalten des Einzelnen gegenĂŒber anderen beeinflussen!
Versucht man dennoch eine Differenzierung zwischen den beiden philosophischen Begriffen vorzunehmen, so wird man feststellen, dass sich
  • die Moral praktisch mit dem Handeln bezogen auf die Sittlichkeit auseinandersetzt und
  • die Ethik als philosophische Lehre die theoretische Auseinandersetzung mit der Sittlichkeit darstellt,
so dass Niklas Luhmann die Ethik als ‚Reflexionstheorie der Moral‘ bezeichnet hat.
Die Ethik steht als Ergebnis dieser Differenzierung in einer mittelbaren Beziehung zum Handeln des Menschen, wĂ€hrend die Moral unmittelbar mit dem Handeln selbst verbunden ist. Einerseits lĂ€sst sich behaupten, dass die Ethik als Folge der Moral angesehen werden muss, wĂ€hrend man andrerseits ein moralisch gebotenes Verhalten aus Erkenntnissen der durch die Ethik vorgenommenen Analysen ableiten könnte. Im Grunde Ă€hnelt dies der Streitfrage, was zuerst da war – das Huhn oder das Ei! Offenkundig bleibt der wichtige Zusammenhang zwischen Ethik und Moral. Dies gilt auch dann, wenn – wie Sutor glaubt – Ethik keine Moral hervorbringen kann.7

2 Die Bedeutung der Ethik fĂŒr die Soziale Arbeit

Will man die Aufgabenstellung und die Zielsetzungen der Sozialen Arbeit erfassen, so muss man von zwei grundlegenden Schwerpunkten ausgehen:
  1. Zum einen geht es um ➞ das Individuum, indem Hilfeleistung zur Selbstfindung und zur Entfaltung der Persönlichkeit geboten wird.
  2. Zum anderen geht es um ➞ die Gesellschaft, indem auf eine Verbesserung bzw. VerĂ€nderung der gesellschaftlichen Gegebenheiten und Bedingungen hingewirkt werden soll.
In beiden Bereichen wird das zentrale Ziel der Hilfestellung deutlich.
Soziale Arbeit stellt soziale Hilfe dar und verbindet sich immer mit der Sorge um das Wohlergehen des Individuums in der Gesellschaft. Dabei muss Wert darauf gelegt werden, dass eine verengte Sichtweise des ‚Sozialen‘ und damit der Sozialen Arbeit im Besonderen und des Sozialen Handelns im Allgemeinen heute mehr denn je nicht mehr geboten erscheint. Soziale Arbeit wĂŒrde sich sonst in dem immer noch landlĂ€ufig gĂ€ngigen Denkmuster von der Arbeit mit sozial Schwachen, Ausgegrenzten und randstĂ€ndigen Individuen und Gruppen erschöpfen.
Nimmt man den Begriff des ‚Sozialen‘ ernst, so wird man unschwer erkennen, dass er sich zuvorderst mit dem Gesellschaftsbegriff vereinbaren lĂ€sst. Das, was aber hĂ€ufig mit der Sozialen Arbeit in Verbindung gebracht wird, ist im Grunde genommen eher das Gegenteil, nĂ€mlich die ‚A-SozialitĂ€t‘ – das, was außerhalb der Gesellschaft passiert, was sich im Gegensatz zu ihr entwickelt. Aus dieser Sichtweise heraus ergibt sich der Schluss, dass Soziale Arbeit im Sinne einer ‚Re-Sozialisierung‘ tĂ€tig wird, was wiederum den oben genannten Schwerpunktsetzungen nur bedingt gerecht werden wĂŒrde.
Albert MĂŒhlum hat die professionellen Ziele der Sozialarbeit wie folgt formuliert:
Es geht ihm um „die BefĂ€higung des Klienten zur Durchsetzung seiner Rechte und seiner legitimen Interessen und zur Wahrnehmung seiner Pflichten und – soweit die Klienten selber dazu nicht in der Lage sind – die Vertretung ihrer Interessen gegenĂŒber dem Umfeld“.8MĂŒhlum wird mit seiner Zielbeschreibung oberflĂ€chlich betrachtet nur dem erstgenannten Schwerpunktbereich gerecht, da er Sozialarbeit zunĂ€chst lediglich als ‚Sozialerziehung‘ versteht. Aus seiner Sicht ergeben sich dann selbstverstĂ€ndlich nachfolgende ‚Erziehungs‘-Ziele:
  • die Entfaltung der Persönlichkeit bzw. der IndividualitĂ€t
  • die Entwicklung der FĂ€higkeiten zur LebensbewĂ€ltigung und -tĂŒchtigkeit
  • das Vermögen zur Anpassung an und Integration in die Gesellschaft
  • die Entwicklung eines normgerechten Verhaltens und der Mitmenschlichkeit
  • die Bindung an Werte
  • die Entwicklung von Verantwortungsbereitschaft
  • die FĂ€higkeit zur Selbstbestimmung, insbesondere von MĂŒndigkeit, EigenstĂ€ndigkeit, Selbstverantwortlichkeit, Autonomie, Bereitschaft zur VerĂ€nderung von Bestehendem
Schaut man sich diese Ziele genauer an, so wird die Relevanz derselben fĂŒr die Gesellschaft dadurch erkennbar, dass sie in den Zielen selbst begrĂŒndet liegt. So sind die genannten ‚Entwicklungs‘-Ziele ohne den direkten gesellschaftlichen Bezug ĂŒberhaupt nicht denkbar. Zudem beinhalten sie eindeutige gesellschaftliche Interessen, wie dies etwa an den Forderungen nach Mitmenschlichkeit, Wertbindung oder Anpassung und Integration in die Gesellschaft sehr deutlich wird.
Hermann Baum geht in seiner Betrachtung der Ethik fĂŒr soziale bzw. helfende Berufe ganz anders an die Frage nach der Bedeutung der Ethik fĂŒr die Soziale Arbeit heran. Er wirft zwei Fragen auf und versucht Antwort zu geben:
1. Zum einen stellt er die Frage, ob sowohl das theoretische wie auch praktische Problem der Sozialen Arbeit auch ein ethisches ist?
Er weist darauf hin, dass die einen mit ‚Nein‘ antworten wĂŒrden, weil fĂŒr sie ethisches Denken nur unnĂŒtzer Ballast sei und ein effizientes Handeln, auf das es beim Helfen ankomme, dadurch verhindert werde. FĂŒr diese Personen gelte allein die fachliche Kompetenz, mit deren Hilfe sich die sozialen Probleme am besten lösen liessen. Baum setzt diesem Personenkreis jene gegenĂŒber, die der Meinung sind, dass die Probleme, mit denen sie im beruflichen Alltag konfrontiert werden, ohne eine ethisches Wissen und Wollen trotz fachlicher Kompetenz nicht zu lösen sind.9
Nach Ansicht des Verfassers ist fachliche Kompetenz unbestritten als Ă€ußerst wichtige Voraussetzung fĂŒr Soziales Handeln anzusehen. Wie in jedem anderen Beruf auch bedarf es einer grĂŒndlichen Ausbildung, die das Handwerkszeug des Sozialarbeiters bzw. -pĂ€dagogen liefert. Hierzu gehören be...

Inhaltsverzeichnis

  1. Deckblatt
  2. Titelseite
  3. Impressum
  4. Inhaltsverzeichnis
  5. EinfĂŒhrung
  6. A Sozialphilosophische Grundannahmen
  7. B Grundlagen der Philosophie/Ethik
  8. C Wert und Wertekonzept
  9. D Die Norm im Kontext des Sozialen
  10. E „Soziale Gerechtigkeit“: Kardinalwert oder normierte Illusion
  11. F Ethische Kodifizierungen
  12. G Reflexion
  13. Verzeichnis der verwendeten bzw. empfohlenen Literatur
  14. Personenverzeichnis
  15. Stichwortverzeichnis