Die Inka
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Die Inka

Geschichte und Kultur

  1. 144 Seiten
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Die Inka

Geschichte und Kultur

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Über dieses Buch

The Inca continue to fascinate us today. The book presents their unique history from its beginnings to the conquest by the Spaniards in the 16th century. The book also presents the sources and the research methods used. It provides a comprehensive insight into their state, social and religious structures as well as into everyday life and festivals. It includes the many research findings in recent years, particularly among the provinces of the Inca Empire, andmakes them accessible to a wider audience. This brilliantly written and easy to understand book includes everything there is to know about the state and society, urban planning and architecture and precursor cultures.

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Information

1 Einführung: Wer waren die Inka?

1.1 Räumliche Ausbreitung

Maya, Inka und Azteken sind die bekanntesten Kulturen aus der voreuropäischen Zeit in Mittel– und Südamerika. Sie sind uns bis heute durch ihre herausragenden Kulturleistungen, die sie vollbracht haben, fest im Gedächtnis und Bewusstsein verankert. Ist es in Mittelamerika vor allem die Entwicklung des Kalenderwesens und der Schrift, die Kenntnisse der Astronomie und die gewaltigen Pyramiden, die uns beeindrucken, so ist es in Südamerika bei den Inka die perfekte staatliche Organisation und die kunstvolle Architektur.
Die Inka schufen den größten Staat, den es in Amerika vor Ankunft der Europäer gab. Zur Zeit der Ankunft der spanischen Eroberer zu Beginn des 16. Jahrhunderts erstreckte sich das Inkareich von Südkolumbien bis Mittelchile über 4500 Kilometer Länge und einer Breite von etwa 500 Kilometern. Etwa 10 Millionen Menschen, so schätzt man heute, haben in diesem Staat gelebt. Die Inka nannten ihr Reich Tahuantinsuyu, wörtlich »die vier zusammengehörenden Teile«. Diese vier Regionen waren das Chinchaysuyu, das vom heutigen Peru über Ecuador bis in den Süden Kolumbiens reichte. Das Collasuyu, zu dem das südliche Peru, Bolivien, Nordwest–Argentinien und Nord– und Mittelchile gehörten. Das Cuntisuyu im Westen und das Antisuyu im Osten erstreckten sich in Peru zum Pazifik und in die Ostanden. Mittelpunkt und Schaltzentrale des gesamten Reiches war Cuzco als Hauptstadt und aus Sicht der Inka war ihre Hauptstadt der »Nabel der Welt«.

1.2 Inka–Forschung in Geschichte und Gegenwart

Schon die Inka selbst legten großen Wert auf die eigene Geschichte. Vor allem im Rahmen von mündlichen Überlieferungen wurden viele historische Ereignisse von Generation zu Generation weiter gegeben. Viele Taten der Vorfahren wurden glorifiziert, vor allem die einzelner Personen. Die mündlich überlieferte Geschichte war wichtig für die Identität des eigenen Volkes, sie legitimierte die Ausbreitung der Inka und trug wesentlich zu einem Zusammengehörigkeitsgefühl bei. Bei den Inka gab es regelrechte Geschichtsexperten, die sogenannten amauta, die »Weisen«, deren Aufgabe es war, historische Kenntnisse über das eigene Volk, das Wissen über die Entstehung der Welt und die Einbindung der Menschen in den Kosmos an die Jugend weiter zu geben. Von Forschung kann man in dieser Zeit noch nicht sprechen, da das Wissen mehr auf Erfahrung und Wissbegierde beruhte.
Die Ankunft der Spanier und die Eroberung des Inkareiches im 16. Jahrhundert bedeuteten einen radikalen Einschnitt in die Geschichte und das Leben im Andengebiet. Die Spanier zeigten von Beginn an ein großes Interesse an der Geschichte der Inka. Schon die ersten Augenzeugen der spanischen Eroberung wie z. B. der Soldat Pedro Cieza de León (1550), hielten wichtige Informationen zur Geschichte der Inka schriftlich fest. Sehr schnell folgten ihm auch spanische Geistliche und Verwaltungsbeamte. Dies bedeutete einen Einschnitt in die Geschichtsschreibung der Inka, da diese bis dahin nicht schriftlich, sondern in erster Linie durch mündliche Tradition festgehalten wurde. Es folgten im 16. und 17. Jahrhundert auch eine ganze Reihe von Autoren indigener Abstammung, wie Titu Cusi Yupanqui (1570), Garcilaso de la Vega (1606), Juan de Santacruz Pachacuti Yamqui (1613) oder Felipe Guaman Poma de Ayala (1615). Hinzu kamen Geistliche, die selbst keine Augenzeugen waren, die aber durch intensive Befragungen und zum Teil auch schon durch Studium vorhandener Quellen, wie Berichte von Geistlichen, Soldaten oder Verwaltungsbeamten, viele wichtige Details des ehemaligen Inkareichs dokumentierten. Zu nennen sind hier z. B. José de Acosta (1550) und Bernabé Cobo (1553).
Bereits hier wird deutlich, dass bei der Auswertung dieser historischen Schriftquellen eine strenge Quellenkritik angesetzt werden muss. Bei jeder Quelle muss man beachten, wer der Autor ist, welchen biografischen Hintergrund er hat und welche Stellung er in der jeweiligen Gesellschaft innehatte. Auch die Intention des Verfassers und an wen die Quelle ursprünglich gerichtet war, gilt es zu hinterfragen.
Waren es im 17. und 18. Jahrhundert vor allem Verwaltungs– und Missionierungsinteressen, die für wichtige Quelleninformationen über die Kultur der Inka sorgten, so kamen im 19. Jahrhundert ganz neue Forschungsinteressenten hinzu. Mit der beginnenden politischen Unabhängigkeit vom spanischen Reich und der Gründung neuer Nationalstaaten in Südamerika kam es zu einer Öffnung für Forschungsreisende und Wissenschaftler auch anderer europäischer Staaten und der USA. Die Erforschung der inkaischen Geschichte und das Interesse daran profitierten davon. Wichtige Autoren in jener Epoche waren z. B. der US–amerikanische Journalist und Diplomat Ephraim George Squier und der englische Geograph Clements Markham.
Ab Beginn des 20. Jahrhunderts gaben in zunehmenden Maße peruanische Historiker und Intellektuelle wie José de la Riva Agüero oder Victor Andrés Belaunde wichtige Impulse in Bezug auf die Erforschung der inkaischen Geschichte. Sie studierten die Chroniken der Kolonialzeit und die Organisation des inkaischen Staates. Belaunde sah im Tahuantinsuyu einen militaristischen und expansiven Staat. Dieses Bild unterschied sich von dem, das der Deutsche Heinrich Cunow (1895) entworfen hatte. Dieser war einer der ersten, der das Funktionieren der inkaischen Gesellschaft studierte und der im Funktionieren des Familienverbandes ayllu einen Ausdruck von Agrarkommunismus sah. Später war es der Franzose Louis Baudin (1928), der das sozialistische Bild von den Inka verbreitete.
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Karte 1: Das Tahuantinsuyu zur Zeit der spanischen Eroberung
In den 1920er Jahren beschäftigten sich in Peru die sogenannten Indigenisten mit der indigenen Bevölkerung ihres Landes. Dies gab auch der Erforschung der Inka–Geschichte neue Impulse. In diesem Zusammenhang ragt vor allem der peruanische Historiker und Ethnologe Luis E. Valcárcel heraus, der die Informationen aus den spanischen Chroniken mit den Daten aus archäologischen und ethnologischen Forschungen verglich. So entstand eine neue und auch heute noch wichtige Methode, die inkaische Geschichte zu studieren. Diese Herangehensweise fand ihre Fortsetzung in den Arbeiten auch international bedeutender Historiker wie die der US–Amerikaner John Howland Rowe und John V. Murra oder der peruanischen Inka–Spezialisten wie Franklin Pease G. Y., Waldemar Espinoza Soriano oder Maria Rostworowski de Diez Canseco.
Auch in der gegenwärtigen Forschung werden auf möglichst viele Quellengattungen zurückgegriffen. Interdisziplinäres Zusammenarbeiten ist zu einer weltweiten Selbstverständlichkeit geworden. In Kolumbien, Ecuador, Peru, Bolivien, Chile und Argentinien, alles Länder, in denen das Inkareich seine Spuren hinterlassen hat, gibt es Forscher, die nicht nur in den einheimischen Forschungsinstitutionen tätig sind, sondern auch in internationale Kooperationen eingebunden sind. Archäologen, Historiker, Sprachforscher, Musikwissenschaftler, Botaniker, Zoologen, Mediziner und Ethnologen arbeiten nach den vorhandenen Möglichkeiten projektbezogen zusammen. Bedeutende Inkaforscher gibt es nicht nur in den heutigen lateinamerikanischen Ländern, sondern in allen Teilen der Welt.

1.3 Quellen zur Erforschung der inkaischen Geschichte

Im Gegensatz zu Völkern Mittelamerikas, gab es in Südamerika in voreuropäischer Zeit keine Schrift. Dennoch gab es bei den Inka bestimmte Symbole, wie z. B. die tocapu genannten Zeichen, die auf Textilien oder auch Keramiken immer wieder auftauchten. Ihre Bedeutung ist uns trotz vielfältiger Deutungsversuche, auch als eine Art von Schriftsystem, bis heute verschlossen geblieben.
Ein wichtiges Medium für Aufzeichnungen waren die Knotenschnüre quipu. In erster Linie wurden damit bestimmte Mengen registriert. Man vermutet, dass es quipu gab, die auch historische Informationen enthielten. Wie detailliert diese Aufzeichnungen waren, konnte bisher nicht geklärt werden. Obwohl sich etliche quipu aus inkaischer Zeit erhalten haben, konnten solche mit historischen Inhalten noch nicht entsprechend gedeutet werden.
So wurden zunächst vor allem mündliche Überlieferungen der Inka und anderer Völker des Andengebiets zu einer wichtigen Quelle zur Geschichte der Inka, die nach der Eroberung durch die Spanier auch schriftlich fixiert wurden.
So war man lange Zeit bei der Rekonstruktion der inkaischen Kultur weitest gehend auf die spanischen und indigenen Chronisten des 16. und beginnenden 17. Jahrhundert angewiesen. Erst ab dem 20. Jahrhundert ist man dazu übergegangen, auch andere Quellenarten heranzuziehen. Immer mehr erkannte man die Bedeutung von Verwaltungsakten unterschiedlichster Art. Gemeint sind z. B. Petitionen an die spanische Verwaltung und Kirche, Gerichtsprozesse oder Testamente. Als wichtig stellte sich hierbei auch heraus, dass die Indianer darin selbst zu Wort kamen. Auch die zunehmende Erschließung von Dokumenten, die nicht aus dem zentralen Bereich um Cuzco, sondern aus den Provinzen des Reiches stammten, war von großer Bedeutung. Von den Unterworfenen und von den in das Reich eingegliederten Menschen her gesehen erscheint das Bild des Inkareiches oft anders als von den Quellen, die ihre Angaben von Mitgliedern der inkaischen Oberschicht erhalten haben.
Seit einigen Jahrzehnten stehen in verstärktem Maße zudem die Ergebnisse archäologischer Forschungen als Quellen zur Verfügung. Dies ist eine wichtige Ergänzung zu den Schriftquellen, da dadurch die Kenntnisse von Geschichtsabläufen und vielen Faktoren der inkaischen Kultur verfeinert werden. Archäologische Befunde können sogar Aussagen in den Schriftquellen widerlegen. Die Archäologie erbringt aber auch unabhängig von den Schriftquellen sehr viele Erkenntnisse, die sich bei diesen gar nicht oder nur sehr rudimentär wiederfinden. Als Beispiel sei hier nur die Siedlungsarchäologie genannt, die in den letzten Jahren entscheidende Erkenntnisse geliefert hat.
So wird es in der Zukunft sehr wichtig sein, die archäologische Forschung voranzutreiben. Dies ist aber nicht so einfach, da die archäologische Forschung zumeist sehr aufwendig und kostenintensiv ist. Viele Hinterlassenschaften der Inka befinden sich noch unter der Erde, die es systematisch zu erschließen gilt. Erschwert wird die archäologische Forschung auch durch bauliche Gegebenheiten, wie z. B. in der Stadt Cuzco, in der inkaische Bauten schon in der frühen Entdeckungs– und Eroberungszeit zerstört und mit neuen Gebäuden überbaut wurden. Viele für die Inka wichtigen Plätze und Kultorte gingen so verloren. Dennoch sind unter den später errichteten Bauten und Straßen noch viele Spuren inkaischer Geschichte zu erwarten. Darauf wiesen schon die Pioniere der andinen Archäologie, wie der Deutsche Max Uhle (1856 –1944) und der Peruaner Julio C. Tello (1880 –1947) hin.
Archäologische Forschung übt auch auf Laien eine große Faszination aus. Viele Dokumentarfilme im Fernsehen und populärwissenschaftliche Publikationen im Buchhandel zeugen davon. Auch die Inka und andere altandine Kulturen sorgten stets für ein großes Interesse. Diese Faszination regte auch immer wieder Autoren zu pseudowisenschaftlichen Überlegungen und Abhandlungen an. Landung von Außerirdischen, Auswanderung von Karthagern und Kelten nach Südamerika, altperuanische »Heißluftballonfahrer«, japanische und polynesische Ozeanüberquerer, die Bandbreite der Überlegungen und Spekulationen ist groß. Auch wenn sich solche Nachforschungen zumeist als Hirngespinste erwiesen, waren sie doch immer auch bereichernd für die Beschäftigung mit vergangenen Kulturen. Sie tragen auf jeden Fall mit dazu bei, das Interesse bei einem größeren Publikum wachzuhalten oder gar erst zu erwecken, das sich nicht von Berufswegen damit beschäftigt.

2 Geschichte der Inka

2.1 Mythologie der Inka

Die Inka pflegten wie alle anderen Völker des Andengebietes eine ausgeprägte orale Tradition. Nach ihrer eigenen Überlieferung waren sie ursprünglich nicht mehr als eine Gruppe verwandter Familien, die nach Cuzco eingewandert waren. Als mythischen Ursprungsort sahen sie Pacaritambo an, das 100 Kilometer südlich von Cuzco lag. Ihren Staat und damit ihre Macht rechneten sie nach unserer Zeitrechnung bis etwa 1200 n. Chr. zurück. Dies war für die Staatsideologie sehr wichtig, da damit eine machtvolle Entwicklung der herrschenden Dynastien demonstriert wurde. Der Ursprung wurde auf einen göttlichen Willensakt zurückgeführt und damit die Verbindung zu den Göttern hergestellt. Deshalb kommt der inkaische Mythe eine wichtige Bedeutung für Selbstverständnis und Selbstbild der Inka zu.
Ihr Mythos erzählt, dass die Sonne, die als Gott verehrt wurde, ein Paar aus dem Wasser des Titicacasees steigen ließ: Manco Capac und Mama Ocllo. Der Gott beauftragte das Paar mit einer Wanderung, um einen Ort zu finden, an dem sie ein Zentrum für ein mächtiges Reich gründen konnten. Die Sonne übergab ihnen einen Stab aus Gold, der ihnen helfen sollte, den richtigen Ort auf der Welt zu finden. Manco Capac und Mama Ocllo, die in Begleitung einer Gruppe von Gefolgsleuten waren, unternahmen einen langen Marsch nach Norden. Als sie in Pacaritambo ankamen, fanden sie eine Höhle, wo sie die Nacht verbrachten. Am nächsten Morgen ordnete Manco Capac an, den Ort zu besiedeln. Dann setzten sie ihren Weg fort und kamen zum Berg Huanacaure, im Tal von Cuzco. Dort blieb der Stab im Boden stecken, das Zeichen, das sie erwartet hatten, um ihr Reich zu gründen. Sie teilten der dortigen Bevölkerung mit, dass sie die Abgesandten ihres Vaters, der Sonne seien. Sie unterrichteten sie in der Kunst des Webens, im Maisanbau, in der Herstellung von Terrassen und Bewässerungskanälen sowie in den Geheimnissen des Kriegswesens.
Nach dieser Erzählung waren Manco Capac und Mama Ocllo die großen Kulturbringer in der Region von Cuzco. Durch die Mythe wird demonstriert, dass die ursprüngliche Bevölkerung von Cuzco durch die Inka eine Reihe von typisch andinen Kulturelementen annahm. Aus archäologischen Befunden wissen wir jedoch, dass es in dieser Region bereits vor den Inka wichtige kulturelle Entwicklungen gegeben hat. Elemente wie Architektur, landwirtschaftliche und handwerkliche Fertigkeiten sowie religiöse und weltanschauliche Vorstellungen standen bereits in viel älteren Traditionen.
Zumeist geht man davon aus, dass Mythen auf einem gewissen historischen Kern beruhen. Auch von anderen Völkern des Andengebietes wissen wir, dass sie eine ausgeprägte mündliche Überlieferung in Hinblick auf ihre Herrscherdynastien hatten. Namen und Abfolgen bedeutender Persönlichkeiten wurden oft über viele Generationen hinweg weitergegeben. Insofern kann man davon ausgehen, dass die von den Inka überlieferten Namen ihrer früheren Anführer korrekt weitergegeben wurden. Ihre Taten waren sicherlich zu deren Ruhm ausgeschmückt.
Manco Capac gilt demnach als der mythische Begründer des Inkareiches. Als Sohn des Sonnengottes, intip churin (»Sohn der Sonne«), hatte er göttlichen Status. Als Inka im eigentlichen Sinne wurden die Herrscher und ihre Nachkommen, die ihre Abstammung auf Manco Capac als mythischen Gründer der Dynastie zurückführten, bezeichnet. Mama Ocllo war die Schwester und Frau von Manco Capac. Diese familiäre und partnerschaftliche Verbindung bei den Herrschern wurde auf ein göttliches Gebot zurückgeführt. Diese Schwesternheirat bei Herrschern gab es auch bei anderen Völkern in den Anden.
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Abb. 1: Der Sohn eines Inka–Herrschers prostet als Heerführer dem Gott Sonne zu. Zeichnung von Felipe Guaman Poma de Ayala.
Einige Chronisten, ...

Inhaltsverzeichnis

  1. Deckblatt
  2. Titelseite
  3. Impressum
  4. Inhaltsverzeichnis
  5. 1 Einführung: Wer waren die Inka?
  6. 2 Geschichte der Inka
  7. 3 Staat und Gesellschaft der Inka
  8. 4 Die Wirtschaft der Inka
  9. 5 Religion der Inka
  10. 6 Alltag und Feste bei den Inka
  11. 7 Militärwesen und Krieg bei den Inka
  12. 8 Handwerk und Kunst bei den Inka
  13. 9 Das Ende des Inkareiches: Eroberung durch die Spanier
  14. 10 Die Kolonialzeit
  15. 11 Das Erbe der Inka
  16. 12 Glossar
  17. 13 Literaturverzeichnis
  18. 14 Abbildungsverzeichnis
  19. 15 Register