Psychologische Grundlagen der Gerontologie
  1. 280 Seiten
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Über dieses Buch

This book provides an overview of the psychological foundations of gerontology and explains the psychology of ageing from a lifespan point of view. It represents a compendium on gerontopsychology and is used for basic reading in many study courses and training courses in the social sciences, health sciences, and nursing studies, as well as in developmental psychology. This new edition has been fully updated and expanded to include important topics such as emotional regulation, neuroscientific ageing research and plasticity research, as well as participatory ageing research.

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Information

Jahr
2014
ISBN
9783170239913

1 Einleitung

1.1 Einführung

Innerhalb der Psychologie kommt der Gerontopsychologie als einem eigenständigen Fachgebiet eine Wegbereiterrolle für die Untersuchung psychologischer Alterungsprozesse und deren Beeinflussung durch gerontopsychologische Interventionen zu. Sie zeichnet sich aus durch einen eigenständigen inhaltlichen Gegenstandsbereich und eine eigenständige methodische Zugangsweise mit einem Schwerpunkt auf der Beobachtung, Messung und Erklärung von Veränderungsprozessen alternder Individuen, die sich sowohl vom Niveau, von der Richtung und der Vielfältigkeit stark von anderen Altersabschnitten der Lebensspanne abheben. Durch die Fokussierung auf die altersbezogenen Veränderungen psychologischer Kompetenzen spielt die Gerontopsychologie zudem eine wichtige Rolle im interdisziplinären Verbund der gerontologisch orientierten Fächer. Wie in diesem Band deutlich werden wird, greift die Gerontopsychologie dabei auf eine Reihe von theoretischen Ansätzen und empirischen Methoden zurück, die aus anderen psychologischen Spezialdisziplinen mit unterschiedlichen inhaltlichen und methodischen Fragestellungen stammen und die von der Gerontopsychologie weiterentwickelt wurden. So entstammt der Ansatz der Entwicklung im Sinne einer Entfaltung vorhandener Potentiale der Entwicklungspsychologie, die dies jedoch vor allem auf die Entwicklung bis zum Erwachsenenalter bezieht. Ebenso aufgenommen und weiterentwickelt wurde der Ansatz der differentiellen Veränderungsprozesse der Persönlichkeitspsychologie, indem er auf Differenzierungs- bzw. Dedifferenzierungsprozesse im Alter angewendet wurde. Die Ansätze der Lernforschung der Allgemeinen Psychologie zur Erforschung des Lernens im Alter wurden mit eingebunden, indem die Wechselwirkung zwischen psychologischen Alternsprozessen und Lernleistungen verstärkt analysiert wurde. Der Ansatz der Plastizität aus der Neuropsychologie wurde auf den Bereich des Verhaltens erweitert und Ansätze der Klassifizierung und Behandlung alterstypischer psychischer Erkrankungen der klinischen Psychologie wurden entsprechend weiterentwickelt und auf die Altersunterschiede im hohen Alter angewendet. Ansätze zur Untersuchung der Dynamik sozialer Interaktionsprozesse der Sozialpsychologie wurden auf Gruppen alter Personen bezogen und die Ansätze zur Untersuchung von arbeitsbezogenen Kompetenzen der Arbeits- und Organisationspsychologie wurden herangezogen, um die spezifischen Kompetenzen älterer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und die Wechselwirkung mit altersangepassten Arbeitsumwelten zu thematisieren. In umgekehrter Richtung hat die Gerontopsychologie eine Reihe von Ansätzen aus anderen gerontologischen Disziplinen, insbesondere der Biologie, der Medizin, der Soziologie und der Demographie des Alterns aufgenommen und für andere psychologische Fachgebiete fruchtbar gemacht. Schließlich werden die innovativen Methoden der intra- und interindividuellenVeränderungsmessung, die die altersbezogene Variabilität der Entwicklung abbilden können, mittlerweile auch in anderen gerontologischen Disziplinen rezipiert.
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Abb. 1.1: Psychologische Quellen und Bezugsdisziplinen der Gerontopsychologie
Das Thema der Gerontopsychologie ist die Untersuchung von Phänomenen des individuellen Alters und des Alterns aus psychologischer Sicht. Die psychologische Sicht ist vor allem deshalb von Bedeutung, weil die Unterschiede zwischen Personen in den psychologischen Aspekten des individuellen Erlebens, Wahrnehmens, Erkennens, Bewertens und Verhaltens über die gesamte Lebensspanne bis ins höchste Alter den Entwicklungsverlauf von Wohlbefinden, Gesundheit und Selbstständigkeit bestimmen. Darüber hinaus sind viele psychologische Faktoren veränderbar, sei es durch Training, Übung oder die Gestaltung von sozialen oder räumlichen Kontexten (Lindenberger, 2002). Die Erforschung der Grundlagen von Altersunterschieden und Altersveränderungen im Alter liefern somit wichtige Erkenntnisse für die Gestaltung von Interventionen, die auf den Erhalt oder eine Steigerung von Wohlbefinden im Alter ausgerichtet sind. Aufgrund der wachsenden sozialpolitischen Bedeutung des Themas werden daher die psychologischen Grundlagen der Gerontologie an Bedeutung gewinnen.
Mehrfach konnte gezeigt werden, dass psychologische Aspekte für die Vorhersage der Langlebigkeit, der Gesundheit, des Wohlbefindens und des Gesundheitsverhaltens von alten Personen ähnlich bedeutsam sind wie genetische und biologische oder physiologische Veränderungen (Klein, 2004). Vor allem unterschiedliche Lebensstile und gesundheitsrelevante Verhaltensweisen in Bezug auf Ernährung, Rauchen, Alkoholkonsum oder körperliche Bewegung, Bildung und soziale Unterstützung werden zunehmend mit der Sterblichkeit (Mortalität) in Verbindung gebracht. Zudem ist für das Verhalten und das Wohlbefinden der meisten alten Personen das subjektive Erleben der eigenen Lebenssituation entscheidend und verdient besondere Aufmerksamkeit. So ist beispielsweise nur unter der Voraussetzung, dass Personen von den positiven Folgen einer Verhaltensweise wie der sportlichen Aktivität oder den Vorteilen einer sozialen Beziehung überzeugt sind, damit zu rechnen, dass diese Verhaltensweisen dauerhaft aufrechterhalten werden oder diese soziale Beziehung gepflegt wird. Nur wenn man also subjektiv von den Vorteilen der Handlung überzeugt ist, wird sie häufiger gezeigt. Hat das Verhalten tatsächlich positive Folgen, kann dies in der Konsequenz eine höhere Selbstwirksamkeit, größere Zufriedenheit und Gesundheit nach sich ziehen, was sich wiederum langfristig positiv auf das Verhalten auswirken kann. Die subjektiven Bewertungen der eigenen Lebenssituation sind somit entscheidend für die weitere Entwicklung. Dies kann gerade im Hinblick auf die Selbst- und Fremdwahrnehmung alter Personen von Bedeutung sein, wenn für den Erhalt der Selbstständigkeit objektiv weniger oder weniger steigerbare Ressourcen verfügbar sind. Dann kann die Nutzung der bestehenden Handlungsmöglichkeiten von größerer Bedeutung für das Wohlbefinden und die Einstellungen zum Alter insgesamt sein als in jüngeren Altersgruppen (vgl. M. Schmitt, Kliegel & Shapiro, 2007).
Die Bedeutung gerontopsychologischer Forschung nimmt zu, weil die demographischen Veränderungen des 21. Jahrhunderts mit einem Zuwachs an Lebenserwartung und einem wachsenden Anteil alter Menschen an der Gesamtbevölkerung in vielen Ländern zu einem bisher unbekannten Altersphänomen führen. Bisher gab es historisch gesehen noch nie die Situation, dass Personen verlässlich davon ausgehen konnten, ein Alter von über 80 Jahren zu erreichen, lange Jahre mit ihren Partnern und Partnerinnen, Gleichaltrigen und Geschwistern zu leben, Familienangehörige über fünf Generationen zu erleben und sich langfristig auf das Alter vorbereiten zu können. In vielen Ländern haben sich in den letzten Jahrzehnten die Bildungschancen, die ökonomische Lage der Einzelnen und die Möglichkeiten der politischen Partizipation verbessert. Man kann daher zwar gut prognostizieren, wie viele Personen welchen Alters es in den nächsten Jahrzehnten geben wird. Vorhersagen aber aufgrund der Daten der heute über 80-Jährigen über die psychologischen Konsequenzen – beispielsweise der Wandlung intergenerativer und partnerschaftlicher Beziehungen, der Häufigkeit alter Menschen, der heute im mittleren Alter bei vielen gegebenen Mobilität und Unabhängigkeit oder der Einstellungen zum Alter – werden vermutlich fehlerhaft sein. Forschung ist also auch deshalb wichtig, um frühzeitig die psychologischen Bedingungen des Alterns der nahen Zukunft zu kennen und der Personen, die heute als »Baby Boomer« im mittleren Alter sind. Noch immer gibt es jedoch wenige Untersuchungen zur Erklärung von Veränderungen psychologischer Ressourcen im Alter oder sie vernachlässigen die großen interindividuellen Unterschiede innerhalb der Gruppe alter Menschen. Einseitig defizitorientierte Sichtweisen können jedoch die Möglichkeiten für effektive Interventions- und Präventionsmaßnahmen verschleiern.

1.2 Leitthemen der Gerontopsychologie

1.2.1 Alter und Altern

Die Bezeichnungen Alter und Altern verweisen auf eine wichtige Unterscheidung in der Gerontopsychologie: Die Gerontopsychologie als »Psychologie des Alterns« bezieht sich auf Entwicklungs- und Veränderungsprozesse. Sie fokussiert dabei auf den Altersbereich der über 60-jährigen Menschen. Veränderungsprozesse finden über die gesamte Lebensspanne statt und sorgen dafür, dass sich die Gruppe alter Personen in vielen Aspekten von jüngeren Altersgruppen unterscheidet, sei es, dass sie aufgrund von Erfahrung mit Problemsituationen anders umgehen oder dass sie sich neuen Lebensaufgaben gegenübersehen. Daher ist ein wichtiger Gegenstand der Gerontopsychologie die Untersuchung der vielfältigen und interindividuell unterschiedlichen »Psychologie des Alters«. Andererseits gehen wir davon aus, dass auch die Gruppe der über 60-Jährigen keine homogene Gruppe darstellt, sondern deren Mitglieder sich bis ins höchste Alter verändern und entwickeln können. Welche Veränderungsprozesse dabei wirksam werden und wodurch sie ausgelöst und verändert werden können, wird im Hinblick auf die intraindividuell unterschiedlichen Erscheinungsweisen des Alterns thematisiert. Zusammenfassend kann man daher sagen, dass sowohl das Alter als auch das Altern Gegenstand gerontopsychologischer Betrachtung sind.

1.2.2 Lebenslange Entwicklung

Die Gerontopsychologie geht davon aus, dass über die gesamte Lebensspanne Entwicklung stattfindet, also Personen sich in Auseinandersetzung mit ihrer Umwelt zielgerichtet verändern. Die traditionelle Definition von Entwicklung (s. Flammer, 2009) bezog sich vor allem auf das Kindes- und Jugendalter. Sie betont, dass:
• Entwicklung eine Veränderungsreihe mit mehreren Schritten ist,
• die eine Richtung auf einen Endzustand aufweist,
• der gegenüber dem Ausgangszustand höherwertig ist,
• wenn die Abfolge der Schritte unumkehrbar ist, und
• die Veränderungen sich als qualitative, strukturelle Transformationen im Unterschied zu quantitativem Wachstum beschreiben lassen.
• Die früheren Glieder der Veränderungsreihe sind Voraussetzung für die späteren (Stufenmodell),
• die entwicklungsmäßigen Veränderungen sind mit dem Lebensalter korreliert und
• sie sind universell,
• sie sind natürlich und nicht kulturgebunden.
Entwicklung wird im Sinne einer Entfaltung eines inneren Bauplanes verstanden.
Diese Definition ist aus unserer Sicht für die Gerontopsychologie problematisch, da bei der Entwicklung im Alter
• Veränderungen im Sinne einer gelungenen Anpassung an neue situative oder umweltbezogene Anforderungen besser als Wandel eines Ausgangszustandes beschreibbar sind;
• die Entwicklung zu einem höherem Niveau eines Wertkriteriums bedarf und nicht immer Einigkeit bei Wertvorstellungen und Einstellungen besteht;
• Fehlentwicklungen und Abbauprozesse in der Definition nicht enthalten sind;
• der Kontextbezug der Bewertung von Fähigkeiten unberücksichtigt bleibt;
• die Trennung zwischen quantitativen und qualitativen Veränderungen interpretationsbedürftig ist;
• der Universalitätsanspruch im Gegensatz zur Bedeutung von Entwicklungskontexten und somit zu einer differentiellen Gerontopsychologie steht.
Entwicklung im Alter wird also verstanden als Veränderungen und Stabilität, die sinnvollerweise auf die Zeitdimension Lebensalter bezogen werden können. Entwicklung findet statt, wenn anhaltende Veränderungen zu beobachten sind. Die Tatsache, dass Einflüsse der Kindheit aktuelle Wirkungen im Alter haben, ist gerontopsychologisch relevant, wenn diese Einflüsse sich auf die weitere Entwicklung auswirken. Innerhalb einer Person kann gleichzeitig Veränderung und Stabilität vorkommen. So können Veränderungen in einzelnen Ressourcen (z. B. kognitive oder soziale Ressourcen) sehr unterschiedlich verlaufen, ihre Wechselwirkung jedoch zu hoher Stabilität in Zielgrößen wie der Autonomie oder dem Wohlbefinden führen.

1.2.3 Entwicklungsregulation

Die ressourcenorientierte Sichtweise steht im Kontrast zur frühen gerontologischen Forschung mit ihrem vornehmlich medizinischen Hintergrund, der vor allem Aspekte des Rückgangs der körperlichen Leistungsfähigkeit und der altersassoziiert häufigeren Erkrankungen (Morbidität) und der Sterblichkeit (Mortalität) untersuchte. Alter selbst wurde praktisch gleichgesetzt mit Abbau, also als Lebensphase nach Überschreiten des Leistungshöhepunkts der körperlichen oder geistigen Leistungsfähigkeit. Bis heute spiegelt sich dies im alltäglichen Sprachgebrauch wider, wenn eine chronologisch alte Person eine hohe Leistungsfähigkeit aufweist und man sagt, dass diese Person »nicht wirklich alt« sei. Die abbauorientierte Sicht auf das Alter hat sich in der Theorienentwicklung besonders dann als fruchtbar erwiesen, wenn durch eine spezifische Leistungsverringerung das Wohlbefinden älterer Personen beeinträchtigt wird. Dann zeigt sich, dass Interventionsmaßnahmen zur gezielten Behebung von spezifischen Leistungsverlusten erhebliche Auswirkungen auf die Verbesserung de...

Inhaltsverzeichnis

  1. Deckblatt
  2. Titelseite
  3. Impressum
  4. Inhalt
  5. Vorwort
  6. 1 Einleitung
  7. 2 Psychologische Grundlagen der Gerontologie: Definitionen
  8. 3 Gerontopsychologische Theorien
  9. 4 Methoden psychologischer Alternsforschung
  10. 5 Psychische Entwicklung im höheren Erwachsenenalter
  11. 6 Anwendungsfelder der Gerontopsychologie
  12. 7 Partizipative Altersforschung
  13. Literatur
  14. Stichwortverzeichnis