Wenn alte Liebe doch mal rostet
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Wenn alte Liebe doch mal rostet

Paarberatung und Paartherapie fĂŒr Ältere

  1. 108 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfĂŒgbar
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Wenn alte Liebe doch mal rostet

Paarberatung und Paartherapie fĂŒr Ältere

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Über dieses Buch

Paarberatung und -therapie mit Älteren - ist das etwas Besonderes? Ja, denn von der Indikation ("Lohnt sich das noch?") bis zur DurchfĂŒhrung ("Blick ins Elternschlafzimmer") stellt diese Arbeit eine Herausforderung dar: Man begegnet dabei mehr oder weniger bewusst den eigenen Eltern und Großeltern mit Gefahren fĂŒr die eigene ProfessionalitĂ€t. Dank der gestiegenen Lebenserwartung wĂ€chst der Bedarf an Paarberatung und -therapie Älterer. Es ist also an der Zeit, sich mit den Besonderheiten vertraut zu machen. Dieses Buch ist dabei eine große Hilfe, denn die Autorin geht ausfĂŒhrlich auf die Thematik ein und gibt anhand von Fallbeispielen praxisnah Einblick in die Paartherapie mit Älteren.

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Information

Jahr
2014
ISBN
9783170242777
Auflage
1

FĂŒnfte Vorlesung

SexualitĂ€t, Erotik, Liebe – schwierige Themen in der Langzeit-Ehe?

SexualitÀt, Erotik und Liebe in der Langzeit-Ehe gelten als heikel oder schwierig in der Paartherapie mit Àlteren Paaren. Dies zeigen zum einen empirische Forschungsergebnisse, zum anderen klinische Erfahrungen in der Sprechstunde:
Im Rahmen einer epidemiologischen Studie (ILSE48) wurden Paare der Jahrgangskohorten 1930/32 und 1950/52 – eine geschichtete Bevölkerungsstichprobe – befragt.49 Der eingesetzte Partnerschaftsfragebogen50 enthielt auch einige Items zur SexualitĂ€t (
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Tab. 15):
Tab. 15: 10 Items der Skala ZĂ€rtlichkeit (Partnerschaftsfragebogen FPD)
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Die Ergebnisse zeigen:
‱ AuffĂ€llig viele Probanden der Ă€lteren Jahrgangskohorte 1930/32 haben im Vergleich mit den JahrgĂ€ngen 1950/52 die Fragen mit explizit sexuellem Inhalt nicht beantwortet; beide Geschlechter haben gleichermaßen geschwiegen.
‱ Gut 60 % der Ă€lteren Paare haben angegeben, »nie oder selten« ĂŒber sexuelle WĂŒnsche zu sprechen, zumindest nach Auskunft eines von beiden Partnern; das Item »Sprechen ĂŒber sexuelle WĂŒnsche« wurde bei 71 % der Paare von Mann und Frau identisch beantwortet; es ist das Item mit der höchsten Übereinstimmung zwischen den Partnern.
In unserer Sprechstunde fĂ€llt es vielen Ă€lteren Paaren schwer, ĂŒber ihre SexualitĂ€t zu sprechen, sowohl mit dem Partner als auch mit Dritten. Dabei haben die GeburtsjahrgĂ€nge zwischen 1930 und 1940 mehr Schwierigkeiten als die spĂ€ter Geborenen. Im Paarsetting ist die Sprachlosigkeit Ă€lterer Frauen deutlich grĂ¶ĂŸer als im Einzelkontakt mit einer Therapeutin, in dem diese offener ĂŒber ihre WĂŒnsche, SehnsĂŒchte, EnttĂ€uschungen, Abneigungen, Missempfindungen sprechen. Das, was sie beim Partner stört oder was sie sich von ihm wĂŒnschen, wollen sie diesem allerdings nicht direkt sagen, um ihn nicht zu krĂ€nken oder zu beschĂ€men – vielleicht auch, weil sie die Folgen fĂŒrchten. Denn es besteht die Gefahr, dass die gesamte Beziehungsgeschichte retrospektiv abgewertet wird, wenn WĂŒnsche und Abneigungen ausgesprochen werden, die jahre- oder sogar jahrzehntelang verschwiegen wurden.
Inzwischen gehört auch die Nachkriegsgeneration zur Gruppe der Älteren, und diese neuen Älteren sind weniger sprachlos: Zum einen haben sie im Verlauf ihrer Sozialisierung die »sexuelle Revolution« – zumindest eine weniger sexualfeindliche Einstellung als die Generation vor ihnen – erlebt, zum anderen haben sie eine Psychologisierung ihrer Lebensumwelt erfahren, und etliche haben bereits in jĂŒngeren Jahren Erfahrungen mit Psychotherapie gemacht, weswegen sie diese relativ selbstverstĂ€ndlich auch im Alter beanspruchen.
Beispielsweise ein Paar Anfang 60 (Jahrgang 1950/51): Ausgelöst durch Erektionsstörungen und die damit einhergehende Verunsicherung des Mannes hat die Ehefrau den Anstoß fĂŒr die Paartherapie gegeben. Sie berichtet, beide hĂ€tten sich immer schwergetan; obwohl extrovertiert und mit Freude an Spiel und Theater, fehle ihnen das Spielerische im Sexuellen. Sie seien leicht entmutigt, schĂŒchtern, verlegen, sprechen nicht ĂŒber ihre Phantasien, von Anfang an sei »der Wurm drin«. Sie hĂ€tten gewisse Rituale, allerdings wenig Variationsmöglichkeiten, nie experimentiert. Beide wĂŒnschen sich mehr Lebendigkeit, obwohl sie die Hoffnung fast aufgegeben haben. Das Paar konstruiert seine sexuell-erotische Beziehungsgeschichte als eine Geschichte voller Hemmungen und Tabus, mitbestimmt durch die katholische Erziehung, die beide erfahren haben. Auf mein Nachfragen berichtet er, seine Tochter, eine Psychologie-Studentin, hĂ€tte ihm den Tipp gegeben, sich an mich zu wenden. Etwas erstaunt frage ich, ob er der Tochter erzĂ€hlt habe, worum es geht. Er bejaht und berichtet, im Familienkreis mit ihren beiden erwachsenen Kindern (um 25) werde recht offen ĂŒber SexualitĂ€t gesprochen, allerdings seien die Kinder dabei freier als die Eltern. Z. B. hĂ€tte der Sohn kĂŒrzlich von silbernen Handschellen erzĂ€hlt, die er mit seiner Freundin beim Sex nutzt. Augenzwinkernd hĂ€tte sein Sohn ihm angeboten, die Handschellen den Eltern bei Bedarf mal auszuleihen. Ihnen als Eltern sei das eher peinlich gewesen, was sie als ein weiteres Indiz ihrer Gehemmtheit bewerten.
Selbst wenn sich ein Teil des Schwierigen/Heiklen inzwischen als Kohortenproblem entpuppt hat, behalten die Themen SexualitĂ€t, Erotik, Liebe ein Konfliktpotential, das im Folgenden im Hinblick auf alterstypische Sexualhemmungen untersucht wird. Der inzwischen ĂŒberholte Mythos vom Alter ohne SexualitĂ€t hat vermutlich lange Zeit vor allem dazu gedient, alterstypische Sexualhemmungen zu rationalisieren. ZunĂ€chst jedoch einige Befunde zur SexualitĂ€t im höheren Lebensalter bzw. in Langzeitbeziehungen.

Empirische Befunde zu SexualitÀt im Alter/in Langzeitbeziehungen

Aus empirischen Studien ist bekannt, dass die SexualitÀt im Alter abhÀngig ist vom Vorhandensein eines sexuell interessierten Partners und von der sexuellen Sozialisation in jungen Jahren (
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Tab. 16). Wer sein Leben lang der SexualitĂ€t eine hohe Bedeutung beigemessen hat, wird ihr folgerichtig auch im Alter diesen Stellenwert geben, lautet eines der konsistenten Ergebnisse der Sexualforschung. Wer vor Ausbruch einer schwerwiegenden Erkrankung ein zufriedenstellendes Sexualleben fĂŒhrte, lernt sich meist auch danach wieder zu arrangieren. Die SexualitĂ€t im Alter ist nicht nur eine Art Echo der bis dahin gelebten SexualitĂ€t, sondern steht durchaus offen fĂŒr neue Erfahrungen, wobei Frauen ein Aufbruch zu neuen Ufern möglicherweise eher gelingt als MĂ€nnern.51
Tab. 16: Empirischer Befund: Wovon SexualitÀt im Alter abhÀngig ist
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Einer der wichtigsten Befunde lautet, dass die SexualitĂ€t eines Paares mindestens bis zum 50. Lebensjahr – vermutlich aber deutlich lĂ€nger – sehr viel stĂ€rker durch die Dauer der Beziehung als durch das Alter der Partner gedĂ€mpft wird.52 Dieser Befund ist hervorhebenswert, weil das Lebensalter der Betroffenen und das Alter ihrer Paarbeziehung lange Zeit in der Forschung konfundiert wurden. Inzwischen wissen wir, dass das Alter der Paarbeziehung gegenĂŒber dem Lebensalter der Betroffenen lange Zeit unterschĂ€tzt wurde. Ältere Paare in jungen Beziehungen fĂŒhren in der Regel ein deutlich aktiveres Sexualleben als Ă€ltere Paare in Langzeitbeziehungen.
Mit dem Altern sinken zwar die sexuelle Appetenz und die sexuelle ReaktionsfĂ€higkeit, doch Erregungs- und OrgasmusfĂ€higkeit bleiben grundsĂ€tzlich erhalten. Ab dem 60. Lebensjahr kommt es allmĂ€hlich, spĂ€testens jedoch nach dem 70. Lebensjahr zu einer deutlichen Reduktion sexueller Kontakte. Eine ReprĂ€sentativstudie an 14- bis 92-JĂ€hrigen zeigte, dass bis zum 60. Lebensjahr etwa 90 % der Befragten sexuell aktiv sind, falls ein fester Partner vorhanden ist; ab dem 60 Lebensjahr sind es noch 60 %53. Allerdings streut die Gruppe ab 60 altersmĂ€ĂŸig sehr breit (61 bis 92 Jahre). Sexuelle AktivitĂ€ten, erotische WĂŒnsche und Phantasien dauern oft bis in die hohen 80er Jahre und verschwinden auch danach nicht immer ganz, allerdings verĂ€ndern sich IntensitĂ€t, Formen und Inhalte. Neben den qualitativen VerĂ€nderungen der sexuellen AktivitĂ€t kommt es ĂŒber die Lebensspanne auch zu qualitativen VerĂ€nderungen des sexuellen Erlebens/Begehrens, die sich auf VerĂ€nderungen in den PrioritĂ€ten, Vorlieben und Bedeutungen beziehen (
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Tab. 17):
Tab. 17: Qualitative VerÀnderungen des sexuellen Begehrens im Verlauf der Lebensgeschichte54
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Klaus Ernst55, ein Psychiater aus ZĂŒrich, hat das hohe Alter als umgekehrte PubertĂ€t bezeichnet: WĂ€hrend in der PubertĂ€t die Sehnsucht in die Zukunft verlagert wird, verlagern sich im Alt...

Inhaltsverzeichnis

  1. Deckblatt
  2. Titelseite
  3. Copyright
  4. Inhalt
  5. Vorwort
  6. EinfĂŒhrung
  7. Erste Vorlesung
  8. Zweite Vorlesung
  9. Dritte Vorlesung
  10. Vierte Vorlesung
  11. FĂŒnfte Vorlesung
  12. Schlusswort: Die Herausforderung annehmen
  13. Literatur
  14. Stichwortverzeichnis
  15. Personenverzeichnis