1 Einleitung
1.1 Grundlagen betrieblicher Informationssysteme
1.1.1 Begriffsklärung – Daten und Informationen
Die Gestaltung, Entwicklung und die Einführung von Informationssystemen für die Anwendung in betriebswirtschaftlichen Aufgabenbereichen sind Schwerpunkte, mit denen sich die Wirtschaftsinformatik1 seit einigen Jahrzehnten bereits beschäftigt. Die Leistungserbringung in den Unternehmen und das wirtschaftliche Handeln werden heutzutage maßgeblich durch den Einsatz von betrieblichen Informationssystemen geprägt. Für viele Unternehmen hat die Verfügbarkeit von IT-Systemen in allen Unternehmensbereichen eine strategische Bedeutung erlangt. Die Fähigkeit, die richtigen Daten und Informationen zum richtigen Zeitpunkt den Unternehmensentscheidungen zuführen zu können, prägt nicht zuletzt die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen. Informationen sind längst eine bedeutende Unternehmensressource und bedürfen daher einer effizienten Organisation und Nutzbarmachung unter Einsatz entsprechender IT-Systeme.
Vor einer systemtechnischen Behandlung bedarf es einer begrifflichen Abgrenzung und Erläuterung wichtiger Begrifflichkeiten.
Im Kontext von Informationssystemen spielt natürlich der Begriff
Information eine zentrale Rolle, der in der umgangssprachlichen Verwendung oftmals mit den Begriffen
Daten und
Wissen synonym eingesetzt wird. Eine begriffliche Abgrenzung von
Zeichen,
Daten,
Informationen und
Wissen ist für das weitere Verständnis in diesem Lehrbuch hilfreich (
Abb. 1.1).
Daten setzen sich in syntaktisch vordefinierter Form aus Zeichen zusammen, ohne dass ein Verwendungszweck damit verbunden wird. Beispielsweise setzt sich die Zahl 0,19 aus den Ziffern 0, 1 und 9 sowie dem Sonderzeichen ›,‹ zusammen; das Wort Maier setzt sich aus den entsprechenden Buchstaben zusammen. Die zugrundeliegende Syntax beschreibt die formale Struktur des Aufbaus und definiert somit, wann von einem Wort und wann von einer Zahl gesprochen wird. Das Datum 0,19 stellt
Abb. 1.1: Wissenstreppe (in Anlehnung an Abts und Mülder 2004, S. 9)
lediglich eine Dezimalzahl dar, die ohne Verwendungszweck keine konkrete Bedeutung erlangt.
Werden Daten mit Kontext und damit Zweckbezug versehen, so spricht man von Information. Beispielsweise erhält das Datum 0,19 eine semantische Bedeutung, wenn damit der aktuell gültige Mehrwertsteuersatz von 19% verbunden wird. Hier liegt nun eine Information und nicht nur ein Datum vor. Auch das Datum Maier wird zur Information, wenn damit ein Kunde des Unternehmens verbunden wird. Informationen setzen sich auch häufig aus der Aggregation von Daten zusammen, wie beispielsweise » Kunde Maier kauft das Produkt Fahrrad«.
Auf der nächsthöheren Stufe ist der Begriff Wissen angesiedelt. Hier findet die zielführende Vernetzung von Informationen bzw. die Herstellung von sachlogischen Zusammenhängen zwischen den Informationen statt. Beispielsweise kann von Wissen gesprochen werden, wenn sich aus einer statistischen Analyse der Daten und Informationen des Unternehmens eine mathematische Verkaufskorrelation zwischen zwei Produkten vom Faktor 0,8 ergibt. Mit diesem Wissen ist es möglich, Entscheidungen im Unternehmen abzuleiten, beispielsweise hinsichtlich dem Angebotsportfolio gegenüber bestimmten Kunden.
1.1.2 Begriffsklärung – Informationssysteme
Mit der Betrachtung der Information in der Betriebswirtschaftslehre als Produktionsfaktor und Unternehmensressource sowie der Erkenntnis, dass die Information eine essentielle Grundlage für betriebswirtschaftliche Entscheidungen darstellt, kommt einer systematischen Organisation und dem Management von Daten und Informationen eine wichtige, ja strategische Bedeutung zu.
Ausgangspunkt für eine fundierte Organisation und technische Verwaltung von Informationen bildet die elektronische Daten- und Informationsverarbeitung.
Der Datenverarbeitung zugrunde liegt das Prinzip der Verarbeitung und Transformation von Daten mit Algorithmen, die zu neuen Daten führen. Dieser Prozess kann wie in Abbildung 1.2 dargestellt, mit folgendem Prinzip beschrieben werden.
Abb. 1.2: Prozess der Datenverarbeitung
Der Prozess der Datenverarbeitung in Abbildung 1.2 setzt sich durch folgende vier Bestandteile zusammen:
• Input: die zu verarbeitenden Daten, auch Eingabedaten genannt.
• Prozess: die Transformation bzw. die Datenverarbeitung an sich, durch die Veränderungen an den Daten vorgenommen werden.
• Output: die entstandenen, neuen Daten, die sogenannten Ausgabedaten.
• Speicherung: diejenigen Daten, die abgelegt werden.
Hinsichtlich der Abgrenzung der Begriffe Daten und Informationen ist der hier dargestellte Prozess der Datenverarbeitung nun zu einem System zur Informationsverarbeitung zu erweitern, um den hierbei relevanten Anforderungen in einem Unternehmen gerecht zu werden.
Informationssysteme sind sozio-technische Systeme, die menschliche und maschinelle Komponenten bzw. Teilsysteme umfassen (in Anlehnung an Schwarzer und Krcmar 2014, S. 9). Die Zielsetzung hinter betrieblichen Informationssystemen ist,
• die richtigen Informationen,
• in der richtigen Menge,
• im richtigen Format,
• zur richtigen Zeit,
• am richtigen Ort
zur Verfügung zu stellen.
Informationssysteme unterstützen die Durchführung von Aufgaben im Unternehmen. Die für ein Unternehmen relevanten Aufgaben werden dabei klassifiziert nach automatisierbaren und nicht automatisierbaren Aufgaben. Die automatisierbaren Aufgaben werden von Computer bzw. IT-Systemen ausgeführt, während die nicht automatisierbaren Aufgaben von Personen umgesetzt werden. Der Austausch von Informationen erfolgt auf der Ebene der Aufgabenträger, also zwischen Personen und IT-Systemen durch entsprechende Kommunikationskanäle wie Netzwerke, Internet oder Mensch-Maschine-Schnittstellen (Benutzerschnittstellen).
Aus der Sicht der Wirtschaftsinformatik besteht ein betriebliches Informationssystem aus den folgenden Komponenten bzw. Teilsystemen:
• Mensch: Der Mensch steht als Anwender und Nutzer im Mittelpunkt eines Informationssystems.
• Aufgabe: Mit einem Informationssystem sollen betriebliche Aufgaben und Funktionen in allen Bereichen eines Unternehmens unterstützt werden.
• Informationstechnik: Sie umfasst alle Techniken zur Unterstützung der Nutzung und Manipulation von Informationen im Rahmen der Bewältigung der zugrundeliegenden Aufgaben.
• Organisatorischer Kontext: Beschreibt das organisatorische Umfeld, in welches die betrieblichen Informationssysteme eingebettet sind. Informationssysteme sind Bestandteil einer komplexen organisatorischen Umwelt.
Der Betrieb und Einsatz von Informationssystemen in betriebswirtschaftlichen Funktionsbereichen der Unternehmen kann heute aufgrund der gegebenen Anforderungen nur unter einer IT-technischen Ausgestaltung stattfinden. Für die weitere Betrachtung von Informationssystemen werden daher IT-gestützte Systeme in den Fokus gestellt.
Ein IT-gestütztes Informationssystem ist ein sozio-technisches System, bei dem die Erfassung, ...