Gesundheitsförderung und Prävention bei Kindern und Jugendlichen
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Gesundheitsförderung und Prävention bei Kindern und Jugendlichen

Lehrbuch für die Gesundheits- und Kinderkrankenpflege

  1. 232 Seiten
  2. German
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Gesundheitsförderung und Prävention bei Kindern und Jugendlichen

Lehrbuch für die Gesundheits- und Kinderkrankenpflege

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Inhaltsverzeichnis
Quellenangaben

Über dieses Buch

Gesundheitsförderung und Prävention spielen im Kindes- und Jugendalter eine besondere Rolle. Zum einen, weil Kindergesundheit von sozialen und umweltbedingten Faktoren beeinflusst wird; zum anderen weil gesundheitliche Störungen im Kindesalter langfristige Auswirkungen haben und durch frühe Prävention besser verhindert werden können als durch späte Interventionen. Die primären Bezugspersonen, aber auch Settings wie Kindertagesstätten oder Schulen sind hierbei von hoher Bedeutung. Das Buch vermittelt umfassendes Grundlagenwissen, um sowohl in traditionellen als auch in neuen pflegerischen Handlungsfeldern die Gesundheit von Kindern zu fördern und an der Prävention aktiv mitzuwirken.

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Information

Jahr
2017
ISBN
9783170242135

1 Grundlegende Konzepte

Elisabeth Holoch

1.1 Hinführung

Gesundheitsförderung und Prävention haben im Kindes- und Jugendalter eine besondere Bedeutung, denn Kinder und Jugendliche stehen erst am Anfang ihres meist langen Lebens. Gesundheitsförderung und Prävention sind gleichsam eine Investition in die individuelle und gesellschaftliche Zukunft, sie können zum einen die Lebensqualität der Kinder und Jugendlichen selbst verbessern und zum anderen haben sie einen Nutzen für die Gesellschaft im Allgemeinen.
Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerinnen tun ihre Arbeit immer im Bewusstsein und unter der Voraussetzung, dass Kinder und Jugendliche Fähigkeiten und Kompetenzen hinzugewinnen, dass sie wachsen, selbständiger werden und ihr Verhalten aufgrund neuer Erfahrungen und einer sich entwicklungsbedingt wandelnden Weltsicht kontinuierlich verändern. Aus Sicht der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege bedeutet Gesundheitsförderung und Prävention, eine gesunde Entwicklung zu ermöglichen und zu fördern, den aktuellen Entwicklungsstand eines Kindes bzw. Jugendlichen in der Kommunikation, bei der Anleitung oder im Rahmen einer Schulung zu berücksichtigen, das Kind also nicht zu über- oder zu unterfordern und das Möglichste zu tun, um eine Entwicklungsbeeinträchtigung (z. B. aufgrund von Krankheit oder negativen Erfahrungen im Verlauf eines Krankenhausaufenthaltes) zu verhindern.
Die pflegerische Sorge für die Gesundheit in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ist nicht ohne die Berücksichtigung ihres sozialen Umfeldes denkbar. Hierzu gehören in erster Linie ihre Eltern, Familien und ihr Freundeskreis, denn Kinder sind existenziell (körperlich, emotional und sozial) auf ein stabiles und verlässliches soziales Bezugssystem (in der Regel ihre Familie) angewiesen. Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerinnen haben es spätestens seit den 1970er Jahren, als die Anwesenheit von Eltern in den Kliniken rund um die Uhr zur Selbstverständlichkeit wurde und sich die ersten häuslichen Kinderkrankenpflegedienste etablierten, immer mit einem komplexen System von Kind, Eltern, Familie und der Interaktion zwischen diesen zu tun. Die Zusammenarbeit mit den Eltern, ihre Anleitung und Beratung in gesundheits- und pflegerelevanten Fragen sind seither zentrale Aufgaben der Berufsgruppe. Anleitung, Schulung und Beratung von Eltern setzt an deren vorhandenen elterlichen Kompetenzen an, zielt auf deren Erweiterung und letztlich auf die elterliche Autonomie in der Pflege und (Gesundheits-)Erziehung ihrer Kinder.
All die genannten Aspekte (Entwicklung, Elternkompetenz und Familie) spielen in der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege daher eine wichtige Rolle. Im Kontext dieses Bandes zur Gesundheitsförderung und Prävention bei Kindern und Jugendlichen kommt ihnen nun eine spezielle Bedeutung zu. Denn die Art und Weise, wie Entwicklung, Elternkompetenz und Familie gesehen und theoretisch begründet werden, hat einen Einfluss darauf, ob das pflegerische Handeln eine gesundheitsförderliche und präventive Wirkung entfalten kann. Deshalb bildet das in diesem Kapitel dargelegte konzeptionell-theoretische Verständnis der drei Aspekte die Basis für die im vorliegenden Band dargestellten Handlungsfelder der Gesundheitsförderung und Prävention im Kindes- und Jugendalter. Im Folgenden wird nun
1. definiert, was unter Gesundheitsförderung und Prävention verstanden wird. Hierbei wird explizit auf eine ressourcenorientierte und salutgenetische Sichtweise zurückgegriffen.
2. ein Modell kindlicher Entwicklung dargelegt, das Kinder und Jugendliche als aktiv an ihrer Entwicklung beteiligte Wesen versteht und die Interaktion zwischen dem sich entwickelnden Kind/Jugendlichen und seiner sozialen und materiellen Umgebung berücksichtigt.
3. erörtert, mit welchen Konzepten man in der einschlägigen Fachliteratur versucht, elterliche Kompetenz zu beschreiben und wie dies aus pflegerischer Perspektive zu bewerten ist.
4. ein Konzept familienzentrierter Pflege umrissen, mit dem Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerinnen gesundheitsförderlich, das heißt ressourcenorientiert arbeiten können.

1.2 Gesundheitsförderung und Prävention

Sowohl Gesundheitsförderung als auch Prävention sind Maßnahmen und Handlungsansätze, die darauf abzielen, die Gesundheit von Menschen zu erhalten und zu verbessern. Die Differenz zwischen beiden besteht darin, dass sich Gesundheitsförderung an Gesundheitsressourcen und Prävention anGesundheitsrisiken orientiert. Im Rahmen der Gesundheitsförderung wird danach gefragt, was Menschen gesund erhält, in der Prävention danach, welche (Krankheits-)Risiken vermieden werden können.

1.2.1 Prävention

In Abhängigkeit davon, wann präventive Maßnahmen zum Einsatz kommen, wird zwischen Primär-, Sekundär- und Tertiärprävention unterschieden. Primärpräventive Maßnahmen dienen der Abwehr von Risiken, solange noch keine Erkrankung oder eine Beeinträchtigung eingetreten ist. Sie zielen auf die Verhinderung von Verhaltens- oder Umweltrisiken, oder auf die Vorbeugung der Ausbreitung von Krankheitsursachen. Sekundärprävention hat zum Ziel, spezifische Erkrankungen rechtzeitig zu erkennen, bevor Symptome oder Beschwerden auftreten oder das Fortschreiten eines Frühstadiums einer Erkrankung zu verhindern. Hierzu gehören alle Früherkennungsuntersuchungen (
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Kap. 2.9) und die Förderung der Inanspruchnahme von präventivmedizinischen Maßnahmen und Programmen (z. B. Training, Diäten). Die Tertiärprävention richtet sich an Menschen, die im pathogenetischen Sinne bereits krank sind und zielt darauf ab, den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen, Folgeschäden oder eine Chronifizierung zu verhindern und die Funktionsfähigkeit und Lebensqualität trotz Krankheit zu erhalten und zu verbessern. Zwischen Tertiärprävention und Rehabilitation gibt es Überschneidungen.

1.2.2 Gesundheitsförderung

Wie einführend dargestellt, wird häufig zwischen Gesundheitsförderung und Prävention gezielt unterschieden.
»(…) Gesundheitsförderung [bedeutete] ursprünglich eine Abkehr von einer nur an der Pathogenese und an Risiken und Risikofaktoren orientierten Perspektive der Gesundheitserziehung und Prävention. Inzwischen wird die an salutogenen Ressourcen und Potenzialen orientierte Gesundheitsförderung überwiegend als gleichrangige Ergänzung der an pathogenen Risiken orientierten Prävention angesehen« (Kaba-Schönstein 2011).
In neuester Zeit wird Gesundheitsförderung sogar als übergeordneter Ansatz verstanden, der die Prävention mit einschließt. Diese Sichtweise hängt unter anderem damit zusammen, dass Gesundheitsförderung im Zuge der Ottawa-Nachfolgekonferenzen (vgl. Geene 2013, S. 25f.) zunehmend als umfassendes Tätigkeitsfeld aufgefasst wird.
In der Ottawa-Charta wird Gesundheitsförderung noch folgendermaßen umschrieben:
»Gesundheitsförderung zielt auf einen Prozess, allen Menschen ein höheres Maß an Selbstbestimmung über ihre Gesundheit zu ermöglichen und sie damit zur Stärkung ihrer Gesundheit zu befähigen. Um ein umfassendes körperliches, seelisches und soziales Wohlbefinden zu erlangen, ist es notwendig, dass sowohl einzelne als auch Gruppen ihre Bedürfnisse befriedigen, ihre Wünsche und Hoffnungen wahrnehmen und verwirklichen sowie ihre Umwelt meistern bzw. verändern können. In diesem Sinne ist Gesundheit als ein wesentlicher Bestandteil des alltäglichen Lebens zu verstehen und nicht als vorrangiges Lebensziel« (WHO 1986, S. 1).
Diese Definition wurde in der Jakarta-Erklärung zur Gesundheitsförderung für das 21. Jahrhundert weiterentwickelt und Gesundheitsförderung wird seither verstanden als
»ein Prozess, der Menschen befähigen soll, mehr Kontrolle über ihre Gesundheit zu erlangen und sie zu verbessern. Durch Investitionen und Maßnahmen kann Gesundheitsförderung einen entscheidenden Einfluss auf die Determinanten für Gesundheit ausüben« (WHO 1997, S. 1).
Als Determinanten für die Gesundheit gelten unter anderem Frieden, Unterkunft, Bildung, soziale Sicherheit, soziale Beziehungen, Nahrung und Wasser, Einkommen, Befähigung und Ermächtigung (Empowerment) zu gesundheitsförderlichem Handeln und Chancengleichheit (vgl. WHO 1997).
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Diese Definition macht deutlich, dass es sich bei der Gesundheitsförderung nicht nur um eine auf das Verhalten von Individuen abzielende Vorgehensweise handelt, sondern eine politische Haltung und breites Wissen aus den Gesundheits- und Sozialwissenschaften mit einschließt (vgl. Brieskorn-Zinke 2007, S. 29f.). Im Sinne der Ottawa-Charta umfasst Gesundheitsförderung deshalb die drei in Tabelle 1.1 aufgeführten Handlungsstrategien.
Tab. 1.1: Drei Kernstrategien gesundheitsförderlichen Handelns im Sinne der Ottawa-Charta (vgl. WHO 1986, S. 3)
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1.2.3 Gesundheitsförderung als ressourcenorientierter Ansatz

Der mit einem prozesshaften und positiv verstandenen Gesundheitsbegriff verbundene Ansatz der Gesundheitsförderung basiert auf der Grundannahme, dass vorrangig Ressourcen sowohl individueller als auch sozialer Natur und weniger die Risiken und Probleme in den Blick genommen werden sollten. Wegweisend für die Entwicklung dieser Sichtweise war und ist das Konzept der Salutogenese des Medizin-Soziologen Aaron Antonovsky. Auch wenn sein Ansatz zu einem grundlegenden Wandel in der Sichtweise auf Gesundheit und Krankheit geführt hat, so gibt es v. a. in der Psychologie Konstrukte und Konzepte, die Ähnlichkeiten mit den Grundannahmen und Elementen des Salutogenesemodells aufweisen (vgl. Geene et al. 2013, S. 27f.; Antonovsky 1997, S. 47f.). Hierzu gehört u. a. das Konstrukt der Resilienz und der Schutzfaktoren. In den nachfolgenden Ausführungen wird das Konzept der Gesundheitsförderung aus der Perspektive dieser Ansätze dargestellt.

Das Salutogenesemodell

Mit dem Modell der Salutogenese ist vor allem eine veränderte Sichtweise auf das Verhältnis zwischen Gesundheit und Krankheit verbunden. Während im traditionell pathogenetischen Verständnis Gesundheit als Normalfall und Krankheit als ein davon abweichender Zustand aufgefasst wird, befinden sich Menschen aus salutogenetischer Perspektive ständig in einem Kontinuum zwischen Gesundheit und Krankheit. Aus pathogenetischer Perspektive ist ein Mensch entweder gesund oder krank, aus salutogenetischer dagegen befindet er sich – abhängig von objektiven Befunden und vom subjektiven Befinden – irgendwo zwischen den beiden Polen Gesundheit und Krankheit. Kein Mensch ist ganz gesund oder ganz krank. Für seinen gesundheitlichen Status entscheidend sind dagegen die für ihn relevanten Dimensionen, die mit seiner körperlichen und psychosozialen Situation zusammenhängen.
Für Antonovsky war die Frage entscheidend, warum manche Menschen trotz schwieriger sozialer Umstände und trotz körperlich-biologischer oder psychischer Stressoren und Risikofaktoren gesund bleiben bzw. sich eher gesund und andere sich eher krank fühlen. Zur Beantwortung dieser Frage können die beiden Teilkonzepte der Salutogenese, die generalisierten Widerstandsressourcen und das Kohärenzgefühl herangezogen werden. Die Widerstandsressourcen sind – wie der Name sagt – Ressourcen, die einem Menschen helfen, einen Widerstand gegen oder eine geringere Anfälligkeit für Stressoren zu entwickeln. Sie lassen sich in vier Dimensionen unterteilen:
1. im Individuum selbst liegende Ressourcen (z. B. genetische Dispositionen, Wissen, Intelligenz und Problemlösefähigkeit, emoti...

Inhaltsverzeichnis

  1. Deckblatt
  2. Titel
  3. Copyright
  4. Inhaltsverzeichnis
  5. Verzeichnis der Herausgeber und Autoren
  6. Geleitwort
  7. Vorwort
  8. Einführung: Die Bedeutung von Gesundheitsförderung und Prävention in der pädiatrischen Pflege
  9. 1 Grundlegende Konzepte
  10. 2 Gesundheitsförderung und Prävention am Lebensanfang
  11. 3 Gesundheitsförderung und Prävention in einer Familie mit einem Kleinkind
  12. 4 Prävention von Entwicklungsstörungen von Anfang an
  13. 5 Prävention von Kindeswohlgefährdung
  14. 6 Das internationale Berufsbild der Schulgesundheitspflege oder der Paul kann nicht pinkeln
  15. Stichwortverzeichnis