Das Johannesevangelium
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Über dieses Buch

One of the reviewers of this commentary called it a?commentary you can read=. This new edition has tried to make it even more readable. Following two previous editions, it has now not only been revised stylistically but also shortened, in order to publish it in a single volume. The commentary=s primary goal still applies, of course: renewal of the relationship between Christians and Jews, combined with a non-polemical, sympathetic and theologically deep-rooted perception of the Jewish people. This is in no sense an ideological narrowing, but rather is required by the text. The Gospel according to St John & like the other New Testament scriptures as well & is based on the Jewish Bible and arose in a Jewish context. To speak of?Christianity= in the first century is simply anachronistic. In interpreting polemical statements made in an internal Jewish dispute, the commentary takes into account not only the situation in which they arose, but also the fact that our own situation today is substantially different from that. This prohibits a responsible interpretation from simply repeating statements that occur in such a context. More recent publications are also taken into account in the new edition, and fresh debate is sought particularly on passages in which contradictory interpretative approaches diverge.

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Information

Jahr
2019
ISBN
9783170333376

Der Prolog (1,1–18)

1 Am Anfang war das Wort
und das Wort war bei Gott
und gottgleich war das Wort.
2 Das war am Anfang bei Gott.
3 Alles ward durch es
und ohne es ward auch nicht eins, was geworden.
4 In ihm war Leben
und das Leben war das Licht der Menschen.
5 Und das Licht scheint in der Finsternis,
aber die Finsternis hat es nicht gefasst.
6 Da war ein Mensch,
gesandt von Gott,
sein Name: Johannes.
7 Der kam zum Zeugnis,
dass er Zeuge sei fĂŒr das Licht,
dass alle durch ihn glaubten.
8 Nicht der war das Licht,
sondern dass er Zeuge sei fĂŒr das Licht.
9 Es war das wahre Licht,
das jeden Menschen erleuchtet
bei seinem Kommen in die Welt.
10 In der Welt war er
und die Welt ward durch ihn,
aber die Welt erkannte ihn nicht.
11 In das Seine kam er,
aber die Seinen nahmen ihn nicht an.
12 Die ihn aber aufnahmen –
ihnen gab er Macht,
Kinder Gottes zu werden:
den an seinen Namen Glaubenden,
13 die nicht aus Blut noch aus Fleischeswillen
noch aus Manneswillen,
sondern von Gott erzeugt worden sind.
14 Und das Wort ward Fleisch
und wohnte unter uns
und wir schauten seine Herrlichkeit,
Herrlichkeit gleichsam des Einzigen vom Vater –
Voll von Gnade und Treue.
15 Johannes ist Zeuge fĂŒr ihn, rief laut heraus:
„Der war’s, von dem ich sagte:
Der nach mir kommt, wurde mir voraus,
denn er war eher als ich.
16 Denn aus seiner FĂŒlle nahmen wir alle,
ja: Gnade ĂŒber Gnade.
17 Denn die Tora wurde durch Mose gegeben,
die Gnade und Treue kam durch Jesus, den Gesalbten.
18 Noch niemals sah jemand Gott,
ein Einziger, gottgleich, der am Busen des Vaters ist,
der hat ausgelegt.“
Der Abschnitt 1,1–18 bildet eine in sich geschlossene Einheit, die der mit 1,19 beginnenden ErzĂ€hlung als bedeutsames Vor-Wort voransteht. Gewiss gibt es Verbindungslinien zwischen diesem Prolog und der folgenden ErzĂ€hlung, insofern in beiden Jesus als die zentrale Person in den Blick gerĂŒckt wird und in Bezug auf ihn im Prolog Themen anklingen, die spĂ€ter in der ErzĂ€hlung ihre AusfĂŒhrung finden. Am unmittelbarsten ist die Verbindung zwischen Prolog und beginnender ErzĂ€hlung durch die Gestalt Johannes des TĂ€ufers als des paradigmatischen Zeugen gegeben. Seine Zeugenfunktion wird einmal im Prolog breit herausgestellt und zum anderen erklingt sein Zeugnis selbst. Mit ihm beginnt auch die ErzĂ€hlung. Dennoch wĂ€re es kaum angemessen, Kap. 1 im Ganzen als doppelte Einleitung in das Evangelium zu betrachten.1 Denn der Anfang der ErzĂ€hlung ist durch ein Sieben-Tage-Schema gekennzeichnet, das ĂŒber Kap. 1 auf den Beginn von Kap. 2 hinausgreift. Mit 1,19 beginnt die fortlaufende ErzĂ€hlung des ganzen Evangeliums; davon ist das Voranstehende deutlich abgehoben. Dort wird mit dem Schöpfungsanfang eingesetzt. Zwar ist mit der zweimaligen AnfĂŒhrung des TĂ€ufers, den unmissverstĂ€ndlichen Anspielungen auf die Geschichte Jesu und der schließlichen Nennung seines Namens schon ganz bestimmtes historisches Geschehen im Blick, aber das wird grundsĂ€tzlich beschrieben und charakterisiert. Es wird proklamiert und bekannt, aber nicht erzĂ€hlt. Das zeigt sich auch in sprachlicher Hinsicht. Man darf im Blick auf diese Verse wohl von gehobener und gebundener Prosa sprechen. Die Übersetzung versucht, dem Rechnung zu tragen. So ist es berechtigt, den Abschnitt 1,1–18 als eigenstĂ€ndige Einheit in den Blick zu nehmen; und es ist nötig, danach zu fragen, in welchem VerhĂ€ltnis er zur folgenden ErzĂ€hlung steht, welche Funktion er ihr gegenĂŒber wahrnimmt.
Doch zunĂ€chst ist der Aufbau des Prologs zu besprechen. Noch davor soll auf zwei Problembereiche eingegangen werden, die in der Forschung bisweilen eine große Rolle gespielt haben, aber fĂŒr das VerstĂ€ndnis des jetzt vorliegenden Textes m. E. keine vorrangige Bedeutung haben: die Frage nach einer Vorlage und die Frage nach dem religionsgeschichtlichen Hintergrund.

1. Zur Frage einer Vorlage

Wie nach der Entstehungsgeschichte des Evangeliums im Ganzen gefragt worden ist, so auch nach der des Prologs im Besonderen. Dass Johannes hier nicht in einem Zug selbst formuliert, sondern Tradition verwendet hat, lĂ€sst sich nicht gut bestreiten. Vielleicht handelt es sich dabei auch um eine zusammenhĂ€ngende Vorlage. DafĂŒr spricht vor allem die Stellung der Verse 6–8 im Kontext. Sie unterbrechen den engen Zusammenhang zwischen V. 4f. und V. 9–11. Dass in V. 9–11 wieder das Wort Subjekt sein muss, ergibt sich erst ĂŒber V. 6–8 hinweg im RĂŒckgriff auf V. 1–5. Eine Ă€hnliche Unterbrechung bildet die zweite ErwĂ€hnung des TĂ€ufers in V. 15. Aber wenn man ĂŒber die Feststellung möglicher Traditionsaufnahme hinaus eine Vorlage rekonstruieren will, lassen sich nur hypothetisch bleibende Ergebnisse gewinnen. Von ihnen her weitere Folgerungen zu ziehen, vergrĂ¶ĂŸert die Unsicherheit. Hier gilt am stĂ€rksten, was Holtzmann vor ĂŒber hundert Jahren ĂŒber die Auslegung des Prologs im Ganzen gesagt hat: „Ueberhaupt zeigt jeder Blick in die Commentare, dass die Exegese des Prologs sich von jeher der Methode des Rathens bediente.“2 Doch wie immer man rekonstruiert, dĂŒrfte doch so viel klar sein, dass Johannes an dieser hervorgehobenen Stelle seines Evangeliums, am Anfang, die Tradition nicht deshalb aufnimmt, weil er sie fĂŒr unzureichend oder gar falsch hĂ€lt, sondern weil er meint, mit ihr das sagen zu können, was er sagen will. Und wenn er vorgegebene ZusammenhĂ€nge unterbricht, dann ist ihm das nicht als Ungeschick anzulasten, sondern dann ist davon auszugehen, dass er seine GrĂŒnde dafĂŒr hat. Auch hier gilt es also, den jetzt vorliegenden Text zu nehmen, wie er ist, den Versuch zu machen, ihn in seiner gewordenen Gestalt als so gewollte Einheit zu verstehen.

2. Zum religionsgeschichtlichen Hintergrund

Es hat sich ein Konsens herausgebildet, dass die Sprachmöglichkeit des Prologs bzw. seiner Tradition in jĂŒdischen Weisheitsspekulationen gegeben ist. Sie finden sich schon in der hebrĂ€ischen Bibel, in Spr 8 und Hi 28, und in BĂŒchern, die die Septuaginta darĂŒber hinaus hat, in Sir 24, Weish 7–9 und Bar 3,9–4,4, und in weiteren Schriften. Nach diesen Stellen ist die Weisheit das erste der Geschöpfe Gottes. Sie hat ihm bei der Schöpfung geholfen. Sie suchte Wohnung bei den Menschen zu finden, wurde aber abgewiesen. Nach einer Tradition kehrte sie an ihren Ort bei Gott zurĂŒck, nach einer anderen fand sie Aufnahme in Israel. Die ParallelitĂ€t in den genannten Texten und Aussagen im Prolog reicht dort bis V. 12.
Ich zitiere einige Texte zur Weisheit, ausgewĂ€hlt nach den in Joh 1,1–12 begegnenden Motiven: „Der Ewige erschuf mich (die Weisheit) als Anfang seines Weges, das frĂŒheste seiner Werke ehedem. Von Weltzeit an bin ich gemacht, von Beginn der Urzeiten der Erde an. [
] Als er den Himmel errichtete, war ich dort. Als er einen Kreis festsetzte ĂŒber der Urflut, als er die Wolken oben stark, die Quellen der Urflut mĂ€chtig machte, als er dem Meer seine Grenze setzte, dass das Wasser sein Geheiß nicht ĂŒberschritte, als er die Grundfesten der Erde festmachte, da war ich bei ihm als Werkmeister, da war ich Ergötzen Tag fĂŒr Tag, spielte vor ihm allezeit, spielte auf dem Kreis seiner Erde und mein Ergötzen war mit den Menschenkindern“ (Spr 8,22f.27–31).
„Die Architektin aller Dinge [
], die Weisheit“ (Weish 7,21).
„Abglanz ewigen Lichtes ist sie, ein unbefleckter Spiegel von Gottes Wirken, ein Bild seiner GĂŒte. Obwohl nur eine, vermag sie alles, bleibt bei sich selbst, aber erneuert das All“ (Weish 7,26f).
„Sie erstreckt sich voll Kraft von einem Ende zum andern, verwaltet heilsam das All“ (Weish 8,1).
„Gott [
], der Du mit Deinem Wort das All gemacht und mit Deiner Weisheit den Menschen bereitet hast“ (Weish 9,1f.).
„Bei Dir ist die Weisheit, die Deine Werke kennt, und die zugegen war, als Du die Welt machtest“ (Weish 9,9).
„Aus dem Munde des Höchsten ging ich (die Weisheit) hervor. [
] Vor Zeit und Welt, von Anfang an hat er mich geschaffen“ (Sir 24,3.9).
„Die Weisheit – wo ist sie zu finden? Was ist der Ort der Einsicht? Kein Mensch kennt ihren Wert; nicht zu finden ist sie im Land der Lebenden. [
] Die Weisheit – woher kommt sie? Was ist der Ort der Einsicht? Sie ist verhĂŒllt vor den Augen alles Lebendigen, verborgen vor den Vögeln des Himmels“ (Hi 28,12f.20f.).
„Draußen ruft laut die Weisheit, lĂ€sst ihre Stimme erschallen auf den Gassen. Mitten im GetĂŒmmel ruft sie, am Eingang der Tore, redet ihre Reden in der Stadt: ‚Wie lange noch wollt ihr Toren Torheit lieben, begehren Spötter Spott fĂŒr sich und hassen Narren Kenntnis? Kehrt um, dass ich euch zurechtweise! Passt auf! Ich lasse euch meinen Geist hervorsprudeln und meine Worte wissen. Wenn ich rufe und ihr euch weigert, ich meine Hand ausstrecke und keiner zuhört, wenn ihr all meinen Rat unbeachtet lasst und meine Zurechtweisung nicht wollt, dann werde auch ich lachen bei eurem UnglĂŒck, spotten, wenn eure Angst kommt. [
] Dann wird man mich rufen, aber ich will nicht antworten, man wird mich suchen, mich aber nicht finden“ (Spr 1,20–26.28; vgl. 8,1–11).
„Die Weisheit fand keinen Platz, wo sie wohnen konnte, da hatte sie eine Wohnung im Himmel. Die Weisheit ging aus, um unter den Menschenkindern zu wohnen, und sie fand keine Wohnung; die Weisheit kehrte an ihren Ort zurĂŒck und nahm ihren Sitz unter den Engeln“ (1. Hen 42,1f.).
„Über die Wogen des Meeres und ĂŒber die ganze Erde, ĂŒber jedes Volk und jede Nation habe ich (die Weisheit) Herrschaft gewonnen. Bei ihnen allen suchte ich Ruhe, in wessen Erbteil ich Aufenthalt haben könnte. Da gebot mir der Schöpfer des Alls; der mich erschuf, brachte mein Wohnen zur Ruhe und sprach: ‚In Jakob wohne ein, in Israel soll dir Erbe zufallen‘“ (Sir 24,6–8).
Gott „hat jeden Weg zur Erkenntnis auffindbar gemacht; gegeben hat er sie Jakob, seinem Sohn, Israel, dem von ihm Geliebten“ (Bar 3,37).3
In diesen Zitaten klingen so gut wie alle Motive und MotivzusammenhĂ€nge an, die sich – abgesehen vom Einschub ĂŒber Johannes den TĂ€ufer – in Joh 1,1–12 finden. Allerdings ist im Prolog nicht von der Weisheit die Rede, sondern vom Wort. Doch stehen beide einander sehr nahe. Denn die Weisheit ist in den angefĂŒhrten Texten vor allem im Zusammenhang der Weltschöpfung und Welterhaltung im Blick. Die erfolgen durch Gottes schöpferisches Wort. So kann nach der zitierten Stelle Sir 24,3 gesagt werden, dass die Weisheit aus dem Mund Gottes hervorgeht. Nach der ebenfalls schon zitierten Stelle Weish 9,1f. werden die Erschaffung des Alls durch das Wort4 und die des Menschen durch die Weisheit einander parallelisiert. Diese Stellen zeigen zur GenĂŒge, dass die Möglichkeit gegeben war, so zu reden, wie es im Prolog geschieht.5 Bei der Einzelbesprechung wird sich zeigen, dass Johannes in V. 14–18 noch andere Sprachmöglichkeiten wahrnimmt.
So kann es nicht darum gehen, den Prolog von religionsgeschichtlichen Modellen her zu „erklĂ€ren“. Es ist vielmehr danach zu fragen, warum Johannes die ihm gegebenen Möglichkeiten so nutzt, wie er es tut. Er setzt offenbar bewusst am Anfang seiner jĂŒdischen Bibel an, beim schöpferischen Wort Gottes, das er deshalb mit Jesus identifizieren kann, weil durch ihn und vor allem an ihm wiederum ein schöpferisches Handeln Gottes geschieht. Warum aber beginnt Johannes mit dem von Gott bei der Schöpfung gesprochenen Wort, wenn er doch im Evangelium die Geschichte Jesu erzĂ€hlen will? Damit ist wieder die Frage nach der Funktion des Prologs gestellt. Doch ist zuvor noch auf seinen Aufbau einzugehen, der wichtige Hinweise fĂŒr sein Verstehen geben kann.

3. Aufbau

Zwischen V. 13 und V. 14 liegt ein Einschnitt vor. Das zeigt sich formal daran, dass in V. 1–13 beschrieben wird, die Subjekte durchgĂ€ngig in der 3. Person stehen, wĂ€hrend in V. 14–18 auch die 1. Person begegnet, ja dominiert; hier wird bekannt und bezeugt. Dementsprechend wird Johannes der TĂ€ufer in V. 6–8 nicht als Redender zitiert, sondern sein Auftreten wird vermerkt, seine Funktion genannt und als deren Ziel angegeben, dass alle glauben. Von einer anfĂ€nglichen Verwirklichung dieses Ziels berichtet V. 12. Dort ist nach der vorangehenden Feststel­lung umfassender Ablehnung auch von Glaubenden die Rede, die in V. 13 nĂ€her bestimmt werden. Wenn danach in V. 14 in der 1. Person Plural gesprochen wird, kann es sich bei diesen „Wir“ nur um die unmittelbar vorher erwĂ€hnten Glaubenden handeln. Anders als in V. 6–8 wird Johannes der TĂ€ufer in V. 15 als Redender eingefĂŒhrt, der zunĂ€chst sein Zeugnis in der 1. Person Singular gibt und sich dann in V. 16 mit den Glaubenden, die vorher gesprochen haben, in einem gemeinsamen Wir zusammenfasst.
Von diesen Beobachtungen her lĂ€sst sich das VerhĂ€ltnis beider Teile zueinander bestimmen. Dass in beiden Johannes der TĂ€ufer und die Glaubenden begegnen, zum einen innerhalb der Beschreibung und zum anderen als Bekennende und Bezeugende, schließt es aus, den ganzen Prolog im Sinne eines fortlaufend erzĂ€hlten Geschehens zu lesen, als werde in V. 14 ein Ereignis eingefĂŒhrt, von dem vorher noch nicht die Rede war. Es ist vielmehr in beiden Teilen dasselbe Geschehen im Blick. Einmal wird es beschrieben; zum anderen wird auf diese Beschreibung mit Bekenntnis und Zeugnis geantwortet. Zwar beginnt der erste Teil mit dem urzeitlichen Wort, das die Schöpfung ins Leben rief, wĂ€hrend der zweite Teil mit der Inkarnation des Wortes in der Geschichte Jesu einsetzt. Aber im ersten Teil ist spĂ€testens durch die ErwĂ€hnung Johannes des TĂ€ufers klar, dass das ursprĂŒngliche Wort kein anderes ist als der, fĂŒr den er Zeugnis ablegt. Und im zweiten wird auf dessen weit zurĂŒckreichende Tiefendimension im Zeugnis des Johannes hingewiesen, wenn er den höheren Rang des nach ihm Kommenden damit begrĂŒndet, dass er eher war.
Hinsichtlich der Gliederung beider Teile je fĂŒr sich geben wiederum for­male Merkmale klare Hinweise. Ich beginne mit dem zweiten Teil. V. 14 ist Bekenntnis der in V. 12 eingefĂŒhrten Glaubenden. V. 15 fĂŒhrt Johannes den TĂ€ufer als Zeugen an und bietet in wörtlicher Rede sein Zeugnis in der 1. Person Singular. Wenn daran V. 16 ohne eine neue EinfĂŒhrung unmittelbar anschließt, kann der jetzt vorliegende Text nicht gut anders gelesen werden, als dass Johannes der TĂ€ufer weiterhin der Redende ist.6 Wenn aber nun die 1. Person Plural steht, lĂ€sst sich das am besten so verstehen, dass er sich von hier an mit den vorher in V. 14 redenden Glaubenden zusammenschließt. Da auch nach V. 16 keine weitere EinfĂŒhrung mehr gegeben wird, reicht dieses gemeinsame Reden bis zum Ende des Prologs.
Im ersten Teil zeigt sich ein Einschnitt zwischen V. 4 und V. 5 daran, dass die Verben in V. 1–4 in Zeitformen der Vergangenheit gehalten sind, wĂ€hrend in V. 5a ein PrĂ€sens erscheint. Die ersten vier Verse beschreiben das anfĂ€ngliche Sein des Wortes bei Gott und sein schöpferisches Wirken. Dass demgegenĂŒber mit der Auss...

Inhaltsverzeichnis

  1. Deckblatt
  2. Impressum
  3. Vorwort
  4. Einleitung
  5. Der Prolog (1,1–18)
  6. Erster Teil: Das Wirken Jesu als des von Gott Gesandten findet Glaubende und Nichtglaubende (1,19–12,50)
  7. Zweiter Teil: Der ans Kreuz gehende Jesus gibt sich den Glaubenden als zu Gott ZurĂŒckkehrender zu verstehen und verheißt seine Gegenwart im Geist (13,1–20,29)
  8. Epilog (20,30f.)
  9. Nachtrag (21,1–25)
  10. Über- und Unterschrift
  11. Anhang