Soziale Beziehungen alter Menschen
  1. 296 Seiten
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Inhaltsverzeichnis
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Über dieses Buch

Älter werden wir nicht allein, sondern gemeinsam mit anderen Menschen. Im Verlauf des Lebens sind wir in ein Netz sozialer Beziehungen eingebettet: zu Eltern, Freunden, Partnern, Kindern und Nachbarn. Dieses Netz verändert sich mit dem Älterwerden. Seit einigen Jahrzehnten wandelt sich das gesellschaftliche Umfeld: In Zukunft wird es mehr hochaltrige Familienmitglieder und möglicherweise mehr zur gleichen Zeit lebende Generationen geben, als dies heute der Fall ist. Um die sozialen Beziehungen alter Menschen geht es in diesem Buch. Theoretische Überlegungen und Befunde der Forschung werden verständlich dargestellt, um einen Einstieg in dieses spannende und berührende Thema zu geben. Dabei kommen gegenseitige Unterstützung, Pflege in der Familie sowie Konflikte mit anderen Menschen zur Sprache.

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Information

Jahr
2010
ISBN
9783170280281

Teil III: Beziehungen

Das soziale Netzwerk eines Menschen setzt sich aus ganz unterschiedlichen Personen zusammen. Diese Personen sind zunächst einmal Individuen, die für uns in verschiedener Weise bedeutsam sind. Aber man kann diese Individuen auch als Teile von Gruppen sehen: Es sind Jüngere und Ältere darunter, Männer und Frauen, Verwandte und Freunde sowie Menschen, die wir lange kennen, und solche, deren Bekanntschaft wir erst vor kurzem gemacht haben. Will man diese Vielfalt der möglichen Beziehungspartner beschreiben, so liegt es nahe, ein Kategoriensystem zu bilden, dessen Kategorien man die Personen des Netzwerks zuordnet.
In diesem Buch greifen wir auf die Typologie der Beziehungsart zurück, die uns aus dem Alltag vertraut ist und für die es auch gute theoretische Gründe gibt. Wir werden fünf Typen von Beziehungen beschreiben: Paarbeziehungen, Beziehungen zwischen (alten) Eltern und ihren (erwachsenen) Kindern, Beziehungen zwischen Großeltern und Enkeln, Beziehungen zwischen Geschwistern sowie Beziehungen zwischen Freunden und Nachbarn. Bei der Darstellung dieser Beziehungstypen werden wir jeweils die Strukturen und die Funktionen dieser Beziehungen im Leben alter Menschen beschreiben. Dabei werden wiederholt Daten aus dem Deutschen Alterssurvey (DEAS) einfließen (Tesch-Römer, Engstler & Wurm, 2006). Der Deutsche Alterssurvey ist eine bundesweit repräsentative Quer- und Längsschnittbefragung von Personen, die sich in der zweiten Lebenshälfte befinden (d. h. 40 Jahre und älter sind). In einem abschließenden Abschnitt wird in jedem Kapitel ein Bezug zu jeweils einer der soziologischen oder psychologischen Theorien hergestellt, die im zweiten Teil dieses Buches diskutiert wurden.

6 Ehe und Partnerschaft: »Bis dass der Tod Euch scheidet«

Lernziele
In diesem Kapitel werden Forschungsergebnisse zu Ehe und Partnerschaft älterer Menschen dargestellt. Es wird gezeigt, dass Ehe und Partnerschaft innerhalb des sozialen Netzes eines Menschen eine besondere Bedeutung haben. Allerdings ist es für Männer sehr viel wahrscheinlicher als für Frauen, bis ins hohe Alter in einer Partnerschaft zu leben. Die Funktionen von Partnerschaften werden dargestellt: gegenseitige Unterstützung, Vertrauen und Intimität. Es wird gezeigt, wie sich die Qualität von Beziehungen sowie der Umgang mit Konflikten entwickeln. Die Bedeutung von Partnerschaft für Wohlbefinden und Gesundheit wird dargestellt. Abschließend wird auf theoretische Positionen zu sozialen Beziehungen im Alter Bezug genommen.

6.1 Bedeutung und Struktur von Ehe und Partnerschaft im Alter

6.1.1 Bedeutung von Ehe und Partnerschaft

Die langjährige Partnerschaft zwischen zwei Menschen ist eine besondere soziale Beziehung (Burkart, 2009): Der Partner oder die Partnerin ist diejenige Person, die uns am nächsten steht, mit der wir die wichtigsten Dinge besprechen, Lebensentscheidungen treffen und den Alltag meistern – und er oder sie ist auch die Person, mit der wir die meisten Konflikte haben. In der Regel beginnen Partnerschaften im frühen Erwachsenenalter und gründen auf gegenseitiger Anziehung, Liebe und Sexualität. Im Verlauf eines gemeinsamen Lebens, das früher häufiger durch Geburt und Aufwachsen von Kindern gekennzeichnet war, als dies heute der Fall ist, ändern sich die Grundlagen der Partnerschaft. Leidenschaft wandelt sich in Intimität, und anfängliche Ähnlichkeit von Ansichten und Werten wird durch die Konstruktion eines gemeinsamen Weltbildes ersetzt. Langjährige Partnerschaften sind im besten Fall durch ein hohes Maß an gegenseitigem Vertrauen, offene Kommunikation und konstruktiven Umgang mit Konflikten gekennzeichnet.
Partnerschaften gehen im Lebenslauf durch verschiedene Phasen: Im Fall einer Familie mit Kindern folgt einer Gründungsphase die Familienphase, in der die Partner mit familiären und beruflichen Aufgaben konfrontiert (und nicht selten stark belastet) sind. Der Übergang von einer »Partnerschaft in der Bewährung« zu einer »Partnerschaft auf Dauer« kann sich an sehr praktischen Entscheidungen zeigen: Wenn zwei Menschen gemeinsam einen Haushalt gründen, kaufen sie sich in der Regel eine Waschmaschine – ein Zeichen dafür, dass man auf längere Zeit gemeinsam leben (und den Haushalt in Ordnung halten) will. Das Meistern des Alltags führt Paare nicht allein durch Höhen und Tiefen, sondern vor allem durch die Mühen der Ebene. Sind die Kinder aus dem gemeinsamen Haushalt ausgezogen, beginnt in der Partnerschaftsentwicklung eine Phase, die im Englischen mit dem Bild des leeren Nests (empty nest) besser beschrieben ist als mit dem Begriff der nachelterlichen Phase (denn der Status als Mutter oder Vater geht ja nicht verloren, wenn die Kinder ausziehen). Dennoch verändert sich die Beziehung zwischen den älter werdenden Eltern und den erwachsenen Kindern (siehe Kapitel 7), aber nicht nur diese. Auch die Partnerschaftssituation wandelt sich. Der Auszug des letzten Kindes könnte eine Chance sein, die Partnerschaftsbeziehung neu zu balancieren, vielleicht aber auch den Anlass für eine Krise darstellen, weil ein wichtiges Thema, die Sorge um die Kinder, verdeckt hat, dass das Paar nur noch wenige gemeinsame Interessen hat.
Aber nicht allein der Auszug des (letzten) Kindes kann die Partnerschaft verändern, sondern auch der Übergang in den Ruhestand. Hierbei sind ganz unterschiedliche Konstellationen möglich. Im Fall einer traditionellen Beziehung, in der der Mann erwerbstätig und die Frau für den Haushalt zuständig war (»male-breadwinner«-Modell), verbringen die beiden Partner nun sehr viel mehr Zeit miteinander als zuvor. In Partnerschaften, in denen beide Personen erwerbstätig sind, kann es zu unterschiedlichen Formen der Synchronisation zwischen der Erwerbstätigkeit des einen und dem Ruhestand des anderen Partners kommen.
Die Phase des Zusammenlebens im Ruhestand (und zwar in der Regel ohne Kinder) kann in manchen Partnerschaften so lange dauern wie die Zeit davor – oder sogar noch länger. Daher ist es sinnvoll, diesen Abschnitt in der Partnerschaftsentwicklung in eine Phase des aktiven Alters (»drittes Lebensalter«) sowie in eine Phase des unterstützungsbedürftigen Alters (»viertes Lebensalter«) zu unterteilen. Gerade in der letzten Phase zeigt sich oft die Tragfähigkeit von Partnerschaften. Die größte Gruppe von Pflegenden sind Partner – und zwar sowohl Frauen als auch Männer (siehe Kapitel 12). In der Mehrzahl der Ehen beendet erst der Tod eine langjährige Partnerschaft. Noch immer ist dies häufiger der Fall als die Auflösung einer Partnerschaft durch Scheidung. Die Verwitwung ist ein kritisches Lebensereignis und trifft Frauen öfter als Männer. Für die weiterlebende Person bleibt der verstorbene Partner allerdings nicht selten weiterhin ein wichtiger Bezugspunkt im Leben.
Bei dieser skizzenhaften Beschreibung von Ehe und Partnerschaft im Alter sind Differenzierungen unterblieben. Es ist aber wichtig zu betonen, dass sich die Formen der Lebenspartnerschaft in den vergangenen Dekaden tiefgreifend verändert haben und dies auch in Zukunft tun werden (Mai & Roloff, 2006). Zudem sind Partnerschaften sehr stark vom kulturellen Hintergrund der beteiligten Partner geprägt. In Gesellschaften wie Deutschland, in denen Migration zu einer größeren Diversität (Vielfalt) führt, sind auch Partnerschaften je nach Migrationshintergrund sehr unterschiedlich. Die Pluralisierung familiärer Lebensformen zeigt sich in unterschiedlichen Formen von Partnerschaften, wie beispielsweise den sogenannten »nichtehelichen Lebensgemeinschaften«, in gewollter Kinderlosigkeit sowie in der Zunahme von Scheidungen, Trennungen und Fortsetzungsfamilien (»Patchwork-Familien«). Zunehmend mehr Männer und Frauen leben allein, und es entstehen immer häufiger Partnerschaftsbeziehungen, die nicht an Haushaltsgemeinschaften gebunden sind (»living apart together«). In einem Exkurs wird das Thema der gleichgeschlechtlichen Partnerschaften, also der Beziehungen zwischen Männern (schwule Partnerschaften) und der zwischen Frauen (lesbische Partnerschaften), behandelt (siehe »Im Fokus: gleichgeschlechtliche Partnerschaften«).
Im Fokus: gleichgeschlechtliche Partnerschaften
Die Rahmenbedingungen für heterosexuelle und homosexuelle Partnerschaften sind sehr verschieden. Gleichgeschlechtliche Beziehungen, insbesondere zwischen Männern, wurden bis in die 1960er und 1970er Jahre durch die strafrechtliche Verfolgung »homosexueller Handlungen« erschwert. Erst nach Abschaffung des § 175 im Jahr 1968 in der DDR und in den Jahren 1969 bzw. 1973 in der BRD sowie im Zuge der darauf folgenden Schwulen- und Lesben-Bewegung (vor allem in der Bundesrepublik) verbesserten sich die Möglichkeiten für gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften von Männern und Frauen. Erst seit kurzer Zeit werden die homosexuellen Beziehungen ähnlich gewürdigt wie heterosexuelle Partnerschaften (eingetragene Lebenspartnerschaft). Dennoch sind gleichgeschlechtliche Partnerschaften von Männern und Frauen noch keineswegs in gleicher Weise gesellschaftlich akzeptiert, wie dies für gegengeschlechtliche Partnerschaften gilt (Baas & Buba, 2001).
Trotz dieser Unterschiede in den Rahmenbedingungen scheinen jene Faktoren, die stabile und lange dauernde Lebenspartnerschaften fördern, bei gleich- und gegengeschlechtlichen Partnerschaften recht ähnlich zu sein (Blando, 2001). »Erfolgreiche« Partnerschaften sind durch ein Wechselspiel von Ähnlichkeit und Komplementarität zwischen den Partnerinnen und Partnern, durch Respekt und produktiven Umgang mit Konflikten, durch emotionale Treue, durch sexuelle Fantasie und durch flexiblen Umgang mit geschlechtsrollenspezifischen Einstellungen gekennzeichnet (Stümke, 1998). Vergleicht man älter werdende Lesben und Schwule, die in einer Partnerschaft leben, mit jenen, die allein sind, so finden sich Ergebnisse, die jenen aus gegengeschlechtlichen-Partnerschaften ähneln: Lesben und Schwule in Partnerschaften äußern höheres Wohlbefinden, geringere Einsamkeit und bessere subjektive Gesundheit als Lesben und Schwule, die allein leben (Grossman, D’Augelli & Hershberger, 2000).
Während zu homosexuellen Partnerschaften im jungen Erwachsenenalter bereits recht vielfältig...

Inhaltsverzeichnis

  1. Deckblatt
  2. Titelseite
  3. Impressum
  4. Inhaltsverzeichnis
  5. Vorwort
  6. Teil I: Einführung
  7. Teil II: Theorien und Methoden
  8. Teil III: Beziehungen
  9. Teil IV: Probleme und Interventionen
  10. Teil V: Ausblick
  11. Literatur
  12. Stichwortverzeichnis