Neuromuskuläre Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen
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Neuromuskuläre Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen

Leitfaden für die klinische Praxis

  1. 256 Seiten
  2. German
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Neuromuskuläre Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen

Leitfaden für die klinische Praxis

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Über dieses Buch

Die Flut neuer diagnostischer und therapeutischer Möglichkeiten macht es bei seltenen Erkrankungen schwer, den Überblick zu bewahren. Wann muss ich an eine neuromuskuläre Erkrankung denken? Was setze ich zur gezielten Diagnostik ein? Welche Differenzialdiagnosen muss ich bedenken? Welche Konsequenzen ergeben sich für den Patienten? Das praxisorientierte Buch, das aus der täglichen Arbeit der Autoren mit neuromuskulären Erkrankung entstanden ist, zeigt Lösungsstrategien auf und gibt Leitstrukturen an die Hand, um Kinder und Jugendliche mit neuromuskulären Erkrankungen sinnvoll betreuen zu können.

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Information

Jahr
2015
ISBN
9783170269385
Auflage
1

1 Diagnostik

1.1 Anamnese

Neuromuskuläre Erkrankungen beinhalten Erkrankungen der Motorneurone in der Medulla oblongata und im Rückenmark, der peripheren Nerven, der neuromuskulären-Synapse sowie der Herz- und Skelettmuskulatur. Im Kindes- und Jugendalter sind diese Krankheiten überwiegend genetisch bedingt, als sekundär erworbene Veränderungen sind sie deutlich seltener als im Erwachsenenalter. Insgesamt handelt es sich um sehr seltene Erkrankungen und eine kausale Therapie steht für die meisten Erkrankungen derzeit noch nicht zur Verfügung. Dennoch ist die individuelle Diagnosesicherung für die Beratung der Familien bezüglich der Prognose, für eine gezielte Pränataldiagnostik und ein optimale symptomatische Therapie notwendig. Trotz der zahlreich zur Verfügung stehenden technischen Untersuchungsmöglichkeiten kommt der ausführlichen Anamnese und der eingehenden klinisch neurologischen Untersuchung eine zentrale Rolle in der Diagnostik zu.
In der Eigenanamnese sind besonders zu beachten:
Pränatale Entwicklung
– Angaben zur intrauterinen Entwicklung und zur Geburt, um die insgesamt häufigeren erworbenen zentralnervösen Ursachen gegenüber den selteneren neuromuskulären Erkrankungen abzugrenzen
– Polyhydramnion als Hinweis auf eine bereits pränatal bestehende Schluckstörung
– Verminderte Kindsbewegungen, wobei hier insbesondere ein Nachlassen der Kindsbewegungen im Verlauf der Schwangerschaft von Bedeutung ist
Neonatalperiode
– Floppy-infant-Syndrom
– Schluckstörung nach der Geburt (Notwendigkeit der Sondierung)
– Respiratorische Probleme
– Angeborene Kontrakturen (Arthrogryposis multiplex) als Hinweis auf eine bereits pränatal bestehende verminderte Bewegung
Psychomotorische Entwicklung
– Exakte Dokumentation der motorischen Meilensteine: Diese sind häufig bei kongenitalen Myopathien verzögert. Allerdings können sie auch bei degenerativen Myopathien (z. B. Duchenne-Muskeldystrophie) verzögert sein. Es sollte nicht nur darauf geachtet werden, ob die Meilensteine zeitgerecht erreicht werden, sondern insbesondere auch, ob die Qualität der Bewegung Gleichaltrigen entsprochen hat. Häufig berichten die Eltern, dass betroffene Kinder immer etwas langsamer und ungeschickter waren als ihre Altersgenossen.
– Mentale Entwicklung: Diese ist in aller Regel bei neuromuskulären Erkrankungen im Bereich der Norm. Ausnahmen von dieser Regel sind Dystrophia myotonica, Muskeldystrophie Duchenne, einige kongenitale Muskeldystrophien mit zusätzlicher Beteiligung des Gehirns sowie Mitochondriopathien.
– Sprachentwicklung: diese häufig verzögert bei gleichzeitiger mentaler Entwicklungsstörung. Bei Knaben mit Sprachentwicklungsverzögerung sollte auf jeden Fall auch an die Möglichkeit einer Muskeldystrophie Duchenne gedacht werden.
Zeitliche Charakteristik
– Ablauf mit langsam oder rasch progredientem Beginn und Verlauf (abrupt bei toxischen, metabolischen Ursachen, bei Progression über Tage bis Wochen entzündliche Erkrankungen, über Monate bis Jahre eher hereditäre, degenerative Erkrankungen)
– Hinweise für ein episodisches Auftreten (z. B. Kanalkrankheiten, Störungen der neuromuskulären Transmission)
– Belastungsabhängige Beschwerden oder Beschwerden mit Zunahme im Verlauf des Tages (bei Störung der neuromuskulären Übertragung)
Vorausgegangene Erkrankungen (z. B. Durchfallerkrankungen bei Guillain-Barré-Syndrom, Chemotherapie)
Zusatzsymptome
– Hinweise für eine kardiale Beteiligung
– Respiratorische Probleme (insbesondere auch Hinweise auf nächtliche respiratorische Insuffizienz wie Durchschlafstörungen, Albträume, morgendliche Kopfschmerzen, Inappetenz, Nachlassen von Schulleistungen)
– Myalgien: Hier muss vor allem danach gefragt werden, ob diese in Ruhe, bei Belastung oder im Anschluss an Belastung auftreten.
– Sensibilitätsstörungen (bei Neuropathien)
– Deutliche Verschlechterung bei Infekten (häufig bei mitochondrialen Erkrankungen aber auch bei immunologischen neuromuskulären Erkrankungen)
– Roter/bierbrauner Urin als Hinweis auf Rhabdomyolyse
– Gelenkschwellung, Arthralgien bei entzündlichen Erkrankungen
Die Familienanamnese gibt Aufschluss über zusätzlich betroffene Familienmitglieder und die Stammbaumanalyse (optimal sind drei Generationen) über mögliche Erbgänge in der Familie. Bei ebenfalls betroffenen Familienmitgliedern sind ausführliche Anamnese und Untersuchung zu ergänzen. Hier muss vor allem gezielt nach Störungen gefragt werden, welche die Familie unter Umständen gar nicht in Zusammenhang mit der Muskelerkrankung sieht:
– Narkosezwischenfälle als Ausdruck einer Anlage für die maligne Hyperthermie
– Katarakt bei Dystrophia myotonica
– Schwierigkeiten beim Schuhkauf als Hinweis auf Ballenhohlfuß
Allerdings kann die Familienanamnese in der Regel nicht die persönliche Untersuchung von möglicherweise betroffenen Familienmitgliedern ersetzen. Man erlebt häufig, dass entweder Symptome überbewertet werden (z. B. etwas hoher Fußrist als Ballenhohlfuß) oder umgekehrt nicht wahrgenommen werden (z. B. Myotonie, für welche Betroffene oft eine ausreichende Kompensation entwickelt haben).

1.2 Klinische Untersuchung

Ganz allgemein lässt sich die klinische Untersuchung beim Kind in die beiden Bereiche
Beobachtung der Spontanmotorik
und formale Untersuchung
untergliedern. Je jünger das Kind ist, desto mehr muss man sich auf die Spontanbeobachtung verlassen.
Wenn möglich, sollte das Kind auf jeden Fall animiert werden
auf einem Gang zu rennen
Treppe zu steigen
vom Boden aufzustehen
aus Rückenlage aufzustehen
nach Gegenständen zu greifen
Trotz der notwendigen spielerischen Atmosphäre sollte auch hier mit einer gewissen Systematik vorgegangen werden. Kriterien für die Beurteilung sind:
Kann das Kind Tempo machen? Benötigt das Kind hierzu Ausgleichsstrategien wie vermehrte Mitbewegungen der Arme?
Kann das Kind ohne Probleme losrennen oder kommt es zu einer Besserung nach Belastung (warming up-Phänomen bei Myotonie)?
Hochkommen vom Boden möglich? Abstützen an den Oberschenkeln oder an Gegenständen nötig (Gowersmanöver als Hinweis auf eine proximale Muskelschwäche)?
Ausgleichbewegungen? Trendelenburg-Zeichen?
Ist das Gangbild steif (Myotonie oder zentrale Parese) oder schlaff (wie dies bei den meisten neuromuskulären Erkrankungen der Fall ist)?
Besteht ein unsicheres Gangbild als Hinweis auf eine Störung der sensiblen Afferenz oder eine zusätzliche zentrale Koordinationsstörung? Hierbei muss allerdings immer mit überlegt werden, ob nicht die Muskelschwäche eine Koordinationsstörung vortäuscht.
Vermehrte Vorfußbelastung?
Kann das Kind über Kopf Gegenstände greifen? Erfolgen diese Bewegungen kraftvoll oder nur mit Schwungholen (wie dies beim schwachen Muskel häufig der Fall ist)? Kann das Kind die Extremitäten gegen Schwerkraft in einer Position stabil halten?
Bei der formalen klinischen Untersuchung sollte auf folgende Aspekte besonders geachtet werden:
Prüfung der Muskelkraft: Diese sollte möglichst präzise beschrieben werden (sowohl was die Verteilung betrifft als auch den Schweregrad). Bewährt hat sich hier zumindest beim älteren Kind das Medical-Research-Council (MRC)-Schema.
Umschriebene Atrophie oder Hypertrophie der Muskulatur (z. B. Wadenhypertrophie?)
Prüfung der Sensibilität (sowohl epikritische als auch protopathische Sensibilität)
Muskeltonus
Aktionsmyotonie, Perkussionsmyotonie
Muskeleigenreflexe
Hauterscheinungen (Cutis laxa? Exanth...

Inhaltsverzeichnis

  1. Deckblatt
  2. Titelseite
  3. Impressum
  4. Inhalt
  5. 1 Diagnostik
  6. 2 Leitsymptome und ihre Differenzialdiagnosen
  7. 3 Nichtmuskuläre Manifestationen bei Muskelerkrankungen
  8. 4 Einzelne Erkrankungen
  9. 5 Therapeutische Grundprinzipien
  10. Autorenverzeichnis
  11. Abkürzungsverzeichnis
  12. Register