Notfall Schülersuizid
eBook - ePub

Notfall Schülersuizid

Risikofaktoren - Prävention - Intervention

  1. 177 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
eBook - ePub

Notfall Schülersuizid

Risikofaktoren - Prävention - Intervention

Angaben zum Buch
Buchvorschau
Inhaltsverzeichnis
Quellenangaben

Über dieses Buch

Für die Schule ist der Schülersuizid der schlimmste anzunehmende Notfall. Er löst eine Krise aus, alle Betroffenen stehen unter Schock und Schuldgefühle sowie Hilflosigkeit lähmen ihre Handlungsoptionen. Trotzdem ist die Schule verpflichtet, auf Notfälle wie Suizide adäquat zu reagieren. Das Buch liefert zunächst grundlegende Kenntnisse über Suizid. Dann wird gezeigt, wie auf Alarmsignale der Suizidgefährdung professionell im Rahmen der Schule reagiert werden kann. Weiterhin vermittelt das Buch Wissen zur "Krisenintervention" nach erfolgtem Suizid sowie eine kritische Analyse angloamerikanischer und deutschsprachiger Suizidpräventionsprogramme.Eine Fortbildung für Lehrkräfte kann als PowerPoint-Präsentation kostenfrei heruntergeladen werden.

Häufig gestellte Fragen

Gehe einfach zum Kontobereich in den Einstellungen und klicke auf „Abo kündigen“ – ganz einfach. Nachdem du gekündigt hast, bleibt deine Mitgliedschaft für den verbleibenden Abozeitraum, den du bereits bezahlt hast, aktiv. Mehr Informationen hier.
Derzeit stehen all unsere auf Mobilgeräte reagierenden ePub-Bücher zum Download über die App zur Verfügung. Die meisten unserer PDFs stehen ebenfalls zum Download bereit; wir arbeiten daran, auch die übrigen PDFs zum Download anzubieten, bei denen dies aktuell noch nicht möglich ist. Weitere Informationen hier.
Mit beiden Aboplänen erhältst du vollen Zugang zur Bibliothek und allen Funktionen von Perlego. Die einzigen Unterschiede bestehen im Preis und dem Abozeitraum: Mit dem Jahresabo sparst du auf 12 Monate gerechnet im Vergleich zum Monatsabo rund 30 %.
Wir sind ein Online-Abodienst für Lehrbücher, bei dem du für weniger als den Preis eines einzelnen Buches pro Monat Zugang zu einer ganzen Online-Bibliothek erhältst. Mit über 1 Million Büchern zu über 1.000 verschiedenen Themen haben wir bestimmt alles, was du brauchst! Weitere Informationen hier.
Achte auf das Symbol zum Vorlesen in deinem nächsten Buch, um zu sehen, ob du es dir auch anhören kannst. Bei diesem Tool wird dir Text laut vorgelesen, wobei der Text beim Vorlesen auch grafisch hervorgehoben wird. Du kannst das Vorlesen jederzeit anhalten, beschleunigen und verlangsamen. Weitere Informationen hier.
Ja, du hast Zugang zu Notfall Schülersuizid von Heidrun Bründel, Norbert Grewe, Herbert Scheithauer, Wilfried Schubarth im PDF- und/oder ePub-Format sowie zu anderen beliebten Büchern aus Pedagogía & Educación general. Aus unserem Katalog stehen dir über 1 Million Bücher zur Verfügung.

Information

Jahr
2014
ISBN
9783170258884

V

Wenn das Unvorstellbare passiert – Suizid eines Schülers

Trotz aller Maßnahmen zur Suizidprävention und trotz aller Bemühungen der Lehrkräfte, aufmerksam auf gefährdete Schülerinnen und Schüler zu sein, kann es dennoch passieren, dass ein Schüler oder eine Schülerin sich das Leben nimmt (Bründel 2012). Es gibt leider keine Garantie und keine absolute Sicherheit, Suizide zu verhindern. Aber es gibt die Möglichkeit, auf Suizide professionell zu reagieren, um zumindest mit einer guten Postvention die Wahrscheinlichkeit nachfolgender Suizide zu verringern.

1

Eine Schule im Schock

Die Nachricht

Es ist Montagmorgen, 7:30 Uhr. In der Schule klingelt frühmorgens das Telefon. Die Sekretärin der Gesamtschule in einer nördlichen Kleinstadt nimmt den Hörer ab. Am Telefon ist die Mutter eines Schülers, die den Schulleiter wenn möglich sofort sprechen möchte. Die Sekretärin spürt an der Stimme der Mutter, dass etwas Schreckliches passiert sein muss. Sie stellt das Telefonat zum Schulleiter, Herrn S., durch. Die Mutter berichtet aufgelöst und weinend, dass sie ihren Sohn, Sebastian N., 16 Jahre alt, gestern Nachmittag tot in seinem Zimmer aufgefunden habe. Er habe sich erhängt.
Diese Nachricht schockiert den Schulleiter und trifft ihn völlig unvorbereitet. Ihm fehlen zunächst die Worte. Dann drückt er der Mutter sein tiefes Mitgefühl aus und fragt nach, wer von der Familie im Hause sei und sie unterstützen könne. Er vernimmt, dass der Ehemann auf Reisen sei, sie ihn jedoch schon habe sprechen können und dass er heute noch zurückkäme. Im Moment sei ihre Schwägerin bei ihr. Der Schulleiter fragt nach Geschwisterkindern, nach ihrem Alter und welche Schule sie besuchen. Er weist auf den möglichen Beistand eines Notfallseelsorgers hin und bietet die Unterstützung durch die Schulpsychologin der Schule an sowie Hilfe bei der Erledigung formaler Handlungsnotwendigkeiten. Der Schulleiter bedankt sich bei der Mutter, dass sie ihn sofort benachrichtigt hat, und versichert, alles zu tun, um ihr in ihrem Schmerz beizustehen und ihr und ihrer Familie zu helfen, die schwierige Situation zu bewältigen. Er fragt, ob es ihr recht sei, wenn er sie morgen Vormittag noch einmal anrufen würde.
Damit ist das Telefonat zunächst beendet. Der Schulleiter hat nicht nach Einzelheiten, nach Vermutungen bzw. Erklärungen der Mutter gefragt und nicht die Frage nach dem ›Warum‹ gestellt. Das wäre auch nicht angemessen gewesen und hätte die Mutter nur noch mehr belastet. Er hat die Nachricht einfühlsam entgegengenommen, auf weitere Nachfragen verzichtet und der Mutter signalisiert, dass er den Kontakt zu ihr und ihrer Familie wahren möchte.
In der Regel stehen Schulen dem Suizid eines Schülers hilflos gegenüber. Häufig haben sie auch keine größere Praxiserfahrung mit dem nun notwendigen Krisenmanagement. Viele Lehrkräfte scheuen sich, sich mit dieser Problematik im Vorfeld zu beschäftigen, nur allzu gern sparen sie die Themen Tod und Sterben aus. Neben aller Tragik, Anteilnahme und Trauer sehen viele Schulleitungen den Suizid eines Schülers oder einer Schülerin als ›imageschädigend‹ für ihre Schule an. Außerdem befürchten sie die nachahmende Wirkung, die ein Suizid unter Schülern auf andere Schüler der Schule ausüben kann. Der Suizid eines Schülers hat große Auswirkungen auf die gesamte Schule, und es steht in der Tat zu befürchten, dass andere – psychisch vorbelastete – Mitschülerinnen oder -schüler bei ausbleibender Trauerbegleitung und ungenügender Aufarbeitung des Geschehens sich ermutigt fühlen, auch Suizid zu begehen (Kreis, Marti & Schreyer 2002).
Manche Schulleiter möchten ein solches Geschehen am liebsten mit Stillschweigen übergehen, doch sie wissen, dass dies unprofessionell und kaltherzig wäre. Trauerarbeit und eine strukturierte Bearbeitung und Bewältigung des Geschehens helfen allen Beteiligten, mit Schuldgefühlen und Selbstanklagen fertigzuwerden; Gefühle, die bei einem Suizid fast immer auftauchen. Darüber hinaus stellt jeder Suizid, so traurig er auch ist, eine Chance dar, über das Thema zu sprechen, das Geschehen konstruktiv zu bearbeiten und vor allem auf bestehende Hilfsmöglichkeiten hinzuweisen.

Beginn des Krisenmanagements

Der Schulleiter, Herr S., setzt das schulische Krisenmanagement in Gang (Bründel 2012). Das besteht darin, das Krisenteam einzuberufen, Lehrer und Schüler über das Geschehen angemessen und einfühlsam zu informieren sowie eine schulische Trauerarbeit zu gewährleisten, die den Bedürfnissen aller Betroffenen gerecht wird (Koll, Rudolph & Thimme 2005). Bevor das jedoch geschieht, schießen ihm eine Unmenge an Fragen durch den Kopf, die es gilt, zu ordnen und zu strukturieren, wie z. B.:
Images
Wer informiert die Mitschüler des Verstorbenen?
Images
Wie und wann soll das geschehen?
Images
Wer hält den Kontakt zu den Eltern des Verstorbenen?
Images
Müssen die Eltern aller Schüler benachrichtigt werden?
Images
Haben wir weitere suizidgefährdete Schülerinnen oder Schüler an unserer Schule?
Images
Wer weiß mehr darüber?
Images
Wann ist die Beerdigung, wer nimmt daran teil?
Images
Wer beantwortet Presseanfragen?
Images
Wer hilft und unterstützt uns?
Schulleitungen sollten sich, wenn sie sich hilflos fühlen, möglichst sofort Unterstützung beim schulpsychologischen Dienst ihrer Kommune, bei Schulseelsorgern oder Kräften holen, die mit dieser Thematik vertraut sind.

Kontakt zu den Eltern des Verstorbenen halten

Von großer Bedeutung ist es, den Kontakt zu den Eltern des Verstorbenen zu halten und nach deren Bedürfnissen und Wünschen zu fragen. Die ersten Schritte, die in der Schule getan werden, sollten von Mitgefühl mit Eltern und eventuellen Geschwisterkindern, von Respekt gegenüber der Familie und von Verständnis für ihre psychische Situation geprägt sein. Es ...

Inhaltsverzeichnis

  1. Deckblatt
  2. Titelseite
  3. Impressum
  4. Inhalt
  5. Vorwort
  6. I Suizid von Kindern und Jugendlichen
  7. II Angloamerikanische Suizidpräventionsprogramme
  8. III Deutschsprachige Maßnahmen zur Suizidprävention in Schulen
  9. IV Gesundheitsförderung
  10. V Wenn das Unvorstellbare passiert – Suizid eines Schülers
  11. VI Zusammenfassung
  12. Literatur