Systemische Neurowissenschaften in der Psychiatrie
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Systemische Neurowissenschaften in der Psychiatrie

Methoden und Anwendung in der Praxis

  1. 396 Seiten
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Systemische Neurowissenschaften in der Psychiatrie

Methoden und Anwendung in der Praxis

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Über dieses Buch

Systemische Neurowissenschaften beschĂ€ftigen sich mit den Funktionen weit verzweigter Netzwerke von Gehirnregionen, die den Leistungen des Gehirns in Denken, FĂŒhlen und Handeln zugrunde liegen. Die hierbei verwendeten Untersuchungsmethoden werden maßgeblich die Psychiatrie des 21. Jahrhunderts prĂ€gen, indem sie die Funktionsstörungen des Gehirns bei psychischen Störungen zugĂ€nglich und sichtbar machen.Dieses umfangreiche Standardwerk fĂŒhrender Wissenschaftler stellt diese Methoden im Überblick und insbesondere in ihrer Anwendung in der klinisch-psychiatrischen Forschung und Praxis eindrĂŒcklich und verstĂ€ndlich dar.

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Information

Jahr
2013
ISBN
9783170255425

C Methoden zur Untersuchung von Gehirnfunktionen

4 Funktionelle Magnetresonanztomographie in Ruhe (Ruhe-fMRT)

Martin Walter

4.1 Die Unterscheidung von Resting-State- und aufgabenbasiertem fMRT

In den vergangenen 20 Jahren haben noninvasive Methoden der funktionellen Bildgebung das Bild der neuropsychiatrischen Forschung entscheidend geprĂ€gt. Die Möglichkeit, einzelnen Hirnregionen anhand von OxygenierungsĂ€nderungen spezifische funktionelle Relevanz zuzuordnen, fĂŒhrte hierbei zu einer experimentellen Hirnkartierung, welche anhand immer spezifischerer Versuchsanordnungen psychologische Subprozesse einzelnen Aktivierungen in funktionellen Arealen zuordnen konnte. Hierdurch konnten funktionelle Areale im Menschen bestĂ€tigt werden, welche bislang nur invasiv in Tiermodellen oder anhand von klinischen Beobachtungen im Rahmen pathologischer StrukturverĂ€nderungen im Menschen postuliert wurden. Es konnten darĂŒber hinaus neue funktionelle Areale definiert werden, welche zuvor entweder aufgrund mangelnder Korrespondenz im Tier oder aufgrund ihres zeitlichen Aktivierungsmusters unbekannt waren. Diese neuen Areale, welche in ihrer AusprĂ€gung und FunktionalitĂ€t eventuell humanspezifisch sind, profitieren daher mitunter am stĂ€rksten von der noninvasiven Darstellung. FĂŒr die psychiatrische Hirnforschung sind diese Areale wiederum von besonderem Interesse, vor allem, wenn höhere soziale oder kognitive Funktionen mutmaßlich beeintrĂ€chtigt sind.
Mit zunehmendem experimentellen Anspruch stieg jedoch die Anforderung an die Probanden wie auch die Patienten, welche trotz ihrer krankheitseigenen FunktionseinschrĂ€nkung in der Lage sein mussten, die experimentelle Aufgabe in hinreichendem Umfang verstehen und durchfĂŒhren zu können. Hieraus ergibt sich eine natĂŒrliche Limitation fĂŒr aufgabenbasierte funktionelle Untersuchungen, welche im Umkehrschluss solche Regionen mit möglicherweise besonderer Relevanz nur in dem Umfang untersuchbar machen, wie es die Kooperation oder die LeistungsfĂ€higkeit des Patienten zulĂ€sst. Wenn die gewĂŒnschte spezifische Aktivierung einer bestimmten Region oder eines definierten Hirnnetzwerks eines Paradigmas bedarf, welches die KapazitĂ€ten des zu untersuchenden Patientenkollektivs ĂŒbersteigt, kann daher die Möglichkeit der Untersuchung im Patienten trotz verfĂŒgbarer AktivierungsansĂ€tze im gesunden Probanden problematisch sein.
UnabhĂ€ngig von der patientenspezifisch verminderten Performanz ergibt sich aus den hochspezifischen funktionellen Paradigmata in der Praxis eine Festlegung auf einige wenige Funktionen und somit ein relevanter Bias fĂŒr die Untersuchung von beteiligten neuronalen Mechanismen. Die natĂŒrliche Limitation fĂŒr die Anzahl von möglicherweise betroffenen Subprozessen und somit der Strukturen, in denen funktionelle VerĂ€nderungen in einem einzelnen Experiment untersucht werden können, ergibt sich daher aus der Anzahl an experimentellen Kontrollbedingungen oder Faktoren, welche sinnvollerweise kombiniert werden können, um weiterhin eine hinreichende Anzahl von Einzelbeobachtungen ĂŒber eine vertretbare Dauer zu gewĂ€hrleisten. Dieses Optimum ist in der Regel unabhĂ€ngig von der Anzahl möglicher pathophysiolo-gischer Subprozesse oder der Anzahl regionaler Dysfunktionen, die fĂŒr eine bestimmte Erkrankung relevant oder charakteristisch sind. Daraus ergibt sich direkt, dass aufgabenbasierte funktionelle Untersuchungen meist nur einen bestimmten Aspekt einer komplexen Hirnfunktionsstörung abbilden können. Hierdurch besteht fĂŒr die neuropsychiatrische Grundlagenforschung die Gefahr eines Ă€ußerst relevanten konzeptionellen Bias, welcher auch fĂŒr mögliche diagnostische Anwendungen eine regional unvoreingenommene Betrachtung der Hirnfunktion erschwert.

4.2 Resting-State-fMRT und Default Mode Netzwerk

Auch die Untersuchung physiologischer Hirnprozesse bei Gesunden, die diesem Problem durch die Integration von immer neuen funktionellen Charakterisierungen in ein wachsendes Gesamtkonzept der funktionellen Neuroanatomie des Menschen entgegentreten könnte, ist prinzipiell dem Problem dieses experimentellen Bias unterworfen. Dieser impliziert fĂŒr die Beschreibung der Funktionsweise unseres Gehirns das konzeptionelle Risiko der Projektion von –in erster Linie – solchen Funktionen auf die Aktivierung von Hirnarealen, welche sich besonders gut experimentell kontrollieren lassen. Hierdurch ergibt sich die direkte Gefahr, Hirnregionen, welche möglicherweise eine besondere Bedeutung fĂŒr die aufgabenunabhĂ€ngige Verarbeitung intrinsisch generierter Prozesse haben, nur unzureichend zu verstehen, oder eher mit solchen Prozessen zu assoziieren, welche diese im Rahmen expliziter Experimentalbedingungen ebenfalls aktivieren.
Interindividuelle Unterschiede in der Funktionsweise solcher Areale, die sich zum Beispiel aus persönlichkeitsassoziierter Disposition ergeben, wĂŒrden dann mitunter fehlinterpretiert werden. Dies ist im Speziellen fĂŒr die Funktionsweise eines Netzwerks von Bedeutung, dessen AktivitĂ€t beim Auftreten einer external generierten Versuchsbedingung unabhĂ€ngig von deren spezifischer kognitiver Komponente abnimmt und die höchste AktivitĂ€t in Abwesenheit einer bestimmten Aufgabe aufweist. Ein solches Verhalten ist fĂŒr das sogenannte Default Mode Netzwerk beschrieben (Raichle et al. 2001), welches Regionen des medialen PrĂ€frontalkortex sowie des posterioren cingulĂ€ren Kortex und des Precuneus sowie Anteile des lateralen Parietalkortex umfasst (
Images
Abb. 4.1
) Daraus ergibt sich, dass die Entwicklungen auf dem Gebiet der sogenannten Resting-State-fMRT eng mit der funktionellen Beschreibung von Funktion und Dysfunktion des Default Mode Netzwerks verbunden sind, die in Abwesenheit eines expliziten Versuchsablaufs dessen funktionelle Charakterisierung besser ermöglicht, als es im Rahmen expliziter Manipulation bekannter psychologischer Basisfunktionen der Fall wÀre.

4.3 Die Entwicklung der Resting-State-fMRT und wichtige Kritikpunkte

GrundsĂ€tzlich handelt es sich bei der Methode des Resting-State-fMRT um eine Gruppe von Analyseverfahren, welche ebenso gut fĂŒr die Betrachtung von solchen Hirnregionen geeignet ist, die auch durch explizite Versuchsbedingungen aktiviert werden können. Dies ist nicht zuletzt auch daraus ersichtlich, dass die ersten Befunde zu neuroanatomisch strukturierten Ruhefluktuationen in primĂ€r motorischen Regionen erarbeitet wurden. Bereits kurze Zeit nach der Erstbeschreibung des BOLD-Kontrastmechanismus und der schnellen Verbreitung experimenteller AnsĂ€tze, die aufgabeninduzierte Aktivierungen in einzelnen Hirnregionen sichtbar machen konnten, beobachteten Biswal und Hyde, die sich ursprĂŒnglich mit der Charakterisierung und Elimination aufgabenunspezifisches Hintergrundrauschens beschĂ€ftigten, dass neben atmungs- und bewegungsassoziierten Störsignalen ein niederfrequentes Rauschen die evozierten Aktivierungen ĂŒberlagerte, das sich keiner bekannten Störquelle zuzuordnen ließ (Biswal et al. 2005). In der Folge konnten sie, wie auch andere Forscher, in allen Teilen des Gehirns niederfrequente, spontane Signalfluktuationen mit Frequenzen von weniger als 0,1 Herz identifizieren, welche interessanterweise eine hohe rĂ€umliche Struktur aufwiesen, die der bis dahin bekannten funktionellen Neuroanatomie sehr Ă€hnelte. Mittels eines fMRT-Experiments, wĂ€hrend dessen der Proband möglichst ruhig im MRT liegen und darĂŒber hinaus keine spezifische Aufgabe durchfĂŒhren sollte, beschrieben sie eine spontane Signalfluktuation im Bereich des primĂ€ren motorischen Kortex, die in ihrem zeitlichen Verlauf mit Signalfluktuationen in anderen Regionen eines bekannten motorischen Netzwerks, nicht jedoch mit Signalfluktuationen außerhalb dieses Netzwerks, korreliert war.
Diese bedeutende Entdeckung, die den Schluss nahelegte, dass sich die funktionelle Organisation von gleichartig aktivierten Regionen wĂ€hrend einer expliziten Aufgabe auch in Abwesenheit dieser Aufgabe nachweisen lĂ€sst, war zwar konform mit entsprechenden elektrophysiologischen Ansichten zur GrundaktivitĂ€t etablierter Netzwerkwerke, stellte aber ein konzeptionelles Problem fĂŒr gewisse eliminative AnsĂ€tze dar, die den Einfluss von aufgabenunabhĂ€ngigen Effekten zu minimieren suchten. Bereits aus vorherigen PET-Studien war zwar bekannt, dass die aufgabeninduzierten AktivitĂ€tszunahmen nur fĂŒr einen kleinen Teil der GrundaktivitĂ€t des Gehirnes verantwortlich zu machen sind (Raichle 2006), allerdings ĂŒberwog zunĂ€chst eine weitverbreitete Skepsis gegenĂŒber der hier beobachteten Resting-State-KonnektivitĂ€t. In der Folge konnten zahlreiche wichtige EinwĂ€nde widerlegt werden, wie zum Beispiel eine Korrelation, welche sich durch eine verwandte Vaskularisierung in funktionell assoziierten Regionen ergebe. Auch konnte durch entsprechende Untersuchungen das Argument widerlegt werden, dass hinter der korrelierten SpontanaktivitĂ€t die gleichen expliziten Prozesse stecken, die dann etwa durch leichte, unwillkĂŒrliche motorische AktivitĂ€t eine entsprechende (Ko-)Aktivierung und somit eine zeitliche Assoziation von Aktivierungen innerhalb des motorischen Netzwerks bedingen wĂŒrden. Allerdings lassen sich bis heute derartige Argumente nicht zuletzt aufgrund des vergleichsweise einfachen Versuchsablaufs nicht vollstĂ€ndig entkrĂ€ften. Im Menschen sind in anderen funktionellen DomĂ€nen, insbesondere bei sogenannten »task unrelated thoughts«, also spontanen kognitiven Prozessen, die denen unter expliziter Stimulation Ă€hneln, wichtige EinwĂ€nde gegen die Interpretation im Sinne einer aufgabenunabhĂ€ngigen korrelierten SpontanaktivitĂ€t geblieben. Besonders die Instruktion, eben keine bestimmte kognitive Aufgabe durchzufĂŒhren, ist schwer ĂŒberprĂŒfbar, und jede ÜberprĂŒfung wĂŒrde eine direkte Beeinflussung des Ruhezustands darstellen. Eine gewisse Relativierung dieses wichtigen Arguments ergibt sich jedoch aus der StabilitĂ€t dieser funktionellen Netzwerke auch unter AnĂ€sthesiebedingungen oder bei Patienten mit stark eingeschrĂ€nktem Bewusstsein. Ein grundsĂ€tzlicher biologischer Mechanismus ergab sich auch – unabhĂ€ngig von kognitiven Prozessen, entgegen anderslautender Instruktion – aus vergleichenden Untersuchungen im Tiermodel, wo ein Verschwinden dieser funktionellen Netzwerke erst bei einer sehr starken Narkosetiefe beobachtet wurde, in der eine unphysiologische Beeinflussung der NervenaktivitĂ€t auftritt.

4.4 Resting-State-Netzwerke

Die heutige PopularitĂ€t der Methode ist nicht unbedingt nur durch das AusrĂ€umen der konzeptionellen Bedenken erklĂ€rbar, sondern wird auch durch die faszinierenden Einblicke nahegelegt, die sich durch deren Anwendung bei einer Vielzahl von möglichen Hirnnetzwerken ergeben haben, darunter vor allem dem Default Mode Netzwerk und einzelnen Komponenten eines aufmerksamkeitsassoziierten Netzwerks. Die hohe rĂ€umliche StabilitĂ€t ĂŒber einzelne Individuen wurde durch hypothesenarme AnsĂ€tze, wie unter Verwendung einer Independent Component Analysis (ICA) gezeigt (Damoiseux et al. 2006), und auch intraindividuell zeigten sich diese Netzwerke ĂŒber verschiedene Untersuchungszeitpunkte stabil fĂŒr einzelne Individuen (Zuo et al. 2010). Inzwischen herrscht diesbezĂŒglich daher Übereinkunft, dass fĂŒr die momentan ĂŒblichen rĂ€umlichen Auflösungen in fMRT-Studien eine charakteristische Anzahl von Resting-State-Netzwerken (RSN) gefunden werden kann, welche sich in nahezu allen Individuen mit Ă€hnlicher rĂ€umlicher Verteilung zeigen. Jedoch findet man individuell typische Unterschiede, so etwa im Vergleich zwischen MĂ€nnern und Frauen oder in AbhĂ€ngigkeit von Alter eines Probanden (Biswal et al. 2010). Diese Netzwerke sind hierbei rĂ€umlich stark ĂŒberlappend mit solchen, die anhand von einzelnen experimentellen Aufgaben gefunden wurden, jedoch mit dem Unterschied, dass – anders als in einem klassischen fMRT-Experiment – alle Netzwerke gleichzeitig anhand korrelierter Aktivierungen abgebildet werden können (Smith et al. 2009).

4.5 Anwendung und Methoden der Resting-State-fMRT

Eine Besonderheit des Verfahrens liegt in der meist gleichen DurchfĂŒhrung des tatsĂ€chlichen Messdurchgangs in allen aktuellen Studien, wobei die Differenzierung der AnsĂ€tze in der Regel auf der Analysenseite liegt. Die somit gut standardisierten Untersuchungen kommen meist mit einer Erhebungsdauer von 5–10 Minuten aus, und es werden ĂŒbliche funktionelle Sequenzen angewendet, wobei meistens auf eine Ganzhirnabdeckung geachtet wird. Die Instruktionen sehen entweder vor, dass der Proband mit geöffneten Augen auf ein Fixationskreuz blickt oder bei geschlossenen Augen möglichst an »Nichts« denkt. InstruktionsabhĂ€ngige Unterschiede in den Resting-State-Aktivierungen wurden beschrieben (Benjamin et al. 2010), sodass beim Vergleich von Kollektiven hier in besonderem Maße auf homogene Situationen geachtet werden muss.
Die Auswertung der Resting-State-Daten orientiert sich zunĂ€chst an der PrĂ€prozessierung, wie sie fĂŒr andere fMRT-Studien ĂŒblich ist. Eine Besonderheit liegt jedoch in der Korrektur fĂŒr globale Signalschwankungen, die vor allem bei Ă€lteren MRT-GerĂ€ten gefunden werden. Hierdurch ergibt sich, wie bei der Korrektur fĂŒr physiologische Variablen wie Atmung oder Herzschlag, eine deutlich Beeinflussung der wichtigsten Variablen der SpontanaktivitĂ€t, und zwar der Signalkorrelation (Weissenbacher et al. 2009). Bislang besteht keine Einigkeit ĂŒber die Verwendung der sogenannten »global mean«-Korrektur, allerdings muss davon ausgegangen werden, dass hierdurch die negativen Korrelationen von SpontanaktivitĂ€ten deutlich verstĂ€rkt (Murphy et al. 2009), wenngleich auch nicht artifiziell produziert werden (Chai et al. 2012). Eine Aussage ĂŒber eine funktionelle »Antikorrelation«, nach der eine Region immer dann ihre Aktivierung vermindert, wenn eine andere aktiver wird, muss daher vorsichtig und mit Blick auf derartige PrĂ€prozessierungen erfolgen.

4.6 Arten der Resting-State-AktivitÀt

Generell können fĂŒr die Auswertung von Spontanfluktuationen zwei große AnsĂ€tze unterschieden werden: Es werden entweder lokal jeweils nur die Charakteristika eines einzigen Signalverlaufs an ihrem jeweiligen Ort im Gehirn untersucht, oder interregional wird das VerhĂ€ltnis der SignalverlĂ€ufe an unterschiedlichen Punkten zueinander beleuchtet. Lokale AnsĂ€tze können so zum Beispiel die Amplitude der niederfrequenten Signale oder deren Frequenzverteilung bestimmen. Auch können komplexere Informationen bestimmt werden, wie die fraktale Dimension des Zeitsignals, die wiederum Aussagen ĂŒber die Art der RuheaktivitĂ€t bestimmter Regionen zulassen (Wink et al. 2006). Interregionale AnsĂ€tze betrachten hingegen die KonnektivitĂ€t, das heißt, das Ausmaß der Korrelation der SpontanaktivitĂ€t, entweder zwischen zwei vordefinierten Regionen, oder aber zwischen einer Region (seed) und allen anderen Punkten im Gehirn. Diese »seedbasierte«-Methode fĂŒhrt zur Generierung von KonnektivitĂ€tskarten fĂŒr jeweils eine Ausgangsregion, die dann entweder zwischen Probanden oder b...

Inhaltsverzeichnis

  1. Deckblatt
  2. Titelseite
  3. Impressum
  4. Inhalt
  5. Verzeichnis der Herausgeber und Autoren
  6. Vorwort
  7. A Methoden zur Untersuchung des Verhaltens
  8. B Methoden zur Untersuchung von Gehirnstrukturen
  9. C Methoden zur Untersuchung von Gehirnfunktionen
  10. D Elektromagnetische Verfahren zur Untersuchung dynamischer Gehirnprozesse
  11. E Methoden der molekularen Bildgebung des Gehirns
  12. F Neuere methodische AnsÀtze und Entwicklungen
  13. G Farbteil
  14. Sachwortverzeichnis