Psychologie sozialer Beziehungen
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Psychologie sozialer Beziehungen

  1. 222 Seiten
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Psychologie sozialer Beziehungen

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Inhaltsverzeichnis
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Über dieses Buch

Paarbeziehungen, Freundschaften und soziale Beziehungen in der Arbeitswelt sind nur einige Bereiche, zu denen die neuere psychologische Forschung wichtige Theorien und Ergebnisse anzubieten hat. Dieser Band stellt vor allem empirische Befunde der Sozial- und Entwicklungspsychologie leicht verstÀndlich vor - ergÀnzt durch aktuelle evolutions- und neuropsychologische Erkenntnisse. Aus psychologischer Perspektive werden vielfÀltige soziale Beziehungen sowie deren VerÀnderungen durch gesellschaftlichen und kommunikationstechnischen Wandel betrachtet. Die theoretischen, empirischen und praktischen Erkenntnisse dienen dem VerstÀndnis, der Gestaltung und der weiteren Erforschung von Beziehungen.

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Information

Jahr
2009
ISBN
9783170281004

1 EinfĂŒhrung in die Psychologie sozialer Beziehungen

1.1 Ein Blick zurĂŒck: Freiherr von Knigge

Wer kennt ihn nicht, den Namen „Knigge“? Umgangssprachlich steht der Name fĂŒr Benehmen, Manieren, gute Umgangsformen – also fĂŒr ein bestimmtes, konformes Verhalten im Alltag. Aber mit dieser Auffassung vom „Knigge“ missversteht man das Anliegen des Freiherrn von Knigge ganz grundlegend.
Seit Menschen leben ist es notwendig, das soziale Verhalten zu regeln. Zum Teil ergaben sich diese Verhaltensregeln aus biologischen oder physiologischen Grundlagen. Auf die Jagd gehen besser die StĂ€rkeren, den Neugeborenen geben die MĂŒtter Nahrung, Lebenserfahrungen haben eher die Älteren usw. In jedem Fall muss das Verhalten zwischen den Menschen geregelt werden. Hier waren in frĂŒheren Jahrhunderten kulturelle Regeln entstanden, die ihre Wurzeln zum grĂ¶ĂŸten Teil in religiösen Vorstellungen hatten. Im Mittelalter war der Lebenslauf einer Person weitgehend durch die Geburt bestimmt. Welchen Beruf eine Person ergreifen oder wer geheiratet werden konnte oder wurde, war durch Regeln festgelegt bzw. wurde durch andere Personen (Eltern, ZĂŒnfte usw.) nach ĂŒberlieferten Vorschriften entschieden.
Mit der AufklĂ€rung waren alte Verhaltensregeln und historisch vorgegebene Rollenvorschriften fraglich geworden. Mit seinem Buch „Ueber den Umgang mit Menschen“, das zuerst 1788 erschienen war, gab Adolph Freiherr von Knigge (1752–1796) seinen Zeitgenossen Hilfestellung. Knigge wurde in Bredenbeck bei Hannover geboren. Er entstammte einer verarmten Adelsfamilie, lebte in adeligen Diensten und trat als Autor und Herausgeber von BĂŒchern – in spĂ€teren Lebensjahren vor allem als Autor von Satiren – hervor. Knigge zeigte Sympathie fĂŒr die französische Revolution und verzichtete selbst auf seinen Adelstitel; seine Position ist als „radikal aufklĂ€rerisch“ bezeichnet worden.
Knigges Buch ĂŒber den Umgang mit Menschen war an bĂŒrgerliche Kreise gerichtet und erwies sich schon zu Knigges Lebzeiten als Erfolg. Das Buch wurde immer wieder aufgelegt, dabei gekĂŒrzt und dem Zeitgeschmack angepasst. Auf diese Weise wurde es schon im 19. Jahrhundert verwĂ€ssert. Hatte Knigge damals eine zeitgemĂ€ĂŸe Lebensphilosophie entworfen, reduzierte sich das Buch spĂ€ter nur noch zu einer Zusammenstellung von Empfehlungen zur Ă€ußerlichen Anpassung („Welche Handschuhe zu welcher Gelegenheit?“).
Über sein Anliegen schreibt Knigge im Vorwort zur ersten und zweiten Auflage:
„Wenn ich zum Beispiel lehren will, wie vertraute Freunde im Umgange mit einander sich betragen sollen, so scheint es mir sehr passend, erst etwas ĂŒber die Wahl eines Freundes und ĂŒber die Grenzen freundschaftlicher Vertraulichkeit zu sagen, und wenn ich ĂŒber das Betragen im geselligen Leben mit manchen Classen von Menschen rede und zeige, wie man ihrer SchwĂ€chen schonen soll, so stehen philosophische Bemerkungen ĂŒber diese SchwĂ€chen selbst und ĂŒber deren Quellen nicht am unrechten Orte“ (Knigge, 1788 / 1975, S. 5f.).
Der psychologische Gehalt des Originalbuches von Knigge ist also nicht in dessen „charakterpsychologischen“ Empfehlungen zu sehen, die mit Ergebnissen der modernen Psychologie nicht in Übereinstimmung zu bringen sind. Seine StĂ€rke liegt in den differenzierten Beobachtungen zu PersönlichkeitszĂŒgen, Erziehungswirkungen und in den genauen Beobachtungen der Menschen und ihrer sozialen Beziehungen.
Wenn man ĂŒber den Sprachstil des 18. Jahrhunderts und manches andere hinwegsieht, klingen Knigges Empfehlungen durchaus plausibel und sinnvoll. Knigge:
„Klagt dir ein Freund seine Noth, seine Schmerzen, so höre ihn mit Theilnehmung an! Halte dich nicht mit moralischen GemeinsprĂŒchen auf, mit Bemerkungen ĂŒber das, was anders hĂ€tte sein und was er hĂ€tte vermeiden können, da es doch einmal nicht anders ist. Hilf, wenn du es vermagst; tröste und verwende alles, was ihm Linderung geben kann; aber verzĂ€rtle ihn nicht an Leib und Seele durch weibische Klagen. Erwecke vielmehr seinen mĂ€nnlichen Muth, daß er sich erhebe ĂŒber die nichtigen Leiden dieser Welt“ (1788 / 1975, S. 204).
Das klingt doch ganz vernĂŒnftig! Sieht man einmal von der heutigen „Lebenshilfe“-Literatur ab, so muss man sagen, dass in der psychologischen Fachliteratur der Gegenwart Empfehlungen der Art von Knigge sehr selten zu finden sind. Michael Argyle und Monika Henderson (1986) gehören zu den wenigen psychologischen Autoren, die aus ihren Forschungsergebnissen in England Empfehlungen abgeleitet haben. So findet man bei ihnen u. a. folgende Regeln fĂŒr Freunde und Freundinnen (S. 121):
  1. freiwillig Hilfe anbieten, wenn sie benötigt wird,
  2. die PrivatsphÀre des Freundes/der Freundin respektieren,
  3. Geheimnisse wahren,
  4. einander vertrauen, sich aufeinander verlassen,
  5. sich fĂŒr den anderen in dessen Abwesenheit einsetzen und
  6. einander nicht öffentlich kritisieren.
Solche Regeln – nur etwas anders formuliert – könnten ohne Weiteres von Knigge stammen. Historisch betrachtet: Unsere heutigen Lebenserfahrungen und Lebensregeln haben ihre Wurzeln zum nennenswerten Teil in der Zeit der AufklĂ€rung.
In den Kapiteln 2–4 dieses Buches geht es weniger um die Geschichte der sozialen Beziehungen und um Lebensregeln, sondern um Probleme und Ergebnisse neuer empirischer Forschung.

1.2 Psychologie sozialer Beziehungen – ein neues Forschungsgebiet

Der Begriff der sozialen Beziehungen taucht Mitte des 20. Jahrhunderts vor allem in der amerikanischen psychologischen Literatur auf, zunĂ€chst als „interpersonal relations“ und – spĂ€ter hĂ€ufiger – als „social relationships“. Noch 1958 (deutsch 1977) schrieb Fritz Heider in seiner Psychology of interpersonal relations, „The study of interpersonal relations has been treated only tangentially in the field of personalitity and social psychology“ (1958, S. 3). Mit seiner Behauptung, die Psychologie sozialer Beziehungen sei von der Persönlichkeitspsychologie und Sozialpsychologie nur „berĂŒhrt“ worden, hatte er Recht. Die Untersuchung der zwischenmenschlichen Beziehungen rechnet Heider dann vor allem der Sozialpsychologie zu. Und heute, 50 Jahre spĂ€ter, ist das Gebiet der Psychologie sozialer Beziehungen ein großes Forschungsgebiet geworden, in dem vor allem Sozialpsychologen arbeiten, außerdem einige Kommunikationspsychologen, wenige Soziologen, Familienpsychologen und Klinische Psychologen (vgl. Perlman & Duck, 2006, S. 23).
Verfolgt man die Geschichte des Begriffs, dann verfolgt man zugleich die Geschichte der theoretischen AnsÀtze, die sich mit Beziehungen zwischen Menschen befasst haben. Zu diesen AnsÀtzen zÀhlen mindestens die folgenden:
  • Die frĂŒhe Soziologie mit Georg Simmel (1858–1918), der die Soziologie als Lehre der Formen der Wechselwirkung oder der Vergesellschaftung ansah und mit seiner Analyse von „mikroskopischen“ VorgĂ€ngen die Grundlage fĂŒr die Mikrosoziologie schuf. Leopold von Wiese (1876–1969) verfasste unter Einfluss von Simmel eine (heute fast vergessene) Beziehungslehre der Soziologie.
  • Die Austauschtheorie des Soziologen George Caspar Homans seit den fĂŒnfziger Jahren.
  • Die Social-Perception-Forschung, beginnend in den fĂŒnfziger Jahren, die sich mit der menschlichen Wahrnehmung als Prozess und mit der Wahrnehmung und Bewertung anderer Personen befasste (vgl. Klassiker: Tagiuri & Petrullo, 1958).
  • Die Balancetheorie, die u. a. Einstellungen sozialer Anziehungen untersucht – ausgehend von Fritz Heider ab den sechziger Jahren.
  • Etwas spĂ€ter, ebenfalls ausgehend von Heider, die Attributionstheorie, die Prozesse der Selbst- und Fremdzuschreibung in den Blick nimmt.
  • Die Erforschung der (spontanen) Attraktion zwischen Personen durch Forscher(innen) wie Ellen Berscheid – heute die meistzitierte Autorin im Bereich der Psychologie sozialer Beziehungen – und Eleonore Hatfield Walster beginnend in den siebziger Jahren. In diesen Bereich gehören die Arbeiten von Donn Byrne, der herausfand, dass interpersonelle Anziehung durch Ă€hnliche Einstellungen begĂŒnstigt wird.
  • Die Erforschung von Freundschaftsbeziehungen im Nachgang zu Jean Piaget und Lawrence Kohlberg durch Robert L. Selman und andere.
  • Studien zur non-verbalen Kommunikation und sozialen Beziehungen ab Ende der sechziger Jahre durch Michael Argyle in Großbritannien.
  • Die Erforschung von Liebesbeziehungen und insbesondere der Liebesstile.
  • Die frĂŒhe Bindungsforschung von John Bowlby und deren experimentelle Umsetzung durch dessen SchĂŒlerin Mary Ainsworth und andere.
  • Schließlich die Soziobiologie seit Mitte der siebziger Jahre und die moderne Evolutionspsychologie und Bio-Psychologie etwa seit den letzten 20 Jahren.
Dies sind einige Meilensteine in der Beziehungsforschung, auf die wir im vorliegenden Buch mehr oder weniger ausfĂŒhrlich Bezug nehmen. Man sieht auf den ersten Blick, dass diese Theorien und ForschungsaktivitĂ€ten in sehr verschiedenen Bereichen entwickelt wurden. Dementsprechend hat sich auch die Forschung nicht „gradlinig“ entwickelt. Schon Robert A. Hinde, von Hause aus Ethologe, versuchte mit seinem Buch Towards Understanding Relationships (1979) Forschungsergebnisse aus vielen Bereichen zu integrieren. Dieses Buch wird daher von manchen als Beginn der Erforschung sozialer Beziehungen als eigenes Wissenschaftsgebiet angesehen.
Eine eigene Fachorganisation, die International Association for Relationship Research (IARR) (http://www.iarr.org/), wurde 2004 durch Fusion von zwei vorher bestehenden Vereinigungen gegrĂŒndet und hat heute bereits ca. 700 Mitglieder. Die erste spezialisierte Zeitschrift, das Journal of Social and Personal Relationships, wurde 1984 begrĂŒndet, zehn Jahre spĂ€ter kam Personal Relationships, eine zweite Zeitschrift, hinzu. 1988 erschien das erste Handbuch, das Handbook of Personal Relationships, herausgegeben von Steve Duck. Eine ĂŒberarbeitete Neuauflage erschien 1997. Ein zweites Handbuch haben Clyde und Susan S. Hendrick 2000 unter dem Titel Close Relationships veröffentlicht. 2006 erschien das Cambridge Handbook of Personal Relationships, herausgegeben von Vangelisti und Perlman. Diese wenigen Fakten zur Institutionalisierung der Psychologie sozialer Beziehungen als eigenes Wissensgebiet lassen erkennen, dass es sich um ein neues Gebiet in schnellem Wachstum handelt.
AuffĂ€llig ist, dass es zunehmend Verbindungen zwischen verschiedenen Bereichen gibt. Um eine andere Metapher zu verwenden: Die einzelnen Seen der Forschung werden inzwischen zunehmend durch Wasserstraßen verbunden (vgl. Perlman & Duck, 2006).

1.3 Abgrenzungen

Fritz Heider hat in seinem „Klassiker“ Psychologie der interpersonalen Beziehungen (engl. 1958, deutsch 1977) den Gegenstand seines Buches so umrissen:
„Im Rahmen dieses Buches bezeichnet der Begriff „zwischenmenschliche Beziehungen“ Relationen zwischen wenigen, fĂŒr gewöhnlich zwischen zwei Personen. Wie eine Person ĂŒber eine andere denkt und fĂŒhlt, wie sie sie wahrnimmt und was sie mit ihr tut, welche Taten oder Gedanken sie von ihr erwartet, wie sie auf Handlungen der anderen Person reagiert – dies sind einige PhĂ€nomene, die behandelt werden sollen. Dabei werden wir uns in erster Linie mit „OberflĂ€chen“-Angelegenheiten beschĂ€ftigen, Ereignissen, die sich im tĂ€glichen Leben auf bewusster Ebene abspielen, und nicht so sehr mit unbewussten Prozessen, wie sie die Psychoanalyse mit der „Tiefen“-Psychologie studiert“ (Heider 1977, S. 10).
Harold H. Kelley u.a. definierten „close relationships“ so:
„Zwei Personen stehen in einer Beziehung zueinander, wenn eine Person auf die andere Einfluss hat und wenn sie in der Weise voneinander abhĂ€ngig sind, dass eine VerĂ€nderung bei der einen Person eine VerĂ€nderung bei der anderen verursacht, und umgekehrt“ (vgl. Kelley et al., 1983).
Mit dem Hinweis auf die Wechselbeziehung verweisen Autoren wie Kelley auf die sozialen Interaktionen zwischen Personen, zwischen denen eine Beziehung besteht. Sehr weit fasst GĂŒnter Wiswede in seinem Lexikon der Sozialpsychologie den Begriff der sozialen Beziehung (2004, S. 61):
„Ganz allgemein bezeichnet man als B. jede Form permanenter Interaktion. I.e. S. werden engere (private, intime) Austauschprozesse als B. angesehen. B. haben verschiedene Wurzeln (z.B. Verwandtschaft, Zuneigung und Liebe, gemeinsamer Arbeitsplatz, Rollenkontext usw.)“.
Besonders anschaulich ist die Definition von Michael Argyle und Monika Henderson (1986, S. 12):
„Als ‚Beziehungen‘, ‚persönliche Beziehungen‘ oder ‚Dauerbeziehungen‘ bezeichnet man regelmĂ€ĂŸige soziale Beziehungen mit bestimmten Personen ĂŒber eine gewisse Zeit hinweg. (
) In vielen FĂ€llen finden wir Bindung oder gegenseitige Verpflichtung; das bedeutet, dass der andere bei Abwesenheit vermisst und das Ende der Beziehung als schmerzlich und belastend erlebt wird.“
Diese Definition kann uns zunĂ€chst einmal als anschauliche Beschreibung genĂŒgen.
Mehrere Autoren haben versucht, soziale Beziehungen zu klassifizieren oder in Dimensionen einzuordnen. Argyle und Henderson (1986, S. 13) unterscheiden vier Dimensionen:
  • eng – oberflĂ€chlich
  • freundschaftlich – feindselig
  • egalitĂ€r – hierarchisch
  • aufgabenorientiert – gesellig
Dabei beziehen sich Argyle und Henderson vermutlich auf Wish, Deutsch & Kaplan (1976). Diese Autoren haben empirisch die Merkmale von sozialen Beziehungen erfasst und durch multidimensionale Skalierung auf vier Dimensionen reduzieren können (s. auch Kap. 2.4):
  • gleich vs. ungleich (in Bezug auf eine Vielzahl von Merkmalen)
  • kooperativ-freundlich vs. kompetitiv und feindselig
  • sozio-emotional und informell vs. aufgabenorientiert-formell
  • oberflĂ€chlich vs. intensiv
In der Analyse sozialer Netzwerke wird zusĂ€tzlich zwischen starken und schwachen Bindungen unterschieden (vgl. Kap. 3.6). Starke Bindungen bestehen z. B. zwischen Eltern untereinander oder zwischen Geschwistern. Schwache Beziehungen sind weniger starr und dauerhaft, dafĂŒr haben sie aber den Vorteil grĂ¶ĂŸerer „Beweglichkeit“.
Manche Beziehungen sind ferner erzwungen (etwa zur Familie, in die ein Kind hineingeboren wird oder zu Arbeitskollegen in derjenigen Abteilung, in der man anfÀngt), andere sind freiwillig (z.B. studentische Arbeitsgemeinschaft oder Mitgliedschaft im Alpenverein).
Ohne große MĂŒhe kann man Beziehungen zwischen GeschĂ€ftsfreunden, zwischen Sang...

Inhaltsverzeichnis

  1. Deckblatt
  2. Titelseite
  3. Impressum
  4. Inhaltsverzeichnis
  5. Vorwort
  6. 1 EinfĂŒhrung in die Psychologie sozialer Beziehungen
  7. 2 Beziehungsformen
  8. 3 Beziehungstheorien
  9. 4 Interpersonelle Beziehungen im Kontext globaler VerÀnderungen
  10. Literatur
  11. Sachregister
  12. Personenregister