Die Arzt-Patient-Beziehung
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Die Arzt-Patient-Beziehung

  1. 162 Seiten
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Die Arzt-Patient-Beziehung

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Inhaltsverzeichnis
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Über dieses Buch

Die Begegnung zwischen Arzt und Patient ist komplex. Dies betrifft die grundlegende Asymmetrie in der Arzt-Patient-Beziehung, die, je nach Zeitgeist, von paternalistischen oder partizipativen Vorstellungen geprĂ€gt ist. Aber sie steht auch in institutionellen, bĂŒrokratischen und wirtschaftlichen Kontexten. Dieses praxisorientierte Buch ermöglicht die Reflexion der eigenen Position und die AnnĂ€herung an ein gemeinsames Behandlungsziel von Arzt und Patient. Durch Beispiele u. a. aus GynĂ€kologie, Psychiatrie und Onkologie werden konkrete Behandlungssituationen aus soziologischer Sicht aufgearbeitet, wodurch Spannungsfelder und Auswirkungen von Asymmetrien auf die Arzt-Patient-Beziehung erkennbar werden.

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Information

Jahr
2010
ISBN
9783170273863

1 »Es gibt so viele Klippen«: Die Ärztin-Patientin-Beziehung1 in der GynĂ€kologie

Jutta Begenau

1.1 Einleitung

Diese Feststellung »Es gibt so viele Klippen« kommt von einer FrauenĂ€rztin, als sie gebeten wird, sich zur Bedeutung von IntimitĂ€t in der gynĂ€kologischen Praxis zu Ă€ußern. Was sie unter einer Klippe versteht, versucht sie am Beispiel einer Kinderwunschpatientin, die zu ihr in die Praxis mit dem Befund »sekundĂ€re SterilitĂ€t« kommt, verstĂ€ndlich zu machen:
»Da ĂŒberlege ich: Frage ich sie jetzt danach? [
] Sie waren ja schon einmal schwanger, wie ist denn diese Schwangerschaft verlaufen? â€șAch, da war ich ganz jung, da habe ich einen Abbruch gehabt.â€č Oder: â€șDas ist vermutlich die Strafe, dass ich jetzt durch die vielen Behandlungen nicht schwanger werde.â€č War’s richtig, spricht man das an? Macht man wieder ein schlechtes Gewissen? Ist das unangenehm fĂŒr die Patientin? Muss sie das noch einmal verarbeiten? Oder geht man darĂŒber hinweg. Das sind auch immer diffizile Dinge.«
Der Begriff der Klippe wird von ihr als Metapher fĂŒr problematische Situationen, fĂŒr Konfliktfelder, in denen sich FrauenĂ€rztinnen und Patientinnen bewegen, verwendet. Dabei vermag der von ihr gewĂ€hlte Ausschnitt ihres Erfahrungsraumes zu verdeutlichen, was sie damit meint, wenn sie von »so vielen« Klippen spricht. Er macht sichtbar, dass schon eine einfache Frage nach dem Verlauf einer vorangegangenen Schwangerschaft klippenreich sein kann. Dann etwa, wenn damit bei der Patientin alte Konflikte aktualisiert werden. Wichtig scheint auch die mit dem Zitat verbundene Aussage, dass in der GynĂ€kologie die Beziehung zwischen FrauenĂ€rztin und Patientin nicht selten mit einer problematischen Situation eröffnet wird. Zudem legt das Zitat nahe, Klippen auch im Zusammenhang mit dem Ă€rztlichen SelbstverstĂ€ndnis zu diskutieren. Denn unsicher wird die FrauenĂ€rztin ja nur deshalb, weil sie sich in ihre Patientin einfĂŒhlt, sich auf deren Seite begibt, oder anders gesagt, es fĂŒr selbstverstĂ€ndlich hĂ€lt im »Modus von Respekt und VerstĂ€ndnis« zu handeln.
Thema des folgenden Kapitels sind solche und andere fĂŒr die GynĂ€kologie typischen Situationen und potenziellen Konfliktfelder. Zuvor aber soll darauf aufmerksam gemacht werden, dass auch fĂŒr die Ärztin-Patientin-Beziehung in der GynĂ€kologie vier soziologische Tatsachen gelten. Auch hier begegnen sich Ärztin und Patientin erstens in einer prinzipiellen Asymmetrie. Das heißt, dass auch in der gynĂ€kologischen Sprechstunde die Ärztin das Problem definiert, den weiteren diagnostischen und therapeutischen Weg bestimmt und das Geschehen kontrolliert. Die Patientin dagegen ist die Laiin. Sie ist die Passive, die Verletzliche. Sie folgt in der Regel den Entscheidungen der Ärztin.
Beide haben aber auch Gemeinsamkeiten, beispielsweise diejenige, möglichst schnell Gewissheit zu erhalten. Aber Gewissheit worĂŒber? Diese Frage fĂŒhrt zu einer zweiten sozialen Charakteristik, nĂ€mlich der, dass zwischen beiden eine prinzipielle Perspektivendivergenz besteht (vgl. Klusmann et al. 1998). FĂŒr Patientinnen steht ihr Leben im Zentrum. Sie beurteilen Ă€rztliche Entscheidungen daran, wie gut diese ihnen helfen, ihren Alltag, ihr Leben wieder zu bewĂ€ltigen. WĂ€hrenddessen handeln GynĂ€kologinnen aus der Arbeitsperspektive und an einem Behandlungsauftrag orientiert. Sie sehen tĂ€glich viele Frauen mit Ă€hnlicher Symptomatik und vergleichbaren gesundheitlichen Fragestellungen. Entsprechend routiniert ist ihr Blick auf vor allem regelwidrige Symptome gerichtet. Evident sind fĂŒr sie ihre Entscheidungen dann, wenn sie Ă€rztlichen Standards entsprechen. Wegen dieser Perspektivendifferenz, meint UexkĂŒll (1990, S. 1280), sei es in der Begegnung zwischen Ärztin und Patientin zunĂ€chst wichtig, eine gemeinsame Wirklichkeit aufzubauen. Gadamer hĂ€lt fest, dass es »zu dem Bestand solchen Abstandes gehört, dass Arzt und Patient einen gemeinsamen Boden gewinnen, auf dem sie sich verstehen, und es ist das GesprĂ€ch, das allein solches zu leisten vermag« (Gadamer 1993, S. 160).
Aber wo kommuniziert wird, kommt eine dritte soziale Gegebenheit, »ein System von Praktiken, Konventionen und Verfahrensregeln ins Spiel, das als Mittel fungiert, den Verlauf der Mitteilungen zu regeln und zu organisieren« (Goffman 1986, S. 40). So tasten sich, wie es scheint, Ärztinnen – wie auch das obige Zitat nahelegt – im GesprĂ€ch eher bedachtsam vor, wenn sie intendieren, die Perspektive der Patientinnen mit einzubeziehen. Und steht die Wahrung von Distanz und Respekt vor der Andersheit der Patientin im Vordergrund, werden Ärztinnen dies auch dann tun, wenn es fĂŒr den weiteren Behandlungsverlauf eigentlich wichtig ist, möglichst schnell Informationen einzuholen.
Viertens ist aus soziologischer Sicht auf die IntersubjektivitĂ€t der Begegnung hinzuweisen. Das heißt, Ärztin wie Patientin schreiben sich – wie auch im Eingangszitat geschehen – aufgrund ihrer Erfahrungen mit sich selbst und mittels der Ă€ußeren Zeichen der jeweils anderen bestimmte Eigenschaften zu. Man könnte auch sagen: sie typisieren und orientieren daran ihr Handeln. Voraussetzung dafĂŒr ist nach SchĂŒtz, dass beide davon ausgehen, dass die ihr GegenĂŒbersitzende – genau wie sie selbst – Prozesse deutet und interpretiert, dass sie – wie sie selbst – sinnhaft handelt und dieses Handeln an ihrem Relevanzsystem entlang orientiert2, was nicht die Annahme impliziert, die Sinngehalte und Typisierungen wĂ€ren kongruent.
Auch mit diesen soziologischen Charakteristika werden – wenn man so will – Klippen benannt. Sie liegen allerdings auf einer fundamentaleren Ebene und sind hierarchisch so aufeinander bezogen, dass es letztlich immer die Ärztin ist, die darĂŒber entscheidet, wie das GesprĂ€ch und die Begegnung verlĂ€uft.
In diesem Kapitel wird davon ausgegangen, dass die Ärztin-Patientin-Beziehung in der GynĂ€kologie, deren asymmetrische Formung, die verschiedenen Wirklichkeiten beider Akteure oder auch die dort gĂ€ngigen Praktiken sowohl durch die Tatsache, dass hier nur Frauen behandelt werden als auch durch Besonderheiten in den medizinischen Fragestellungen geprĂ€gt werden. Diesem Themenbereich wendet sich der zweite Teil zu. Wenn es um die Behandlungsgruppe der Frauen geht, kann auf die Altersproblematik – und hier leider auch auf die in der GynĂ€kologie besonders problematische Gruppe der jungen MĂ€dchen – nur am Rande eingegangen werden. Es wird weiter davon ausgegangen, dass fĂŒr die Begegnung in der GynĂ€kologie das dort ĂŒbliche diagnostische Procedere von ausschlaggebender Bedeutung ist. Dieser Frage wird im dritten Teil, verbundenen mit einem Exkurs zum Thema IntimitĂ€t und Scham, nachgegangen.
Um hinter den Themen liegende soziale Inhalte und Implikationen herauszuarbeiten, werden theoretische Anleihen vor allem bei Alfred SchĂŒtz (1994) und Erving Goffman (1967, 1984) aufgenommen. Mit SchĂŒtz kann der Blick zum einen auf die subjektiven Sichtweisen von FrauenĂ€rztinnen und Patientinnen, auf BewusstseinsvorgĂ€nge: Orientierungen, Aufmerksamkeiten, Wahrnehmungen, die ihr Handeln und Verhalten lenken, gerichtet werden. Zum anderen wird es mit SchĂŒtz möglich, den Einfluss der Lebenswelt – der biografischen Erfahrungen oder lebensweltlicher Denkschemata in Bezug auf die Beziehung zwischen Ärztin und Patientin – zu diskutieren.
Mit Goffman, dem zweiten hier wichtigen Theoretiker, kann der Frage nachgegangen werden, ob und wenn ja, welche spezifischen Interaktionsstrategien, welche Rituale und Regeln in der GynÀkologie als Mittel fungieren, die dort zu verhandelnden Themen und zu umschiffenden Klippen zu managen.
Neben solchen theoretischen RĂŒckbindungen werden in den Aufsatz Ergebnisse der Frauengesundheitsforschung aber auch eigene Forschungsergebnisse und Erfahrungen3 einfließen. Exemplarisch zitiert werden zwei interviewte FrauenĂ€rztinnen und zwar als Positivbeispiele im Sinne eines Handelns im »Modus von Respekt und Vertrauen«. Zu Wort kommen auch Patientinnen aus unterschiedlichen eigenen Forschungssettings.

1.2 AusgewĂ€hlte Kontexte – potenziell verunsichernde Handlungsrahmen

Siegrist (2005) stellt zutreffend fest, dass Forschungen ĂŒber den »Einfluss von Behandlungskontexten auf klinische Entscheidungen erst am Anfang« (Siegrist 2005, S. 268) stehen. FĂŒr unseren Zusammenhang wichtig an dem Gesagten ist die damit verbundene Anerkennung, dass auch die Beziehung zwischen Ärztin und Patientin so kontextualisiert ist. Auf zwei fĂŒr die GynĂ€kologie spezifische Kontexte soll im Folgenden eingegangen werden.

1.2.1 Besonderheiten in den medizinischen Fragestellungen

Eine Besonderheit des Behandlungsauftrages von FrauenĂ€rztinnen in Deutschland ist darin zu sehen, dass sie nicht nur Beschwerden oder Erkrankungen behandeln, sondern auch fĂŒr Gesundheitsfragen zustĂ€ndig sind. Dies ist fĂŒr FrauenĂ€rztinnen selbstverstĂ€ndlich, aber ein im Hinblick auf die Spezifik ihres Arbeitsfeldes auch hervorhebenswertes Spezifikum. So fĂ€llt die Antwortet einer der interviewten GynĂ€kologinnen auf die Frage, was denn das Besondere an der GynĂ€kologie sei, wie folgt aus:
»Das Besondere in der GynĂ€kologie ist primĂ€r, dass es viele Bereiche gibt, die gar nicht krankhaft sind, sondern zu den physiologischen VerĂ€nderungen gehören. Im Frauenleben gibt es ja viele Phasen der VerĂ€nderung: PubertĂ€t, Geschlechtsreife, dann der Übergang in die Wechseljahre und Senium.«
In welchem Umfang etwa die VerhĂŒtungsberatung oder »normale« physiologische VerĂ€nderungen im Zentrum gynĂ€kologischen Handelns stehen, kann mittlerweile an Hand von vorliegenden Krankheitsstatistiken abgeschĂ€tzt werden. So ist in dem ersten deutschlandweiten Bericht zur gesundheitlichen Lage von Frauen nachzulesen, dass im Jahr 1993 Frauen zwar am hĂ€ufigsten wegen »EntzĂŒndungen der Eierstöcke, der Eileiter und der Beckenorgane«, aber schon am zweit hĂ€ufigsten wegen »Regelblutungsstörungen« krankgeschrieben waren. Noch deutlicher erkennbar wird dies in der stationĂ€ren MorbiditĂ€t. 1996 waren die zwei wichtigsten AnlĂ€sse, die zu einer Einweisung auf eine gynĂ€kologische Station fĂŒhrten, »Regelblutungsstörungen« und »klimakterischen Störungen« (Begenau 2001, S. 137–139). Unter den AnlĂ€ssen fĂŒr die Inanspruchnahme einer ambulanten gynĂ€kologischen Betreuung ist vor allem die VerhĂŒtung hervorzuheben. 2004 waren bei Frauen zwischen 15 und 40 Jahren die kontrazeptiven Maßnahmen sogar der hĂ€ufigste Anlass sich ĂŒberhaupt ambulant behandeln zu lassen (Grobe et al. 2006, S. 106–109).
In diesem Zusammenhang wird oft auf die damit verbundenen Einflussmöglichkeiten von FrauenÀrztinnen auf alle Lebensbereiche von Frauen rekurriert.
Nach Felder (1988) bilden sie dadurch sogar ein spezifisches SelbstverstĂ€ndnis heraus. Charakteristisch sei, so meint sie, dass sich GynĂ€kologen »fĂŒr das gesamte Leben der Frauen und die damit einhergehenden Entwicklungsabschnitte zustĂ€ndig fĂŒhlen.« (ebd., S. 26). Diese AllzustĂ€ndigkeitsphantasien haben ihren realen Hintergrund. Folgt man den historischen Erkenntnissen von Foucault (2002), demzufolge sich im Laufe der medizinischen Entwicklung ein vor allem naturwissenschaftlicher Blick herausbildet, welcher auf »naturgegebene Intervalle, LĂŒcken, Distanzen« (Foucault 2002, S. 25) gerichtet ist und von den »wirklichen Kranken« (ebd.) weg fĂŒhrt, so kann fĂŒr die Frauenheilkunde herausgestellt werden, dass dieser Prozess auf sie nur eingeschrĂ€nkt zutrifft. Denn bei Regelblutungsstörungen, in der VerhĂŒtungsberatung oder der Begleitung in der Schwangerschaft reicht fĂŒr eine angemessene Betreuung, wie gezeigt werden wird, der naturwissenschaftliche Blick allein nicht aus.
ZunÀchst wollen wir aber festhalten, dass gesundheitliche Fragestellungen FrauenÀrztinnen vor eine prinzipiell andere Situation stellen können als beispielsweise eine Beschwerdebehandlung.
»In Situationen, wo es um Beratungen geht – oder gerade in der Kinderwunschsituation – [
] da muss die Chemie stimmen. Da ist es viel anstrengender und wird auch von dem Paar so empfunden. [
] Da erhebe ich mich von meinem Stuhl, gehe selbst raus [
].«
Ganz anders erscheint ihr die Situation, wenn es einer Patientin schlecht geht:
»Die Patientin, die mit akuten Beschwerden kommt und in einer hilfsbedĂŒrftigen Situation ist, da ist das einfacher. Sie fĂŒhlt sich schlecht, hat Schmerzen und möchte vom Arzt, dass ihr geholfen wird und weiß: sie muss das dann tun. Da ist es ganz wichtig, dass man ihr erst einmal mit Körpersprache und Blickkontakt zuhört und versucht, eine ruhige, abgeschirmte AtmosphĂ€re zu schaffen. Sodass sie mich auch als Mensch aufnehmen kann und ĂŒberlegen kann: will ich, will ich nicht erzĂ€hlen und zeigen und machen? Je schwerer der Beschwerdekomplex, die Krankheit ist, desto einfacher ist dann alles.«
Die interviewte FrauenĂ€rztin spricht von differierenden Handlungsanforderungen, je nach dem, ob sie eine akut erkrankte oder gesunde Patientin vor sich hat. Kranke, hilfsbedĂŒrftige Patientinnen erlebt sie als einfacher, da diese sich ohne EinschrĂ€nkungen helfen lassen. Bei gesunden Patientinnen dagegen, fĂŒr die die in der GynĂ€kologie ĂŒblichen diagnostischen Vorgehensweisen, etwa die gynĂ€kologische Untersuchung, nicht selbstverstĂ€ndlich sind, braucht es mehr als Empathie und eine »ruhige und abgesch...

Inhaltsverzeichnis

  1. Deckblatt
  2. Titelseite
  3. Impressum
  4. Inhaltsverzeichnis
  5. Einleitung: Die Arzt-Patient-Beziehung aus soziologischer Sicht
  6. 1 »Es gibt so viele Klippen«: Die Ärztin-Patientin-Beziehung in der GynĂ€kologie
  7. 2 Anthropologie des Vertrauens – Psychotherapeutische Beziehungen im Spannungsfeld von Zwang und Freiheit
  8. 3 Abgesicherte Freiheit – Gelungene Arzt-Patient-Kooperation in der ambulanten Behandlung von Menschen mit Psychosen
  9. 4 »Da muss ich denen erst mal den Wind aus den Segeln nehmen!« – Wie Ärzte mit informierten Patienten umgehen
  10. 5 Das Arrangement der Hoffnung auf der Basis von Perspektivendivergenz
  11. 6 Rahmungen – Sterben im Modus des »als ob«
  12. 7 Zwischen BĂŒrokratie und Ökonomie – Oder: Wie man die Verwaltung tĂ€uscht, Patienten behandelt und auch wieder los wird
  13. Stichwortverzeichnis