God Jr.
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God Jr.

  1. 144 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfĂŒgbar
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Inhaltsverzeichnis
Quellenangaben

Über dieses Buch

Jim sitzt seit einem Autounfall im Rollstuhl. Er hĂŒtet das Geheimnis um den Tod seines Sohnes Tommy, dessen Körper am selben Tag weit entfernt vom Unfallort an einer Bushaltestelle gefunden wurde. Um mit dem Tod des Teenagers fertigzuwerden, steckt Jim seine ganze Energie in die Errichtung eines riesigen Denkmals, das Tommy in seinem Notizbuch in vielen Skizzen festgehalten hat. Die Vorlage dafĂŒr scheint aus einem Computerspiel zu stammen, von dem sein Sohn offenbar besessen war. Mia, Tommys Freundin, weiß darĂŒber mehr, als sie bisher preisgegeben hat. Sie zeigt Jim das besagte Spiel. Auf der Suche nach Antworten begibt sich Jim als BĂ€r in diese virtuelle Welt und trifft dabei auf sprechende Pflanzen, Frettchen und SchneemĂ€nner und auf GerĂŒchte ĂŒber Gott. Zunehmend kippt er in diese Scheinwelt voller RĂ€tsel...Wie kann man angesichts des Verlustes des geliebtesten Menschen ĂŒber-haupt ein Weiterleben gestalten? Wie ein Zusammenleben mit jemandem, der den Schmerz verdrĂ€ngt und den man belogen und betrogen hat? Wer ist man fĂŒr diesen anderen, und wer, wenn man einen Charakter in einer virtuellen Welt ĂŒbernimmt? In der fantastischen Wirklichkeit eines Computerspiels, in die er seinen Protagonisten eintauchen lĂ€sst, seziert Dennis Cooper in God Jr. die existenziellsten Fragen des Menschseins: Liebe, Schuld, Trauer und vor allem die Katastrophe des Todes.

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Information

Jahr
2017
ISBN
9783903081604

DAS KINDISCHE GEKRITZEL

Der BĂ€r ist ein Juwel unter Millionen in einer broschenartigen Welt. Und er weiß, sein Name ist Jim und sein Körper ist mein kleines KostĂŒm. Er kann erkennen, dass das BĂ€ume sind, Eichen, aber er versteht, dass es bloß Eichen sind, so wie Smaragde Steine sind. Die Luft ist schwĂŒler als richtige Luft und leicht vergilbt wie das Wasser in einer Schneekugel. Wenn er geht, spĂŒrt er, wie stoned ich bin. Dennoch fehlt ihm eine Meinung zu allem, was damit zu tun hat, Spaß zu haben. Es ist alles selbstverstĂ€ndlich. Und er kann auch nicht meine UnzulĂ€nglichkeiten beurteilen und mich dann abwerfen wie ein reizbares Pferd. Er ist ein metaphorisches Schnapsglas und ich bin der Whiskey seines Bewusstseins. Wenn er sich bewegt, spritzen meine Ideen um sich und lassen seine Beine alles ansteuern, was ich will. Also steuere ich ihn zu dem mĂŒrrisch dreinschauenden Frettchen in einer Sergeant-Pepper-Jacke und gebauschten Clownhosen, das eine zufallsgenerierte Briefmarke aus sonnenverbranntem Gras bewacht.
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‚Hallo. Kannst du denken?‘ Die Stimme des BĂ€ren ist harmloser, heiserer und optimistischer als meine.
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‚Komm nicht nĂ€her‘, sagt das Frettchen. ‚Nicht weiter, als bis zu dem grauen Felsen, oder ich werde ausgelöst, um dich zu zerstören oder um zerstört zu werden.‘
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‚Ich bin neu hier.‘
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‚Du bist Jim‘, sagt das Frettchen. ‚Vater von Tommy. Zweifelhafter BĂ€r. LĂŒgner. Du willst wissen, was ich von dir noch weiß, als du dein Sohn warst. Und vielleicht noch etwas anderes.‘
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‚Woher weißt du das alles?‘
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‚Ich glaube, du wĂŒrdest sagen, ich lese Gedanken‘, sagt das Frettchen nach einer Pause, die mir nachdenklich vorkommt. FĂŒr den BĂ€ren war es eher wie zuzusehen, wie eine HaarstrĂ€hne gekĂ€mmt wird. ‚Du warst ungesĂŒnder, als du er warst. Ich habe ihn zweimal getroffen. Beide Male hat er mich seiner Gesundheit wegen getötet. Wenn ich sterbe, erholst du dich. Anscheinend ist das fair. Töte mich, wenn du meinst, du kannst. Aber ich glaube nicht, dass du es könntest.‘
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‚Ich habe eine Theorie, die ich an dir ausprobieren will. Dieses Spiel ist auf den TrĂŒmmern eines fortschrittlicheren Spiels aufgebaut. Du weißt schon, wie in Ägypten.‘
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‚Es ist interessant, dass du das sagst‘, sagt das Frettchen. ‚Manchmal, wenn ich auf Pause bin, ist alles anders. Das hier wird dann ein verrĂŒckter Ort. Ich stehe hier eingefroren und deplatziert in dieser Unerfreulichkeit. Ich wurde nicht programmiert, um mich zu wundern, aber man kann so etwas hier nicht durchleben und sich nicht wundern. Dies ist ein Level voller GerĂŒchte und Mythen.‘
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‚Was weißt du ĂŒber dieses GebĂ€ude dort drĂŒben?‘
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‚Du hast mich das zweimal gefragt‘, sagt das Frettchen. ‚Und ich erinnere dich dauernd daran, dass alles, was ich weiß, im Inneren eines unsichtbaren Kleckses liegt. Angefangen von dem grauen Felsen, bis zu jener Klippe, jenem Baumstumpf, jener Schatztruhe. Frag mich ĂŒber diese BĂ€ume, diesen Schmutz, und ich werde zum Genie.‘
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Der Kopf des BĂ€ren hat sich gedreht. Seine Augen fĂŒhlen sich gefangen von einem kupferfarbenen, glĂŒhenden Etwas in der Ferne. Er versteht das GlĂŒhen instinktiv. Ich muss schielen, um eine hölzerne Truhe zu sehen, aufgebrochen und funkelnd wie die Flocke einer prĂ€tentiösen Zerealie. Es ist eingebettet in etwas, das an eine Wiese oder einen ungemĂ€hten Garten erinnert, der auf eine zerzauste Badematte geairbrushed ist.
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‚Gibt es noch etwas, das du mir erzĂ€hlen kannst?‘
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‚Ja, wenn es dir nichts ausmacht‘, sagt das Frettchen. ‚Was auch immer dieses Level war, gewesen sein soll oder ist, es hat immer ein Gesetz gegeben. Spieler sollen vielleicht zehn von euren menschlichen Minuten hier sein. Sie sollen durch diese Höhle dort oben hereinkommen, etwas von der Pflanze lernen, die auf dieser Klippe wĂ€chst, hinunter ins Tal klettern, zwei Schatztruhen öffnen, eventuell ein paar von uns töten und durch jene Höhle in der NĂ€he dieses Bienenstocks dort drĂŒben verschwinden. Zwischen Tommy und dir ist der BĂ€r viel zu lange bei uns gewesen. Mein Programm war simpel, töte oder werde getötet. Es war mir nicht bestimmt, ewig zu leben. Es war mir nicht bestimmt zu denken, zu erwĂ€gen, tagzutrĂ€umen, zu dozieren. Ich bin wie ein Ă€lterer Athlet. Dieser Stab, den ich halte, scheint schwer, auch wenn er es nicht ist. Ich bin so gelangweilt. Das sind wir alle. Wenn du etwas Mitleid hast, lösche dieses Spiel und töte uns. Mach dir um uns keine Sorgen. Wir werden frisch und dumm und was du gutgelaunt nennen wĂŒrdest zurĂŒckkehren. Es wird nicht so sein wie das Töten deines Sohnes. Wir werden nicht blutend und verwirrt umherwandern.‘
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‚Also, erstens, schimpf noch einmal ĂŒber Tommy und wir werden dich schreddern wie ein Dokument. Und zweitens, ich muss zuerst ein paar Dinge tun, aber meinetwegen.‘
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Wir stehen auf dieser Wiese, die ich beschrieben habe, wĂ€hrend ich mich frage, was ein BĂ€r mit dem IQ eines Menschen als nĂ€chstes tun wĂŒrde. Sogar als meine Beine perfekt funktionierten, war die Natur fĂŒr mich ein leerer Ort. Es spielte keine Rolle, ob sie einen offiziellen Stempel trug wie der Yosemite Nationalpark oder mit Lastwagen vom Land hergebracht und auf einem vernichteten HĂ€userblock ausgerollt worden war. Ich ertrug Picknicks und Urlaube immer nur, indem ich mir meine Umgebung neu ausmalte. Ich wĂŒnschte mir immer neunzig Prozent des lĂ€ndlichen Graffitis weg, zeichnete dann ein Haus oder lukratives Casino hinein und schĂŒtzte des Effekts wegen jeden sechsten oder siebten Baum. Aber ich bin kein Immobilienmakler mehr und noch viel weniger die Art von Technokrat, der diesen vernaschten, idyllischen Fleck hĂ€tte hervorbringen oder auslöschen können. Ich bin nur ein paar Finger, die locker auf einem Cursor ruhen, wĂ€hrend er magisch um eine Art Ouijabrett gleitet.
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‚Ich habe einen Vorschlag‘, sagt eine Stimme. Sie ist so körperlos, splittrig und schrill, dass wir meinen, irgendeine Biene oder ein Kolibri umkreist unseren Kopf. Der BĂ€r beginnt hinzuklatschen und im Kreis zu laufen und dabei das mullartige Gras und die Blumen einzuebnen. ‚Nein, hier oben. Denk nicht akustisch, physikalisch, nichts davon. Denk vielmehr gar nicht. Dreh einfach den Kopf des BĂ€ren, bis du die Klippe siehst, dann drĂŒck und halte Z.‘
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Der BĂ€r scannt die quirlige, einfolierte Ferne, bis wir etwas entdecken, das als Klippe durchgehen könnte. FĂŒr mich schaut es wie Abfall aus, vielleicht ein alter knöchelhoher Schuh, den irgendein obdachloser Typ mit Trinkhalmen verschnĂŒrt hat. Dann zoomen wir auf die Leiter, die den BĂ€ren Boden sehen lĂ€sst.
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‚Okay, was jetzt?‘
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„Jim, wir mĂŒssen reden“, sagt Bettes Stimme. Wir drehen uns um und sehen sie in der TĂŒröffnung stehen. Ich erfasse ihr verwittertes, verstörtes Gesicht und spĂŒre das höhlenartige, feindselige Gewirr aus Gedanken, vor denen es im Innern ihres Kopfes strotzt, aber der BĂ€r fĂŒhlt sich wie betĂ€ubt von ihrem totalen Mangel an Charme und dem Chaos, das ich aus Tommys Zimmer gemacht habe. GlĂŒcklicherweise ist er nur eine dumme Idee, die ich hege, also schaffe ich es zu nicken.
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„Wenn du mich da drinnen immer noch hörst, kannst du dann eine Sekunde warten?“
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‚Sicher‘, sagt die körperlose Stimme. ‚Auf Pause gestellt zu sein kommt hier dem Rauchen eines deiner Joints am nĂ€chsten. Lass dir Zeit.‘
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Wir versuchen zu gehen, aber meine humpelnden Beine harmonieren nur dĂŒrftig mit den geschickten Beinlingen des BĂ€ren. Ich steuere uns Richtung Bett, aber er wurde nicht erschaffen, um in seiner Dimension zu sitzen, geschweige denn hier. Also kĂ€mpfen wir innerlich, bis ich herausfinde, wie ich uns herumschwinge und Bette anschaue. FĂŒr den BĂ€ren ist sie ein fader, nicht bedrohlicher Charakter bar jeder Belohnung. Es kostet mich meine ganze Konzentration, unsere Augen auf sie gerichtet zu halten.
„Beinprobleme“, sagt Bette kalt.
„Ich bin ganz woanders, aber ja, das auch.“
„Hör mal, ich will, dass du ausziehst, zumindest fĂŒr eine Weile. Wir werden Dateline zusammen machen, und dann ist diese MonstrositĂ€t nebenan dein Problem. Denn rein rechtlich ist es da...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titel
  3. Impressum
  4. Widmung
  5. Der Publikumsliebling
  6. Der Abhilfe schaffende Logiker
  7. Das kindische Gekritzel
  8. Inhalt