111 Grundlagen
12ZIEL DIESES BUCHS
Häufig entsprechen die unterwegs entstandenen Fotos in Farbe und Licht zu Hause nicht den Erwartungen oder dem, was wir bei der Aufnahme empfunden haben (wie ja auch der gleiche Rotwein daheim anders schmeckt als im Urlaub).
Früher hat man seinen analogen Film ins Labor geschickt, hielt nach einer Woche das Ergebnis in den Händen und sah erst mit dieser zeitlichen Verzögerung, was man beim Fotografieren hätte anders machen sollen. Ließ man vom gleichen Negativ erneut Abzüge machen, sahen die Bilder wieder anders aus; man war abhängig vom Fotolabor und dessen Arbeitsweise, was sich in unterschiedlichen Farbstichen oder Kontrasten bemerkbar machte.
Heute sieht man das Bild sofort nach der Aufnahme auf dem Monitor der Digitalkamera und kann die Aufnahme sofort mit geänderten Einstellungen wiederholen, wenn etwas nicht stimmt und das Motiv dies zulässt.
Außerdem kann man später am Computer das Foto der Vorstellung anpassen, die man bei der Aufnahme hatte, etwa durch Verändern von Farben, Kontrast oder Ausschnitt. Diese Nacharbeit kann auch dazu beitragen, den Blick des Betrachters auf das eigentliche Motiv zu lenken, das der Fotograf bei der Aufnahme im Sinn hatte.
Des Weiteren kann man mit den heutigen Techniken Bildideen durch die Kombination von mehreren Fotos umsetzen: Stichwort Bildmontage. Das war zwar auch früher in der eigenen Dunkelkammer möglich, sofern man über eine solche verfügte und das Anfertigen von Abzügen gelernt hatte, doch war alles viel umständlicher und die Ergebnisse trotz großer Mühen oft weniger perfekt. Am Computer braucht man weder eine Dunkelkammer noch Schalen mit chemischen Wässerchen ...
Man sollte sowohl seine eigenen als auch fremde Bilder analytisch betrachten und sich überlegen: Wie würde mir das Bild besser gefallen? Sollte der Himmel heller oder blauer sein? Ist es oben zu dunkel oder zu flau? An welchem störenden Detail bleibt mein Blick hängen?
Je genauer man das Wesen eines Bildes erfasst, umso besser lernt man, es zu lesen, und kann versuchen, etwaige Fehler zu korrigieren, um aus einem guten Bild ein besseres zu machen!
»Das Auge macht das Bild, nicht die Kamera.«
Gisèle Freund
13Dazu ist Adobe Photoshop bestens geeignet, es bietet viele Wege an, das zu erreichen. Das Buch soll aber kein Photoshop-Handbuch sein, sondern ich möchte hier einen Workflow vorstellen, der einfach nachvollziehbar ist und sich einprägt, wenn man ihn ein paarmal benutzt hat. Ein einfacher Weg zu besseren Bildern!
Letzten Endes zählt die Wirkung des fertigen Bildes, und nicht, wie es zustande gekommen ist.
IM MITTELPUNKT STEHT DAS BILD
Man bearbeitet sein Bild stundenlang, und wenn man endlich damit zufrieden ist, will man es auf Papier sehen. Also druckt man es aus beziehungsweise schickt es an einen Ausbelichter. Aber sobald man das fertig entwickelte oder gedruckte Bild vor Augen hat, denkt man: »Das ist nicht mein Bild! Es sieht ganz anders aus als erwartet. Die Farben quietschen, das Rot ist zu knallig, und auch sonst stimmt das Ergebnis nicht so recht.«
Was ist mit meinem Bild geschehen?
Wahrscheinlich ist der Computermonitor nicht richtig eingestellt und seine Farbwiedergabe nicht kalibriert. Man glaubte, die Farben richtig abgestimmt zu haben, weil die Wiedergabe auf dem eigenen Monitor perfekt wirkte, aber auf einem anderen Rechner, im Druck oder der Ausbelichtung sah dasselbe Bild ganz anders aus.
Zur Behebung des Problems und um den Monitor farbrichtig einzustellen, gibt es (zum Beispiel von saaldigital) sogenannte Proofbilder, die man sich zuschicken lassen kann, um die Wiedergabe des Monitors anhand eines solchen Bildes anzupassen.
»Ein gutes Foto ist ein Foto, auf das man länger als eine Sekunde schaut.«
Henri Cartier-Bresson
»Ich glaube nicht, dass ein Durchschnittsmensch ein realistisches Bild seines Gesichtes bekommen möchte, sondern dass er es idealisiert haben will.«
Louis Fabian Bachrach
Einfacher und bequemer geht es mit Kalibriergeräten, die man ab etwa 70 Euro kaufen kann. Einmal eingestellt bleibt die Farbkalibration einige Zeit stabil, hin und wieder sollte man die Einstellungen überprüfen. Noch besser ist folgendes Verfahren: Man druckt die Bilder auf dem eigenen Drucker und verwendet ein Kalibriergerät, das auf dem verwendeten Papier ein Farbtestbild druckt, dieses ausmisst und daraus ein eigenes Druckprofil erstellt. Dieses Profil verwendet man dann in Photoshop, um farbrichtig zu drucken. Dann stimmen die Farben von der Aufnahme über den Monitor bis hin zum Drucker (Ausbelichter) überein und man erlebt einige Enttäuschungen weniger.
Als ich noch Anfänger in der Bildbearbeitung war, passierte es mir gelegentlich, dass ich nach der Bearbeitung einfach auf den Button »Speichern« klickte (damals arbeitete ich noch ausschließlich im JPEG-Format), was zur Folge hatte, dass ich meine Originaldatei überschrieben und damit verloren hatte. Man könnte meinen, das wäre ja nicht so schlimm, wozu braucht man nach der Bearbeitung noch das Origi...