Die Welt der Unordnung
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Die Welt der Unordnung

Roman

  1. 172 Seiten
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Die Welt der Unordnung

Roman

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Über dieses Buch

Es gibt Geschichten, die uns das Elend der Verunglückten unserer scheinbar ordentlichen Gesellschaft vor Augen führen. Wie soll, wie kann man sie aufrichtig und wahrhaftig erzählen? So vielleicht! Die Schriftstellerin macht eine Entdeckung: Auf dem Friedhof, den sie jeden Tag besucht, hängt ein totes Baby im Geäst einer Thuja. Ist es der kleine Bruder von Samira, den das neunjährige Mächen bei der Polizei als vermisst meldet? Mit ihm, ihrer Mutter Mirjam, Onkel Wolf und seinen Freunden Orang und Utan lebt sie in einer Welt, in der so manches in Unordnung ist, in der die Armen, Elenden und Opfer häuig Kinder sind. Diese Welt kennt auch Inspektor Swini nur zu gut (wäe alles in bester Ordnung, es bräuchte keinen Inspektor). Swini hat Talent zur Tragödie, er wird zu Samiras Beschützer, aber er weiß auch, wie schwer eine Schuld wiegen kann, die einem ein Leben lang keiner abnimmt.Es war einmal - so beginnen nicht selten Geschichten, die alles andere als märchenhaft sind. Das ist auch bei Monika Helfer so. Was sie uns erzählt, erzählt sie uns lakonisch und direkt. Feinfühlig und ohne Sentimentalität, berührend und auf aufrührerische Art heiter. Wer sich von Literatur Empathie und glänzende Sätze erwartet, wird nicht enttäuscht werden.

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Information

Jahr
2015
ISBN
9783990271407

Ausflug ins Grüne I

»Darf man hier überhaupt?«, fragte Elvira.
Swini hatte sie zu einem Ausflug in das Naturschutzgebiet überredet. Picknick im Boot. Er hatte sich lange nicht mehr bei ihr gemeldet, und sie hatte ihn vermisst. Ohne Anlass rinnen manchmal die Tränen über seine Wangen. Er spricht zwischen Wachen und Schlafen. Es geschah, dass sie sich vorstellte, doch mit ihm eine intime Beziehung einzugehen, sah sich auf seiner nackten Brust liegen. Dann waren ihr Zweifel gekommen. Würde er das wollen? War sie attraktiv genug für ihn? Er war ein viriler Mensch, nicht gerade athletisch, er hatte dieses Verlebte im Gesicht, das ihr gefiel. Ob ihr Verlebtes ihm auch gefiel? Über fünfzig sollte man anständigerweise keinen Sex mehr haben. Wenn einem beim anderen nicht die pure Schönheit gefiel, was gefiel einem dann? Das Nichtschöne? Sie hatte sich eingebildet, in Swinis Augen ein Begehren zu sehen. Dieser Mann würde, dachte sie, auf zugezogenen Vorhängen bestehen. Ihr wäre das sehr recht. Und wenig Licht. Und seine Stimme zwischen Wachen und Schlafen.
»Ob man was darf?«, fragte er.
Sie sah die Chance einer Mehrdeutigkeit, wenn sie nicht antwortete, und antwortete nicht.
Hier war Urwald. Sie hatten sich mit seinem Rucksack und ihrem Picknickkorb an einem Zaun vorbeigedrückt. Hatten das Schild Betreten verboten ignoriert. Swini hatte angekündigt, da gebe es Boote, man brauche einfach nur zuzugreifen. Eines nehmen, ausleihen. »Und wenn jemand kommt?« Dann zeigt er den Ausweis. Polizei.
»Früher hätte das funktioniert«, sagte sie.
»Bei mir funktioniert es immer noch«, sagte er.
Das Boot war alt. Swini platzierte den Picknickkorb in der Mitte, er reichte Elvira die Hand und zog sie zu sich. Sie saßen einander gegenüber.
»Warum schließt du die Augen?«, fragte Swini.
»Ich kann schwimmen«, sagte sie, »falls du das meinst.«
»Ich pass auf dich auf«, sagte er.
Swini ruderte, Elvira hielt sich an den Seiten fest.
»Sind wir die einzigen hier?«, fragte sie.
Auf der anderen Seite war Bootfahren erlaubt, hier nicht. Obwohl die Sonne schien, war es kühl. Elvira legte sich die Decke über die Schultern. Sie trug ein hellblaues Kleid aus einem dünnen Stoff und darunter Jeans. Er war es längst gewohnt, Mördergedanken zu haben.
Sie hatte ihm in der ersten halben Stunde ihres Kennenlernens bereits von ihrer Schwester erzählt. Warum? Wusste sie, dass er Zeuge ihres Todes gewesen war? Ahnte sie es? Sie hätte Hellseherin sein müssen. War sie nicht. Ist niemand. Er dünstete seine Schuld nicht aus. Warum also? Weil sie immer noch trauerte? Nach fünfundvierzig Jahren? Das konnte sein. Was wusste er schon über Zwillinge. Aber er glaubte es nicht. Er hatte etwas anderes in ihrem Gesicht gelesen. Polizisten haben Mördergedanken. Und sie sehen Mördergedanken. Als die kleine Samira sein Büro betreten hatte, noch bevor sie ihre Geschichte erzählt hatte, wusste er, sie ist eine Mörderin. Sie war gekommen, um zu lügen. Sie hatte ihren Bruder getötet. Und in Elviras Augen hatte er etwas Ähnliches gesehen. Schlechtes Gewissen hatte er gesehen. Schuld. Manche seiner Kollegen behaupteten, sie würden Schuld riechen können. Er wusste, er war drauf und dran, verrückt zu werden. Er sah darin eine Alterserscheinung, mehr nicht.
»War sie besser als du?«, fragte er.
Sie nickte. »In vielem, ja«, sagte sie. Sie hatte sofort verstanden, was er meinte. »Und was schließt du daraus?«, fragte sie.
»Polizisten haben solche Gedanken«, sagte er.
Auf dem Wasser zu picknicken, gefiel ihr nicht. Das Boot schaukelte, und sie sagte: »Lass uns ans Ufer fahren, ich habe Angst.«
Er ruderte zurück, sie fanden einen Platz unter einer Weide.
»Wir könnten in Amerika sein«, sagte er, »wie das aussieht hier.«
»Und? Wäre das besser?«, fragte sie.
»Weiter wäre es«, sagte er.
»Wäre ich dabei?«, fragte sie.
»Sicher«, sagte er. »Warum nicht?«
Er ließ sich nach hinten fallen und verschränkte die Arme über dem Kopf. Die Blüten waren kleine weiße Sterne. Elvira ging über Schotterbänke, barfuß, streifte Springkraut, Lianen schlangen sich an Bäumen empor, da sah sie den Eisvogel, seine azurblauen Kopffedern, die dunkelblaugrünen Schwanzfedern, die rostfarbene Brust. Sie wollte Swini holen, aber dann hätte sie den Vogel verscheucht, so verhielt sie sich ruhig und ging in die Knie. Sie sah den kastanienbraunen Fleck unter jedem seiner Augen, sein Schnabel glänzte schwarz. Da hörte sie Swini nach ihr rufen, und schon flog der Vogel fort. Sie behielt für sich, was sie gesehen hatte, obwohl er so etwas Schönes verdient hätte.
Sie saßen lange, legten sich, als die Sonne hoch am Himmel stand, nebeneinander auf die Decke, berührten einander, so schauten sie in die Zweige.
Abend wurde, da sagte Swini: »Und alles ist grausam und ungerecht, und der Tod ist hässlich, und niemand weiß, warum Schmerzen notwendig sind. Und doch, da wette ich, alles ist notwendig und gut, wenn das Gleichgewicht gehalten wird. Und es wird gehalten, mehr gibt es dazu nicht zu sagen.«

Kleiner Roman über Utan

Es war einmal ein Mann, der hieß Karl Spirig. Er liebte alle Menschen, die ihm nichts Böses tun wollten. Mit Gutem rechnete er nicht. Er hatte einen Zwillingsbruder, der hieß Otmar, der war klüger. Wolf taufte die beiden neu, jeden nach einem halben Affen: Otmar-Orang, Karl-Utan.
Orang lebte so, als hätte er einen Plan und der Plan würde lauten: Je größer das Gute, desto kleiner das Böse, darum mach dir das Gute selbst, du kannst es.
Utan hatte keinen Plan. Außer, dass er dachte, irgendwann werde er etwas großes Gutes tun, und alles andere werde ihm verziehen.
Orang und Utan waren in armen Verhältnissen aufgewachsen, ihr Vater war Färber in einer Fabrik. Jeden Abend trank er zehn Flaschen Bier und blieb dabei dünn wie ein Skelett. Er rauchte die billigsten Zigaretten, die schon in der Schachtel ein Drittel von ihrem Tabak verloren, dafür rauchte er drei Schachteln am Tag. Die Mutter sagte nicht viel, aber was sie sagte, zählte. Nicht immer zählte es. Einmal verlor Utan im Turnsaal seine Uhr, da schlug ihn der Vater mit dem Gürtel halb tot. Orang hielt sich die Ohren zu, die Mutter war in den Hausflur geflohen. Bei den ganz großen Katastrophen verlor sie die Nerven. Sie selbst wurde nie geschlagen, nicht von ihrem Mann und bestimmt nicht von ihren Söhnen. Und hätte sie ein anderer geschlagen, und wär’s nur eine Ohrfeige gewesen, der hätte es nicht überlebt. Ihre Söhne sahen aus wie gefährliche Affen. Wenn ihr Mann betrunken war, faselte er, würde seine Frau vor ihm sterben, er würde mit einem Boot auf den See hinausfahren und nicht wieder hereinkommen. Er besaß die Liechtensteiner Staatsbürgerschaft, das war sein Stolz. Er sagte, irgendwann werde er sie verkaufen und dann könnten sie auswandern.
Utan bedankte sich beim Vater. Dafür, dass er ihn nicht totgeschlagen hatte. Ich an seiner Stelle, dachte er, hätte mich wahrscheinlich totgeschlagen, weil ich den richtigen Zeitpunkt, mit dem Prügeln aufzuhören, nicht erwischt hätte.
Später wird Wolf zu Utan sagen: »Wenn keiner auf dich aufpasst, wirst du ein Mörder, und zwar einer von den beschissenen, die sofort erwischt werden.« Utan wird zu Wolf sagen: »Dann pass du auf mich auf!« Und Wolf wird sagen: »Das will ich. Wenn du mir absoluten Gehorsam versprichst, pass ich auf dich auf.« Genauso wird es Utan seinem Zwillingsbruder Orang weitererzählen, und Orang wird sagen: »Das glaube ich nicht, dass Wolf das gesagt hat.« Er wird Wolf zur Rede stellen und sagen: »Warum redest du so mit meinem Bruder?« Und Wolf wird sagen: »Man muss mit ihm so reden. Man muss mit ihm anders reden als mit dir. Er ist dankbar dafür. Vertrau mir!«
Die Zwillinge lernten schlecht, Utan schlechter als Orang, und als die Pflichtschule abgeschlossen war, wurden sie Hilfsarbeiter. Sie arbeiteten am Bau. Dort lernten sie Wolf kennen. Dieser große fesche Bursche mit den schwarzen Haaren und den überzeugenden Prinzipien bot ihnen eine Zukunft an. Er tat es lässig, wie wenn man jemandem eine Zigarette anbietet. Auch er hatte nichts gelernt, aber er vermittelte den Anschein von Klugheit und Stärke. Er verrichtete Botendienste nach der Arbeit. Seine Auftraggeber waren türkische Männer. Wolf war erst siebzehn. Orang und Utan halfen ihm. Sie schmuggelten die kleinen Pakete mit dem Fahrrad über die Grenze. Utan wurde erwischt. Er schlug um sich, versuchte zu kratzen und zu beißen. Weil er nicht volljährig war, kam es zu keiner Verhandlung. Sein Vater wurde verständigt, der zog den Gürtel aus der Hose, darauf folgte eine Woche Krankenhaus.
Und wieder bedankte er sich bei seinem Vater dafür, dass er ihn nicht totgeschlagen hatte.
Wolf sagte zu Utan: »Tu das nie wieder!«
Und zu Utans Vater sagte er: »Tun Sie das nie wieder!«
Mit der Zeit lernten die Zwillinge die Tricks. Wolf bezahlte ihnen den Führerschein, sie dealten in alle Richtungen, und alles lief bestens. Utan brachte seiner Mutter einen Teil des Geldes, sie fragte nicht, wie er es verdient hatte, versteckte es nur und sagte, zu gegebenem Anlass werde man es ausgeben.
Sie sagte: »Du musst jetzt gehen, Karli, gleich kommt Papa.«
Sie konnte Wolf gut leiden. Er sagte zu ihr: »Ich mach aus Ihren Söhnen etwas, Frau Spirig, darauf können Sie sich verlassen. Es braucht Zeit, und Leute wie wir müssen eben Umwege gehen. Wir sind eben keine Millionäre, Frau Spirig. Aber es wird schon, es wird.«
Dann war es Utan irgendwann langweilig. Und er war allein. Niemand passte auf ihn auf. Da öffnete er ein Briefchen und schnupfte Heroin. Er war so glücklich, das können Sie sich nicht vorstellen, Herr Inspektor! Es war die glücklichste Stunde in seinem Leben. Er erzählte seinem Bruder davon, wie Zwillinge einander immer alles erzählen. Er habe nicht geglaubt, dass der Mensch so glücklich sein könne, sagte er. Auch Orang probierte von dem Heroin. Glück würde er es nennen, sagte er, aber gut sei es auf jeden Fall. Eine Zeit lang nahmen sie Heroin durch die Nase. Dann meinten sie, es kann nicht so weitergehen. Utan spritzte sich. Orang hörte auf damit. Er begann eine Lehre als Konditor und stellte sich sehr geschickt an.
Oft waren die Zwillinge bei Wolfs Schwester Mirjam. Sie spritzte sich den letzten Dreck, und auf das Besteck achtete sie auch nicht. Ihre Arme sahen aus wie die einer Aussätzigen. Utan zweigte für sie vom guten Stoff ab.
»Du musst aber weniger nehmen«, sagte er. »Sonst gehst du drauf.«
Mirjam spritzte sich, und Utan kümmerte sich derweil um ihre Tochter Samira. Er half ihr beim Abmalen der Buchstaben, und er kümmerte sich auch um Poppele, das noch keinen Namen hatte. Er tupfte Salbe auf den Ausschlag und kämmte mit seiner Zahnbürste den Schorf vom Köpfchen. Er war berühmt für seine Geduld und seine Freigebigkeit. Junkies, sagt man, sind geizig. Utan war großzügig. Er wusste nicht, wer Samiras Vater war, er wusste nicht, wer Poppeles Vater war. Er wusste, Wolf war der Ersatzvater für beide. Und ich, dachte er, ich könnte der Ersatz für den Ersatzvater sein. Er wollte sein Bestes geben. Für Samira, für Poppele, für die Familie.

Ausflug ins Grüne II

Der Inspektor sagte. – Er weiß, dass ein Kind den Mord begangen hat. Die Schwester nämlich. Er fragte, was er tun soll. Elvira erkundigte sich nach den Beweisen. Die werden gefunden werden, sagte der Inspektor, er weiß es, das genügt. Dass einem Kind, sagte Elvira, doch nichts passieren wird. Man wird es aus der Familie nehmen. Das ist gut. Heutzutage wird behutsam umgegangen. Sie hat ihr Brüderchen getötet. Von Mord kann doch nicht die Rede sein bei einem Kind. Er: Wie bitte? Was ist Mord? Mord ist eine absichtliche, geplante Tötung. Samira hat absichtlich und geplant ihren Bruder getötet. Sie: Man soll doch in diesem Zusammenhang lieber Brüderchen als Bruder sagen. Er: Weil es dann wie im Märchen klingt? Weil dann alles gut wird? Automatisch? Alles wird gut, sicher wird alles gut, bestimmt wird alles gut? Sie: Weil das Wort »Bruder« so groß ist, als hätte ein Kampf stattgefunden, viel Gewalt und Blut. Er: Das spielt alles keine Rolle. Ein Säugling ist ein Mensch und kein Menschlein, und ein Mord an einem Säugling ist ein Mord und kein Mordlein. Und Absicht ist Absicht. Sie: Aber sie ist vor dem Gericht doch nicht schuldfähig. Er: Nein, das ist sie nicht. Sie: Also, wo ist das Problem? Man bringt sie in ein Heim. Die Mutter ist nicht zurechnungsfähig. Von Drogen wird man dumm. Heute sind die Heime nicht mehr so wie zur Zeit von Oliver Twist. Im Heim wird sie es besser haben. Sie wird ganz normal aufwachsen können. Oder fast normal. Er: Nein, das wird sie nicht. Auch nicht fast normal. Ihre Tat wird vermerkt. Die wird niemals mehr gelöscht. Jeder, der es wissen will, wird es erfahren. Zu jeder Zeit in ihrem Leben. Sie selbst kann nicht vergessen, weil rundherum nicht vergessen wird. Sie wird in ein anderes Land ziehen, sie wird den Kontakt zu ihrer Mutter abbrechen, sie wird den Kontakt zu ihrem Onkel abbrechen, aber die Polizei wird sich immer an sie erinnern. Auch wenn ihre Mutter ihr vergeben wird, auch wenn ihr Onkel ihr vergeben wird, die Polizei wird ihr nicht vergeben. Sie: Warum denn nicht? Warum seid ihr so? Er: Weil wir Computer haben.
»Was muss geschehen?«, fragte Elvira.
»Ich weiß nur, was nicht geschehen darf«, antwortete Swini.
Wenn sie offiziell nicht als Mörderin überführt wird, dann weiß nur sie es. Vielleicht weiß es der Inspektor noch. Vielleicht weiß es noch ihr Onkel. Vielleicht weiß es noch die Freundin des Inspektors. Die drei aber werden den Mund halten. Dafür kann man die Hand ins Feuer legen. Sie ...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titel
  3. Impressum
  4. Friede und Unordnung
  5. Vermisst
  6. Alles wird gut, Swini, Inspektor
  7. Die drei Könige
  8. Das Messer
  9. Talent zur Tragödie
  10. Durchs Schlüsselloch
  11. Wenn der Inspektor erzählt
  12. Kochen mit Orang
  13. Hund und Poppele
  14. »Ich bin besoffen«
  15. Schlichtungsverfahren
  16. Die Erbsünde
  17. Süßes
  18. Haare waschen
  19. Der Sündenbock
  20. Wenn ich ein Hund wäre
  21. Wolf
  22. Howlin’ Wolf
  23. Kalbsleber
  24. Gift im Blut
  25. Familie
  26. Ausgeliehen
  27. Thriller
  28. Der Geruch des Todes
  29. Das Liebespaar
  30. Sucht
  31. Utans Totenreich
  32. Wölfe in der Stadt
  33. »Du hörst, wie die Leber redet?«
  34. Auf nassem Laub ausgerutscht
  35. Brennende Frauen, brennende Bäume
  36. Eine unheimlich tolle Nachricht
  37. Ausflug ins Grüne 1
  38. Kleiner Roman über Utan
  39. Ausflug ins Grüne 2
  40. »Scheißhennen«
  41. Der Fall Dagmar Fuhrich
  42. Die Mumie
  43. Überdosis
  44. Swini, du bist ein Schwindler!
  45. Showdown
  46. Mutter und Tochter im Spiegel
  47. Der Affe
  48. Unordnung und Friede
  49. Inhalt