Von Haupt- und Nebendrachen – Von Dichtern und Prosaschreibern
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Von Haupt- und Nebendrachen – Von Dichtern und Prosaschreibern

Frankfurter Poetikvorlesungen 1996 | 1997

  1. 112 Seiten
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Von Haupt- und Nebendrachen – Von Dichtern und Prosaschreibern

Frankfurter Poetikvorlesungen 1996 | 1997

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Über dieses Buch

In Sarah Kirschs Poetikvorlesungen wird das Nachdenken über Poesie selbst zu Poesie.Sarah Kirsch zählt zu den bedeutendsten deutschen Lyrikerinnen der Generation, die um 1960 zu schreiben begann. Früh wurde ihre Stimme als einzigartig gerühmt, weil sie in ihren Gedichten und Prosatexten den Alltagsdingen und Naturbeobachtungen eine Poesie abgewinnt, die das Wunderbare, Schöne, Ewige sichtbar macht und verzaubert. Sarah Kirsch gewann, spätestens seit ihrer Übersiedlung aus der DDR in die Bundesrepublik, höchste Wertschätzung nicht nur bei den Kritikern, sondern auch bei den Lesern. Ihre Gedichtbände erreichten Auflagenzahlen, wie sie in diesem Genre nicht eben üblich sind. 1996, im Jahr als sie auch den Büchner-Preis bekam, hielt sie an der Universität Frankfurt a. M. die Poetikvorlesungen, in denen sie Fragen des Schreibens umkreiste und nach den Möglichkeiten poetischer Wirklichkeitserkundung fragte, das Existenzielle jenseits von Ideologie und Politik in den Blick nahm.Diese Vorlesungen werden hier nun erstmals veröffentlicht. Trockenes Theoretisieren ist dabei ganz und gar nicht die Sache der Dicherin, vielmehr stellt sie auch eigene Texte ins Zentrum ihrer Überlegungen, die sie spielerisch umkreist - so ist das Nachdenken über Poesie selbst Poesie.

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Information

Jahr
2019
ISBN
9783835343559

II. Von Dichtern und Prosaschreibern

Forschungsprojekt

Getropfe. 10. Januarius 90: Befinde mich auf erneuter Winterreise. Den Hinweg nehme ich per Schiff was mich großartig freut. Mietete eine Kajüte, eine mit Fenster. Wir legten ab und der Freund blieb mit dem Hund zurück. Habe eine einzige schwedische Lesung und fliege retour. Nicht ökonomisch abern Forschungsprojekt. Sie müßten mir Marschaller anzünden daß ich auch käme hab ich verlangt. So heißen Windlichter, die in Schweden äußerst gebräuchlich sind, besonders im Winter. Leiten sich von Pechpfannen ab. Führen den Fremden zum Gastmahl, vertreiben gräßliche Trolle. Alles wurde mir zugesagt. Auf Schiffen befinde ich mich so froh! Muß sich diesbezügliches in meinen Genen aufhalten. Letztes Abendlicht auf der Baltischen See. Das unvergleichliche Blau. Wellen mit Grafenkronen. Liebenswürdig der mächtige Ozean, aber ich hörte, man müßte mit Stürmen rechnen. Ich liege in meiner Koje und habe, wenn ich aufsehe, Lieblingsbilder vor Augen. Einen Leuchtturm jetzt auf dem Vorland. Lese kleine biografische Prosa von Ekelöf. Wunderbare rhythmische Texte. Am nächtlichen Himmel fliegen die Wolken, das Schiff eilt in die Dunkelheit. Eine weiße Schaumfläche in gleicher Höhe mit der Leereling unter mir. Sah die Salons vorher durch. Am Roulette betrogen sie sich am frühen Abend. Ein etwas großkotziges Schiff leider, und zur Hälfte ein deutsches. Nicht vergleichbar der »Kronprins Harald«. Hau mich nun auf mein Ohr. Meinen Ohrring. 11. Januarius 9o: Wurde nachts fast aus der Koje geschleudert. Spritzseen an Deck, Sturmböen mit dem Donner großer Kanonen. Unser viereckichtes Schiff wälzt den vibrierenden Leib wild durch die Brecher. Zu beiden Seiten kochender Gischt, der den Rumpf blau aufleuchten läßt. Ich war die einzige lebende Seele an Deck. Bin unersättlich ins Wasser zu starren wenn der Sturm Trichter und Treppen und eisige Schneisen tief in das Meer wühlt. In der Ferne zappelnd das Schwesternschiff welches ne Nummer kleiner wohl ist. Sehr schade daß man zu dieser Zeit keinen Koffie ausgeschenkt kriegt. Hätte ihn gern da gehabt auf eitlem Schlingertisch über dem Abgrund. Kraken und Rochen darunter. So nahm ich in der Kajüte einen Schluck Whisky auf nüchternen Magen. Der feurig dort ankam. Habe einen alten Schweden in meinem Transistor. Positionsangaben von treibenden Fässern. Ne bravouröse Kulisse. Und als ich diesmal aufblicke fliegt draußen ein holländischer Kutter vorüber auf dessen Vorschiff sich Schwäne befinden. Ach wie liebe ich es außerordentlich gleichzeitig auf den Meeren zu fahren zu schauen zu schreiben, die anfliegenden Sender zu hören. Viererley musses wohl seyn. Oftmals fehlt das eine, das langsame Fahren. Ne Fortbewegung im Zug ist nicht vergleichbar. Bringt das Glück nicht tonnenweis mit sich. Zu Hause in T. aber, wo ich mich in meinem Giebel wie auf der Brücke eines ozeanischen Schiffs in der öden Weite herrlich befinde, führt alles dahin, unter den rasenden wechselnden Wolken, daß der Effekt vom Fahren über die Wogen sich leichtgläubig einstellt. Ein feines Thema habe ich unter der Feder! Brauche in T. den Schlangenblick lediglich anzuwenden, die Augen zusammenzukneifen, schon bin ich stundenlang schaukelnd über der Tiefe im lockenden Wind. Das Licht wandert ja in den Wolken. Und bewirkt daß mir zumute ist ich bewegte mich über den fixen Planeten. Natürlich suche ich mir diese Annehmlichkeit so oft wie möglich zu verschaffen. Mit Unterstützung eines uthlandigen Senders gelingt es nicht selten, mit schwedischen Liedern wovon mirn vertrautes Wort ein seltsamer Klang unter den Pelz weht. Bin zu allem fähig. Der Rest geht in einer Sturmbö verloren. Und gerade schippere ich an der Insel Møn wieder vorüber wie oftmals im Leben oder zuvor. Hatte die Kreidefelsen den Buchenwald deutlich im Fernglas das ich endlich mitgeführt habe. Sah auch Liselund und vor dem chinesischen Teepavillon, der im Wind etwas schwankte, die rote die grünäugige Katze aussem eignen Gedicht. Wuchtige geschnitzte Wolkenbänke, durch deren Fugen ergreifendes Licht ausgekippt wird. Später war die See eine einzige verlassene Wildnis sehwarzer und weißer Hügel. Ich konnte etwas in der Verschwörung kippender Wellen ausmachen, das wie ein Stück Ufer aussah. Welches? wollte ich wissen und mußte mich in die pochende Tiefe begeben. Bei den stampfenden Tieren hängt die Seekarte aus mitm leuchtenden Pünktchen unserer Position. Das Land also vor meinem Leib war immer noch Dänemark. Es sind keine Kenntnisse aus der volkseigenen Schule vorhanden. Gehe nun Rote Grütze essen wie stets auf nördlichen Schiffen. See you wiederum erfreulich und later James Green, Alligator. In zwei Stunden sind wir da. Sah Landvögel fliegen. Werfe meinen Krimskrams zusammen. Eine artige Ratte fragte, ob sie mit Hülfe meiner phantastischen Tasche aus Büffelleder an Land wohl geriete. Gestatte den Unterschlupf unter der Bedingung daß sie meine Papiere nicht ruinierte. Noch schnell aussem Dutyfree Zahnpasta kaufen. Habe meine vergessen. Außerdem ist es erfreulich im Necessaire auf solche aus Schweden oder Grönland zu stoßen, was die Reise ins Gedächtnis dann holt. Ich verlasse schon die Kajüte. Die Ratte soll gefälligst ihren nackten Schwanz nicht hervorkehren man handelt sich böse Blicke ein. Bin im Hotel am Lilla Torget. Mitm Zug von Trelleborg her. Überall brennen die Lichter. Marschaller nicht! Erheiterndes Zimmer. Überm wackligen Tischlein Reproduktionen von Carl Fredrik Hill. Die Originaler sind in der Konsthall. Der wurde so verrückt daß er es seinen Namen regnen sah in der Landschaft. Und es abgemalt hat. Keine muffigen Schränke sondern Garderobenständer mit gläsernen klingelnden Bügeln. Im TV eine Sendung übers knisternde Lappland. Warum bin ich eigentlich nicht dorthin gefahren? Läse den verstrahlten Rentieren vor. Was isses fürn ehrwürdiges Fachwerkhaus! Ausgetretene Schwellen und Stufen. Wo war ich? In Buttericks Zauberladen. Berühmt durch H. C. Artmann. Wo es die von ihm beschriebenen Wunderdinge immer noch gibt. Erwarb einen Vogelschnabel über die eigene Nase zu hängen, am Mittsommertag wie eine Rotdrossel singen. Vampyrzähnchen für mein inzwischen mündiges Kind und Wolfsgeheul auf ner Neunzigminutenkassette. Hab ich im Walkman drin für den Rückflug. Gleich treffe ich mich mitm Lektor, der mir meinen Anteil an kommender Arbeit verklickert. Der Larsson entpuppte sich als ein langer sehr junger Spund. Hat auch einige Stückchen von mir übersetzt. Was ich gottlob kaum beurteilen kann. Holt mich morgen nachm Frühstück hier ab. Ich geh durch den königlichen Park und dann zu Bette. 12. Februar 90: War ne auspowernde Lesung bei besonders gelehrten Häusern. Was die alles rausgekriegt haben aus meinen bescheidenen Texten man darf sich bloß wundern. Und hatten! Marschaller angezündet im Hörsaal der Anatomie wo alles stattfand. Mindestens fumpfzig. Kopfsteinpflaster und winzige Gassen während es schneite. Die Runensteine gesehn. Anschließend noch auf einen alten Gutshof wo der Larsson sein Domizil hat. Übersetzungen durchgehn. Dauerte ne ganze Weile aber wir waren mit Aquavit und salzigen Kuchen bestens versorgt. Durch zugefrorene Scheiben blickten Tiere uns an die man als Elche hätte durchgehen lassen. Es schneite sich endgültig ein. Am dunklen Nachmittag einen Abstecher nach Smygehuk aufn klapprigen Leuchtturm getan. Die Lichtfinger leiblich gesehn. Bei dampfendem Wasser stiebendem Schnee. Nichts Schöneres giebt es auf Erden als wenn es so widersinnig in den Ozean schneit. 21. Januar 90: Aber ist es nicht wunderbar daß wir gestern nicht nach Hamburg zu der Fete gefahren sind? Bin sehr zufrieden weil mir kein Stäubchen abgestreift wurde. Mit niemand brauchte ich reden. Bin noch komplett. Stak auch nicht im Elbtunnel fest. Sondern erblickte zu der Zeit als wir fortgemußt hätten ne schöne Schute auf unserer Eider und im schwarzen Wasser die zweite gespiegelt. Drei nette Leute traf ich zwar auch nicht, aber meine edelsten Vorstellungen von denen sie sind so unerschütterlich daß Verharren dabei mindestens so verlockend ist wie neue Erfahrungen machen. Ich blieb einfach in diesem unerklärbaren Haus, sprach mit Hund Katzen Esel und die Nacht fiel langsam hernieder und der Mond ging späterhin hinter dem Flusse sonderbar auf, ein Spänchen von Mond und ne Handvoll noch Sterne. Und ich dachte wieder und wieder wie gut es doch wäre nicht auf der Fete zu sein, das lief mir über das Herz wie ein Glas Branntwein. Der Wind strich so selbstverständlich ums Haus als hätte ich es niemals auch nur für kurze Zeit verlassen wollen, und Loulou sprang aus dem Fenster, und es kam Anna Blume herein mit Schneeflocken im blauen Fell, alles war wunderbar, und in Hamburg auf dieser Fete hätte ich sicher schon die ersten Gäste beschimpft, die aussem Homeland. O dieses nährende umgebende Flachland, dieses hundertjährige verständige Haus das immer noch dasteht wie ich es zum ersten Mal sah den kleinen Hyperion in der Tasche, mit Rabenflügeln darüber dem ungebrochenen Wind, den stillen Maulwürfen den begreiflichen Bauern. Ich gehe auf dem Deich spazieren vom Bussard betrachtet aus schwindlichten Höhn. Der Hund schnüffelt lange an einem umgeworfenen Boot. Fünf Elstern schaukeln lachend wie japanische Drachen im Wind, und ich will weiter nichts als hier ein paar Jahre gehn, in das Haus retournieren und in ihm Papier mit meiner Schrift bedecken ohne einen besonderen Grund. Sollte mich noch besser umzäunen. Paar Tretminen legen. Ich sehe lieber ne Handvoll Moos als beliebige Menschen. Es lächert mich stark. Ich drifte mit einem unverständlichen Sender im Ohr hin durch die Zeit. Kann mir aus meiner Dienstmädchentruhe verschiedene Flügelchen holen.

Früh durch die halbe Galaxis!

Zu den Annehmlichkeiten der ersten Nachkriegszeit gehörte nicht nur die Abwesenheit ständig sich einmischender Väter, sondern auch der Tatbestand, daß mit dem wiederaufgenommenen Unterricht im Herbst 45 die Phantasie für kurze Zeit in die Schule gelangte. Das Mobiliar unserer Anstalt war requiriert oder verheizt, daß wir uns schließlich mit eigenen Tischen, bequemen Stühlen in den Schulstuben wiederbefanden, an den Wänden Bilder von Oma und Opa, herrliche Lampen unbedingt, und ein Kanari. Die hübsche Geborgenheit erreichte man auf einem gänzlich verwandelten Schulweg durch gruselige Trümmerlandschaften, es ging im wahrsten Sinne des Worts über Leichen. Unsere Lehrer waren damals entweder sehr alt oder sehr jung, die Schulbücher noch nicht gedruckt. So konnte es geschehen, daß ich als eines der wenigen nichtausgebombten Kinder, dessen Eltern nochdazu über einen intakten Bücherschrank verfügten, ausersehen wurde, die jeweils notwendigen Gedichte für meine Klasse zu besorgen. Ich konnte mich dabei auf eine vorzügliche Anthologie stützen, den Echtermeyer. Seit ich flüssig lesen konnte, bedeutete dieser Wälzer für mich den Einstieg in ein Wunderland. Unsere Ausgabe von 1926 war die 45. erweiterte Auflage, und im Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses der Franckeschen Stiftung Halle (Saale) erschienen. Mein Vater hatte mit seinen vielen Geschwistern, wie sie ein protestantischer Pfarrhaushalt damals wohl mit sich brachte, das Internat ebendieser Stiftungen besucht, und ich kannte viele Erzählungen meiner Tanten und Onkel darüber, sah die Stockflecke, die es damals im Echtermeyer schon gab, mit einer anteilnehmenden Gänsehaut. Für meinen Job als Gedichte-Auswähler erwies sich das weinrote Buch seiner Rubriken wegen als denkbar praktisch. Sie hießen Frühling, Sommer, Herbst, Winter, Der Morgen, Der Mittag, Der Abend, Die Nacht, Zu Lande, Zu Wasser; Märchen, Ackerbau, Handwerk und Industrie, Handel und Verkehr, Heimatland, Güter des Lebens, Glück und Unglück, Gewissen, Geschichte, Philosophie und Lebensalter. Die Gedichte reichten bis in die Neuzeit, deren Vertreter 1926 Stefan Zweig, Rilke und Wildenbruch hießen. Aus diesem Buch also oblag es mir, Gedichte zu wählen. Zum Vorlesen gerne die längsten Balladen, zum Auswendiglernen eher kürzere Stückchen. Selbstredend wurden wir im zarten Alter von zehn Jahren in dieser lehrplanlosen Zeit zum Interpretieren der Verse schon angehalten. Mußten uns dem Geschmack und den Vorurteilen unserer Deutschlehrerin beugen. Was den Spaß an den schönen Gebilden geschmälert hat. So wich ich bald auf das umfangreiche, mal nach Überschriften, mal nach den Zeilenanfängen geordnete Inhaltsverzeichnis aus. Die schweifenden Blicke hier entlang brachten neue und zweifellos recht moderne Gedichte mir ein. Entzückendes Sirren im Kopf. Herrschte die schönste Anarchie, fand ich das höchste Glück bei dermaßen scheinbaren Gebilden. Sauste der Grips durch die halbe Galaxis. Solches Erleben hat angebahnt, daß ich bis heute Gedichte als Halbzeug erachte. Gleichgültig ob es sich um fremde oder eigene handelt. Höchstens zu neunzig Prozent ist eines fertig. Den Rest und das Leben haucht der Leser ihm ein. Bringt es zuende und in Einklang mit seinem Seelenzustand zur Tatzeit, den gesammelten guten und furchtbaren Erfahrungen bis dato. So verfügt man ja jederzeit über neue Gedichte, selbst wenn man keine Bücher mehr anschafft. Dann gibt es auch endlich keine gültigen Interpretationen mehr, wie sie in unseren Landen beliebt sind, und wahrscheinlich auch wie ein Geländer nützlich sein mögen. Mancher aber geht lieber die steilste Strickleiter rauf oder runter, bis ihn schwindelt oder er abstürzt.

Geschenk des Himmels

Es m...

Inhaltsverzeichnis

  1. Umschlag
  2. Titel
  3. Inhalt
  4. I. Von Haupt- und Nebendrachen
  5. II. Von Dichtern und Prosaschreibern
  6. Impressum