Die dominante Kuh
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Die dominante Kuh

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  1. 144 Seiten
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Die dominante Kuh

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Inhaltsverzeichnis
Quellenangaben

Über dieses Buch

Mit Biss und Humor entlarvt Luise F. Pusch die blinden Flecken in männlicher Sprache und Gesellschaft.Wenn der Damenstudent zum Tanz gebeten wird, die Caprese mit Büffelmilch-Mozzarella zubereitet wird oder auf Facebook aus zwei Freundinnen "Freunde" werden, ist die feministische Linguistik und Gesellschaftskritik gefordert. Ob das Genus von "Single" oder eine Erklärung dafür verlangt wird, wie das männliche Pendent zu "Entjungferung" lautet, Luise Pusch antwortet mit Ironie und analytischer Schärfe.

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Information

Verlag
Wallstein
Jahr
2013
ISBN
9783835324312

Kunst, Musik und Literatur

Goethe und sein lesbisches Veilchen

Letzte Woche unterhielt ich mich mit Berit und Angelika über Pascals Pensées, die ich gerade lese. In der handlichen Reclam-Ausgabe passen sie gut in jede Hand- und sogar Jackentasche und sind so immer zur Hand, ob in der Warteschlange, im Zug oder im Wartezimmer. Da sie ein relativ ungeordneter Haufen kurzer Gedanken sind, kann frau überall einsteigen und sich en passant geniale Einsichten zu Gemüte führen.
»Pensées heißen im Französischen auch die Stiefmütterchen«, erzählte Angelika, ihrerzeit Französischlehrerin. »Oh«, sagte ich, »daher kommt dann wohl das englische pansy ›Stiefmütterchen‹, das wusste ich gar nicht.«
Über den lateinischen Namen des Stiefmütterchens, »Viola Tricolor«, landeten wir bei Storm und schließlich bei Goethes Veilchen, bestrickend vertont von Mozart. Über diese kühne Eingebung Goethes, das lesbische Veilchen und seinen Liebeswahn, wollte ich doch schon immer mal eine Glosse schreiben:
Ein Veilchen auf der Wiese stand,
Gebückt in sich und unbekannt;
Es war ein herzig’s Veilchen.
Da kam eine junge Schäferin
Mit leichtem Schritt und munterm Sinn
Daher, daher,
Die Wiese her, und sang.
Ach! denkt das Veilchen, wär’ ich nur
Die schönste Blume der Natur,
Ach, nur ein kleines Weilchen,
Bis mich das Liebchen abgepflückt
Und an dem Busen matt gedrückt!
Ach nur, ach nur
Ein Viertelstündchen lang!
Ach! aber ach! das Mädchen kam
Und nicht in Acht das Veilchen nahm,
Ertrat das arme Veilchen.
Es sank und starb und freut’ sich noch:
Und sterb’ ich denn, so sterb’ ich doch
Durch sie, durch sie,
Zu ihren Füßen doch!
[Und der weichherzige Mozart fügte noch hinzu:]
Das arme Veilchen! Es war ein herzig’s Vei-eilchen.
Hans Schill, Lehrer für Literatur- und Kulturkunde, schreibt über Goethes Veilchen im Pegasus 92 von 2008/9:
Ein traditionelles Frauenschicksal in eine Blumenmetapher gekleidet, ein Frauenschicksal also, wie man es in der Literatur zuhauf findet? Ein Frauenschicksal, wie es jahrhundertelang Realität war, einmal mehr literarisch verbrämt und überhöht? Mitnichten! Der Clou dieser Ballade ist natürlich, dass das Veilchen ein Mann ist – schließlich ist es »eine junge Schäferin«, die mit »leichtem Schritt und munterm Sinn« daherkommt und vom Veilchen als »Liebchen« benannt wird, der »Busen« hat hier also eindeutig weibliche Qualität. Goethe stellt sämtliche Erwartungen auf den Kopf: Nicht nur, dass hinter Blümchenmetaphorik Begehren und Tod lauern, auch das übliche Geschlechterverhältnis ist ins Gegenteil verkehrt. (Siehe: http://www.nja.ch/images/Veilchen.pdf.)
Natürlich sahen wir das völlig anders. Der schönen Erkenntnis, dass »der Busen eindeutig weibliche Qualität hat«, stimmten wir fräudig zu, aber dass ausgerechnet das »herzige Veilchen« ein Mann sein soll, nur weil es die junge Schäferin anhimmelt, ist doch wohl mehr als verschroben.
Hier nun die korrekte Interpretation des Gedichts, abgesegnet von drei Lehrerinnen, Berit, Angelika und mir (interessante Gedanken hatte nicht nur Pascal): Das Veilchen ist ein Mädchen, das für die junge Schäferin schwärmt und von ihr abgepflückt werden möchte, damit es an ihrem Busen ruhen und matt gedrückt, um nicht zu sagen plattgedrückt werden kann – eine todessüchtige, rührende und ziemlich pubertäre Vorstellung. Zwar glaubt es durch den »Tritt« (die Nichtbeachtung) der Schäferin zu sterben, aber davon wird es sich erholen, schließlich ging diese »mit leichtem Schritt«. Richtig tödlich wäre es geworden, wenn die Schäferin den schwärmerischen Wunsch des Veilchens erfüllt und es abgepflückt hätte – wie einst der wilde Knabe das arme Heideröslein.
Lehrer Schill aber macht lieber ein Veilchen zum Manne, als die Liebe eines Mädchens zu einer Frau oder einem Mädchen (»das Mädchen kam«) in Betracht zu ziehen. Dabei kommt sie doch an Schulen dauernd vor: Schülerinnen schwärmen für ihre Lehrerinnen und Mitschülerinnen und würden nur zu gerne »an ihrem Busen matt gedrückt«. Wir drei Lehrerinnen und ehemaligen Schülerinnen können ein Lied davon singen!
Bei Lehrer Schill haben solche Mädchen keine Chance zu einer Spiegelung ihrer Gefühle durch unseren Dichterfürsten und im Unterrichtsgespräch. Er bleibt lieber bei seinem heteronormativen Modell, das doch an unseren Schulen nun allmählich genug Schaden angerichtet hat.
Wir hoffen, ihm mit Goethes Hilfe einen möglichen Ausweg aus der schulischen und sonstigen Misere aufgezeigt zu haben.
April 2010

Gute Menschen und hinterhältige Personen

Es ist schon eine Weile her, da fiel mein Blick auf ein kleines Buch in Joeys Regal. The Good Woman of Setzuan, by Bertolt Brecht, las ich und war platt. Selbstverständlich hatte ich mir unter der Titelfigur von Der gute Mensch von Sezuan immer einen Mann vorgestellt, und da ich das Buch nie gelesen und das Stück nie gesehen hatte, wurde mir mein Fehler auch nie bewusst.
Das Stück variiert die alte Geschichte von Sodom und Gomorrha: Die beiden Städte sind so verdorben, dass Gott sie vom Erdboden tilgen will, es sei denn, es finden sich 50 Gerechte. Er lässt sich von Abraham herunterhandeln auf 10 Gerechte, aber auch die finden sich natürlich nicht. Nur einer, Lot, wird schließlich als gerecht befunden, weil er den Engeln in Tarnkleidung, die als Gutmenschtester angereist sind, Obdach gewährt.
Frauen haben bei dieser Aufgabenstellung keine Chance, sich als »gerecht« zu erweisen, denn sie sind nicht die Hausherren und können somit fremden Männern nicht einfach so Obdach gewähren.
Aber da sie zur Familie gehören, sollen auch Lots Frau und seine Töchter errettet werden. Zuvor hat aber Lot, der Gerechte, seine Töchter einer Horde Brutalos, die vor seinem Haus herumpöbeln, zur Besänftigung angeboten:
Ach liebe Brüder, tut nicht so übel. Siehe, ich habe zwei Töchter, die haben noch keinen Mann erkannt. Die will ich herausgeben unter euch, und tut mit ihnen, was euch gefällt; allein diesen Männern tut nichts, denn darum sind sie unter den Schatten meines Daches eingegangen. (1. Mose 19,7 f.).
Klare Sache: Eine Religion mit derartig guten Menschen ist nichts für Frauen.
Auch in Brechts Stück Der gute Mensch von Sezuan sind drei Männer (Götter in Verkleidung) unterwegs, »um in einer von Egoismus geprägten Gesellschaft gute Menschen zu finden, was sich als unmöglich erweist«, wie ich aus Wikipedia entnehme (ich habe das Werk immer noch nicht gelesen). Niemand will ihnen Unterschlupf gewähren, bis sich schließlich die arme Prostituierte Shen Te erbarmt und ihnen ein Nachtquartier bietet, wofür sie reich belohnt wird.
Wir lernen aus diesen beiden Geschichten, dass Frauen bei der Suche nach guten und gerechten Menschen eigentlich nicht ins Blickfeld rücken, nicht vorgesehen sind, dass sie aber manchmal – Überraschung! – doch das Rennen machen und sich als einzig verbleibende Würdige erweisen. Diese Überraschung verpufft in der englischen Fassung The Good Woman of Setzuan, weil sie gleich im Titel schon preisgegeben wird – werden muss, denn The Good Man of Setzuan schließt die Lesart »Frau« gänzlich aus, dabei haben wir doch im Englischunterricht gelernt, »man« bedeute »Mensch«.
Die Männersprache stellt sich halt manchmal auch Männern in den Weg und erzwingt faule Kompromisse.
Zum Beispiel lässt sich der einfache deutsche Satz »Sie ist ein netter Mensch« nicht ohne weiteres ins Englische übersetzen: »She is a nice man« geht nicht; es muss stattdessen heißen: »She is a nice person.«
Es ist interessant zu untersuchen, wann wir von »Menschen« und wann von »Personen« sprechen. Personen sind diejenigen Einheiten, die je nach Gewicht und Ausdehnung in Räume und technische Geräte passen, z. B. fasst ein Theater bis zu 500 Personen, ein Fahrstuhl 6 Personen und ein Personenkraftwagen 4-5 Personen; auf die Personenwaage passt genau eine Person.
Auch wenn es nur um die Anzahl von Menschen geht oder um Rollen, reden wir von Personen: Ein Fünf-Personen-Haushalt und ein Drei-Personen-Stück.
»Eine schreckliche Person ist das!«, hören wir oder »So eine unverschämte, hinterhältige Person!«. Noch wissen wir ihr Geschlecht nicht hundertprozentig, aber fast immer ist eine Frau gemeint.
»Menschen« sind etwas Besseres als »Personen«, bei ihnen geht es mehr um das rein Menschliche als um Anzahl, Ausdehnung oder Gewicht. Deshalb gibt es zwar »gute Menschen« aber kaum »gute Personen«.
»Bei dem Flugzeugunglück kamen 120 Menschen ums Leben«, »das Erdbeben forderte über tausend Menschenleben«. Personenleben? Gibt es gar nicht. »Human« ist der Mensch, »a human being«. Die Menschen in Pakistan brauchen dringend »humanitäre« Hilfe. »Die Personen in Pakistan« – das klänge (merkwürdigerweise) so unpersönlich, dass die Hilfsbereitschaft der Menschen vielleicht noch geringer wäre.
Und da »Mensch« eine so viel würdigere Bezeichnung ist als »Person«, ist es auch kein Wunder, dass wir bei »Der gute Mensch von Sezuan« an einen Mann denken und bei »Was für eine hinterhältige Person!« an eine Frau.
August 2010

Hilde Domin und ihr Bremsklotz

In der letzten Woche habe ich Marion Tauschwitz’ Hilde-Domin-Biographie gelesen, die den vielsagenden Untertitel trägt: »Dass ich sein kann, wie ich bin«.
Das Buch ist inkl. Anhang über 600 Seiten stark – dass ich es trotzdem fast in einem Zug durchlas, liegt einerseits an der Kunst der Biographin, andererseits an dem aufwühlenden Stoff: dem »Jahrhundertleben« der Hilde Domin von 1909 bis 2006. Die Langlebigkeit war auch nötig, möchte frau – nur scheinbar unsinnigerweise – hinzufügen, denn Domin wurde von ihrem tyrannischen Gatten, dem Kunsthistoriker und verhinderten Dichter Erwin Walter Palm, dermaßen ausgebeutet und aktiv behindert, dass sie ihren ersten Gedichtband erst 1959, mit 50 Jahren, veröffentlichen konnte. In dem Alter (falls sie es denn erreichten) hatten andere große deutsche Dichterinnen – Bachmann, Droste, Kolmar – ihr Lebenswerk bereits vollbracht. Sie hatten nicht geheiratet.
Domins Verleger fand, es sei marketingtechnisch ungünstig, ein Erstlingswerk als Fünfzigjährige herauszubringen, deshalb machte mann die Dichterin kurzerhand drei Jahre jünger. Sie wurde dann ja allmählich doch noch berühmt und im Alter immer berühmter, so dass die gewaltigen Ehrungen zu ihren runden Geburtstagen immer einer Frau galten, die in Wirklichkeit schon drei Jahre älter war. Der Irrtum wurde erst zu ihrem 90. Geburtstag aufgeklärt.
Was die Lektüre der Tauschwitz-Biographie so faszinierend, aber auch schwer erträglich macht, ist die Geschichte der 56-jährigen Ehe zwischen Hilde Domin und Erwin Walter Palm, der der Meinung war, seine Ehefra...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titel
  3. Widmung
  4. Impressum
  5. Inhalt
  6. Vorwort
  7. Frauen gemeinsam sind stark
  8. Frauen- und Gleichstellungspolitik
  9. Integration
  10. Komische Ausdrücke
  11. Kunst, Musik und Literatur
  12. Mütter
  13. Social Media
  14. Sport
  15. Tierleben
  16. Weltpolitik
  17. Wenn Frauen eine Reise tun
  18. Verzeichnis der Glossen