Oh Schimmi
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Oh Schimmi

Roman

  1. 204 Seiten
  2. German
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Oh Schimmi

Roman

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Inhaltsverzeichnis
Quellenangaben

Über dieses Buch

Ein Liebesreigen, eine Taugenichts-Geschichte, gemacht aus den Elementen, Bildern und Codes des 21. Jahrhunderts.Wie kann einer sich bloß derart zum Affen machen und so blöd anstellen beim Zappen durchs Fernsehprogramm und auf seinen Wegen durch die Bars und Nagelstudios der Großstadt? Ständig auf der Suche nach der nächsten Liebe, meistens im falschen Moment unterbrochen vom Handyläuten der eigenen Mutter.Teresa Präauer hat ein sexuell aufgeladenes, extrem komisches und brutal hartes Buch geschrieben, das unbedingt laut gelesen werden sollte mit viel buntem Kaugummi im Mund, weil hier Sprache performt und zeigt, dass Anbaggern oder Aufreißen noch immer eine sportliche Disziplin ist, die aus kopulierenden Wörtern gemacht ist."Oh Schimmi" von Teresa Präauer ist das Buch zum von Publikum und Jury enthusiastisch gefeierten Text beim letztjährigen Bachmannwettbewerb, und den Leserinnen und Lesern bleibt nichts anderes übrig, als bei der Lektüre mal ungeduldig, mal kopfschüttelnd, mal lachend "Oh Schimmi!" zu rufen.

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Information

Verlag
Wallstein
Jahr
2016
ISBN
9783835340466

VATER

Enger können Ursache und Wirkung nicht beisammenliegen: Schimmi hat Zindi angerufen, Zindi hat Sam angerufen, Sam hat Schimmi abgeholt.
Und Sam ist gefahren wie der Wind. Ford Windstar, hat er gesagt, damit hätte er den Schimmi noch rascher zu Zindi gebracht, aber wegen der Fahrsicherheit ist der Ranger doch die richtige Wahl gewesen. Was ist nur los mit diesem Äffchen, dass es sich selbst immer wieder in Schwierigkeiten bringt?
Sam hat ihn Äffchen genannt, aber natürlich ist der Schimmi, der während der Fahrt auf dem Rücksitz des Autos dann doch eingeschlafen ist, ein Mensch wie jeder andere. Vielleicht schwieriger, herausfordernder, manchmal unerträglich.
Man tut den Affen auch unrecht, wenn man ihnen menschliche Eigenschaften zuschreiben wollte. Sam sollte das wissen, denn Sam hat als Cowboy viel mit Tieren zu tun. Manche Tiere haben vielleicht besondere Charakterzüge, angeboren, sie sind störrischer oder weniger duldsam, manch eines neigt wohl zu alphatierischem Verhalten. Manch eines frisst den Menschen die Kirsche vom Blue Curaçao, manch eines liest sonntags die internationale Presse, manch eines beansprucht den Platz an der Sonne, direkt am Pool in einem Liegestuhl. Aber mit dem Schimmi? Mit dem Schimmi ist doch keines dieser Tiere zu vergleichen!
Der Sam hat mich also zu Zindi gebracht. Die Zindi hat nicht im Stadtentwicklungsgebiet gewohnt, sondern im Gewerbegebiet in einem Motel. Dort ist der Sam immer wieder, während er sich gleichzeitig ja, außerhalb der Stadt, um seine Tiere hat kümmern müssen, an meinem Bett gesessen, während ich geschlafen habe. Er hat Angst gehabt, ich könnte bewusstlos sein und womöglich ersticken, aber er hat sich doch an Zindis Anweisungen gehalten und weder die Polizei noch die Rettung gerufen, bis ich wieder aufgewacht bin.
»Ruf nickt die Police und nickt die Ambulance, Sam«, hat Zindi Sam eingebläut. »Ick bin sicker, er ist bald besser. Er ist bloß totally hypoglycemic. Wenn er aufwackt, gib ihm die Vitamine.«
Wahrscheinlich bin ich in diesem Moment tatsächlich aufgewacht, die Aussicht auf Fitamine war ja nichts anderes als eine böse Drohung.
»Keine Fitamine!«, habe ich gebrüllt und wollte schon hochspringen. Aber weil mein gesamter Körper geschmerzt hat, als hätten mir die Menschen im XXL das Fleisch aus den Rippen gerissen, hab ich mich nicht aufrichten können. Diese blutrünstige Meute!
»Wo sind meine Ringe?«, habe ich dann gerufen, weil ich gesehen habe, dass sie mir meinen Schmuck abgenommen, mir meine Jungle-Fever-Schuhe ausgezogen und mich in einen von Sams Pyjamas gesteckt haben.
Woher ich weiß, dass es Sams Pyjama gewesen ist? Erstens war er mir viel zu groß, obwohl ich selbst ja ein ausgewachsener Mann gewesen bin, und zweitens hat er viele kleine Lucky Licks aufgedruckt gehabt, in den neuen Tag hineinreitend, nachdem sie sich im Saloon die Nacht mit IPA und Küssen um die Ohren geschlagen haben. Die Lucky Licks am Morgen danach auf ihren Pferden, ja.
»Jim, ruh dich aus«, sagt Sam und will mich beruhigen.
»Wo sind meine Jungle-Fever-Schuhe? Meine Sonnenbrille? Meine Snap Back, Sam?«, schreie ich, jetzt einmal wirklich hysterisch.
»Jim, du bekommst sie wieder. Werd erst mal gesund.«
»Ich bin gesund«, rufe ich empört, »ich-bin-ganz-gesund.«
»Jim«, Sam sagt es so besonnen, »Jim, deine Mutter hat angerufen. Sie und die Mexikanerin kommen dich holen, dann gibt dir Cindy auch deine Sachen wieder.«
»Mutter? Wieso Mutter?«, ich sehe Sam entsetzt an. »Ninni«, sage ich daraufhin sehr bestimmt. »Ninni soll mich abholen.«
»Ninni?«
»En, i, en, en, i. Ninni. Ich will ihre Telefonnummer haben. Ich will sie anrufen. Sam, gib mir mein Telefon zurück.« Ich schlage mit den Fäusten auf die Matratze, wieder und wieder. Ich schlage und trommle und schreie u-u-u. »Niiinnii, rette miiich!«, brülle ich.
Sam wirkt unentschlossen, doch zunehmend genervt. Er kramt endlich mein Mobiltelefon aus seiner Hosentasche und wirft es mir aufs Bett.
»Here you are«, sagt er.
Siebzehntausend versäumte Anrufe der Mutter erscheinen als Mitteilung auf dem Display. Erst um elf Uhr vormittags, nachdem Sam mich frühmorgens abgeholt hat, ist es ihr offenbar aufgefallen, dass ich weder in meinem Zimmer noch vor dem Fernseher sitze.
»Schäm, meine Schuhe und die Telefonnummer von Ninni!«
»Ninni? Ist das deine Freundin, Jim?«, fragt Sam.
»Ist das deine Freundin, Schimm?«, äffe ich Sams Frage nach.
»Wieso hast du ihre Nummer nicht, wenn sie deine Freundin ist?«
»Wieso, wieso, wieso? Ich hab sie nicht. Bei der Schlägerei verloren, gelöscht, was weiß ich.«
Sam versteht halt überhaupt nichts von Kissalität. Er kann nichts dafür, er hat sein Leben auf der Kuhweide und im Nationalpark verbracht. Auch ein wichtiger Job, klar. Einer muss ihn machen. Von der Praxis versteht er was, aber für logicalische Überlegungen ist da nicht viel Zeit gewesen. Und Sam hat zum Ausgleich ja den Thrill des Rodeo gehabt.
»Rufst du jetzt deine Mutter an?«
»Nein«, sage ich. »Nie, nie.«
»Okay«, sagt Sam.
Sam steht jetzt auf und nimmt eine Packung Zett aus Zindis Handtasche. Zindis Zimmer besteht aus dem Bett, in dem ich liege, King Size, einem einfachen Waschbecken an der Wand, einer kleinen Herdplatte auf dem Boden. Außerdem aus zwei Sesseln, mit rotem Plüsch überzogen, abgewetzt, einer ist zu mir ans Bett geschoben, dorthin setzt Sam sich jetzt wieder. Er hält mir die Zett entgegen, ich nehme eine und rauche.
»Was willst du?«, fragt Sam.
»Ich will meine Sachen zurück und damit zu Ninni.«
»Du kannst noch nicht aufstehen, Jim.«
»Ich will Marshmallows und keine Fitamine
»Okay.«
Sam raucht und scheint etwas zu tun, das aussieht wie nachdenken. Ja, ich gehe davon aus, dass er nachdenkt. Bloß denkt er etwas langsamer als ich. Nach einer Pause sagt er: »Jim?«
»Yes?«
»Du weißt, dass ich dein Vater bin?«
»Yes«, sage ich.
»Seit wann weißt du es?«
»Seit ein paar Jahren.«
»Hat deine Mutter mit dir darüber gesprochen?«
»Guadalupe.«
»Die Mexikanerin?«
»Die Reinigungsdame, die ich bezahle.«
»Okay.«
Sam raucht und blickt in die Ferne. Wahrscheinlich denkt er jetzt schon wieder an seine Kühe auf der Weide. Auch die Bäumchen, die er pflegen muss, das Unkraut, das er jäten muss, die Zaunpflöcke, die er in den Boden schlagen muss. Dass mein Manager-Vater ein Verhältnis mit Guadalupe gehabt haben soll? Der dicken Mexikanerin? Mein aestheticaler, erfolgreicher, fallschirmspringender Vater? Schwer vorstellbar. Schwer.
An so etwas Perversialisches denkt Sam jetzt sicherlich nicht. Man braucht Phantasie und sexualistische Erfahrung, um es sich vorstellen zu können: Ob mein Vater oben gelegen ist und Guadalupe unten? Ob er ihren Culo dabei angesehen hat? Ob sie die Lubutins meiner Mutter währenddessen getragen hat?
Ja, das ist sehr wahrscheinlich, dass sie die währenddessen getragen hat. Und dass das erst zu einem Problem geworden ist, als meine Mutter einmal vom Reiten aus der Arena zurückgekommen ist, sich hat duschen wollen nach einem harten Abend im Showbusiness, und dann die beiden, Vater samt Guadalupe, im Badezimmer gesehen hat. Man sagt erwischt, obwohl es weniger mit Wischen als vielmehr mit Saugen zu tun gehabt hat, was Guadalupe mit meinem Vater gemacht hat.
Während der ganzen Zeit, in der meine Mutter danach, später, im Krankenhaus gewesen ist, hat Guadalupe den Haushalt trotzdem niemals nicht vernachlässigt. Und dafür bin ich ihr, als Arbeitgeber, dankbar. Und meine Mutter ist danach und bis heute wohl einfach zu schwach gewesen, um Lupe hinauszuwerfen.
Mein Vater hat zwar nicht wegen Lupe meine Mutter und mich verlassen, auch wenn das kleinste der mexikanischen Niños heute aussieht wie ein Gringo. Denn was hätte einer wie mein Vater mit einer wie Guadalupe auf lange Sicht angefangen? Und meine Mutter ist nich...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titel
  3. Inhalt
  4. Oh no!
  5. Ninni
  6. Mutter
  7. Rodeo
  8. Zindi
  9. Guadalupe
  10. Lilitha
  11. Sam
  12. Vater
  13. Nie, nie
  14. Oh, Schimmi!
  15. Damn, yes!
  16. Impressum