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- 111 Seiten
- German
- ePUB (handyfreundlich)
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eBook - ePub
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Inhaltsverzeichnis
Quellenangaben
Über dieses Buch
In bewegenden Bildern von großer Prägnanz und in einer Sprache, die dem Klang der Dinge angelehnt ist, betrachtet der Autor den Alltag aus der Mitte des Lebens: Phänomene teils in extremer Nahaufnahme, teils aus der Warte dessen, der um die Unterschiede zwischen Wahrnehmen und Begreifen weiß. So finden Geburt und Vergänglichkeit ihren selbstverständlichen Platz. Der Blick auf Kreatur, Werk und Erleben geht über den Einzelnen hinaus und wird Überlieferung.
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Information
Substanzen
für Rutger Kopland
Jedes Ding ist nicht ein Ding, sondern
zum Beispiel ein ehemaliger Hühnerstall,
jetzt das Haus eines Mannes, der brütet
über den Dingen. Alles war uns vertraut
aus den Gedichten – schon bevor wir sie kannten.
Er glaubt nicht an Gott, aber alles,
was er notiert, ist anwesende Abwesenheit.
Als er herzog, schaffte er Ordnung, er verscheuchte
die Hühner, dann kamen Töchter und sie gingen.
»Irgendwo hab ich doch …«, ist seine Devise.
Er verbringt seine Zeit mit Erinnerungen an keinen
Gott, das heißt mit Büchern. »Arbeit spart,
wer Ordnung wahrt«: Sinnspruch auf Emaille,
schief an der Wand. Erzähl das den Hennen,
die es einmal gegeben hat. Erzähl es ihnen
in ihrer ruckenden, scharrenden Art,
dass jedes Ding nicht ein Ding ist,
sondern Eigenart und nichts als Arbeit.
Selbstversorger-Verse
Das Mietshaus ist eingerüstet mit Plane,
für unsere fünf Tomaten auf dem Balkon
das ideale Treibhaus. Viel Aufwand
für ein bisschen Ego. Zur Schlafenszeit
höre ich den Vorbeter der Moschee
von nebenan. Das Wenige, was ich verstehe,
ist die Erkennungsmelodie der Nachrichten
aus der Nachbarwohnung. Langsam begreife
ich die Liebesmühen der Hummel: Bestäubend
flog sie heute gegen das bunte Graffito
an der Hauswand – es zeigt zwei Strichmännchen
und darunter das Wort »Kapitalismus«.
Das eine setzt dem anderen einen Kopfschuss.
1969
Love travels at illegal speed
Ein falscher Befehl an den Computer,
und Erinnerung hat keinen Ort.
Die Mondlandung habe ich vor Augen,
als wäre ich dabei gewesen.
Ich wollte Notizen aus einem Dokument
kopieren, der Verlust
kostet mich eine halbe Nacht.
Der Sommer war heiß
Aldrin und Armstrong schweben noch
immer in Schwarzweiß auf dem Trabanten.
In der Computertechnik wurde
ein magnetischer Speicher erfunden,
der Daten sichert, auch wenn das Gerät
ausgeschaltet wird. Theodor W. Adorno
starb, Otto Dix und Rocky Marciano.
In Vietnam gab es ein Massaker.
Ich erinnere mich an Bilder von Woodstock
und vom Christopher Street Day
aus der Tagesschau.
Heintje war auf Platz eins in Deutschland,
das White Album in England und den USA.
Die halbe Nacht.
Meine Mutter verblutete fast bei der Entbindung.
Der Arzt schickte meinen Vater im Wagen
zur nächsten Klinik. Ich sehe ihn
durch die Zeit rasen, auf dem Beifahrersitz
Konserven, das seltene Blut. Das erste künstliche
Herz wurde damals in Texas eingepflanzt.
Der Patient lebte damit, bis ich drei war.
Happening
Ich fand meine Großmutter in Blut badend
in der Wanne. Beim Zähneputzen mitten
in der Nacht war sie hintenüber g...
Inhaltsverzeichnis
- Mnemosyne
- Recherche
- Aus alten Heften
- Meditation
- Für Solostimmen
- Blindbewerbung
- Deutschlandradio