Woche 1 — Alltagskreativität
1.1 Kochen variieren
An deinem Herd bist du genauso ein König wie jeder Monarch auf seinem Thron.
—Miguel de Cervantes
Kreativität beginnt im Alltag. Bei den grundlegenden Bedürfnissen und Tätigkeiten, zu denen Essen und Trinken gehören. Wir kochen, backen, schneiden und dünsten in der Küche. Danach essen und trinken wir gemeinsam am gedeckten Mittagstisch. Dabei genießen wir das große Privileg der Vielfalt. Wir haben Zugriff auf ein riesengroßes Lebensmittelangebot. Daraus lassen sich unendlich viele Variationen zubereiten.
In den meisten Haushalten gibt es eine überschaubare Anzahl verschiedener Gerichte, die üblicherweise gekocht werden. Das lässt sich einfach erweitern. Beispielsweise durch Gerichte aus der internationalen Küche. Asiatisches Hähnchencurry oder gegrillte Ente eignen sich hervorragend für ein festliches Essen am kommenden Wochenende. Vielleicht hast du auch Lust auf eine regionale Spezialität? Im Ruhrgebiet habe ich den Pfefferpotthast entdeckt. Ein Rindfleischgericht, das eine sieben Jahrhunderte alte Tradition aufweist.
Auch beim sommerlichen Grillen gibt es Variationsmöglichkeiten. Ich liebe Würstchen, war vor kurzem aber überrascht, als bei Freunden ein altes Pfadfinderrezept ausprobiert wurde: gegrillte Banane mit Schokofüllung.
Essen gewinnt übrigens eine komplett andere Bedeutung, wenn sich der Ort verändert. Wie wäre es zur Abwechslung mal wieder mit einem Picknick im Freien? Oder mit japanischem Essen am Wohnzimmerboden? Mit jeder Variation wird deine Kreativität aufs Neue gefordert.
- Denk mal
Welche Lieblingsgerichte hatten deine Großeltern?
- Mach mal
Koche nach einem Rezept aus einem anderen Land. Etwas, das du noch nie ausprobiert hast.
1.2 Einkäufe überdenken
Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung ändern kann.
—Francis Picabia
Einkäufe nehmen viel Zeit in Anspruch. Vor allem alltägliche Besorgungen sind schnell durch Hektik geprägt. Und selten durch Kreativität. Bei Alltagseinkäufen habe ich gute Erfahrungen mit einem selbst erstellten Basisplan gemacht. Darauf steht, welche Lebensmittel regelmäßig benötigt werden. Dadurch wird der Kopf frei von Routine und öffnet sich für Kreativität.
Geh auf Entdeckungsreise! Du könntest einfach mal in einem anderen Supermarkt einkaufen. Und dich dem Neuen bewusst aussetzen. Probiere doch einmal den wöchentlichen Gemüsekistenlieferservice, den es in vielen Städten gibt. Das ist gesund und ökologisch sinnvoll. Und das Verarbeiten der verschiedenen Gemüsesorten erfordert großen Einfallsreichtum.
Einkäufe lassen sich auch gut mit einem Cafébesuch verbinden. Dann steht Beziehung statt Konsum im Mittelpunkt. Wie wäre es mit einem Rollentausch? Eine andere Person sucht für dich aus. So bekommst du ganz neue Varianten und Ideen.
Sehr empfehlenswert finde ich auch den Besuch einer Stadt, in der du noch nie warst. Ein echtes kleines Abenteuer. An fremden Orten kennen wir uns noch nicht aus und unsere kreativen Fähigkeiten sind gefragt. Ein ideales Pflaster für neue Inspirationen.
Zu guter Letzt: Wenn du etwas Neues kaufst, kannst du dafür ein anderes Teil entsorgen. Am besten verschenken. Aus Dankbarkeit über den materiellen Wohlstand, in dem wir leben.
- Denk mal
In welcher Stadt würdest du gerne deinen nächsten Einkaufsbummel machen? Mit wem?
- Mach mal
Suche dir beim nächsten Lebensmittelkauf eine Frucht aus, die du noch nie probiert hast.
1.3 Feste feiern
Ein Leben ohne Feste ist wie eine Reise ohne Gasthaus.
—Demokrit
Jede Familie hat Traditionen. Jede Feierlichkeit greift bewährte Rituale auf. Ist verändernde Kreativität da nicht eher fehl am Platz? Wieso sollte Altbewährtes aufgegeben werden?
Tradition und Kreativität stehen nicht im Widerspruch. Bewährte Rituale sind wichtig und geben Stabilität. Auf der anderen Seite verhindern sie manchmal echtes Leben. Es kommt auf die Mischung an. Vielleicht gibt es eine gute Familientradition, die du wieder aufleben lassen kannst. Wie haben deine Großeltern Weihnachten gefeiert, als sie klein waren?
Vielleicht ist es auch an der Zeit, mutig zu sein und etwas Neues auszuprobieren. Manchmal hilft ein Blick über den Tellerrand: Wie feiern andere Menschen? Was kann ich davon übernehmen? Schön finde ich es, eine Feier unter ein bestimmtes Motto zu stellen. Aus einem Kindergeburtstag wird dann ein Wildwest-Spektakel mit Cowboyhüten, Hamburgern und Countrymusik. Als Stargast wird Lucky Luke eingeladen.
Auch ein Fest ohne besonderen Anlass hat seinen Reiz. Du wolltest dich bestimmt längst schon wieder mal mit einigen Leuten treffen? Dazu könntest du zu Hause ein kleines Wohnzimmerkonzert mit einer Band veranstalten. Irgendjemand von deinen Bekannten macht bestimmt Musik. Oder du lädst zu einem Themenabend mit einer Lesung an den Küchentisch ein. So kannst du das Leben deiner Familie und Freunde kreativ bereichern und sie überraschen. Entdecke deine Feierkultur!
- Denk mal
Welches Fest (Geburtstag, Weihnachten, Hochzeit etc.) steht in Kürze an?
- Mach mal
Überlege dir eine Variation, die das nächste Fest kreativ bereichern könnte. Besprich mit jemandem, wie du es konkret umsetzen könntest.
1.4 Inspirativ erholen
Erholung ist die Würze der Arbeit.
—Plutarch
Freie Zeit ist ein kostbares Gut und ein Privileg, das ich sehr genieße. Es ist Wochenende. Samstagnachmittag. Das entspannte Lesen einer Zeitung motiviert mich, die Welt mit offenen Augen zu betrachten. Nach einem Konzertbesuch am Abend bin ich inspiriert und beglückt zugleich. Den Tagesausklang genieße ich mit einem kleinen Nachtspaziergang.
Wichtig ist dabei neben der Erholung, dass ich daraus Lebensenergie schöpfe. Als Grundlage für eine kreative Lebensgestaltung. Deshalb empfehle ich dir, Ausschau zu halten nach Freizeitaktivitäten, die möglichst zweckfrei sind. Die in erster Linie nicht einem bestimmten Ziel dienen. Die keine Kraft kosten, sondern Freude am Leben wecken. Manche nennen diesen Zustand Muße. Eine äußerst kreative Form der Freizeitgestaltung.
Dazu ein paar Anregungen:
- spielerische Inspiration durch Sport und Gesellschaftsspiele
- geschichtliche Inspiration durch Museumsbesuche oder historische Literatur
- zwischenmenschliche Inspiration durch intensive Gespräche in einem Café
Es lohnt sich, ab und zu auch etwas Neues auszuprobieren. Das schult Fähigkeiten, die bisher untrainiert waren. Zuerst fühlt es sich an, wie für einen Schlittschuhläufer der erste Gang aufs Eis. Später gleitest du wie von selbst. Und jeder neue Schritt hilft dir, auch in anderen Lebensbereichen kreativ zu werden.