Texte zur Handlungsgliederung in Nea und Palliata
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Texte zur Handlungsgliederung in Nea und Palliata

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Über dieses Buch

Dieses Werk stellt die Publikationen des verstorbenen Wiener Klassischen Philologen auf dem Gebiet der Komödienforschung gesammelt zur Diskussion. Durch die Zusammenschau sämtlicher Publikationen, eines Vortrags und bislang nicht gedruckter Strukturpläne zu diesem Thema wird Primmers Suche nach Aufbauprinzipien der griechischen wie der römischen Komödie nachvollziehbar, die als Grundlage für seine unitarisch-analytische Forschung dienen sollte.

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Information

Jahr
2014
ISBN
9783110402360

II. Handlungsgliederung

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Handlungsgliederung in Nea und Palliata:

Dis exapaton und Bacchides194
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Vorbemerkung

Das Manuskript der Untersuchung war abgeschlossen im Oktober 1983; die Sekundärliteratur, die mir erst danach zugänglich wurde, habe ich bei der Korrektur nicht mehr eingearbeitet, weil ich mich durch sie zu keiner Änderung meiner Darlegungen veranlaßt sah, auch nicht durch Alain Blanchard: Essai sur la composition des comédies de Menandre. Paris 1983 (zu den Bacchides: S. 278–293).
Für die Anteilnahme und Hilfe, die das Zustandekommen der Schrift und ihre Publikation begleitet haben, möchte ich wenigstens teilweise öffentlich danken: Konrad Gaiser, Erich Woytek und besonders Walther Kraus für das wissenschaftlich-freundschaftliche Interesse, das sie meiner Arbeit bekundet und bewiesen haben, Dr. Christine Ratkowitsch für ihre Mitarbeit vom Typoskript bis zur Korrektur. Schließlich danke ich der Institution, die die rasche Drucklegung ermöglichte: der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.
Wien, im März 1984
Adolf Primmer

Einleitung

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Gesetzt den Fall, es könnte uns gelingen, analog zu den Baugesetzen der Fuge oder des Sonatensatzes die der Komödie Menanders zu formulieren und dazu noch den Nachweis zu führen, daß auch die Dichter der römischen fabula palliata bestimmte positive Kompositionsregeln befolgten, die ihre Stücke zu in sich gegliederten operetten- oder musicalähnlichen Gebilden eigener Art machten (,Posse mit Gesang‘) – die Kenntnis solcher Gesamtformen und die auf dieser Kenntnis beruhende vergleichende Formanalyse von Nea und Palliata vom jeweils genosspezifischen Gesamtgebilde her müßte der Erforschung der hellenistischen und der römischen Komödie neue fruchtbare Möglichkeiten bieten. Die klassische Philologie, die das antike Lustspiel der literaturwissenschaftlichen Forschung und dem allgemeinen Kulturbewußtsein zugänglich machen und erschließen will, sieht sich ja nicht nur vor die Aufgabe gestellt, einen vorhandenen Fundus von Nea- und Palliatakomödien literarhistorisch und ästhetisch zu erklären und zu würdigen; ihre wissenschaftliche Arbeit ist wesentlich und unausweichlich mitbestimmt von den Gegebenheiten der Überlieferung. Von den Palliatendichtern Plautus und Terenz sind uns 26 Komödien erhalten, die wir besser verstehen würden, könnten wir sie mit den griechischen Originalen vergleichen, deren Bearbeitungen sie sind;195 und aus der Nea kennen wir derzeit aufgrund von Papyrusfunden vollständig ein einziges Stück Menanders – den Dyskolos, seit dem Jahr 1959 – und annähernd vollständig seine Epitrepontes, seit 1907, sowie die Samia, seit 1969 (vier weitere Stücke, Aspis, Misumenos, Perikeiromene und Sikyonios, überblicken wir in größeren Bruchstücken).
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Das bedeutet, da Plautus und Terenz je vier Komödien Menanders bearbeitet haben,196 daß sich unsere Kenntnis der Produktion dieses || bedeutendsten Vertreters der Nea quantitativ annähernd verdoppelt, wenn es uns gelingt, aus den römischen Bearbeitungen die Originale zu rekonstruieren; ferner, daß uns von allen übrigen Dichtern der Nea derzeit insgesamt 18 Stücke nur auf dem Weg solcher Rekonstruktion zugänglich werden. Anderseits wird erst, wenn wir diesen Umweg über die Originale gehen, deutlich sichtbar werden, wie überlegt Plautus nicht nur im einzelnen, sondern auch im Gesamtaufbau seine Stücke umarbeitet und wie variabel und innerhalb der römischen Tradition experimentierfreudig Terenz mit seinen Vorlagen umgeht.
Wenn ich vom Potentialis der halben Utopie inzwischen schon in den Realis der verifizierbaren Hypothese gefallen bin, so hat das seinen Grund darin, daß mir längere Beschäftigung mit dem angedeuteten Fragenkreis die Hoffnung nicht utopisch erscheinen läßt, auf der einen Seite – der griechischen – über Arbeiten wie die von Webster oder Holzberg hinauszukommen, und anderseits glaube ich auch, entgegen der derzeitigen communis opinio197 nachweisen zu können, daß Plautus und Terenz die Handlung ihrer Stücke nicht einfach möglichst pausenlos abrollen ließen, sondern sie in inhaltlich und formal geschlossene Akte gliederten.
Nun wäre unser Ideal der literaturwissenschaftlichen Beweisführung natürlich die vollständige Induktion; ich sollte also z. B. die Regeln der Akt- und Fabelgliederung Menanders an seinen sämtlichen im Original erhaltenen und aus den Bearbeitungen rekonstruierbaren Stücken als allgemeingültig nachweisen. Doch muß ich eingestehen, daß ich in der praktischen Arbeit vom theoretischen Vollständigkeitsideal annähernd soweit entfernt bin wie von der reinen Utopie;198 ich verfüge über soviele Vorarbeiten, daß ich das, was ich im folgenden als Specimen der Gesamtanalyse, die mir vorschwebt, zur Debatte stelle, m. E. mit berechtigter Hoffnung als repräsentativ für die Methoden und Möglichkeiten dieser Strukturanalyse bezeichnen darf.
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Der Leser, der die Möglichkeit vermißt, den erhobenen Anspruch am vollständig dargebotenen Material zu überprüfen, wird gebeten, sich einer anderen Kontrollmöglichkeit zu bedienen. Wären nämlich die im folgenden Abschnitt 1 der vorliegenden Arbeit vorgestellten Strukturregeln und Analysemethoden für Nea und Palliata willkürlich oder dem || Gegenstand nicht angemessen, dann müßte die konkrete Analyse einer Komödie in Abschnitt 2 und 3 beim Ausschreiten des hermeneutischen Zirkels zwischen Gesamtstruktur und Einzelinterpretation zu Fall kommen. Das Exempel, an dem die Analyse durchgeführt wird, die Umformung von Menanders Dis exapaton in die Bacchides des Plautus, bietet ja nicht nur die bislang einzige Möglichkeit, Originaltext und Bearbeitung wenigstens bruchstückhaft zu vergleichen (bekanntlich hat Handley 1968 Fragmente des Dis exapaton publiziert). Der Menanderfund hat seither auch das Interesse der Forschung an den Bacchides neu belebt; und das Bild, das wir durch unsere Betrachtungsweise gewinnen, muß sich im Vergleich und in der Auseinandersetzung mit den Resultaten dieser Forschung als richtig oder falsch erweisen.
Die neueren Arbeiten behandeln teils besonders problematische Abschnitte des Stücks, etwa den fragmentarisch erhaltenen ersten Akt,199 die Szenen in der Mitte des Stücks, die wir jetzt mit Menander vergleichen können,200 die Chrysalus-Intrigen der zweiten Stückhälfte.201 Auch um die Erklärung des Ganzen hat man sich bemüht, und zwar sowohl um die Rekonstruktion des Dis exapaton202 wie um die fortlaufende Interpretation der plautinischen Umarbeitung.203 Aber keine der mir bekannten Arbeiten setzt mit Entschiedenheit bei der Analyse der dramatischen Gesamtstruktur von Dis exapaton und Bacchides an. Um diese vorzubereiten, skizziere ich im ersten Abschnitt der Arbeit meine vorläufigen Ergebnisse zu den Strukturfragen und die Analysemöglichkeiten, die sich aus ihnen ergeben.

1. Strukturfragen

Auszugehen ist, wie ich glaube, von der Tatsache, daß die Handlungsgliederung im Lustspiel der griechischen Nea und im Singspiel der römischen Palliata in der Regel auf grundlegend andere Weise erfolgt. Die wesentlichen Unterschiede sind m. E. die folgenden:
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1.1. In der KOMÖDIE MENANDERS herrscht regelmäßig ein Spannungsverhältnis zwischen der formalen Fünf-Akt-Gliederung und einer dreiteiligen Inhaltsgliederung der Fabel. Und zwar reicht der erste Fabelteil mit dem Handlungsanlauf, die Protasis, bis knapp vor das Ende des zweiten Aktes; der zweite, die Epitasis, die gegenüber der || Protasis die Handlung dramatisch steigert und zum Höhepunkt der Verwirrungen und Verwicklungen führt, reicht von der (den) Schlußszene(n) des zweiten Akts bis mindestens zur Mitte des vierten; der Schlußteil des vierten Akts und der fünfte Akt bringen dann die Lösung, die Katastrophé.204
Ich nehme also an, daß wir in der Nea-Analyse nicht nach je einer einheitlichen dramaturgischen Funktion jedes Akts fragen dürfen (wie zuletzt Alain Blanchard205). Die dramatische Wirkung einer Menanderaufführung beruht, soweit sie von der Ökonomie der Handlung abhängt, vielmehr auf der Interferenz zwischen der fünfteiligen primär formalen Oberflächenstruktur der Akte und der dreiteiligen primär inhaltlich bestimmten Tiefenstruktur der Phasen der Fabel: im einzelnen Akt wird das Interesse des Zuschauers auf den Fortschritt von der einen zur anderen Handlungsphase gelenkt, und der Aktschluß erzeugt Spannung dadurch, daß er das Spiel mitten in einer Handlungsphase unterbricht, so daß sich der Zuschauer während des Chorintermezzos fragt, wie es weitergehen wird.206

1.1.1. Das formale Gliederungssystem der durch
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getrennten fünf Akte war kurz vor den neuen Menanderfunden noch in seiner Existenz und Allgemeingültigkeit bezweifelt worden;207 jetzt...

Inhaltsverzeichnis

  1. Untersuchungen zur antiken Literatur und Geschichte
  2. Titel
  3. Impressum
  4. Inhaltsverzeichnis
  5. Vorwort
  6. I. Prolog und Exposition
  7. II. Handlungsgliederung
  8. III. Nicht im Druck erschienene Materialien
  9. Register
  10. Stellenregister
  11. Biographie em. o. Univ.-Prof. Dr. Adolf Primmer
  12. Adolf Primmer – Schriftenverzeichnis