Korrespondenz Ernst Troeltschs (1894–1904)
dp n="74" folio="LXXIV" ? dp n="75" folio="51" ? Ernst Troeltsch an Paul Siebeck, Verlag J. C. B. Mohr (Paul Siebeck)
24. April 1894; Heidelberg;
Brief, eigenhändig;
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Nachl. 488 (Verlagsarchiv Mohr Siebeck), A 73.
Heidelberg 24 IV 94.
Hochgeehrter Herr!
Anbei beehre ich mich Ihnen mitzuteilen, daß ich von meiner Reise nach Griechenland zurückgekehrt bin u daher Sie nun bitte, die Separatabzüge hierher Gaisbergstr 101a abgehen zu lassen. Zu meinem großen Bedauern ist im Druck eine Störung eingetreten, an der ich mich aber ganz unschuldig weiß, da der vom Herrn Redakteur inkriminirte Satz meiner Ansicht nach ganz harmlos ist u da er insbesondere erst bei der Revision diesen Anstoß gefunden hat. Es war mir von Athen aus nicht möglich, die Anfragen rascher zu beantworten, da von dort nur zwei mal in der Woche Schiffe abgehen. Ich darf somit für die eingetretene Störung alle Verantwortung dem Herrn Redakteur zuweisen, da von meiner Seite alle Correkturen pünktlich vor der Abreise erledigt wurden.
Mit vorzüglicher Hochachtung
Ihr ganz ergebener
Lic. E. Troeltsch.
Paul Siebeck antwortete Troeltsch am 25. April 1894: „Hochgeehrter Herr Professor, für die freundliche Anzeige Ihrer Heimkehr aus Griechenland und Ihrer Wohnung in Heidelberg danke ich bestens. Die Nachsendung eines Revisionsbogens nach Athen hat eigentlich keinen ⌊Aufenthalt⌉ verursacht. Doch ⌊kann auch⌉ ich meine Meinung nicht unterdrücken, daß die Correktur eines so harmlosen Satzes die weite Reise nicht ⌊verlohnt⌉. Wir waren in der Herstellung des 3. Heftes ausnahmsweise früh daran, konnten also den Zeitverlust verschmerzen. Leider hat es aber nun bei dem zweiten Aufsatz des Heftes infolge der Abwesenheit des Verfassers von seinem Wohnort auch eine längere Verzögerung gegeben. Diese Bogen – auf einem ist die letzte Seite Ihres Aufsatzes – sind noch nicht gedruckt. Das Heft wird aber jedenfalls Ende der Woche fertig, ich kann Ihnen die Separata also jedenfalls im Laufe der nächsten Woche liefern. Mit vorzüglicher Hochachtung Ihr ergebenster P. Siebeck.“ Briefdurchschlag, handschriftlich; Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Nachl. 488 (Verlagsarchiv Mohr Siebeck), A Kopier-Bücher Mohr 9, Nr. 30–38, 30.III.1893–21.III.1896, Nr. 33, fol. 112.
dp n="77" folio="53" ? Ernst Troeltsch an Wilhelm Bousset
10. Mai 1894; Heidelberg;
Postkarte nach Göttingen, eigenhändig;
Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, Cod. Ms. W. Bousset 130, 24.
Hdbrg. 10 V 94.
Lieber Freund!
Ich bitte Dich sehr um Entschuldigung daß ich Dir für Deine freundliche Zusendung noch nicht gedankt habe. Ich muß freilich bekennen, daß ich nur geblättert u nur die Resultate nachgesehen habe u daß ich nur wenig von der Sache verstehe. Ich will Dir nur mitteilen, daß sich Holtzmann sehr erfreut über Deine Arbeit geäußert hat. Stange wird inzwischen bei Dir gewesen sein u Dir meine Grüße gebracht haben. Er will ja wohl in die Luthardtsche Nachkommenschaft eintreten. Das wird auch nicht sehr lange dauern. Meine Aufsätze sind nun geschlossen u ein gehöriges Stück Arbeit fertig. Sie werden nur wahrscheinlich sehr wenig beachtet werden, obwohl ich glaube die eigentlich springenden Punkte berührt zu haben. Häring hat sich bereits sehr ablehnend geäußert. Jetzt arbeite ich an meiner Anzeige von Lipsius, die mehr zum Essay werden u den Gegensatz gegen die Ritschli[an]er ziemlich deutlich aussprechen wird, namentlich gegen Herrmann, der Lipsius abscheulich behandelt hat. In den Ferien war ich in Griechenland, eine wundervolle Reise. Hier bin ich noch einsam. Meine Säule ist Bassermann.
Grüße die Freunde.
Dein E Troeltsch.
dp n="79" folio="55" ? Ernst Troeltsch an Gustav Ruprecht, Verlag Vandenhoeck & Ruprecht
7. Juni 1894; Heidelberg;
Brief, eigenhändig;
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Nachl. 494 (Archiv des Verlages Vandenhoeck & Ruprecht), Autorenkorrespondenz.
Hdlbrg 7 Juni 1894.
Sehr geehrter Herr!
Ihr freundliches Schreiben mit seinen Mitteilungen erwiedere ich mit bestem Danke. Meine Bitte um die noch ausstehenden Rezensionen war gar nicht so dringlich gemeint. Es liegt mir gar nicht viel daran, u bloß, wenn sie vorhanden wären, hatte es mich interessirt sie zu sehen. Daß der Abgang ein schlechter ist, wundert mich übrigens in Anbetracht des speziellen Charakters der Schrift nicht.
Wenn Sie ferner auf unser seiner Zeit getroffenes Übereinkommen hinweisen, so kann ich nur sagen, daß es mir zur hohen Ehre gereicht, daß Sie darauf so großes Gewicht legen, u daß ich alles Vertrauen zur Leistungsfähigkeit Ihrer Firma vollständig habe. Ich bin nur nicht in der Lage, vorerst von demselben Gebrauch zu machen, da ich wenig u langsam produzire u überhaupt kein Freund vom Büchermachen bin. Kleinere Sachen werden an Zeitschriften gehen. Im übrigen bin ich durch mein für Siebeck unternommenes Buch vollständig in Anspruch genommen.
Aus diesem Grunde kann ich auch [auf] Ihr Anerbieten bezüglich einer Sozialethik nicht eingehen. Die nächsten vier Jahre werde ich vollauf beschäftigt sein. Ob ich dann bei der ungeheuren Schwierigkeit des Stoffes dieses Thema bearbeiten würde u mir nicht andre Pläne historischer Art näher am Herzen liegen, kann ich nicht sagen. Deshalb scheint es mir besser, wenn Sie für die dem Plane Ihres Unternehmens angemessene Aufgabe gleich jetzt einen anderen u rüstigeren, leichter produzirenden Arbeiter gewinnen.
Über meine Pläne u Absichten kann ich Ihnen nichts mitteilen, da ich selbst nichts bestimmtes weiß. Mir schwebt verschiedenes vor, darunter allerdings vielleicht auch eine Ethik nur in ganz anderem Sinne als die von Ihnen geplante; Aber das sind alles Schatten u Träume, über die jetzt noch nichts bestimmt werden kann.
In ausgezeichneter Hochachtung
Ihr ganz ergebener
Lic Troeltsch
dp n="81" folio="57" ? Ernst Troeltsch an Wilhelm Bousset
12. Oktober 1894; Heidelberg;
Brief, eigenhändig;
Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, Cod. Ms. W. Bousset 130, 25.
Hdlbrg 12 X 94.
Lieber Freund!
Ich bin Dir nun schon ziemlich lange Zeit her einen Brief schuldig u habe das in den Ferien, wo ich Zeit gehabt hätte, leider verbummelt. Nun will [ich] vor Semesterbeginn schnell noch meiner Pflicht mich erinnern, ehe Geschäfte u Zerstreuungen mich definitiv daran verhindern.
Zunächst danke ich Dir herzlich für die Ausführlichkeit Deines letzten Schreibens. Es wäre in der Tat ganz gut, wenn wir uns daran gewöhnten, die Berührung aufrecht zu erhalten. Man hat doch immer viel davon, u wenn Du Dich in ähnlicher Weise über meine Briefe freust wie ich über die Deinen u überhaupt über jeden die Aufrechterhaltung alter Freundschaften bezeugenden Brief, dann wirst Du den gleichen Wunsch empfinden. Bei aller Bereicherung der Beziehungen, die man im Laufe der Zeit erfährt, gewährt doch die treue Festhaltung der älteren, in der noch frischen u empfänglichen Studienzeit geschlossenen, eine besondere Befriedigung. Ich habe neulich bei meinem Umzug einige Bündel alter Briefe aus meiner Studentenzeit in die Hände bekommen u durchblättert, darunter natürlich auch eine ganze Reihe von Dir, u wenn ich mich auch bei der lebhaften Erinnerung meiner früheren Verworrenheit, in der Sentimentalität u Wildheit ...